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Manica rubida – Was wissen wir?

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TRIA
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#25 RE: Manica rubida – Was wissen wir?

Beitrag von TRIA » 21. Juli 2004, 20:00

Ich habe eine kolonie in meinem Unkrauteimer gefunden.Kann aber noch nicht viel sagen auser das sie es anscheinend sehr trocken mögen, den der Eimer bestand ,nur aus vertrockneten Gartenabfällen. Leider sind sie nicht seht aktive gewesen , schluchtz, dachte sie sind eingegangen und habe lasius niger ins Becken gesetzt , jetzt hab ich 1x in der Woche krieg im Becken. Also nicht wundern wenn sie nicht besonders oft zu sehen sind, sie sind aber da *ggg


Eines Tages wird sich die Sonne zum roten Riesen aufblähen, die Erde verschlingen und das Universum wird über uns herzlich lachen.

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Wiseman
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#26 Manica rubida in der Dresdner Heide

Beitrag von Wiseman » 12. September 2004, 18:53

Hallo Leute!

Hier ein paar Fotos, die ich vor kurzem in der Dresdner Heide geschossen habe.

Auf dem ersten ist der Bereich zu sehen, auf dem sich die Manica-Nester befinden, eine versandete, mit Kiefern und dürrem Gras bewachsene Fläche.Bild


Das zweite zeigt einen der Nesteingänge. Wegen der Sonneneinstrahlung war dort kaum Aktivität auszumachen.Bild


Das dritte Bild zeigt einige Manica rubida-Arbeiterinnen in der Nähe eines der schattigeren Nesteingänge beim Abtransport einer Fliege. Auch wenn die Szene etwas gestellt aussieht, die Fliege haben sie ganz allein erbeutet.
Bild

Auf dem vierten Bild ist eine Arbeiterin zu sehen, die am Flügel eines großen, grünen Heupferds zerrt. Dieser Flügel ragte wie ein Blatt aus dem Nesteingang heraus. Als ich ihn herauszog, hing diese Arbeiterin dran und versuchte ihn sofort wieder in das Nest zurückzuziehen.
Bild

Die Fläche, auf denen sich die Nesteingänge finden lassen, ist schätzungsweise 100 Quadratmeter groß. Aufgrund der Anordnung der Eingänge vermute ich, dass es sich um mehrere Nester handelt (wenigstens drei).

In der Nähe der Manica rubida-Kolonie befindet sich auch ein flaches Hügelnest von Formica sp. (vermutlich rufa oder pratensis). Es ist schätzungsweise 3 Meter vom nächsten Manica rubida-Nesteingang entfernt und weist die übliche hektische Aktivität auf. Die Spuren irgendwelcher Kämpfe zwischen den beiden Kolonien waren nicht zu entdecken.

Ciao, Wiseman!



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Boro
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#27 Manica r., eigene Erfahrungen

Beitrag von Boro » 12. September 2004, 19:40

Nachdem ich mich seit vielen Jahren immer wieder mit dieser Art befasse,hoffe ich einen kleinen Beitrag leisten zu können:
Vorkommen:
Manica r. ist eine Gebirgsameise, die aber auch in den Niederungen mit geringer Vegetationsbedeckung vorkommt. Entlang der Ufer von Flüssen und Bächen, am Rande asphaltierter oder betonierter Flächen, am Rande von Wegen und Straßen. In Klagenfurt (Österreich, 44Om) habe ich sie mitten in der Stadt an den zuletzt genannten Stellen finden können. Einzelne Nester sind wenig volkreich. Polygine Kolonien sind in der Regel volkreicher, manchmal gibt es auch viele Nester nebeneinander, wobei Straßen angelegt werden, mitunter geht es weniger friedlich zu und es gibt zwischen naheliegenden Nestern auch Kampf und Tote.
Schwärmzeit und Nestgründung:
Bereists im April kann man fertige Geschlechtstiere finden, sie haben überwintert. Im Mai und Juni ist die Hauptschwärmzeit, am späten Vormittag bei Sonnen-schein und mehr als 2O Grad. Ejinzelne Geschlechtstiere kommen an die Oberfläche und fliegen nach und nach weg. Bald sieht man junge Königinnen auf der Suche nach einer Nistgelegenheit. Sie suchen immer vegetationsarme Gebiete auf.
Nahrung:
Insekten aller Art, entweder im toten Zustand oder solche, die nicht schnell laufen können, weil Manica r. selbst nicht besonders schnell ist. An den Honigtau von Insekten kommt sie selten. Ich habe festgestellt, dass sie auch Brösel von frischem Weißgebäck oder Stücke von frischen Nüssen nimmt.
Feinde:
Der Mensch, durch Bautätigkeit etc. Andere Ameisen, z. B. Formica cinerea kann in Massen angreifen, ich selbst habe wochenlange Belagerungen gesehen, die zum Verschwinden großer Manica-Kolonien geführt haben. Manica ist zwar im Einzelkampf kaum zu bezwingen, aber gegen eine große Zahl von schnellen und kooperativen Feinden hat sie keine Chance. In meinem Garten hatte ich schöne Manica-Nester, sie wurden alle von Lasius niger vernichtet. Lasius niger, als furchtlose Kriegerin bekannt, organisierte ganze Heeresstraßen mit tausenden Angreiferinnen und obwohl ich einige Male den Manica zu Hilfe kam, wurde das Zerstörungswerk in meiner Abwesenheit vollendet.
Kampffähigkeit:
Manica ist eine Einzelkämpferin, wenn sich eine Nestgenossin mit einer aneren Art im Kampf befindet, kommen andere Manica vorbei, "bestaunen" das Geschehen und laufen weiter. Gerade kleine, volkreiche Arten lieben die "Teamarbeit" und sind deshalb so gefährlich.Was den Stich anbetrifft, muß mit einem dummen Märchen aufgeräumt werden: Manica braucht für einen Stich nicht 30 Sek., sondern nur wenige Sekunden.Ich wurde oft gestochen und oft nach ganz kurzer Zeit.



