Haltungsbericht: Camponotus ligniperda

Eure Ameisenhaltungsberichte & Ameisenbeobachtungen - Meinungen & Fragen [einheimische und exotische Ameisen]
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Birdn6
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#1 Haltungsbericht: Camponotus ligniperda

Beitrag von Birdn6 » 12. August 2024, 15:38

Nr. 1: 12.08.2024
Hi,
ich werde hier einen Haltungsbericht meiner Camponotus ligniperda / ligniperdus Kolonie pflegen.
Aktuell warte ich noch darauf, dass die Tiere bei mir ankommen, wollte aber trotzdem schonmal eine kleine Einleitung schreiben.

Zu mir
Ich bin Programmierer und komme aus dem "schönen" Münsterland.
Tatsächlich bin ich schon länger hier im Forum unterwegs. 2017 hatte ich schonmal eine ligniperda Kolonie, welche angefangen mit 4 Arbeiterinnen, eine Größe von 35 Individuen erreicht hat.
Nun, leider war meine damalige Freundin nicht so begeistert von den Ameisen wie ich, weshalb ich die Kolonie aufgeben musste, bevor ich mit der Dame zusammengezogen bin.
Mittlerweile hat sich so einiges geändert, auch die Freundin. Die neue Freundin ist glücklicherweise ebenfalls von der Idee eine Kolonie zu halten angetan, weshalb ich jetzt dieses verschollene Hobby wieder aufnehmen kann. :)

Wieso Camponotus ligniperda
Der Grund ist eigentlich recht einfach. Ich find die Klasse. Ich hab damals mal gegoogelt was die größte heimische Art ist und bin auf die beiden Camponotus gestoßen. ligniperda find ich etwas hübscher als herculeanus.
Ja die Art soll etwas schwer in der Anfangszeit sein und das kann ich auch voll unterschreiben. Meine alte Kolonie hat mir viele Kopfschmerzen bereitet und die Entwicklung war sehr zäh im vergleich zu einer Lasius niger z.B... Die habe ich mir probeweise auch mal kurz gefangen und gehalten. Aber da ist für mich ehrlich gesagt zu wenig Herausforderung. Etwas Anspruch macht den Erfolg umso lohnender. Die Lasius Kolonie war da sozusagen ein Selbstläufer.

Der Plan
Um die zähe Anfangszeit so leicht wie möglich zu gestalten habe ich mich für eine Königin mit 5-10 Arbeiterinnen entschieden.
Ich werde versuchen Geduld zu beweisen und sie so lange im Röhrchen behalten, bis es 20-30 Arbeiterinnen sind (könnte dieses Jahr nichts mehr werden, glaube ich. Hängt davon ab wann die ihre Winterruhe einleiten. Ich hoffe es ist eine Ende-Oktober Kolonie und nicht eine Mitte-September-geht-nichts-mehr- Kolonie :D).
Auch wenns erstmal beim Röhrchen bleibt, konnte ich es mir nicht verkneifen, allerlei Zeug zu bestellen. Da wären eine Arena 20cm Cube, sowie ein Nest (3D gedruckt).
Ich bin kein Fan von Formikarien a la selbstbuddeln, da ich damit eher die Erfahrung gemacht habe, dass die Gefahr besteht, weniger zu sehen, bzw. dass der Bau einbricht.
Allgemein liegt mein Fokus auf einer guten Sichtbarkeit der Tiere und einer leichte Pflege der Kolonie.

Nächster Post
In meinem nächsten Post werde ich ein Update über die hoffentlich intakte Kolonie und das restliche Zeug geben.
In der Zwischenzeit mache ich mir mal Gedanken um das Substrat. Für die Tiere wäre es schön, wenn ich ihnen was zum Bauen gebe und das würde sich auch gut in der Arena machen. Allerdings habe ich vor, wenn die Nestzeit denn irgendwann gekommen ist, auf ein offenes Nest überzugehen. Das heißt keine Folie oder Sichtschutz. Wenn die Ameisen Sand oder Ähnliches haben, werden die alles tun um sich vor Blicken zu schützen. (Ja ich weiß, bei einer jungen Kolonie kann das verheerend sein und das "offene" Nest gehe ich nur an, sobald es genug (30-40) Arbeiterinnen gibt. Aber ich schaue mir das Nest oft und gerne an, wenn ich ständig den Sichtschutz öffne, kriegen die auch Panik).

