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Raptiformica sanguinea-Kolonie stirbt ab!:(

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acarrtauchenius
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#17 AW: Raptiformica sanguinea-Kolonie stirbt ab!:(

Beitrag von acarrtauchenius » 19. November 2008, 12:24

@supi004:
Das die Nervenleitung von "elektrischen Impulsen" abhängt, ist etwas schwammig formuliert.
Bei der Nervenleitung pflanzen sich Spannungsunterschiede zwischen dem Inneren und Äußeren einer Nervenzelle fort. Dies funktioniert, weil geladene Teilchen ("Ionen") in einem komplizierten Vorgang durch die Zellmembran transportiert werden, und dann wieder zurückfließen können.
Zum einen werden sie aktiv transportiert (übrigens sehr energieaufwendig) oder sie bewegen sich durch Diffusion (d.h. sie gleichen einen Konzentrationsunterschied aus). Beide Vorgänge sind temperaturabhängig. (Temperatur misst im Prinzip, wie schnell sich Teilchen im Mittel bewegen).
Bei der Übertragung von Nervenzelle zu Nervenzelle wird ein Stoff aus der einen Zelle ausgeschieden, und von bestimmten Eiweißen auf der Membran der anderen gebunden. Das "schaltet" dann wieder eine Ionenpumpe ein (auch alles temperaturabhängig).

Ich kann dir versichern: Ein kaltes Insekt "schläft" wirklich einfach ein!



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Frank Mattheis
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#18 AW: Raptiformica sanguinea-Kolonie stirbt ab!:(

Beitrag von Frank Mattheis » 19. November 2008, 19:17

Ist sicher richtig, dass die Wahrnehmung wechselwarmer Tiere bei niedrigen Temps "getrübt" ist. Aber wie stark, wissen wir nicht. Man kann aber sicher davon ausgehen, dass Störungen bemerkt werden. Man sollte es zumindest, solange die Ameisen uns nichts anderes über ihren Zustand mitteilen.
Ich denke, was supi004 v.a. sagen wollte, ist, dass man mit ihnen bei niedrigen Temperaturen ebenso sorgfältig und schonend umgehen sollte wie unter anderen Bedingungen. Vielleicht sogar noch schonender. Sie sind jetzt besonders hilflos und Störungen gegenüber anfällig. Sie können nicht ausweichen, wenn die Feuchtigkeit zu hoch ist, vermeintliche Angriffe nicht abwehren usw..

Nicht umsonst suchen überwinternde Insekten ihr Winterquartier sorgfältig aus, Raptiformica zieht sogar alljährlich in spezielle Winternester um. Eine grosse Gefahr für eine überwinternde Kolonie ist sicher zu hohe Feuchtigkeit, verbunden dann mit nicht ausreichender Belüftung. Allzu grosse Temperaturschwankungen gleichen viele Arten durch den Rückzug in tiefere Bodenschicht mit gleichbleibenderen Temps aus. Hier in der Tiefe sind sie auch relativ sicher vor Wassereinbrüchen, die darüberliegenden Bodenschichten nehmen das meiste Wasser auch bei starken Winterregen auf. Und natürlich sind die Ameisen hier ziemlich sicher geschützt gegen Störungen wie Erschütterungen, Lichteinfall o.ä..
@Antje, wahrscheinlich ist das Quartier im Keller besser geeignet, Temperaturen um und knapp unter 10 Grad sind für die Überwinterung okay, würd ich sagen. Bei diesen Temps sind die Tiere aber schon mal aktiv, also sollte man immer etwas Zuckerlösung anbieten.

LG, Frank.



Antie
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#19 AW: Raptiformica sanguinea-Kolonie stirbt ab!:(

Beitrag von Antie » 23. November 2008, 13:56

Schlechte Nachrichten Leute:(...
Leider sind alle Arbeiterinnen bis auf zwei gestorben.
Die Königin hab ich gestern in der Arena gefunden.
Ich hab sie jetzt in ein RG getan...
Wird sie fähig sein,den Winter auch ohne ihre
Arbeiterinnen zu überstehen?
Und wenn ja,wird sie auch in der Lage sein,
neu zu Gründen?
:(



Imago
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#20 AW: Raptiformica sanguinea-Kolonie stirbt ab!:(

Beitrag von Imago » 23. November 2008, 14:28

Hi Antie!

