Nach einer neuen Beobachtung fange ich langsam an, mich ernsthaft für die Wirkung von Centipeden (speziell der europäische Riesenläufer Scolopendra cingulata) auf Myrmicinen zu interessieren.
Schon bei Besuchen in Südeuropa war es erstaunlich zu sehen, dass es scheinbar normal ist, dass sich S. cingulata über längeren Zeitraum in den Nestern von Ameisen aufhält. In fast allen Fällen fand ich ihn bei Pheidole pallidula (nur zweimal bei Messor), teilweise sogar mit mehreren dutzend Jungen, die der Skolopender kugelförmig umschlungen hielt. Die Ausmaße des Nestausbaus um das Tier, was sich meistens ohne sichtbaren Ausweg mitten im Zentrum der Kolonie befindet, lassen darauf schließen, dass es selbst über Tage oder Wochen Zeit im Volk verbringen kann, ohne Zeichen einer Aggression.
Zuerst habe ich vermutet, dass der Panzer eventuell zu dick für die kleinen Ameisen ist, doch besonders bei größeren Tieren sind über den ganzen Körper weichhäutige Flächen offenbart, die für einen Soldaten von Pheidole pallidula kein Hinternis darstellen sollten.
Nun habe ich einen S.cingulata seit einiger Zeit im Gemeinschaftsbecken, und dieser lebt seit über zwei Wochen im Nest der sonst sehr aggressiven Myrmica unter einem Moospolster. Weder die Myrmica noch der Skolopender zeigen irgendeine Art von Aggression gegenüber dem anderen, und statt sich an der
Heute ist er nun aus dem Nest heraus, und hat sich im leeren Ytong Nest an der Scheibe niedergelassen. Was mich verdutzt hat war, dass sich schon nach weniger als einer Stunde mehrere Myrmica Arbeiter um das gewaltige Tier scharten. Inzwischen sieht die Situation so aus, dass ein ganzer Bautrupp der Ameisen die Erde im Ytong Nest formt und beginnt, um den Skolopender Kammern zu bauen. Einige
Dass der Skolopender eventuell geruchliche Neutralität besitzt oder einen zu harten Panzer, und so von den Ameisen im Nest geduldet wird, mag eine evolutionäre Anpassung sein, die das Tier in Ruhephasen vor Angriffen schützt. Das kann jeder beobachten, der in Südeuropa mal ein paar Steine wälzt. Allerdings ist mir neu, dass der Hundertfüßer eine offensichtliche Anziehung auf die Ameisen besitzt, die diese dazu veranlasst, tatsächlich ein Nest um dieses Tier zu bauen. Ich spekuliere ins Blaue, dass der Skolopender nach so langem Aufenthalt im Zentrum des Myrmica Nestes womöglich den Nestgeruch temporär übernommen hat, aber das ist nur eine haltlose Vermutung.
Hat jemand ähnliche Beobachtungen gemacht, oder kann vielleicht fachlich etwas dazu beitragen? Das hat mich doch sehr neugierig gemacht!