Ich freue mich schon darauf, mehr Berichten zu können. Bis jetzt ist das erstmal alles :)
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#2 Haltungsbericht: Camponotus ligniperda

Beitrag von Birdn6 » 15. August 2024, 18:29

Nr. 2: 15.08.2024
Die Kolonie lässt noch auf sich warten, aber das Setup ist schonmal angekommen. Deshalb hier schonmal ein Einblick in das künftige Zuhause der Tiere.

Arena
IMG_20240814_220848.jpg
Ein noch recht simpler Aufbau mit der Möglichkeit das Röhrchen an die Arena anzuschließen. Dieses wird zunächst mit Alufolie bedeckt und ggfs. mit einem Heizkabel beheizt.
2 Tränken: Für Honig bzw. ein Honig-Wasser Gemisch und später eine für Wasser, wenn das Gründungsnest verlassen wird.

Das Nest
IMG_20240814_220910.jpg
IMG_20240814_221354.jpg
Habe mich hier für ein Vertikales Nest entschieden, welches offensichtlich mit einem 3D-Drucker angefertigt wurde. Die Druckqualität lässt zu wünschen übrig aber ich bin zufrieden.
Es bietet ein Hygro/Thermometer, was ich eigentlich nicht unbedingt brauche, aber ein netter Bonus. Die Befeuchtung und Beheizung erfolgt von hinten. Ich werde es zunächst so handhaben, dass ich das Heizkabel nur an einer Seite befestige, damit die Ameisen eine Heterogene Temperatur und Feuchtigkeitsverteilung im Nest haben und sich so die besten Plätze für die jeweiligen Brutstadien aussuchen können.
Aber das alles erst in naher Zukunft, sobald genug Arbeiterinnen vorhanden sind.

Was als nächstes?
Als nächstes werde ich die Kolonie zeigen, sobald diese da ist. Außerdem habe ich mir ein paar Gedanken zum Arenaboden gemacht und zum Baumaterialangebot.
Ich denke ich werde einen Gipsboden für die Arena anfertigen, wie es hier im Forum beschrieben ist. Als Baumaterial werde ich wohl Kies anbieten. Der Gedanke dahinter ist, wenn die kleinen Bauen wollen, werden sie es tun. Wenn sie kein geeignetes Material finden, werden sie Futterreste dazu nutzen. Da ist mir Kies doch lieber.

An die Moderatoren
Ich habe leider festgestellt, dass ich den Thread im falschen Subforum erstellt habe. Wenn ihr das ins Subforum für europäische Camponotus verschieben wollt, fühlt euch frei :)
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#3 Haltungsbericht: Camponotus ligniperda

Beitrag von Birdn6 » 20. August 2024, 23:14

Nr. 3: 20.08.2024
Die Kolonie ist angekommen (habe sie am 16.08.24 vom Händler selbst abgeholt, da der Versand aufgrund hoher Temperaturen nicht möglich war).

Die Kolonie
IMG_20240816_211744.jpg
Neben der Gyne sind es 11 Arbeiterinnen und ein wenig Brut in Form von Larven. Bis auf eine Arbeiterin sehen alle ziemlich gut aus. Ich denke die eine Arbeiterin wird es nicht mehr lange machen, wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine der Pygmäen.

Das gelieferte Röhrchen hat leider nicht den passenden Durchmesser gehabt für den Arena-Anschluss, weshalb ich die Kolonie kurzerhand in eines von meinen Röhrchen umgefüllt habe. Durch den Transport waren die Tiere sowieso schon gestresst und da dachte ich, dass es besser ist das ganze kurz und brutal zu machen, damit sie danach entspannen können.

Das Setup 1.0
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IMG_20240817_132220.jpg
So sah das ganze fürs erste aus. Da ich mich noch nicht um ein vernünftiges Substrat in der Arnea gekümmert habe, hab ich es erstmal recht steril auf Glas belassen. Den Tieren ist das letztendlich sowieso nicht so wichtig. Als Einstiegshilfe und als Möglichkeit den Nesteingang zu verkleinern, habe ich Seramis genommen.
Für den Sichtschutz nutze ich Alufolie. Ja, mit roter Folie hätte ich einen besseren Einblick, aber um den Stresslevel so niedrig wie möglich zu halten ist weniger Licht besser. Denn auch wenn es sich bei der Folienvariante um rot gefiltertes Licht handelt, welches von den Tieren nicht wahrgenommen werden soll, bevorzugen Ameisen trotzdem die vollkommene Dunkelheit.
Für eine angenehme Temperatur soll das Heizkabel sorgen, welches ich Tagsüber zuschalte. Ich versuche somit ein Aufheizen einer Nestseite durch die Sonne zu simulieren. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass die Kundschafter mit ausschalten des Heizkabels anfangen die Arena zu erkunden, da sie das vermutlich zusätzlich zum Tages- und Nachtwechsel als Signal sehen, dass die Sonne untergegangen ist. Somit kann ich sofort schauen, wie sie auf angebotenes Futter reagieren.