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Corsair
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#28 Also ich hab bis jetzt rausgefunden:

Beitrag von Corsair » 15. September 2004, 11:12

über Manica rubida Königinnen:

Wenn man sie vorher zusammen hält vertragen sie sich (ob sie sich nach den ersten Arbeitern auch so verhalten weiß ich noch nicht).
Nur einen kleinen rivalitätskampf konnte ich beobachten wobei eine immer flüchtete und sich leicht wehrte aber zum Schluss vertrugen sie sich wieder.


Bei vorerst getrennt gehaltenen Königinnen die sich dann treffen kommt es zu harten Revierkämpfen die normalerweise in der Flucht der einen endet (also eine gibt nach).

Die Königinnen verlassen hin und wieder den Nesteingang um Beute zu machen die sie dann an die Larven verfüttern.

Hab auch beobachten können das eine Königin ihre Larven hin und wieder nach oben brachte an die Luft um sie später wieder nach unten zu verfrachten (warum weiß ich leider noch nicht).

Werd aber weiterhin meine Manica rubida Königinnen beobachten - hab ja auch noch 5 davon.
Bild

MFG
Corsair


"Gesegnet sei der Ameisenverstand, der zu klein für Zweifel ist."

garou
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#29 tagliamento

Beitrag von garou » 16. Januar 2005, 21:21

habe in italien am tagliamento (fluss) auf einer exkursion an pfingsten auch sehr viele manica kolonien, sowie herumlaufende königinnen gefunden. die nester befanden sich alle im direkten überschwemmungsbereich des flusses. der boden war sehr feiner sehr feuchter sandboden.
in der näheren umgebung gab es sonst nur noch mehrere camponotus vagus nester.

zufällig weiss ich auch, dass es eine diplomarbeit unter der betreuung von herrn tockner gibt, die sich mit dem nahrungsnetz (wer frisst wen) der insekten dieses bereichs beschäftigt. unter anderem auch mit manica.
werde ihn mal anschreiben und schauen, ob ich da noch mehr informationen bekommen kann.

edit: hab die arbeit nun vorliegen, aber leider geht sie nur sehr peripher auf manica ein. die einzige information die man da herausziehen kann ist, dass sie sich von terrestrischer beute ernährt (nicht wie z.b. manche laufkäfer auch von nahrung aus dem fluss). schade ... :(



Stefan
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#30

Beitrag von Stefan » 17. Januar 2005, 14:46

Das wäre natürlich genial garou!
Ich halte auch Manica rubida, sind im Momen aber in der Winterruhe.
Am Fluss, feuchter Sandboden kling nach einem typischen Manica rubida Habitat.

Das mit den Camponotus klingt auch sehr interessant.
Beim AFT 2004 haben wir auch viele Manica Nester direkt neben Camponotus Völkern gefunden. Oft waren sogar beide Arten in ein und demselben Baumstumpf (morsches Holz). Als wir in die Nester rein schauten, konnten wir auch zum Teil Gänge sehen, die miteinander verbunden waren. Wir fanden das auch sehr seltsam.