Vorab tut es mir Leid das wir das Problem nicht (rechtzeitig?) erkannt haben. Und es bleibt mir immer noch ein Rätsel.

Da das Arbeiterinnensterben nicht aufgehört hat, würde ich die Gyne + die 2 Arbeiterinnen nicht weiter unter den selbigen Bedingungen halten/überwintern!

Da sich das Problem nicht einmal erschließen lässt, würde ich die Winterruhe bis aufs weitere Abrechen, die gleichen Bedingugen wie vor der Winterruhe wieder herstellen, jedoch würde ich ein Raum wählen der zwischen 10-15° aufweist.

Die momentane Haltung macht keinen Sinn, die Gyne würde die Winterruhe zu sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht überstehen, denn warum sollte die Gyne diesen Zustand noch sehr viel länger aushalten sollen, als die Arbeiterinnen?

Ich würde sie wie gesagt wärmer stellen, wieder ein Becken anschließen und Nahrungsquellen bereitstellen.

Ob das nun die beste Lösung ist weiß ich natürlich nicht, ob die Gyne den Winter und das nächste Jahr überlebt kann ich natürlich auch nicht sagen, aber unter den jetzigen gegeben Umständen, rechne ich der nun sehr kleinen Kolonie auch keine Überlebenschance ein.

Letztendlich musst Du eine Entscheidung fällen!

Ich drück Dir ganz fest die Daumen und wünsche Dir viel Glück das Du das noch irgendwie in den Griff bekommst!

LG Imago



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Boro
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#21 AW: Raptiformica sanguinea-Kolonie stirbt ab!:(

Beitrag von Boro » 23. November 2008, 14:37

Das praktische "Nichtwahrnehmen" von Störungen bei tiefen Temperaturen muss man meiner Meinung nach etwas relativieren.
Nur zwei Beispiele:
1. Meine Polyergus rufescens-Formica fusca- Nester z. B. überwintern derzeit bei 9° im Keller. Heute habe ich die Feuchtigkeit kontrolliert und sah eine Arbeiterin außerhalb des Nest in langsamer Bewegung. Als ich die Abdeckung des Ytongnestes kurz entfernte, um die unter einer Kunstglasscheibe befindlichen Ameisen zu kontrollieren, kam es - wohl bedingt durch den Lichteinfall - schlagartig zu deutlicher Bewegung.
Gut, bei tieferen Temperaturen nimmt diese Reaktion ab.
Bei Camponotus ligniperda u. Camponotus herculeanus ist keine Reaktion sichtbar u. das wird nicht nur mit der endogen bedingten Winterruhe zusammenhängen.
2. Ich habe mich jahrelang mit der Gattung Polistes (Feldwespen) beschäftigt. Einige junge Königinnen von Polistes dominulus bleiben des öfteren auf dem alten Nest sitzen (z. B. in Dachböden). Ich konnte wiederholt feststellen, dass diese Tiere auch unter O° C. bewegungsfähig sind. Wenn man sie antippt, beginnen sie sich sogleich (natürlich sehr mühselig) in Sicherheit zu bringen.
Bei der Gattung Vespula habe ich schon oft Königinnen gefunden, die im Gegensatz dazu im Winter in absolute Winterstarre verfallen. Man kann sie anfassen, hochheben, sie rühren sich nicht (Vespula germanica, Vespula vulgaris). Dieses Beispiel mag hier Geltung haben, weil es sich um die ferne Verwandtschaft der Ameisen handelt.

Zu Antje: Wenn eine Raptiformica-Königin im Frühjahr allein übrigbleibt, schaut es mit einem neuen Nest sehr schlecht aus. Diese Königin kann als Sozialparasit allein gar kein Nest gründen. Sie braucht dazu die Hilfsameisen. Man könnte höchstens versuchen, ihr ein paar Arbeiterinnen von Serviformica "unterzuschieben". Ob das klappt, ist sehr fraglich.
Beste Grüße v. Boro



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