Futter
Ich habe zuerst verschiedene Honigsorten auf einmal probiert. Waldhonig, Akazienhonig, Blütenhonig aber auch Zuckerwasser wurden aufgetischt. Ein Überangebot für den Start sozusagen, da ich beobachten wollte, ob es irgendwelche Präferenzen gibt und um die Kohlehydrate Reserven zur Anfangszeit aufzufüllen. Ich werde später dazu übergehen, täglich wechselnde Arten von Kohlehydraten anzubieten, um das Nahrungsangebot der Natur widerzuspiegeln und um unterschiedliche Nährstoffe an die Ameisen zu bringen.
Leider konnte ich nicht beobachten, wie sie sich auch nur für irgendwas davon interessiert haben. Es wurde schlicht registriert und als uninteressant abgestempelt. Vermutlich war das noch zu früh nach dem Umzug und Nahrungsaufnahme war nicht der Fokus. Allerdings meine ich, am nächsten Abend, eine Kundschafterin mit einem Gaster voll dunkler Flüssigkeit gesehen zu haben, was auf eine Ernährung durch den Waldhonig schließen lässt. Denke mal die haben ihn aufgenommen, als ich geschlafen habe.
Als Proteinquelle biete ich ein zurzeit noch recht eintöniges Sortiment aus Silberfischchen und Spinnen aus "Eigenanbau". Dieses wird auch ohne Probleme angenommen, wenn auch ein wenig übereifrig wie ich finde. Ich biete fast jeden Tag ein Futterinsekt an und das wird auch direkt ins Nest getragen, was ich als zu viel für eine Kolonie dieser Größe ansehe, aber die werden wohl wissen, wie man vernünftig haushaltet. Müll wird jedenfalls auch ab und zu entsorgt... Und auch mal wieder reingetragen und dann wieder entsorgt :D.

Das Setup 2.0
IMG_20240817_215655.jpg
Das Setup 2.0 ist vorerst der Endstand bis zur Winterruhe. Am liebsten hätte ich Sand oder feinen Kies genommen, aber da die Ameisen darauf nur wenig halt haben, habe ich mich für mittelgroben Aquariumkies entschieden. Mir war wichtig, etwas zu nehmen was einen guten Kontrast zu den dunklen Ameisen bietet, damit man diese gut sehen kann.
Die Lampe war Testweise drin und wurde schnell wieder entfernt, da die Hitzeentwicklung meiner Meinung nach etwas zu stark war. Ich werde die wohl erst wieder einbauen können, wenn das Nest nicht direkt an der Arena angeschlossen ist, sondern durch einen Schlauch damit verbunden ist.
Auf dem Bild nochmal zu sehen sind die angebotenen Kohlehydrate.

Das Setup 2.1
IMG_20240818_204856.jpg
So sieht das Setup aktuell aus. Die Alufolie ist einem schwarzem Prospekt gewichen, welcher nochmal besser das Licht absorbiert und vor allem kein Licht durch den Wassertank durchlässt.

Erwähnenswertes
Die problematische Arbeiterin wurde bisher noch nicht tot aus dem Nest getragen. Ich habe sie manchmal im Nest liegen gesehen und vermute, dass sie noch nicht ganz verendet ist. Vielleicht vertue ich mich und sie ist fit und nur besonders angeschlagen gewesen von dem Stress. Mal sehen wie sich das entwickelt.

Bestand 20.08.24
IMG_20240820_230302.jpg
Eine Gyne, 11 Arbeiterinnen (davon eine wankend), 9 Larven.
Die wankende Arbeiterin bewegt noch ihre Fühler, aber sonst nichts. Ich bleibe bei meiner Vermutung, dass ich sie bald auf dem Müllhaufen landet.

