Hallo zusammen.
Ich war jetzt schon eine weile nicht mehr hier online. Sorry dafür. Meinen beiden (vermeintlichen) Lasius niger Kolonien gehen es .. nun, einer gehts prächtig, die andere hat im letzte und in diesem Jahr Männchen produziert und ist in der Anzahl echt mikrig. Beide Kollonien sind jetzt im 5. Jahr. Nun, weswegen ich hier aber schreibe ist allerdings etwas anderes:

Vor wenigen Tagen hier in Berlin nach vielen regnerischen Tagen und offener Balkontür schau ich so rüber zu meinen beiden Damen-Clubs und bin irritiert. Gynen! Viele! ca 10 Stück und Männchen noch dazu. Auf gar keinen Fall ist es L. niger! Sie erinnern mich ein wenig an Temnothorax. Ich hab sie alle eingesammelt. Sowohl Männchen als auch Gynen und zusammen in einen Plastikbehälter gepackt. Die Beobachtung war suuper spannend. Die Damen haben sich (bis heute) gegenseitig in Ruhe gelassen und ich konnte sogar den Begattungsvorgang beobachten!! Da hab ich echt gestaunt!
In freudiger Erwartung auch beobachten zu können, wie die Gynen ihre Flügel abknicken wurde ich eines besseren belehrt. Nichts passierte. Über mehrere Tage hinweg. Irgendwan dachte ich... nun, dann schmeiß mal eine Gyne zu meinen bestehenden L.niger Kollonien. ..dann wird die Biomasse wenigstens noch verwertet. So, haltet euch fest, jetzt kommts:
Die begattete Gyne wurde von den L.niger Arbeiterinnen zwar umzingelt und angegangen, konnte aber überleben. nach einer Weile sah ich, wie sie nur noch einen Flügel hatte. Später dann keinen mehr. D.h. ja soviel wie: Sie WOLLTE in die Kollonie! Ich habe sie noch ca 1,5-2 Tage entdecken können. Sie hat sich immer freier in der Kollonie bewegt. Manchmal, bei Arbeiterinnenkontakt, wurde sie von der Arbeiterin (ganz entspannt) hochgehoben und auf den Abfallhaufen zu einer menge toter L.niger Arbeiterinnen gelegt. Mittlerweile kann ich sie noicht mehr entdecken und bin sehr gespannt, ob in naher Zukunft andersartige Arbeiterinnen inmitten meiner L.niger Kollonie auftauchen.

So, viel geschrieben - jetzt die Frage: Kann hier wer beim Bestimmen helfen? Fotos sind angehängt.
(Größe und Farbe sind ziemlich ähnlich wie bei ner holzlebenden Temnothorax die ich mal hatte)

Danke
Fennek

Hallo und willkommen zurück!

Mit Temnothorax sp. liegst du richtig! Von denen gibt es in Deutschland knapp 20 Arten und eine einigermaßen sichere Bestimmung ist wie bei so vielen Gattungen ohne starke Vergrößerung nicht möglich. Wenn du bei deinen Lasius niger im Becken geeignete Nistmöglichkeiten hast, wie löchriges Holz o.ä., ist eine erfolgreiche Gründung durchaus denkbar.

Hey Zitrus!
Danke dir für die Antwort und Einschätzung. Dann werde ich mal geeignetes Totholz suchen und auf Gründung hoffen.

Was mich noch irritiert, sind die ganzen Anzeichen auf Sozialparasitärismus.

• Die Gynen und Männchen sind gezielt ins nahe Umfeld der beiden Lasius sp. Kollonien geflogen.

• Erst beim Kontakt mit den Lasius sp. Arbeiterinnen wurden die Flügel abgelegt (es befindet sich kein Holz in dem Set-up; nur Glas, Plastik und Sand)

• Die Temnothorax sp. Gyne wendet Mimikry an und kann sich immer freier in der fremden Kollonie bewegen.

Sind Temnothorax sp. bekannt, die sozialparasitär mit Lasius sp. zusammenleben? Kann es möglich sein, dass die Lasius Gyne von der Temnothorax-Gyne getötet und ersetzt wird?

Fennek hat geschrieben: ↑

4. August 2023, 10:45

Sind Temnothorax sp. bekannt, die sozialparasitär mit Lasius sp. zusammenleben? Kann es möglich sein, dass die Lasius Gyne von der Temnothorax-Gyne getötet und ersetzt wird?

Beide Fragen kann man mit nein beantworten. Die einzigen anderen Ameisen, denen Lasius niger und Verwandtschaft (zumindest hierzulande) als Wirte dienen, sind jene der Untergattung Chthonolasius. Die Gynen von denen weisen auch die typischen Merkmale sozialparasitär gründender Arten auf; ein großer Kopf mit kräftigen Mandibeln und eine vergleichsweise kleine, schlanke Gaster:



Temnothorax selbst werden vom Sklavenjäger Myrmoxenus ravouxi heimgesucht.