Camponotus barbaricus und die Proteine

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
BenVape
Halter
Offline
Beiträge: 121
Registriert: 2. August 2018, 22:24
Hat sich bedankt: 51 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal

#1 Camponotus barbaricus und die Proteine

Beitrag von BenVape » 6. April 2019, 20:13

Moinsen :)

Seit ein paar Wochen habe ich eine neue Kolonie Camponotus barbaricus.
Auf eine Idee hin von Serafine hab ich mir die Art mal genauer angeschaut, Rücksprache mit myants gehalten und eine kleine Kolonie dieser Spezies bestellt.
Angekommen ist eine kleine Kolonie mit Königin plus 4 und ein wenig Brut (ein paar Eier und zwei od. 3 noch sehr kleinen Larven).
Alle fit und munter, die Königin eine sehr imposante Erscheinung. Groß und gut genährt, das macht Hoffnung. :)
Also alles soweit ganz gut.

Aber.....
Die von mir alle anderthalb bis zwei Tage angebotenen Fruchtfliegen (Drosophila hydei, also die großen schwarzen), werden partout nicht angenommen.
Die Fliegen sind lebend eingefroren worden, meine Messor barbarus nehmen Fliegen aus genau dieser Gefrierdose sehr sehr gerne an.
Mehr noch, seit ein paar Tagen trauen sich ab und an mal eine oder zwei aus ihrem Nest und lassen sich von mir beim Fressen nicht (mehr) stören.
Dabei hab ich beobachtet dass sie die Fliegen sehr schnell finden, aber schlagartig zurückschrecken.
Fast so als hätten sie Angst vor diesen toten Fliegen......

Kann mir das mal jemand erklären....? :confused: :confused:



Benutzeravatar
Serafine

User des Monats September 2017
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 2399
Registriert: 1. März 2017, 16:07
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 456 Mal
Danksagung erhalten: 1663 Mal

#2 Re: Camponotus barbaricus und die Proteine

Beitrag von Serafine » 7. April 2019, 01:05

Meine C. barbaricus werfen Fruchtfliegen aus dem Zoohandel auch immer direkt auf den Müll (vermute das liegt an dem Hefepilz der im Zuchtbehälter ist und damit natürlich auch auf den Fruchtfliegen selbst). Angenommen wurden nur welche von der wilden Kolonie, die sich zeitweise in meiner Küche eingenistet hatte (im Biomüllbeutel).

Goldfliegen, sowie kleine Grillen, Heuschrecken und Schaben werden gerne angenommen. Besonders gegehrt sind Fliegen (kann man mit elektrischer Fliegenklatsche jagen) und kleine bis mittelgroße Spinnen (alles was man im und ums Haus finden kann). Gerade so eine kleine Kolonie kann man auch erstmal leicht mit Wildfängen durchfüttern.
Frisches Futter ist zu empfehlen, gefroren geht (verfüttere das meiste frisch, nur Spinnen friere ich über Nacht ein), abgekocht/überbrüht mögen sie in der Regel garnicht.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Serafine für den Beitrag:
BenVape



Eskapist
Einsteiger
Offline
Beiträge: 95
Registriert: 25. Juni 2018, 10:16
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 59 Mal

#3 Re: Camponotus barbaricus und die Proteine

Beitrag von Eskapist » 7. April 2019, 12:31

BenVape hat geschrieben:Dabei hab ich beobachtet dass sie die Fliegen sehr schnell finden, aber schlagartig zurückschrecken.
Fast so als hätten sie Angst vor diesen toten Fliegen......

Kann mir das mal jemand erklären....? :confused: :confused:

Vielleicht gattungsspezifisch, meine Ligniperda-starterkolonie schienen sich auch regelrecht zu ekeln vor (gezüchteten) Drosophila.

Was geholfen hat:

> Spaghetti frutti di mare kochen bei geöffnetem Küchenfenster
> Elektrische Fliegenklatsche bereithalten
> Goldfliege fangen
> Panzer zerquetschen, bis Innerei und Flugmuskelfleisch hervorquillt
> rein werfen in die Arena

bon appetit!