Was als nächstes?
Abwarten. Tee trinken :). Wenn die Winterruhe kommt, werde ich Setup 3.0 in Angriff nehmen und einen Gipsboden in der Arena auslegen. Ansonsten werde ich weitere Futterinsekten ausprobieren und das Zuckerangebot weiter zu wechseln (bisher gab es neben unterschiedlichen Honigsorten noch Ahornsirup und Zuckerrübensirup).
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#4 Haltungsbericht: Camponotus ligniperda

Beitrag von Birdn6 » 1. September 2024, 21:42

Nr. 4: 01.09.2024

Neue Kolonie - 24.08.2024
Im letzten Post habe ich erwähnt, dass der Versand der Kolonie nicht möglich war, aufgrund der Temperaturen und ich die Kolonie dann selbst abgeholt habe; Zu erwähnen ist noch, dass ich sie von einem anderen Händler abgeholt habe, die Bestellung beim ursprünglichen Händler hab ich storniert.
Tja das mit dem stornieren scheint dann doch nicht so geklappt zu haben, da die ursprüngliche Kolonie ebenfalls angekommen ist.
Also hatte ich nun zwei Ameisenkolonien. Wunderbar, hätte mich sehr gefreut, aber es ist zwei mal die gleiche Art, weshalb ich sie schon zurückschicken wollte.
Meine Freundin meinte jedoch "die müssen doch bestimmt Hunger haben, können wir denen nichts geben?" Und so hab ich ihnen im RG einen kleinen tropfen Honig angeboten, woraufhin mehrere Arbeiterinnen angestürmt kamen um vom Honig zu trinken. Ein wirklich rührender und schöner Anblick, vor allem da wir das bei Kolonie 1 nie so richtig beobachten konnten.
Meine Freundin hatte die Kolonie 2 ins Herz geschlossen (und ich natürlich auch) weshalb wir beschlossen haben, beide zu behalten.
Kolonie 2 alias "MasterClass" (Name ist von meiner Freundin, welche die "Patenschaft" für diese Kolonie übernommen hat)
IMG_20240824_094455.jpg
Nach dem Honig folgte noch eine Spinne, welche hier im RG zu sehen ist.
Es sind neben der Gyne noch 6 Arbeiterinnen + Brut. Alle wohlauf.

Ich werde mich bei dem Haltungsbericht hauptsächlich auf Kolonie 1 (alias "Jimmies" - ja ich weiß, dass es aktuell nur Weibchen sind, aber ich mag einfach den Klang :)) konzentrieren. Dennoch will ich ein paar Erfahrungen mit der neuen Kolonie nicht vorenthalten.

Neues Setup - 26.08.2024
Es sollte ein neues Setup her und im Gegensatz zu den "Jimmies" wollte ich der "MasterClass" etwas selber bauen. Glücklicherweise hatte ich noch ein altes Aquarium, welches vorerst als Arena dienen kann. Ich musste lediglich einen Deckel anfertigen und die Silikonfugen etwas bereinigen (zumindest hab ich es versucht... Das macht echt keinen spaß :D).
Für die Belüftung durch den Deckel hatte ich noch ein Mesh aus einem anderen Projekt übrig, ich wusste nur nicht ob es auch "Camponotus-Sicher" ist. So kam ich dazu prompt einen kleinen Versuch zu starten:

Ich habe das Mesh vor den Nesteingang der "Jimmies" platziert um zu sehen, ob sie da durch kommen oder nicht.
IMG_20240823_185020.jpg
IMG_20240823_190924.jpg
Siehe da, nach einer kurzen Untersuchung wurde ein Ausbruchversuch mit knabbern und kopfdurchstecken unternommen, ohne Erfolg. Das Mesh war also Ausbruchsicher und konnte für den Arenadeckel der "MasterClass" eingesetzt werden.
Bei dem Versuch habe ich übrigens eine sehr interessante Beobachtung machen dürfen:
Bei Ersteinrichtung der Arena haben die "Jimmies" den zweiten (mit feinem Mesh verschlossenen) Arena Zugang (nennen wir ihn Ausgang B) nur kurz registriert und dann nie weiter beachtet. Nach meinem Versuch, also der Vorstellung eines Meshs als Hindernis vor dem Nesteingang, bei dem eine Arbeiterin einen Ausbruchsversuch gestartet hat, hatte ich den Nesteingang wieder frei geräumt. Das interessante dabei ist, dass am selben Abend, zwei Arbeiterinnen einen Ausbruchversuch an Ausgang B gestartet haben. Sie haben versucht das feine Mesh an verschiedenen Stellen durchzubeißen. Und das über mehrere Minuten.
Was könnte man daraus schließen?
1. Die Ameisen scheinen die Struktur oder das Material des Meshs als temporäres Hindernis registriert zu haben.
2. Entweder haben sie sich das Layout der Arena abgespeichert und wussten um Lage und Beschaffenheit (Material) von Ausgang B, oder die Ameise aus dem Versuch ist zufällig auf Ausgang B gestoßen und hat das Material erkannt.
3. Da bei meinem Versuch nur eine Arbeiterin mit dem Mesh interagiert hat, beim Ausbruchsversuch aus Ausgang B jedoch zwei Arbeiterinnen involviert waren, muss eine Art Rekrutierung erfolgt sein, entweder durch Pheromone oder durch anderweitige Kommunikation. Da der Lernprozess nur durch eine Ameise stattgefunden hat, muss das mittel zur Rekrutierung überzeugender sein als die Auffassung der zweiten Arbeiterin, welche bisher nicht wusste, dass das Mesh ein temporäres Hindernis sein kann.
4. (Dieser Punkt ist weniger allgemein interessant; mehr für meine Haltung) Da der Ausbruchsversuch an Ausgang B über mehrere Minuten hinweg und mit zwei Arbeiterinnen erfolgt ist, was Zeit und Energie kostet, könnte man daraus schließen, dass ein räumlicher Bedarf besteht. Welcher Bedarf es genau ist, lässt sich ohne weiteres nicht sagen, aber es könnte entweder ein optimaleres Nest sein, oder eine größere Arena.

