Formica polyctena

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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ameisenheld4
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#1 Formica polyctena

Beitrag von ameisenheld4 » 12. Dezember 2009, 20:20

Liebes Forum,
ich habe zwar nur nee kleine Frage, aber wusste nicht ob das ins KFKA reinpasst.

Also: Vor gut 3 Monaten war ich im Naturhistorischen Museum St. Gallen (CH),
weil ich wusste, dass sie dort ein Formicarium mit Formica polyctena haben.
Ich war natürlich hell begeistert von der Anlage und dem wunderschönem Nadelhaufen den die Ameisen gebaut haben. Leider habe ich keine Bilder geschossen, aber vielleicht hole ich das noch nach.
Nun aber zu meiner eigentlichen Frage: Die Kolonie ist schon seit 5 Jahren in Besitz und es wurden auch schon ziemlich viele Geschlechtstiere produziert (auf den Fenstersimsen lagen überall tote Männchen rum). Ich möchte gerne von der Schule aus ein Projekt starten und ein sehr grosses Formicarium bauen. Nun suche ich aber eine geeignete Ameisenart und was eignet sich besser als eine solch wunderschöne und spannende Art? Da die Art aber geschützt ist will ich keine Gyne aus der Natur entnehmen. 1. Weil ich keine Genehmigung habe und 2. aus Prinzip. Jetzt fiel mir aber das Museum wieder ein. Ist es möglich eine Gyne aus dem Nest zu entnehmen, zusammen mit Arbeiterinnen? Die Art ist ja stark polygyn! Oder eine andere Idee. Ich habe gelesen, dass F. polyctena begattet Weibchen adoptiert und wenn die Kolo genug gross ist, ein Zweignest bildet. Jetzt könnte man ja theoretisch ein Weibchen frei lassen und warten bis diese wieder begattet zurück kommt. So müsste man nicht direkt ins Nest eingreifen.
Ich weiss ziemlich komische Idee aber die schwirrte mir im Kopf rum und ich musste sie los werden ;-)
Aber zurück zum Projekt! Wenn diese Möglichkeit nicht gehen würde, welche Art würdet ihr mir sonst empfehlen??? Es sollte eine möglichst grosse Kolonie sein, welche sich schnell entwickelt.

Vielen Dank ameisenheld4



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christian
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#2 AW: Formica polyctena

Beitrag von christian » 12. Dezember 2009, 21:28

Hallo

Jetzt könnte man ja theoretisch ein Weibchen frei lassen und warten bis diese wieder begattet zurück kommt.


Ich glaube nicht, dass das mit Sicherheit funktioniert. Es kommte immer nur ein Teil der Königinnen zurück, nicht alle. Wenn dann müsstest du schon einige Weibchen losschicken, nicht nur eine.
Diese Art im Formicarium zu halten ist sowiso nicht gerade ein einfaches Unterfangen, weil:
-die Kolonie wird auf dauer ein gigantisches Formicarium benötigen, etwa von der größe eines Hauses (stand in "Das spannende Leben im heimischen Wohnzimmer", falls das nicht stimmt)
- Ich bin mir diesem Punkt nicht sicher, ich meine gelesen zu haben, diese Art würde keine Winterruhe halten, wegen ihrem stabilen Mikroklima im Bau, sonst wäre das ja auch ein wenig schwierig, nicht nur weil die Schüler dann ein halbes Jahr nichts von den Tieren hätten.
- Du bräuchtest unmengen an Futtertieren, größere Nester verspeisen bis zu 100.000 Insekten am Tag, sovie mehre hundert kilo Zucker pro Halbjahr, es müssen ja immerhin einige millionen Ameisen davon leben, sowie einige tausend Königinnen (wer soll das bezahlen?)
- Wenn das Projekt von der Schule ausgeht, wer soll sich denn dann in den Ferien um sie kümmern?
- Ein solcher Haufen wird sehr alt!
- Man sieht die meiste Zeit nichts von ihnen, und wenn du ihnen eine Farm zur Verfügung stellen willst, dann wäre sie etwa so groß, wie eine echte Farm für Pferde und Kühe

welche Art würdet ihr mir sonst empfehlen???


