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Camponotus herculeanus ohne Temperaturabsenkung im Winter ?

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Maddio

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#9 Re: Camponotus herculeanus ohne Temperaturabsenkung im Winte

Beitrag von Maddio » 14. August 2019, 22:08

Safiriel hat geschrieben:Noch ein kleiner Denkanstoß: Wenn Camponotus herculeanus angeblich ihre Winterruhe eigenständig und ohne Temperaturabsenkung durchführen können - warum kommen sie dann in warmen Gefilden nicht vor?


Woher nimmst du die Information, dass sie in warmen Gefilden nicht vorkommen? Vergleiche dazu die Verbreitungskarte von Camponotus herculeanus:

https://antmaps.org/?mode=species&species=Camponotus.herculeanus

Die Art gehört zwar mit zu den Arten die es am weitesten nördlich von allen schaffen, aber es gibt auch Funde in warmen Gegenden, z.B. New Mexico und dem Baskenland. Manche der Funde wie z.B. die in der Türkei finde ich zwar auch schwer zu glauben, aber wir hatten diese Diskussion erst kürzlich (bin grade zu faul sie rauszusuchen, war im Thema "nördlichste Ameisenart"), mit dem Ergebnis, dass ein Myrmekologe zumindest die Funde in New Mexico (!) bestätigt hat, was doch ziemlich erstaunlich ist und einiges über die Anpassungsfähigkeit dieser Art aussagt.

Jetzt ist aber die Frage, inwieweit die Anpassung von C. herculeanus an die Extremstandorte (sowohl die extrem weit nördlichen als auch südlichen) nur bei lokalen Populationen gegeben ist.

Soll heißen mit einer Königin aus den warmen Gegenden ist die Idee von Bachdalf überhaupt nicht zu verurteilen, im Gegenteil, es macht sogar mehr Sinn solche Königinnen dann eher warm als kalt zu überwintern.

Nur bei der Umsetzung sehe ich ziemlich schwarz, es dürfte sehr schwierig sein, eine Königin von den ungewöhnlich warmen Standorten zu bekommen, weil dort die Population der Tiere vermutlich eher übersichtlich sein dürfte.

Das bringt mich auch zu der Empfehlung, weitere Arten in die Ãœberlegungen mit einzubeziehen.

LG Maddio
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#10 Re: Camponotus herculeanus ohne Temperaturabsenkung im Winte

Beitrag von Erne » 16. August 2019, 21:10

So wie ich Bachdalf verstanden habe, will er eine einheimische Art halten, wo seine Ãœberlegungen sind, diese ohne Winterruhe zu halten.
Jetzt bin ich auf die Camponotus herculeanus gestoßen, die ja ihre Winterruhe unabhängig von externen Faktoren einhalten.

Maddio konkretisiert, wo diese Art vorkommt, wo es sich meiner Erkenntnis entzieht, ob sich nicht klimatische Verhältnisse einstellen, die zu einer Art Winterruhe, von mir aus auch Ruhephase, Anlass geben.

Soweit ich das Anliegen von Bachdaf verstanden habe, bezieht er sich auf einheimischer Herkunft, möglicherweise auch Schweiz, Österreich, Osteuropa, da gibt es Winter.
Korrigiert mich, wenn ich damit falsch liege.

Vielleicht helfen von mir gemachte Beobachtungen bei Camponotus ligniperda, deren Lebensräume sich teilweise mit denen von Camponotus herculeanus überschneiden.
Die ebenfalls einen eigenen endogener Rhythmus haben, der sich in unserer Natur an den Lebensbedingen orientiert, im Winter können diese Ameisen auch nicht aktiv sein.

Aus langjähriger Haltung, auch wenn es dazu keine Dokumentation von mir gibt, das wird nichts.
Ohne richtig kalte Temperaturen, fehlt in Frühjahr der Anreiz um von Winter auf Frühjahr umzustellen.
Erst viel später starten sie wieder durch und das nicht immer mit reichlich Brutaufzucht.
Weiter kommt dazu, dass sie ohne kalte Temperaturen überreichlich aktiv bleiben, mit der Beobachtung, das viele Ameisen sterben.
Konkreter, im Verlauf des Winters sind bezogen auf 1000 Ameisen ca. 150 - 200 gestorben.
Je länger die warme Winterruhe andauert umso mehr nahm die Anzahl der Sterbefälle zu.
Bei kalt überwinterten Völkern waren es im Frühjahr an die 10 auf 1000 Arbeiterinnen bezogen.
Bei größeren Völker ist das sicherlich zu verschmerzen, bei kleinsten Völkern resultierte daraus eine deutliche Entwicklungsverlangsamung.

