Da die Arbeiterin nun einmal tot war, wollte ich sie mir wenigstens später etwas genauer ansehen, weshalb ich den Kadaver auf einem Stückchen Papier deponierte. Als ich sie nach etwa eine halbe Stunde wieder in Augenschein nehmen wollte, fiel mir auf, daß sie nicht mehr dort lag, wo ich sie abgelegt hatte. Ein Blick durch die Lupe bewies mir, daß sie noch lebte und mit dem Fühlern fühlerte. Nachdem ich sie zurück in die Arena gelegt habe,scheint sie sich vollständig erholt zu haben.
Das bestätigt die schon öfter gelesene Beobachtung, daß ins Wasser gefallenen Ameisen gute Überlebenschancen haben.
Aktueller Eintrag:
Die jüngere Kolonie wird nun nicht mehr von mir gehalten. Ärgerlich war, daß das RG, in dem ich die Ameisen verschickt hatte, während des Transports beschädigt wurde. Glücklicherweise war es trotzdem noch immer ausreichend fest verschlossen, sodaß es zu keinen Verlusten kam.
Jetzt gibt es nur noch eine Kolonie, und ich bin mir nicht einmal ganz sicher, ob ihre
Nachdem ich die Arena der jüngeren Kolonie geräumt hatte, bemerkte ich, daß zwei Arbeiterinnen hier geblieben waren. Ohne große Überzeugung wollte ich versuchen, ob sie von der verbliebenen Kolonie adoptiert würden. Aber aufgrund früherer Beobachtungen, bei denen ich mir aber nie sicher war, ob ich wirklich eine fremde Ameise zu einer Kolonie gesetzt habe, hatte ich den Eindruck gewonnen, daß dies möglich ist.
Die fremde Arbeiterin wurde sehr schnell bemerkt. Sie rollte sich eng zusammen und wurde von einer Arbeiterin zum Nest transportiert. Da dies nicht sehr feindselig wirkte, sah es danach aus, daß eine vielleicht eine erfolgreiche Adoption bevorstünde. Aber der fremden Arbeiterin schien es nicht im fremden Nest zu gefallen, denn nur eine kurze Zeit später bildete sich ein Schwarm von Arbeiterinnen vor dem Nest, der die offensichtlich fremde Ameise bedrängte und angriff. Spitze Schreie: "Tötet die Fremde! Ahu!" habe ich auch leis' gehört. Sie hatte keine Chance.
Eine Partei welcher Richtung meine Ameisen wählen würden, wenn sie dürften, wäre wohl klar. Erschütternd; erschütternd, daß es Menschen gibt, die wie Ameisen denken.
Die zweite fremde Arbeiterin ist in einem Zuckerwassertropfen ertrunken. Da solche Unfälle bei mir bisher sehr selten vorgekommen sind, wandelt sich die Vermutung zur sicheren Gewissheit, daß es sich um einen Freitod gehandelt haben muß. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Der Leichnam wurde auch an die andere Kolonie verfüttert - 'Mmh, lecker: kandierte Artgenossin!' dürfte sich die eine oder andere gedacht haben.
Es bleibt die Frage, weshalb die fremde Ameisen überhaupt ins Nest geschleppt wurde, wenn sie als Feindin angesehen wurde, die also
Und noch eine Paradigmenwechsel herbeiführende Beobachtung: bisher hatte ich immer angenommen, daß ein Strohhalm als Nestzugang die Ameisen nicht völlig zufrieden stellt, weil sie es oftmals nicht schaffen ein Futtertier hindurch ins Nest zu schleppen, sodaß es nur so weit es geht in den Eingang gestopft oder am Eingang abgelegt wird. In der Natur könnten sie den Eingang wahrscheinlich nach Bedarf vergrößern und wieder verkleinern. Nun aber in dieser Saison leben sie notgedrungen in einem ganz offenen Reagenzglas, sodaß die Öffnung für allerlei leckere Kadaver mehr als groß genug ist, und trotzdem werden die Futtertiere nicht ganz ins Glas transportiert, sondern am Eingang abgelegt.
Fazit: alles halb so schlimm.
P.S. Immer wieder ist es lustig anzusehen, wie eine Arbeiterin ein - totes - Futtertier förmlich anspringt, wenn es darüber stolpert.