Einheimische Arten:

- Lasius niger (mehrere 10.000), flavus (mehrere 100.000), fuliginosius (oder wie man die schreibt), letztere können bis 2 mio Mitglieder bekommen
- Myrmica rubra (mehre 100.000 wegen polygyn)
- Formica cinerea
- ich glaube auch Camponotus
- und natürlich viele aus der Formica rufa Gruppe ;)

Lies einfach mal den Beitrag, der direkt unter deinem steht, mit dem Titel "einheimische Superkolonien" ;).

Exotische Arten:

- Polyrhachis dives
- Atta spec. (extrem schwierig, deshalb eher Finger weg)
- gleiches gilt für Acromyrmex

Mehr fallen mir im Moment nicht ein. Mal hören was die anderen noch so schreiben.
Und danke für den "Tipp" mit dem Museum! Nur wo genau ist es, ich würde es auch mal gerne sehen!

mfG

christian



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ameisenheld4
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#3 AW: Formica polyctena

Beitrag von ameisenheld4 » 13. Dezember 2009, 11:21

Hallo christian,
da müsstest du aber sehr weit fahren um nach St. Gallen zu kommen:spin2:.
Ja das mit den Weibchen ist fast unmöglich weil man ja nicht weiss ob es überhaupt eine Formica polyctena Kolonie im Umkreis gibt. Die Kolonie wurde auch wo ganz anders geholt (Es war nur die Gyne glaube ich). War auch nur eine Idee.
Die Ausmasse sind wahrscheinlich in der Haltung sehr viel kleiner und ich glaube auch nicht das die Kolonie die gleiche Grösse wie in der Natur erreicht. Im Museum wurden etwa 5qm Fläche und etwa 5m Röhren verbraucht und die Kolonie ist schon 5 Jahre alt!
Das mit dem Nest ist so eine Sache. Die Erdgrösse ist etwa gleich gross wie der Haufen also müsste man eine Erdhaltung versuchen. Ich dachte ich könnte einen Baumstumpf "einpflanzen" und versuchen die Kolonie dort siedeln zu lassen. Das Museum könnte mir sicher nützliche Tipps bezüglich der Temperaturen der Erde und des Nestes sagen.
In Sachen Nahrung weiss ich auch nicht so recht. In ihrer Beschreibung steht geschrieben das sie nur ab und zu Insekten verfüttern. Sie füttern vorallem mit einer Masse die sie in Schälchen anbieten. Zusätlich noch mit Mineralien etc. Nach meinem Projekt würde ich gerne Die Ameisen einem Museum stiften. Dies zum Thema was tun wenn ich weg bin?

Ich habe meinen Versuchsaufbau schon einmal mit SketchUp nachgemacht.
Leider kann ich die Datei nicht ANHÄNGEN.

ameisenheld4



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#4

Beitrag von Gast » 13. Dezember 2009, 15:49

Was ist so ein Forum doch ein prächtiger Nährboden für die Vermehrung von Desinformation! Unsinn breitet sich zurzeit ja schneller aus als eine aggressive Virusgrippe.

@ ameisenheld4: (post # 1)

Vielleicht solltest Du Dich doch mal genau erkundigen, wie das Naturmuseum St.Gallen seine Formica polyctena wirklich hält.

„Die Kolonie ist schon seit 5 Jahren in Besitz und es wurden auch schon ziemlich viele Geschlechtstiere produziert (auf den Fenstersimsen lagen überall tote Männchen rum)“.
- Vor 3 Monaten, im SEPTEMBER also, lagen tote Männchen auf den Fenstersimsen rum?
F. polyctena schwärmt im Mai/Juni. Entweder können die sich (1.) keine Putzfrau mehr leisten, oder (2.) die Kolonie hat keine Königinnen mehr, dann zieht sie auch im Sommer Männchen auf, oder (3.) die Kolonie ist so aus dem natürlichen Rhythmus heraus, dass sie als Unterrichtsmaterial nichts mehr taugt.