:D



BenVape
Halter
Offline
Beiträge: 121
Registriert: 2. August 2018, 22:24
Hat sich bedankt: 51 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal

#4 Re: Camponotus barbaricus und die Proteine

Beitrag von BenVape » 8. April 2019, 09:11

Also, das mit dem Hefepilz klingt plausibel.
Allerdings, Hefepilze (bzw. deren Sporen) schwirren überall rum, sind auch auf menschlicher Haut zu finden (Schuppen werden z.B. oft von Hefepilzen ausgelöst), etc.
Also kann man davon ausgehen dass eine wilde Kolonie C. barbaricus meist auch nur tote Insekten findet die mehr oder weniger mit Hefepilzen "kontaminiert" sind.
Und wenn man halt als Kolonie recht dringend Proteine braucht, weiß nicht ob man dann wirklich gar so wählerisch sein kann.....

Zumal, meine Campos entsorgen die Fliegen nicht mal.
Das läuft in etwa so ab:
Den altbekannten 4x10mm Napf vom Antstore erkunden.
Kohlehydrate (mit Invertzuckersirup verdünnter Honig), ok, nice.
Leerer Napf, ok.
Fühlerspitze berührt flüchtig eine der toten Fliegen im anderen Napf - SCHEISSE, WAS IST DAS DENN?!? WEG HIER!!!!
Die werden nicht mal wirklich begutachtet, die Arbeiterin macht sofort nen Satz rückwärts, dreht sich um und macht nen großen Bogen um den Napf mit den Fliegen.
Werden dann auch nicht weiter beachtet, sondern großräumig gemieden.
Keine Ahnung ob man in der halben Sekunde Fühlerkontakt wirklich groß was feststellen kann......

Ich geb ihnen halt seit ein paar Tagen den altbekannten Brei aus Insektenpulver (PI vom Antstore) mit bisschen Wasser, und bei jeder zweiten Fütterung als Abwechslung dieses flüssige Katzenfutter (Crystal Soup).
In der Bude hab ich keine Insekten od. Spinnen, alles mit Fliegengittern abgesichert.
Und wenn ich draußen auf die Jagd geh, ist die Wahrscheinlichkeit hoch dass sich die potenzielle Beute angesichts der Bemühungen eher totlacht.



Benutzeravatar
Serafine

User des Monats September 2017
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 2399
Registriert: 1. März 2017, 16:07
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 456 Mal
Danksagung erhalten: 1663 Mal

#5 Re: Camponotus barbaricus und die Proteine

Beitrag von Serafine » 8. April 2019, 11:37

BenVape hat geschrieben:Also, das mit dem Hefepilz klingt plausibel.
Allerdings, Hefepilze (bzw. deren Sporen) schwirren überall rum, sind auch auf menschlicher Haut zu finden (Schuppen werden z.B. oft von Hefepilzen ausgelöst), etc.
Also kann man davon ausgehen dass eine wilde Kolonie C. barbaricus meist auch nur tote Insekten findet die mehr oder weniger mit Hefepilzen "kontaminiert" sind.
Und wenn man halt als Kolonie recht dringend Proteine braucht, weiß nicht ob man dann wirklich gar so wählerisch sein kann.....

Zwischen "ein paar Sporen auf der Außenhülle" und "ist quasi mit dem Zeug überzogen" dürfte doch ein quantitativer Unterschied liegen. Die Fruchtfliegen in diesen Zuchtbehältern schwimmen ja quasi in Pilz und Pilzsporen.

BenVape hat geschrieben:Zumal, meine Campos entsorgen die Fliegen nicht mal.

Naja, bei mir liegen sie halt im Weg. Wenn ein paar Tausend Ameisen durch die Arena wandern ist das was anderes als mit einem halben Dutzend. Als die Kolonie noch klein war wurden die bei mir auch ignoriert, nur als ich ihnen mal welche in das RG geschoben hatte wurden die sofort nach draußen getragen.

BenVape hat geschrieben:Keine Ahnung ob man in der halben Sekunde Fühlerkontakt wirklich groß was feststellen kann......

