Hey ihr Lieben.

Bin neu in der Haltung von Ameisen hab aber Erfahrung mit der Haltung von vielen Insekten und Vogelspinnen. Mich faszinieren diese Tiere einfach schon immer.

Ich habe jetzt viel gelesen und habe mir bei einer Bekannten Seite (weiß nicht ob ich die nennen darf) eine Lasius niger Königin mit circa 10 Arbeiterinnen. Die Dame hat auch noch direkt auf dem Weg zu mir fleißig Eier gelegt und die Angestellten waren von der ersten Sekunde an fleißig. Aktuell sind sie in einem Behälter im Reagenzglas. An diesen wollte ich zuerst ein Gipsnest anschließen das ich in einer runden hohen Plastikdose gegossen hab. Jetzt hab ich aber so ein altes Aquarium im Keller gefunden, diese Standard Teile mit 60 cm Länge, Rest weiß ich nicht hab noch nicht gemessen.

Kann ich einfach das nehmen, die Dose mit dem Nest einfach darin platzieren und evtl unten ein Loch für den Eingang bohren. Ich möchte einfach erst schauen ob ich genügen Interesse daran habe bevor ich extrem Geld hineinstecke. Aber bei Vogelspinnen zum Beispiel ist viel Platz Platz nicht so gut. Das Nest würde ich natürlich in unmittelbarer Nähe zum Reagenzglas stellen und auch fas Futter und alles. Die Dose vom Nest würde ich aufpassen. Und an den oberen Rand ein breiter Streifen von diesem Ausspruchsschutzöl und im Laufe der Woche ein Rahmen als Abdeckung.

Geht das oder habt ihr sonstige Tipps die man evtl nicht als erstes bekommt wenn man fragt?

Ein schönes Wochenende und vielen Dank für eure Zeit.

LG sarah

Hi Chickenbruger,

willkommen in unserer Runde.

Bei einer so kleinen Kolonie reicht das Reagenzglas mit einer kleinen Arena vollkommen aus. Ich würde dir auch erst einmal dazu raten es klein zu lassen, damit du mit Themen wie Ausbruchsversuch etc. vertraut werden kannst. Ein zu großes Nest kann dazu führen, dass die Kolonie sich im Nest einen Müllplatz anlegt und es zu Schimmel kommt. Auch bewegen sich kleine Kolonien meist nicht viel/weit um Gefahren zu vermeiden und Energie zu sparen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Also fang klein an und wachse mit deinem Interesse.

Wenn du dann mehr Platz anbieten willst, solltest du es der Kolonie und der Art entsprechend anpassen.

Einer Baumvogelspinne kann man ja auch wesentlich mehr vertikalen Raum zur Verfügung stellen als einer am Boden lebenden Art - und selbst da sollte man ja „nur“ aus Sicherheitsgründen (Verletzungsgefahr) darauf verzichten.

Mehr Raum in der Arena wird den Tieren also kein Stress bereiten, hat aber eher wenig Mehrwert.

LG

Hallo Sarah,

erstmal herzlich Willkommen bei uns. Schön, dass du Dir Hilfe suchst!

Zu allererst solltest du wissen, dass heimische Arten wie Lasius niger in der kälteren Hälfte des Jahres eine Winterruhe halten müssen. D.h. sie werden von Oktober bis Ostern bei ca. 5 Grad gehalten und sind in dieser Zeit inaktiv. Das ganze muss auch in der Heimhaltung simuliert werden, da sonst die Gyne irgendwann (nicht sofort) weniger und weniger Eier und schließlich gar keine Eier mehr legt und daran schließlich die Kolonie eingeht. Das heißt für Dich du solltest Dich zunächst etwas über die Winterruhe von heimischen Arten einlesen. Wenn die Ameisen bisher in Winterruhe waren, kann es sein, dass es ausreicht. Es müssen nicht immer die vollen 5-6 Monate sein. Aber man sollte sich schon daran orientieren. Meine bleiben auf jeden Fall noch bis Anfang April im Kühlschrank.

Zu Lasius niger ist zu sagen, dass sie extrem nesttreu sind. Das heißt sie bleiben sehr lange im Reagenzglasnest. Sie ziehen vermutlich erst um, wenn das Reagenzglasnest voll ist. Das kann auch schon mal zwei Winterruhe dauern. D.h. es kann gut sein, dass deine Kolonie erst nächstes Jahr irgendwann in ein größeres Nest zieht. Man kann versuchen das abzukürzen. Aber sei nicht enttäuscht wenn es nicht klappt. Sie sind tatsächlich auch sehr gut aufgehoben in einem Reagenzglasnest, weil darin die Luftfeuchtigkeit immer gut ist.