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Frank Mattheis
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#31

Beitrag von Frank Mattheis » 18. November 2005, 14:00

Ich hab diese Diskussion mal aus dem Archiv ins offene Forum verschoben, in der Hoffnung, dass die sich nochmal melden, die sich eingehend mit dieser interessanten Ameise beschäftigten.
Also hab ich mal das AF durchsucht, um zu schauen, welche Erfahrungen denn nun mit Manica rubida vorliegen.
Von vielen wurde die Art ja beobachtet, von einigen in Gefangenschaft gehalten und es gab hier einige Berichte. Leider wurden diese Berichte nicht fortgesetzt. Was ist aus den in Gefangenschaft gehaltenen Kolonien geworden? Wem gelang es, die Art langfristig zu halten?
Vieleicht können sich jene nochmal zu Wort melden, die diese Ameise beobachtet haben.
Grüsse, Frank.



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Michael Schoen
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#32 Aufzucht einiger Kolonien mit gründenden Königinnen

Beitrag von Michael Schoen » 18. November 2005, 16:17

Nun wie Frank und ich glaube auch einige andere Halter von Manica schon geschrieben haben ist die Haltung bei der Entnahme von Freilandkolonien nie von Erffolg gekrönt gewesen .
Durch Hr. Eberhard Baur sind mir mehrere einzelnd, aber auch in Gemeinschaft gründende Königinnen zugekommen :-) .

Zur Haltung :

Im Moment halte ich die Königinnen bzw. Gründungskolonien in mehreren Gipsnestern , die Kammern haben ungefähr die Größe eines halben Tischtennisballs , in der Natur an den Fundorten hatten die Königinnen Kammern mit der gleichen ungefähren Größe unter Steinen und morschen Holz hergerichtet .

Temperaturen wurden durch Hr. Baur unter diesen Steinen ( Fundort Schweiz ) manchmal bis zu 39 ° Grad gemessen . Ich selbe beheizte die Gründungskammern mit ca. 30° die den Manica nicht schadeten , erst durch die hohen Temperaturen konnte ich die Königinnen dazu bewegen noch einige Eier zulegen 8o . Bei einer anfänglichen Temperatur um die 25° - 28° konnte ich keine Eilegetätigkeit feststellen ;(.

Nun bei einigen Kolonien wurden Puppen aus anderen Nestern durch Hr. Baur hinzugegeben , diese wurden dankend angenommen und umsorgt .
Die Gemeinschaftsgründung (Pleometrose) von manchmal bis zu 6 Königinnen wurden nach dem ersten Schlüpfen der Larven durch Kämpfe oder Seperatisierungen in andere Kammern gelöst .Aber manche Königinnen starben durch die Stichverletzungen der Nestgründungspartnerinnen.

Die Eier von Manica rubida haften sehr fest aneinander , es werden richtige Eierklumpen angelegt die bei Störung des Nestes erst von den Königinnen ergriffen werden bevor sich die Königin selber in Sicherheit begibt !

Nahrung werden allerlei tote Insekten direkt in das Nest eingetragen und in der Nähe der Larven abgelegt und von den Arbeiterinnen zerkleinert . Honigwasser und Zuckerwasser werden aufgenommen .
Das Kunstnest sollte feuchte Kammern, sowie auch sehr trockene Kammern haben , damit sich die Jungkolonien in die für die Brut und sie geeigneten Bereiche zurück ziehen können .
Ich verfüttere tote Heimchen und kleine Wachsmottenraupen letztere werden durch Stiche der Arbeiterinnen sowie auch der gründenden Königinnen getötet.

Was mir besonderst auffällig erscheint ist die verstärkte Neigung dieser Art ähnlich wie bei meinen Beobachtungen bei Messor Arten Wasser auf zu nehmen .

Fazit im Moment :

Im Moment befinden sich noch ca. 5 Kolonien mit jeweils einer Königin in meiner Pflege , die Gründungsgemeinschaften haben sich durch Kämpfe oder wurden durch mich getrennt .

1 Königin hat erste Arbeiterinnen ( 3 ) und dicke wohl ernährte Larven !

1 Königin hat hat durch Hinzugabe von Fremdbrut ( Puppen) nun 7
Arbeiterinnen

1 Königin hat 1 Arbeiterin und kleine Larven

2 Königinnen haben keine Arbeiterinnen aber mehrere Larven

Alle Kolonien befinden sich zur Zeit in Winterruhe . Ich hoffe Frank deine auch !!!


Grüße Michael Schön


Haltet Eure Ameisen verantwortungsbewusst ! Schütz somit unsere einheimische Fauna ( bitte schaut in den Infektionsthread ! ), bietet den Tieren eine artgerechte Haltung an!
Tragt so mit euren Wissen einen Teil zum Naturschutz bei .


Hobbyimker + Ameisenhalter
2 Vorsitzender der ASW Hessen
Michael Schön

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