Zu Beitrag 3, Temnothorax unifasciatus von Harry4ANT » 1. Mai 2025, 18:10
Ich konnte bei mir in der Temnothorax Haltung auch keine negativen Auswirkungen ausmachen bei normaler Raumtemperatur.
Die Gattung ist sehr genügsam & einfach zu halten.
Es sollte sich doch auch hier im AF herumgesprochen haben, dass Aussagen über die
GATTUNG Temnothorax als Ganzes einfach nicht stimmen können.
Nach der unseligen Revision von Ward et al. 2016, in der die Sozialparasiten mit Temno.-Wirten in die
Gattung eingezogen wurden, gibt es in dieser absolut nicht einfach zu haltende Sklavenhalter sowie arbeiterinlose Inquilinen, die man keinesfalls mit selbständigen Arten in einen Topf werfen kann. Sogar davor gab es bereits Temnothorax duloticus (Sklavenhalter) und T. minutissimus (arbeiterinloser Inquiline) in Nordamerika.
Zudem unterscheiden sich auch die selbständigen Arten sehr wohl in ihren Ansprüchen an die Lebensräume.
Beispiele aus Mitteleuropa: T. unifasciatus lebt in trockenwarmen, meist felsigen Habitaten, T. affinis in Totholz u.a. in Baumkronen (beide sind in der Natur im Sommer wie im Winter oft täglich harten Temperaturwechseln ausgesetzt), dagegen T. nylanderi in Holzstückchen und Eicheln im Laub auf dem schattigen Waldboden, wo die Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse eher ausgeglichen sind (außer Sommer/Winter).
Klar, man kann die Arten alle in den beliebten +/- konstanten Temperaturen „halten“, sogar über Winter, bis sie halt sterben.
Doch alle Organismen, ob Tiere oder Pflanzen etc., sind über Jahrmillionen dahin selektioniert, dass sie unter ihren jeweiligen Bedingungen zur Fortpflanzung kommen. Bei den untersuchten Temnothorax-Arten gibt es unter allzu gleichförmigen Temperaturbedingungen keine, oder allenfalls nur wenige Jungköniginnen. Sie leben also, biologisch gesehen, „umsonst“, so wie kastrierte Haustiere. Das gilt natürlich ohnehin für alle in Gefangenschaft lebenden Wildtieren. Freilebende Tiere halten wir nicht zu deren Nutzen, wir verbrauchen sie einfach zu unserem Vergnügen! Das sollte sich jeder Ameisenhalter klarmachen (natürlich auch die Halter von Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugern, so weit sie nicht nachgezüchtet und einfach der Natur entnommen sind).
Das mindeste, was man in der Haltung tun kann, ist doch, dass man die natürlichen Lebensbedingungen so weit wie möglich nachstellt. Dass die Tiere nach Gutdünken unter oft völlig künstlichen Verhältnissen existieren müssen, dient nur der Bequemlichkeit der Halter, sowie als Verkaufsargument der Händler.
Sorry, das musste ich mal wieder in Erinnerung rufen.
MfG, Afro