Zurück zum neuen Setup: Bei der Anfertigung des Deckels ist mir erstmal wieder klar geworden, warum ich die Arena von Kolonie 1 nicht selber machen wollte: Es sieht einfach nicht gut aus. Es wird seinen Zweck erfüllen, aber optisch sicher kein Highlight sein.
Hier ein Bild vom fertigen Setup:
IMG_20240826_235559.jpg
Eingerichtet von meiner Freundin :).

Futter - 24.08.2024
Als Futter habe ich bisher immer auf Haushaltsbeiprodukte wie Spinnen oder Silberfischchen gesetzt. Um ein wenig Abwechslung in die Ernährung der Kolonie reinzubringen habe ich das ganze jetzt durch Heimchen und Fruchtfliegen aus der Zoohandlung ergänzt.
Die Milbenpräventivmaßnahmen sehen dabei so aus, dass ich die Heimchen eingefroren habe. Bei den Fruchtfliegen habe ich die Hoffnung, dass die parasitären Arten sich nicht auf Ameisen übertragen, aufgrund der starken Unterschiede zwischen Ameise und Fruchtfliege was Körperbau angeht. Phorentische Milben, welche die Fruchtfliegen nur als Transportmittel nutzen, sollten auch für die Ameisen kein Problem sein. Bei den Heimchen könnte das Risiko höher sein, deshalb die Präventivmaßnahme.
Vor dem Einfrieren habe ich die Heimchen noch etwas angefüttert. Als Futter gab es ein paar Gurkenscheiben:
IMG_20240824_171751.jpg
Nach dem Einfrieren habe ich die Tiere aus der Transportbox in eine kleine Dose umgeräumt, um eine spätere Fütterung komfortabler zu machen:
IMG_20240825_113402.jpg
Auf der Box steht übrigens was von 120 Heimchen. Gezählt habe ich 80, also nur 2/3 der Angegebenen Menge. Ich frage mich ob das eine Ausnahme oder die Regel ist.

Bestand 28.08.2024
IMG_20240828_202724.jpg
So sieht es aktuell bei den "Jimmies" aus. Ich konnte mir für das Bild leider nicht so viel Zeit nehmen. Eigentlich hatte ich gar nicht vor Nest zu stören, aber wie das nun mal so ist wenn man Besuch hat und die Frage aufkommt "Ja wo sind denn die Tiere nun?", da ist man schon mal gewillt die Abdeckung kurz runterzunehmen. Die Gelegenheit habe ich dann genutzt um direkt einen Schnappschuss zu machen.

Wider meiner Erwartung wurde noch keine Arbeiterin entsorgt. Es sieht so aus, als wenn es allen gut geht. Heute hat eine Arbeiterin mit einem verkrüppelten Bein die Kundschaft übernommen. Womöglich hat es sich dabei um das Tier gehandelt, welches ich in Bericht Nr. 3 als "wankend" bezeichnet habe.