@ christian: (# 2)

„die Kolonie wird auf dauer ein gigantisches Formicarium benötigen, etwa von der größe eines Hauses (stand in "Das spannende Leben im heimischen Wohnzimmer", falls das nicht stimmt)“
- Es stimmt NICHT! Ich kenne ein Formikarium einer Ameisenschutzwarte mit 1, höchstens 1,5 m Länge. Es steht im Freien, nur unter einem Schutzdach. Im natürlichen Jahresrhythmus halten sich die Ameisen darin auch schon recht lange.

„Ich bin mir diesem Punkt nicht sicher, ich meine gelesen zu haben, diese Art würde keine Winterruhe halten, wegen ihrem stabilen Mikroklima im Bau, sonst wäre das ja auch ein wenig schwierig, nicht nur weil die Schüler dann ein halbes Jahr nichts von den Tieren hätten“.
- Da hast Du was falsch, oder was Falsches, gelesen. Den Wärmehaushalt bauen die Ameisen erst im Frühjahr während der Aufzucht von Geschlechtstieren auf. Im Winter liegen sie ziemlich unbeweglich in Winterruhe. – Wenn das Naturmuseum die Kolonie „warm durchpflegt“, vermittelt das ein falsches Bild von der Natur, vermehrt also auch die Desinformation!

@ ameisenheld4: (# 3)

„Im Museum wurden etwa 5qm Fläche und etwa 5m Röhren verbraucht und die Kolonie ist schon 5 Jahre alt!“
- Man kann ein Formikarium auch wiederholt über Jahre hinweg mit Waldameisen neu besetzen. Kann z.B. die Tiere im Herbst in die Nähe ihres ursprünglichen Nestes bringen, und holt sich im Frühjahr einen neuen Besatz. – Ich halte dieses Vorgehen für wahrscheinlich, denn nach den zahllosen Erfahrungen mit der Waldameisenhaltung in Forschungsinstituten gehen die Völker in aller Regel nach wenigen Monaten zugrunde, weil sich die immer vorhandenen Milben dann maßlos vermehren, und weil ein unmäßiges Wachstum von Schimmelpilzen einsetzt.

„Die Kolonie wurde auch wo ganz anders geholt (Es war nur die Gyne glaube ich). War auch nur eine Idee“.
- Da hast Du den falschen Glauben. Bei Formica s.str. kann eine einzelne Jungkönigin keine Kolonie gründen. Allenfalls geht das auf sozialparasitischem Wege mit einer Serviformica sp. Als Hilfsameise, was aber bei F. polyctena praktisch überhaupt nie funktioniert. Informationen sind auf der Seite der Deutschen Ameisenschutzwarte leicht zugänglich, man muss sie nur lesen.

Wie es um den Waldameisenschutz in der Schweiz steht, weiß ich nicht genau. In Deutschland würdest Du jedenfalls keine Genehmigung zu irgendwelchen Experimenten mit Waldameisen bekommen. Die sind einfach zu schade um sie unter fragwürdiger Betreuung in Schulformikarien zu verheizen.

(Uneingeschränkte Zustimmung nur zu Deiner Signatur:
„Der Klügere gibt nach - Eine traurige Wahrheit: Sie begründet die Weltherrschaft der Dummen.“)
-----
Insgesamt und jetzt nicht nur auf diesen thread bezogen:

In letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass in diesem Forum sich die Desinformation auf unerfreuliche Weise vermehrt. Und das trotz der vielen Träger von Diamantcolliers. Wenn wir uns weiterhin von dem anderen vergleichbar großen Forum absetzen wollen, muss die Richtigkeit von Behauptungen und Spekulationen mehr überprüft, müssen falsche Vorstellungen korrigiert werden, und zwar am besten direkt innerhalb der posts, so dass sich eine falsche Angabe gar nicht einprägen kann!

Um ein Beispiel hier aus dem thread zu nennen, wie man das machen könnte:
„Die Kolonie wurde auch wo ganz anders geholt (Es war nur die Gyne glaube ich).[Das geht nicht; s. post # - mod]“

Das würde zusätzliche Arbeit machen, das sehe ich schon ein. Aber so wie das jetzt läuft, wird es bald unerträglich!

MfG,
Merkur



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#5 AW: Formica polyctena

Beitrag von formicos » 13. Dezember 2009, 21:11

Wo Merkur hier schon einige grobe Fehler korrigiert hat, stellt sich mir noch die Frage welches Buch " Das spannende Leben im heimischen Wohnzimmer " gemeint ist. Ich kenn nur das von Bianca Drenske ehemals Beyer . Ich habe da zwar noch die zweite Auflage aber so ein Unsinn steht da nicht drin. Also entweder du hast dich oder verguckt oder es gibt noch ein anderes Buch mit selben Titel was mir dann aber neu wäre. Wär vieleicht ganz gut wenn du uns da noch aufklärst, bevor das noch wer glaubt.



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ameisenheld4
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#6 AW: Formica polyctena

Beitrag von ameisenheld4 » 13. Dezember 2009, 21:13

Hallo Merkur,
danke für die Korrektur, ist wohl so einiges schief gelaufen, ich entschuldige mich dafür!
Die Zeit ist wirklich falsch. Habe wohl etwas vertauscht.
Mir war klar das Formica polyctena sich hauptsächlich durch Zweignestbildung vermehrt siehe 1. Thread.
Ob die Kolonie immer wieder neu besetzt wurde kann ich nicht sagen. Ich habe extra jemanden gefragt welcher sich noch einmal erkundigt hat und dieser sagte mir dann, dass die Kolonie 5 Jahre alt ist.
Nun zu dem Projekt: Was würdest du mir vorschlagen Merkur, welche Art ich nehmen sollte? Exoten sind für mich kein Thema, da ich den Schülern vorallem die heimische Fauna näher bringen möchte. Ist Formica sanguinea geeigneter? Sie gehört auch zu den Waldameisen und ist nicht sehr schwer zu halten. Nur wo finde ich eine genug grosse Kolonie welche schon viel Aussenaktivität zeigt?
Das Projekt liegt mir am Herzen, weil ich gerne den Schülern mehr Verständniss für unsere Natur beibringen will. Da ist es mir auch sehr Recht wenn mich Leute korrigieren, deshalb danke Merkur!

Mfg ameisenheld4



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christian
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#7 AW: Formica polyctena

Beitrag von christian » 13. Dezember 2009, 22:31

Hallo

@formicos: Dann guck mal auf Seite 25 ganz unten (letzter Punkt) ;) .
Dort steht: "Die unterirdischen Außmaße des Nestes der kleinen roten Waldameise (Formica polyctena) können einen Durchmesser von bis zu 30m erreichen. Dies entspricht der Größe eines Hauses." (Aus "Das spannende Leben im heimischen Wohnzimmer" von Bianca Beyer)
Mir kam die Info ebenfalls etwas unwahrscheinlich vor, deshalb habe ich ja gleich die Literatur angegeben.

@ameisenheld4: Was sollte die Kolonie daran hindern so groß zu werden, wenn man sie lässt? Alle Verhinderungsmaßnahmen wären Tierquälerei, wie Platzmangel oder Futterkürzung. Und in 5 Jahren muss die Kolonie auch noch lange nicht so groß sein, vielleicht in 20-30 Jahren, es bedarf schon an einigen Königinnen, und die müssen erst einmal erzeugt werden. Ebenso werden viele Arbeiterinnen benötigt, die dann die Proteinnahrung eintragen müssen, und die wiederum müssen erst einmal von der ersten Königin geboren werden.

@Merkur: Wieder mal danke für deine Antwort, die Klarheit in diesen wie in viele andere Threads gebracht hat!


mfG

christian



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#8 AW: Formica polyctena

Beitrag von formicos » 14. Dezember 2009, 11:20

@Christian da sag ich aber ganz klar Textverständnis 6 setzen. Dieser Satz bezieht sich doch auf natürliche Nester. Diese Größe wird man in der Haltung nie erreichen.*


Ausserdem ist der Satz selber auch nur ein Zitat und stammt eigentlich aus Journey to the ants oder aus Sozialleben der Ameisen. Weiss nicht mehr genau hatte das vor 3 Jahren mal nachgelesen.*
Bitte wenn hier also Zitate wiedergegeben werden den Sinnzusammenhang beibehalten.*



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