Ich betrachtete die Szene eine zeitlang und beschloss den Fotoapparat zu holen um ein paar Aufnahmen zu machen.
Die Arbeit blieb natürlich liegen, aber ich war mir sicher, dass es sich hier um Ameisen und zwar um Männchen handelt, die auf der Oberfläche des Kirschlorbeers schwärmten. Fast 30 Min. verbrachte ich da, aber ich konnte kein Weibchen entdecken.
Fotos? Also, diese Tierchen lebend zu fotografieren ist praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. Heute hab ich es noch einmal probiert, von 60 Bildern blieben letztlich ein paar brauchbare Bilder übrig. 30 Minuten bin ich auf dem Boden gelegen, um die Bilder "in den Kasten" zu bekommen.
Ein paar Tierchen musste ich heute töten, um bessere Bilder zu bekommen, aber das Ergebnis ist auch mager.
Tatort: 30./31. 8. 2011. Klagenfurt/Kärnten im Garten, 447m Seehöhe. Der Wirbel dauerte von 16:00 bis etwa 18:00 bei mäßig bewölktem Himmel und 24°. Die LF lag bei 51%.
Da fiel mir ein, dass ich ein sehr ähnliches Spektakel bereits im Vorjahr an der selben Stelle beobachtet hatte!
Heute konnte ich die ersten Männchen bereits nach 14:00 sehen (sehr ähnliche Wetterbedingungen), aber sie flogen um die vor dem Kirschlorbeer stehende Mülltonne. Eigenartig!
Ich vermutete, dass es mit den abgeschnittenen Zweigen in der Tonne zu tun hätte! Also: Tonne ausgeleert. Und siehe da, in 10 Min waren bestimmt 3 Dutzend Männchen vor Ort. Gestern am Busch waren es sicher 50 od. 60 Tiere. Also, muss ein Sexualpheromon auf den abgeschnittenen Blättern in der Tonne bis heute seine Wirkung ausüben! Das ist erstaunlich, meist handelt es sich bei den Sexualpheromonen um flüchtige Stoffe. Gestern werden Weibchen ihren Lockstoff auf den Blättern hinterlassen haben. Ich hab zwar keines gesehen!
Ich habe übrigens bis jetzt keine Ahnung, wo diese winzigen Tiere ihre Energie für mehrstündiges Schwärmen hernehmen. Die Tierchen sind gute 3mm lang und hervorragende Flieger.
Inzwischen habe ich einen Verdacht! Nachdem die Bestimmung einer Art mit Hilfe der Männchen als sehr schwierig bis oft unmöglich gilt, holte ich den guten alten KUTTER zu Hilfe: Nach einigem Studium vermute ich, dass es sich um Männchen v. Myrmecina graminicola handeln könnte. Die Beschreibungen passen, die Schwärmzeit passt, das verrückte Liebesspiel passt (um ein Weibchen, dass viell. vor 1 Stunde anwesend war). Ich hatte es erst vor kurzer Zeit hier geschildert:http://www.ameisenforum.de/einheimische-europ-ische-ameisen/41686-myrmecina-graminicola-latreille-1829-fotos.html. Und: Die
1. Männchen auf einem abgeschnittenen Kirschlorbeer-Ästchen:
2. Anderer Blickwinkel:
3. Wo ist das Weibchen?
4. Die Liebe....
5. Thoraxaufbau, Farbe, Farbe d. Flügel, Kopfform mit stark seitl. ausgestellten Augen, Petiolus u. Postpetiolus, ganz kurze Propodealdornen....
6. Und das tote Exemplar:
L.G.Boro