Den Nesteingang wurde jetzt ein wenig mit Kies verschlossen (etwa 20-30%). Ich kann nur Vermutungen anstellen, weshalb das so verzögert an kam. Entweder es handelt sich um eine Klimaregulierung, oder um Nestschutz. Die Anpassung erfolgte nach der ersten Fruchtfliegen-Lebendfütterung. Womöglich wird die zuvor "sichere" Umgebung jetzt etwas risikoreicher eingestuft, nachdem lebende Fruchtfliegen erspäht und erlegt wurden, oder der Vorrat an Proteinen ist so weit gestillt, dass ein schnelles rein und rauskommen weniger wichtig ist, als ein geschützter Eingang. Oder aber die Deckung mit Proteinen hat die Kundschafter dazu veranlasst, weniger zu Kundschaften und sich mehr mit dem Nestbau zu beschäftigen.

Was als nächstes?
Als nächstes folgt wohl die Winterruhe. Die Larven scheinen sich noch im selben Stadium wie zu meinem letzten Bericht zu befinden, oder wenn überhaupt ein Stadium weiter. Ich hatte noch gehofft, dass die Entwicklung der Brut vor der Winterruhe abgeschlossen sein könnte, jedoch sieht es aktuell so aus, als wenn mit den Larven überwintert wird. Ich werde die Fütterung im September verringern und bis Mitte September vollkommen einstellen, um ein verpuppen zu verhindern, wenn die Ameisen das nicht selbst schon so geplant haben.
Aktivität ist zu diesem Zeitpunkt schon eingeschränkt, aber noch leicht vorhanden.
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#5 Haltungsbericht: Camponotus ligniperda

Beitrag von Birdn6 » 3. September 2024, 23:53

Nr. 5: 03.09.2024

Ende der "Jimmies"
Heute gibt es leider ein trauriges Update. Die Gyne der Kolonie 1 - der "Jimmies", ist verstorben.

Gestern Abend habe ich noch eine tote Arbeiterin in der Müllecke gefunden. Es handelte sich dabei um die Arbeiterin mit dem verkrüppelten Bein.
IMG_20240902_224944.jpg
Ich habe mir noch nicht viel dabei gedacht. Möglicherweise hängt das auch damit zusammen.

Heute Abend, ich weiß gar nicht warum, einfach aus Neugier, habe ich mal in das RG geschaut und festgestellt, dass die Königin tot ist.
IMG_20240903_231659.jpg
Der Gaster sieht ziemlich dünn aus und ihr fehlt ein Fühler, aber sonst kann ich nichts erkennen.

Als Futter gab es wie im HB bereits geschrieben, gefrorene Heimchen, lebende Fruchtfliegen, frisch getötete Silberfischchen und Spinnen, wobei letzteres seit einiger Zeit nicht mehr angeboten wurde.
Einmal hat meine Freundin ein lebendes Silberfischchen in die Arena geworfen. Hatte ihr dann auch gesagt, dass die Kolonie noch nicht bereit dazu wäre und es zu verletzten kommen könnte. Das war zumindest eine Erklärung für das fehlende Bein der Arbeiterin.
Die Ernährung durch Kohlenhydrate besteht aktuell nur noch aus Zuckerwasser.
Das Heizen habe ich seit Eintreffen der Kolonie 2 eingestellt gehabt, da ich Heizkabel für diese Kolonie nutze. Die Arena befindet sich im Büro bei angenehmer Raumtemperatur (25°) und das Fenster wird hier nie geöffnet.
Falls jemand eine Idee hat was falsch gelaufen sein könnte, kann er das hier gerne mitteilen.

Es ist schon sehr schade, aber vor allem würde ich gerne wissen, was ich falsch gemacht haben könnte. Meine größte Vermutung liegt bei dem hohen Stress während des Transports und der Zwangsumsiedlung, obwohl das jetzt zwei Wochen her ist.
Die Gyne hinterlässt 10 Arbeiterinnen und die Brut.
IMG_20240903_231933.jpg
Was als nächstes?
Als nächstes werde ich die Kolonie wohl trotzdem in die Winterruhe schicken. Ich werde warten bis die Larven sich nächstes Jahr verpuppen und sie dann der Kolonie 2 unterschieben. Was besseres fällt mir nicht ein.
Ich werde den Haltungsbericht wohl von nun an mit Kolonie 2 fortführen. Gut, dass ich auf meine Freundin gehört habe und die Damen nicht zurückgeschickt habe.
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#6 Haltungsbericht: Camponotus ligniperda

Beitrag von Denis » 4. September 2024, 12:08

Ohje echt schade. =)*205

Zum glück hast du noch die andere Kolonie.



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