Fühler sind das primäre Wahrnehmungsorgan der meisten Ameisen und mit Sinneszellen geradezu überladen, klar können die sowas feststellen.

BenVape hat geschrieben:Ich geb ihnen halt seit ein paar Tagen den altbekannten Brei aus Insektenpulver (PI vom Antstore) mit bisschen Wasser, und bei jeder zweiten Fütterung als Abwechslung dieses flüssige Katzenfutter (Crystal Soup).
In der Bude hab ich keine Insekten od. Spinnen, alles mit Fliegengittern abgesichert.
Und wenn ich draußen auf die Jagd geh, ist die Wahrscheinlichkeit hoch dass sich die potenzielle Beute angesichts der Bemühungen eher totlacht.

Bei Katzenfutter kannst du auch ein bisschen durchtesten, generell gehen Sorten mit Thunfisch, Schrimps und Calamari ziemlich gut, hatte aber auch schon Sorten mit Rind und Huhn die angenommen wurden.

Spinnen lassen sich draußen eigentlich ganz gut fangen, gerade alles was ein Netz webt lässt sich mit etwas Übung reicht leicht in ein kleines Gläschen bugsieren. Und wenns was vom Zooladen sein soll würde ich Mittelmeergrillen (mini oder klein) empfehlen, deren Panzer ist weitaus weicher als der von Heimchen und Steppengrillen. Später gehen dann auch größere Grillen und kleine Wüstenheuschrecken, sowie kleine Dubais.



Eskapist
Einsteiger
Offline
Beiträge: 95
Registriert: 25. Juni 2018, 10:16
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 59 Mal

#6 Re: Camponotus barbaricus und die Proteine

Beitrag von Eskapist » 8. April 2019, 16:31

Serafine hat geschrieben:Und wenns was vom Zooladen sein soll würde ich Mittelmeergrillen (mini oder klein) empfehlen, deren Panzer ist weitaus weicher als der von Heimchen und Steppengrillen. Später gehen dann auch größere Grillen und kleine Wüstenheuschrecken, sowie kleine Dubais.
Wtf sind Dubais? Google sagt: vereinigte Emirate...
:confused:
Gehen Campos lieber an (tiefgefroren gelagerte) Schokoschaben oder (tiefgefroren gelagerte) Heimchen bzw.Grillen oder ist das in ungefähr beides gleich attraktiv und nahrhaft für die Damen? Zeitweise wurden Schokos ja massiv gehypt...
Zurecht?



Benutzeravatar
Serafine

User des Monats September 2017
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 2399
Registriert: 1. März 2017, 16:07
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 456 Mal
Danksagung erhalten: 1663 Mal

#7 Re: Camponotus barbaricus und die Proteine

Beitrag von Serafine » 9. April 2019, 01:49

https://en.wikipedia.org/wiki/Blaptica_dubia

Schokoschaben hab ich noch nie probiert, nur Dubias. Mittelmeergrillen und Goldfliegen sind bei meinen sehr beliebt (Stubenfliegen eher weniger). Heimchen mögen sie auch, aber das sind halt sechsbeinige Panzer, lebend gefüttert dauert das schonmal ne halbe Stunde bis sie die erlegt haben - gefroren serviert würde ich die zumindest aufschneiden, solange sie noch keine großen Majore haben. Auch sehr beliebt sind Wachsmottenlarven (aber nur als Zusatzfutter, als Hauptfutter dürften die sich nicht so gut eignen).
Würde auch mal sagen, es gibt nicht das perfekte Futtertier, die Abwechslung machts.



Eskapist
Einsteiger
Offline
Beiträge: 95
Registriert: 25. Juni 2018, 10:16
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 59 Mal

#8 Re: Camponotus barbaricus und die Proteine

Beitrag von Eskapist » 9. April 2019, 18:12

Serafine hat geschrieben:die Abwechslung machts.

Das habe ich befürchtet...seufz.

Ps.: Dachte aber immer bei den heller eingefärbten, zart zirpenden "Heimchen" sei auch die Chitinhülle zarter als bei den sehr laut und schrill stridulierenden, dunkleren "Mittelmeergrillen"...



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Europäische Ameisenarten & Allgemeines“