Wenn sie bereit sind umzuziehen, kann man ihnen durchaus etwas selbst gebasteltes zur Verfügung stellen. Das ist je nach Talent genau so gut wie gekaufte Formikarien. Und man kann so tatsächlich viel Geld sparen. Manche wählen die Nestgröße erst sehr klein und erweitern dann bei Bedarf. Manche stellen schon von Anfang an etwas größere Nester zur Verfügung. Wichtig ist, dass du mit deinem Setup die Winterruhe einhalten kannst. Sehr große Becken mit integrierten Nestern sind da schwieriger zu händeln. Mehrere extern angeschlossene, kleinere Nester sind hierfür besser geeignet.

Du meinst vermutlich ein 60x30x30cm-Becken, oder? Das ist als Arena schon sehr groß. Eine Lasius niger wird sich darin sicher nicht verlaufen. Aber es reicht in den ersten Jahren auch eine 20x20xX-Arena aus, wenn entsprechend viel Platz extern im Nest/den Nestern zur Verfügung steht. Sei auch nicht enttäuscht wenn die Außenaktivität noch nicht groß ist. Bei 10 Arbeiterinnen ist auch entsprechend wenig Brut vorhanden. D.h. der Hunger der Larven und der Hunger der Arbeiterinnen ist sehr schnell gestillt. Und so lange kein Bedarf an Nahrung besteht, bleiben gerade kleine Kolonien eher im Nest.

Super vielen lieben dank für die schnellen und sehr informativen Antworten.

Zwecks Winterruhe hatte ich mich auch schon belesen. Hab sie jetzt in den kältesten Raum bei uns gemacht. Ob sie bereits waren weiß ich allerdings nicht. Werde mal den Shop anschreiben und nachfragen.

Dachte mir schon das zu viel Platz nicht unbedingt für denn Anfang gut sind aber zu Google fand ich eben nichts. Werd jetzt mit einer Glasplatte das Aquarium erweitern aber lass sie vorerst da wo sie sind. Die Arbeiterinnen bauen ihr RG auch schon fleißig aus, am Eingang sieht man immer wieder welche. Die Königin lass ich in Ruhe und schaue nicht nach.

Weiß einer zufällig wie die Art heißt die auch bei uns heimisch ist, auch sehr dunkel fast schwarz oder dunkles rotbraun glaube ich. Die aber im Gegensatz zu den Lasius echt groß sind. Die sieht man überall draußen wenn es warm ist

Meinst du eventuell Camponotus ligniperda ?

Was man bei uns im Wald oft sieht mit den großen Ameisenhügeln ist z.B. Formica rufa und ähnliches - die darf man aber nicht halten oder fangen und wären auch ungeeignet für die Heimhaltung.

Chickenburger hat geschrieben: ↑

19. Februar 2022, 18:09

Zwecks Winterruhe hatte ich mich auch schon belesen. Hab sie jetzt in den kältesten Raum bei uns gemacht. Ob sie bereits waren weiß ich allerdings nicht. Werde mal den Shop anschreiben und nachfragen.

Wie kalt ist es denn dort? Der kälteste Raum im Haus bringt für die Winterruhe der heimischen Arten nichts. Die werden wie gesagt bei ca. 5 Grad überwintert. Das wäre für einen Raum schon sehr kalt. Oder meintest du Kühlraum Bei Temperaturen ab ca. 10 Grad werden sie meist aktiv(er). Heißt nicht, dass die Gyne mit Eier legen anfängt oder die überwinterten Larven sofort versorgt werden müssen. Aber es ist halt keine Winterruhe für einheimische Arten. Man sollte dann auch vermehrt auf das Anbieten von Wasser achten und darauf was die Kolonie so macht. Denn sie sind dann eben aktiv und brauchen mehr Betreuung als in der Winterruhe, wo sie inaktiv sind.

Tut mir leid habe mich etwas doof ausgedrückt. Warte noch auf Antwort des Shops wegen der Winterruhe, solange stehen sie hier im kältesten Raum. Ist natürlich nicht so kalt wie gewünscht.

Haben jedoch einen Naturkeller, der entsprechende Temperaturen hat und würde sie für die Winterruhe einfach da hin stellen. Terrasse wird im Winter sicher zu kalt sein

Hi Sarah, meine beiden Reagenzglas-Kolonien überwintern einfach im Kühlschrank. Habe die Gläser zur ständigen Abdunklung mit Alufolie eingewickelt, damit sie nicht gestört werden, wenn ich mir wieder ein Bierchen hole...
VG
Krishan