Eine eigenartige Ameisenwoche! Ich entdeckte in der Arena der älteren Kolonie einen Futterrest, der mir nach der
Gaster einer
Königin aussah - da war der Schreck natürlich groß.
- Eine Gaster? Daneben der ausgefressene Kopf einer Stubenfliege
Insbesondere der umlaufende Silberstreifen erinnerte mich sehr stark an Bilder, die ich von Lasiusgynen gesehen habe. Darüber hinaus wurde mir klar, daß ich die
Gyne auch auf dem letzten Aufnahmen aus dem Nest nicht ausmachen konnte. Ich machte Aufnahmen aus dem Nest, doch waren diese von zu schlechter Qualität, als daß ich daraus Vorhandensein oder Abwesenheit der
Gyne sicher ableiten wollten: das Glas des Reagenzglases war einfach zu verschmutzt. Lediglich konnte ich Futterreste vor dem Nest sehen, die mir vorher nicht aufgefallen waren.
- Hat jemand meine Königin gesehen?
Die Geschwindigkeit von Lasius niger ist wirklich beeindruckend, denn sofort hatte ich ein, zwei Arbeiterinnen auf Pinzette und Hand, als ich die Reste vorsichtig auf dem Nesteingang herausfischte. Eine tote
Gyne war es nicht.
Also ließ ich mich zu extremen Maßnahmen hinreißen, weil ich es wissen wollte.
Ich verstopfte das Nest mit etwas Watte und entnahm es vorsichtig der Arena, um es besser betrachten zu können.
Es gab natürlich einen gewaltigen Aufruhr! Mindestens eine Arbeiterin ist dabei aus dem Formikarium gefallen.
Aber trotzdem konnte ich keine
Königin erkennen. Der Eingriff war aber so bedeutsam, daß die Kolonie in das andere Nest umgezogen ist - das ist wenigstens ein erfreuliches Ergebnis der unschönen Maßnahme. Leider war es zu der Zeit bereits spät und mir war dann nicht klar, daß ein Umzug stattfinden sollte, denn sonst hätte ich das Geschehen noch länger beobachtet.
Bis heute weiß ich nicht, ob die
Gyne lebt oder nicht. Die Größe des Futterreste spricht, nach Wiedererlangung von etwas Besonnenheit, eher gegen eine
Gaster.
Ein paar Tage danach begrüßte mich eine größere Menge - etwa 10 bis 20 - an Arbeiterinnen in dem angeschlossenen kleineren Teil der Arena. Sie liefen aufgeregt umher. Glücklicherweise hatte ich den Tag zuvor das Paraffin erneuert. So ein Verhalten habe ich noch nie vorher gesehen.
Ich hatte sie am Morgen des vorherigen Tages mit Futter und Wasser versorgt, und ihnen auch eine ganze Fliege zu Fressen gegeben, die ich auch noch sehen konnte, sodaß großer Hunger meiner Einschätzung nach nicht der Grund sein konnte.
Eigentümlich erschien mir, daß sie sich an der Wand der Box zu drängen schienen, die dem Fenster zugewandt war, so, als wollten sie zum Licht.
Trotzdem, und weil mir nichts besseres einfiel, habe ich ihnen noch einen Brummer angeboten. Wie ich es auch noch nie zuvor in dieser Form bei ihnen gesehen hatte, stürzten sie sich in großer Zahl gierig(?)auf das Futter.
Folglich dürften sie doch großen Hunger auf Proteine gehabt haben, obgleich ihnen dieses in Form einer Fliege zur Verfügung stand. Und selbst wenn sie die Fliege verschmäht haben sollten, weil mit ihr vielleicht etwas nicht in Ordnung gwesen sein sollte, dann bleibt mir ihr Verhalten trotzdem rätselhaft, weil sie zur Zeit kaum Mangel an Proteinfutter haben dürften, da sie fast täglich eine Fliege, Brummer o.ä erhalten.
Noch immer sammeln sich viele leere Kokons an. Darauf, und den Appetit auf Proteine, möchte ich meine Hoffnung für die Lebendigkeit der
Gyne gründen.