Hey ho!!
Ich hatte bis heute wieder etliche neue Jungarbeiterinnen. Die Vermehrung ist der Wahnsinn.

Da ich sie ohnehin "nur" aus Neugier halte und mittlerweile gut über zwanzig Tiere zählen konnte (einige leicht größere Exemplare sind schon dabei), interessierte mich heute, was sie "so drauf haben" und wie sie bei potentieller Gefahr reagieren. Meine Erfahrungen wollte ich dann hier verewigen und das tue ich nun, mitsamt ein paar Pix.
Ich entschied mich heute eine Fliege (Größe einer Stubenfliege) zu verfüttern. Der Energiebedarf ist eh hoch, da gefressen wird wie der Teufel, also gab es heute mal
keine tote Beute.
Die betäubte Fliege kam ins Reagenzglas (RG) und ich verschloß den Eingang wieder sorgfältig.
Die ersten ein- zwei Minuten tat sich nichts. Vom Brutberg und den beiden Gynen aus saßen die Tiere nur da. Ihre Fühler hoch erhoben, so als würden sie auf etwas warten.
Dann begannen sich einige der Jungarbeiterinnen gegenseitig heftig mit den Fühlern zu betrillern und zwei begannen sich auf den Weg nach vorn zu machen, Richtung Fliege, die direkt am Eingang saß und sich wieder fast völlig erholt hatte. Kurz bevor sie sie erreichten, hielten sie inne und begannen mit den Fühlern langsam durch die Luft zu gleiten, sie rochen die Beute. Die Fliege sah sie und zog sich bis zur Watte zurück, die beiden folgten ihr langsam. Als eine vorstieß und die Fliege entdeckte, rannte sie zurück, die
Gaster weit in die Höhe erhoben (mit
Crematogaster vergleichbar). Als sie die zweite Scoutarbeiterin entdeckte, betrillerte sie sie und beide gingen nach vorn.
Es kam zum ersten Angriff, wobei eine der beiden immer wieder um die Fliege herum rannte und mit ihren
Mandibeln zuschnappte. Die
Gaster ununterbrochen erhoben und dank eines offenbar höchst flexiblen Bindegliedes stets in Richtung der Fliege gerichtet. Die zweite Arbeiterin rannte zurück, zog ihre
Gaster regelrecht über den Glasboden. Ich erkannte an diesem Verhalten, daß sie eine Pheromonspur legte.
Als sie die anderen erreichte, dauerte es nur höchstens zwei Sekunden, bis sich dort alles in ein heilloses Durcheinander entwickelte. Ich konnte beobachten, wie die Arbeiterin die erste der anderen aufs hefigste betrillerte, weiter rannte und es weitergab, so wie die, welche die Botschaft empfangen hatte. Eine (!) Straße (!) bildete sich im RG. Frisch geschlüpfte Pygmäen blieben zurück, der Rest rannte zur Fliege, die noch immer von der einen einzigen, "mutigen" Jungarbeiterin beschäftigt wurde und keine Ruhe mehr hatte. Dann fielen die anderen über sie her. Da die Fliege ihnen kraftmäßig aber weit überlegen war, kamen sie nicht richtig dazu Angriffsfläche zu ergattern. Die
Gaster aller Angreifer standen steil in der Höhe, die, die fortgeschleudert wurden, hatten hier und da Schmutzteilchen auf der Gasterspitze, was mir zeigte, daß Gift ausgetreten war, an welchem die kleinen Partikel kleben geblieben waren. Viele
Gaster vibrierten darüber hinaus regelrecht. Wenig später wurde auch eine der Gynen heranrekrutiert, die kurz angriff, sich dann aber wieder fluchtartig zurückzog und hinten blieb.
Ein wahrer Hexenkessel entfesselte sich. Die Fliege wurde sprichwörtlich mit Zahlenstärke überrannt. Die Tiere gingen derart aggressiv vor, daß eine der Kämpferinnen ihr Leben ließ. Sie wurde direkt in den Kopf gestochen. Nachdem sich das Kampfgeschehen von ihr fortbewegte, sah ich, wie sie zusammengekrümmt starb.
Der ganze Kampf, den ich hier so farbenfroh beschrieb, dauerte ca. drei Minuten. Als die erste ein Bein zu packen bekommen hatte, wurde der Giftstachel eingesetzt. Wie Bullterrier blieb sie dran und ließ sich nicht mehr abschütteln.
Trotz der geringen Größe der Jungarbeiterinnen, von denen gerademal zwei zum Stich gekommen waren, war die Fliege rasch besiegt. Man konnte regelrecht zusehen, wie ihre Waffen wirkten. Hinsichtlich der Größe der Tiere, verglichen mit der Beute und der Wirkungszeit, gehe ich davon aus, daß diese Spezies über ein äußerst potentes Gift verfügen muß.
Nun befinden sie sich alle wieder in meinem dunklen Schrank...
Hier ein paar Pix, kurz bevor sie zurück in den Schrank kamen: