So jetzt geht es mit dem eigentlichen Haltungsbericht los.
Ersteinmal einige grobe Daten über die Art:
Systematik: Formica (Serviformica) rufibarbis FABRICIUS 1793; Unterfamilie Formicinae
Verbreitung: in ganz Deutschland planar bis submontan weit verbreitet
Habitat: kurzgrasige, thermophile Graslandhabitate; meist auf Sandböden
Nistweise: häufig einfache Erdnester
Nestgröße: mehrere 1000 Arbeiterinnen
Königinnen:
polygyn
Schwärmzeit: Juni - August
Nestgründung: claustral
Ernährung: hauptsächlich
zoophag
Verhalten: aggressiv; schnelle Bewegungen; verteidigt sich besser gegen Sozialparasiten als z. B. Formica cunicularia
Größe: Arbeiterinnen: 4 - 7,5 mm;
Königinnen: 9 – 11 mm; Männchen: 9 – 10 mm
Aussehen:
Gaster und Kopf braun,
Thorax rötlich; auch sehr dunkle Farbmorphen möglich (Verwechslung mit F. fusca !); zahlreiche Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Formica-Arten, z. B. Formica cunicularia
Sonstiges: Hilfsameise für verschiedene andere Arten, z. B. Formica sanguinea
(Quelle für diese:
https://www.ameisenwiki.de/index.php/Formica_rufibarbis)
Jetzt zum Haltungsbericht....
Gefangen wurde die
Königin von mir am 23.6.2019 bei einem kleinen Spaziergang durch den Norden Leipzigs in einer kleinen Filmdose. War nicht ganz einfach denn bei Temperaturen von 30 Grad+ sind auch die großen Serviformica Gynen verdammt schnell unterwegs.
Das Wetter war wie für diese Zeit heiß und schwül, allerdings waren keinerlei andere
Königinnen oder Männchen zusehen.
Zwar wusste ich das es eine Serviformica war, aber die Art war mir nicht direkt bekannt. Daher wurde sie Zuhause sogut wie möglich fotografiert und mit den netten Mitgliedern des "Ameisen an die Macht" Discordservers als F. rufibarbis bestimmt.
Dann wurde sie in ein Reagenzglas getan und in einer Schublae für knapp 4 Wochen "vergessen".
Beim nächsten Kontrollblick hatte sie um die 8-10
Puppen und war äußerst agressiv. Stellte sich mir mit gespreizten
Mandibeln entgegen und blieb über ihrer
Brut stehen, wie ein Muttervogel der seine Küken verteidigt.
Alles sah gut, ich stülpte die Abdeckung wieder über das Reagenzglas. Da ich alllerdings direkt dannach in einen 2 1/2 wöchigen Japanurlaub fuhr, habe ich die
Königin im abgedunkekten Reagenzglas in eine kleine Plastebox als Arena gelegt und einen kleinen Strohhalm durch die Watte geschoben. Auf einem kleinen Stein habe ich einen kleinen Tropfen Honig angeboten so das die ersten Arbeiterinnen sich mit ein paar Kohlenhydraten versorgen können. Dieser wurde von der Pflegeperson meiner anderen Ameisen und Haustiere einmal wöchentlich gewechselt.
Dann ging es erstmal in den Urlaub....
Bei meiner Wiederankunft sah es sehr gut aus, ein großer Teil der
Puppen war geschlüpft und einige Arbeiterinnen bereits ausgehärtet. Und irgendwie hatten sie es geschafft eine Fruchtfliege zuerlegen
Dannach machte mir die Kolonie über Wochen "Sorgen" denn sie wollten keinerlei Kohlenhydrate annehmen und die
Königin legte keine weiteren Eier.
Nach Wochen nahmen sie dann endlich etwas verdünnten Invertzucker an, aber Eier legte die
Königin trotzdem nicht mehr
Aber es schritt ja auch so langsam auf die
Winterruhe zu und Formicas überwintern ja bekanntlich komplett ohne
Brut.
Hoffe das bessert sich dann nach der
Winterruhe.
Apropos
Winterruhe in die schickte ich sie dann langsam ab Mitte Oktober, erst in den Keller, dann Balkon und anschließend in den Kühlschrank. Rausholen werde ich sie sogegen Mitte April, je nachdem ie die Temperaturen draußen sind.
Wie sieht mein Plan für die nächste Saison aus ? Zuerst möchte ich die Tiere natürlich weiter in Ruhe pflegen und wachsen lassen. Eventuell auch mit punktueller Beheizung da die Art ja extremst thermophil ist. Je nachdem wie schnell sie wachsen dürfen sie vielleicht auch in ein kleines Nest Plaste- oder YTongnest umziehen lassen.
Mit etwas Glück fange ich ja noch eine zweite
Königin, dann versuche ich vielleicht eine Adoption.