Grüße Wolfgang



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Maddio

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#11 Re: Camponotus herculeanus ohne Temperaturabsenkung im Winte

Beitrag von Maddio » 17. August 2019, 05:45

Erne hat geschrieben:Camponotus ligniperda wird ein eigener endogener Rhythmus nachgesagt, der sich in unserer Natur an den Lebensbedingen orientiert, im Winter können diese Ameisen auch nicht aktiv sein.


In diesem Thema geht es aber um Camponotus herculeanus und nicht um Camponotus ligniperda. Für die Verbreitungskarte siehe den Link zu Antmaps. Klimadiagramme zu New Mexico lassen sich i.Ü. leicht recherchieren. Möglicherweise bringt es auch Erfolg, die verantwortlichen Myrmekologen zu kontaktieren:

William und Emma Mackay beschreiben C. herculeanus in ihrem Werk Ants of New Mexico, welches unter folgendem Link zu finden ist:
https://www.antwiki.org/wiki/images/c/cf/Newmexicoants.pdf (siehe Seite 283 oben)

Anders lautende Vermutungen bleiben Spekulation, woran ich mich für meinen Teil nicht beteiligen möchte.

Erne hat geschrieben:Aus langjähriger Haltung dieser Art, auch wenn es dazu keine Dokumentosion von mir gibt, das wird nichts.


Was ist eine "Dokumentosion"?


Erne hat geschrieben:So wie ich Bachalf verstanden habe,

Erne hat geschrieben:Soweit ich das Anliegen von Bachaf verstanden habe,

Der Name des Users ist weder Bachalf, noch Bachaf, sondern Bachdalf ;).

LG Maddio
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#12 Re: Camponotus herculeanus ohne Temperaturabsenkung im Winte

Beitrag von Serafine » 17. August 2019, 11:35

Maddio hat geschrieben:In diesem Thema geht es aber um Camponotus herculeanus und nicht um Camponotus ligniperda. Für die Verbreitungskarte siehe den Link zu Antmaps.

Dabei dürfte es sich aber um lokal angepasste Populationen handeln. Lasius niger gibt es ja auch in Südspanien und Sizilien (C. ligniperda ebenfalls), das heißt aber nicht, dass man eine in Deutschland gefangene Königin ohne Winterruhe halten kann.



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Maddio

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#13 Re: Camponotus herculeanus ohne Temperaturabsenkung im Winte

Beitrag von Maddio » 17. August 2019, 13:35

Serafine hat geschrieben:
Maddio hat geschrieben:In diesem Thema geht es aber um Camponotus herculeanus und nicht um Camponotus ligniperda. Für die Verbreitungskarte siehe den Link zu Antmaps.

Dabei dürfte es sich aber um lokal angepasste Populationen handeln. Lasius niger gibt es ja auch in Südspanien und Sizilien (C. ligniperda ebenfalls), das heißt aber nicht, dass man eine in Deutschland gefangene Königin ohne Winterruhe halten kann.


Hi Serafine,

genau diese Vermutung hatte ich ja oben ebenfalls gemacht. Vielleicht kannst du ja mal im New Mexico-Discord eine kleine Umfrage machen,

1. Inwieweit sie ebenfalls C. herculeanus in ihrem Staat gefunden haben; wenn ja, wie sind die Fundorte gestaltet, z.B. evtl. hoch über NN gelegen?

2. Wie generell die klimatischen Bedingungen in New Mexico sind, d.h. in welchem Maße gibt es dort lokal ausgeprägte Wetterzonen?

...das könnte uns schon etwas weiter bringen. Andere Möglichkeit, wir versuchen wirklich mal die Verfasser des Papers zu kontaktieren. Vielleicht schreibe ich nächste Tage einfach mal eine Mail und schaue ob was zurückkommt, mal sehen.

LG Maddio



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