am vergangenen Wochenende besuchte ich den vorzüglichen Ameisenkenner aus unseren Reihen. Er lebt in einer der schönsten Regionen Europas, in Kärnten. Ihr werdet es natürlich erraten, ich war bei Boro.
Hier in Kärnten sah ich eine wundervolle, wilde und zugleich romantische Natur, gewaltige Berge neben sanften Hügeln, weite Täler und tiefe Schluchten und einen wunderschönen See, den Wörthersee. Ich sah dichte Laubwälder, an den Hängen der Berge ausgedehnte Fichtenwälder, schüttere Kiefernwälder in fast trockenen, heißen Flusstälern.
Ich erlebte und genoss die Gastfreundschaft der Kärntner (…und der Boros ), trank ein ausgesprochen wohlschmeckendes Bier, ich stärkte mich nach aufregenden und interessanten Exkursionen mit erlesenen Köstlichkeiten der Küche Kärntens.
Schon die Reise durch Österreich nach Kärnten war für mich ein tolles Erlebnis. Dieses schöne Land hat mich sehr beeindruckt. Die Fahrt über die Tauernautobahn und anschließend durch Kärnten über die A2 war ein Genuss.
Schon bei einer Rast an der Tauernautobahn sah ich die ersten wirklich beeindruckenden Ameisen, schöne, sehr kräftige Manica rubida.
In Boros Garten sahen wir in einem gen Süden exponierten Steingarten interessante Ameisen. Plagiolepis, Tetramorium, Camponotus piceus und Tapinoma. In Bäumen und Sträuchern Dolichoderus quadripunctatus, Camponotus fallax, Camponotus truncatus, Lasius emarginatus, ausserdem die verschiedensten anderen interessanten Insekten. Feldwespen, Hornissen, Holzbienen, Taubenschwänzchen, zirpende Zikaden, ausserdem interessante, mediterrane Pflanzen und Gehölze. Uberall natürlich die verschiedensten Serviformica.
In die Umgebung unternahmen wir an zwei Tagen einige Exkursionen.
Wir besuchten am ersten Tag gemeinsam mit Boro und mit Chrizzy, der ja ebenfalls Klagenfurter ist und zu meiner Freude etwas Zeit für den Besuch aus Deutschland hatte, ein fast trockenes, heißes Flusstal. Hier beobachteten wir Arten wie Manica rubida, die leider mittlerweile überall seltene Formica truncorum, sehr grosse Superkolonien von Serviformica cinerea, verschiedene Lasius-Arten und nicht zuletzt Camponotus vagus. Natürlich gab es auch hier Serviformica fusca, cunicularia, rufibarbis und lusatica (glauca). Dieses Tal besuchten wir am Nachmittag des ersten Tages. Es gab hier einige Kolonien von Polyergus rufenscens, leider war an diesem Tag der Himmel leicht bewölkt und diese hochinteressanten Sklavenhalterameisen unternahmen keinen Raubzug. Wir sahen lediglich einige Scouts der Amazonen in der Umgebung und auf den Kuppeln der Nester.
Den Abend verbrachten wir mit Boro, seinen Sohn Martin und dessen wunderschönen Freundin in einen landestypischen Kärntner Gasthof. Diese Höfe haben einen speziellen Namen, der mir entfallen ist. Hier gab es rustikales gehaltvolles Essen, ausserdem leckeren Most.
Später am Abend tranken wir mit Boro und Martin noch gemeinsam eine halbe Flasche Bier…
Am zweiten Tag besuchten wir das „Amazonien“ Kärntens, also eine Gegend, in der die Amazonenameise nicht selten ist.
Wie überall, wo wir streiften und beobachteten, war dies ausgesprochenes „Boro-Land“, geographische Details werden nicht weitergegeben..
Neben den unseren Gastgeber bekannten Nestern fanden wir ein weiteres Nest dieser beeindruckenden Ameisen, außerdem fanden wir Nester von Ponera coarctata. Uns wurde ein recht untypisches Nest von Formica rufa gezeigt, die Tiere siedelten unter Gehwegplatten, die vor einer Rastbank verlegt waren.
Besondere Freude hatte ich bei einem Nestfund meiner Lieblingshummel, der Bombus sylvarum. Freude machte mir dabei, dass die Art hier vorkam, weniger die Umstände des Nestfundes. Das Nest war nämlich geöffnet und geplündert, wahrscheinlich von einem Wespenbussard, einer wahren Plage für unsere Wespen- und Hummelwelt. Da aber alles schützenswert zu sein scheint, was Federn und einen Krummschnabel hat, muss man diese Verluste wohl hinnehmen. Fotos des offenen Nestes und der hübschen winzigen Hummeln unten…
Am späten Nachmittag steigerte sich die Spannung. Die Sonne schien intensiv an diesem Tag, es gab keine Wolke am Himmel.
Würde ich nun endlich, nach vielen Jahren des Suchens, des Beobachtens und der Beschäftigung auch mit Amazonen einen der legendären und spektakulären Raubzüge der Amazonen sehen???
An diesem Tag würden die Amazonen sicher ihre Raubzüge unternehmen, wusste unser erfahrener Gastgeber. Und tatsächlich, am frühen Abend, gegen 17.30 begann die erste von uns beobachtete Kolonie aufzumarschieren. Einer der Scouts hatte wohl einen Nestfund gemeldet, die wartende Armee verließ nun das Nest und formierte sich auf dem Nestdach. Es war wie im Film, nur actionreicher und dramatischer!!! Bald schon setzte sich der Zug in Bewegung, geschlossen marschierte die Truppe im langsamen Tempo, immer wieder aufgehalten durch die dichte Bodenvegetation, auf fast geraden Weg durch Gras und niederes Gebüsch ihrem Ziel entgegen.
Dieser erste von uns an diesem Tag beobachtete Raubzug wurde von einer relativ kleinen, wohl noch recht jungen Amazonenkolonie unternommen, wir schätzten die Zahl der Kriegerinnen auf etwa 400 bis 500 Amazonen. Diese allerdings waren durchweg große, sehr schön hellrote Tiere, es war faszinierend, wie diese fast leuchtenden schönen Ameisen im dichten Zug durch das Gras marschierten.
Nach etwa 20 Minuten hatten die Amazonen ihr Ziel erreicht, ein kleines Nest von Serviformica cunicularia. Die Amazonen sammelten sich zum Angriff. Die ersten Tiere, die angekommen waren, schienen tatsächlich auf den Rest der anrückenden Armee zu warten, die Nesteingänge der cunicularia wurden noch nicht behelligt. Als dann fast alle Amazonen den Platz des Geschehens erreicht hatten, erfasste plötzlich große Erregung das Amazonenheer und wie auf Kommando stürzten alle in die Nesteingänge der cunicularia. Einige Amazonen öffneten diese Eingänge weiter, so dass mehr Amazonen gleichzeitig eindringen konnten. Nach wenigen Minuten waren alle Amazonen im Nest der cunicularia verschwunden. Kurze Zeit später flüchteten wenige der cunicularia mit
So geordnet der Angriff der Amazonen begonnen hatte, so ungeordnet verlief der Rückmarsch nach dem „glorreichen“ Sieg. Die mit
Wir sahen an diesem Abend noch zwei weitere Züge anderer Amazonenvölker, diese waren nicht minder beeindruckend. Bei einer Kolonie sahen wir begattete Jungköniginnen, die sich verstohlen und immer den Amazonenkriegerinnen ausweichend dem Zug anzuschliessen versuchten.
Die
Auf den folgenden Bildern sind Landschaften Kärntens zu sehen, die o.e. Formica rufa mit ihrem ungewöhnlichen Nest, die Bombus sylvarum, nicht zuletzt die erstaunlichen Amazonen.
Ich habe versucht, die geschlossen vorrückende Armee zu fotografieren, ausserdem Bilder des Überfalls. Die Amazonen dringen hier gerade in das Nest der Serviformica ein. Einige Serviformica cunicularia bewegen sich zwischen den fremden Kriegerinnen, greifen dies aber wohlweislich nicht an. Die Amazonen beachten die Serviformica kaum, töten sie jedoch, wenn diese versuchen, ernsthafte Gegenwehr zu leisten.
Der Besuch in Kärnten und das Erlebte war eine tolle Sache. Ich werds wiederholen, spätestens im nächsten Jahr, mir dann etwas mehr Zeit nehmen. Auch, um dann einen Abstecher nach Istrien zu machen.
Mein Dank gilt Boro und auch Chrizzy, vor allem dafür, dass die beiden sich soviel Zeit nahmen, uns soviel zeigten und für die Grosszügigkeit, die wir erfuhren..
Ãœberrascht hat mich immer wieder und überall in Österreich die Freundlichkeit der Menschen. Auf der Autobahn, an Tankstellen, auf Wanderwegen, immer gab es ein freundliches „Grüss Gott“ und ein nicht minder freundliches Lächeln. Ich erinnere mich mit einer gewissen Melancholie und Dankbarkeit an diese schönen Tage in Österreich. Ich werde dieses Land wieder besuchen.
Soviel erstmal. Noch ein paar Bilder.
LG, Frank.