Natürliches Aufziehen

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Gaster
Halter
Offline
Beiträge: 1489
Registriert: 2. Januar 2006, 17:51
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#9 AW: Natürliches Aufziehen

Beitrag von Gaster » 21. Februar 2011, 00:52

Bei Alufolie könnte Lasius niger meiner Einschätzung nach ein Loch selbstständig vergrößern.
Davon abgesehen, würden die Tiere zur Not eben nicht das Loch, sondern die Königin in der Größe anpassen, damit sie hindurch passt: Schnell die Beine abgeknipst und los gehts. Wenn's immer noch nicht passt, halt den Kopf zuerst und den Rest einzeln nach. Da sind sie leider nicht besonders vorausschauend.

Die Distanz wäre für Lasius niger auch absolut kein Problem.



Imago
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#10 AW: Natürliches Aufziehen

Beitrag von Imago » 21. Februar 2011, 01:01

Hi!

Ich habe schon mehrere kleine Lasius niger Kolonien in Reagenzgläsern ausgesetzt in verschiedenen Territorien. Ich wollte herausfinden ob sie sich ihr Territorium aktiv aussuchen oder sie evtl. an einem Standort eher ausziehen als an einem anderen. Gewählt wurden verschiedene Untergründe. Rasen, Erde, Beet, versetzte Steine mit Fugen.

Das Experiment habe ich jedoch schnell abbrechen müssen, da nicht ein einziges Volk nach mehreren Wochen das Reagenzglas aufgegeben hat.

Sie sind alle dem Reagenzglasnest treu geblieben. Einige Kolonien haben Arbeiterinnen verloren wodurch auch immer.

Es handelte sich um kleine Gründerkolonien zwischen 3 und 12 Arbeiterinnen. Mit dieser geringen Volkszahl wird wohl kein Nest aufgegeben. Die Völker sind dann doch extrem vorsichtig! So meine Erkenntnis.

Hätte eine kleine Gründerkolonie das Nest verlassen, hätte ich nahe der Stelle mit dem gleichen Untergrund ein Reagenzglas platziert, welches vorher wo anders lag und nicht verlassen wurde. Hätten diese Damen ihr Nest dann auch aufgegeben hätte dieses gering Aufschluss gegeben. So hätte ich das Experiment weiter geführt.

Also ich denke es lohnt sich dennoch nicht, Ameisenvölker so aufzuziehen. In der privaten Haltung vermehren sie sich in gewissen Koloniestadien wohl auch schneller, aufgrund weniger Verluste.

LG Imago



Benutzeravatar
Braddock
Halter
Offline
Beiträge: 528
Registriert: 23. November 2009, 14:41
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#11 AW: Natürliches Aufziehen

Beitrag von Braddock » 21. Februar 2011, 01:05

Ich bezweifele zwar das sich Lasius niger durch Alufolie beißen kann, aber dann nimmt man halt ne kleine Unterlegscheibe die man vor den Ausgang klebt oder schließt mittels Stopfen einen Schlauch mit passendem Durchmesser an. Also da fällt einem schon was ein.

Die Gyne stutzen bezweifele ich auch mal ganz stark. Lasse mich aber auch gerne eines besseren belehren.

MfG Braddock


Diskutiere niemals mit Idioten. Sie ziehen dich auf ihr Niveau herunter und schlagen dich dann mit Erfahrung!

Gaster
Halter
Offline
Beiträge: 1489
Registriert: 2. Januar 2006, 17:51
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#12 AW: Natürliches Aufziehen

Beitrag von Gaster » 21. Februar 2011, 01:06

Hallo Imago,

deine Befunde stehen in krassem Gegensatz zu meinen Erkenntnissen und allem, was ich bisher gelesen habe. Vielen, vielen Dank also, dass du dich gemeldet hast!

Wie es aussieht ist das ganze also doch nicht so eindeutig wie ich angenommen hatte und es sollte weiter von jemande versucht werden.

Entschuldigung, dass ich mich so deutlich (falsch) geäußert habe. Wie man an den Beiträgen ablesen kann, war ich mir aufgrund eigener Erfahrungen sehr sicher.


LG Jan



Benutzeravatar
Scarvia Ny-Mand
Halter
Offline
Beiträge: 575
Registriert: 15. Juli 2009, 15:01
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#13 AW: Natürliches Aufziehen

Beitrag von Scarvia Ny-Mand » 21. Februar 2011, 01:19

Martin1997 hat geschrieben:Wenn man eine kleine Kolonie hat und man sowieso nicht sehr viel sieht, warum kann man das RG nicht einfach unter einen Stein im Wald legen und warten.

Nach ein paar Monaten müsste die Kolonie ja schon größer sein.

Aber in wie fern soll das überhaupt vorteilhafter sein, als die Haltung von Anfang an?

In der Haltung sind die Ameisen weniger Krankheiten, Parasiten und Fressfeinden ausgesetzt und sie erhalten Nahrung im Ãœberfluss.
In der Natur kann es eben durch genannte Faktoren eher zu einer Dezimierung kommen (sprach Imago ja schon an ^^ ), zudem müssen sie vermutlich mehr eigene Energie investieren um Nahrung zu finden (weil ihnen eben nicht einmal die Woche ein totes Insekt vor die Füße geschmissen wird).
Also dürfte die Kolonie in der Theorie in der Natur etwas kleiner sein, als in der gleichen Zeit in der Haltung. Und besonders pflegeintensiv sind einheimische Arten ja auch nicht. Ab und an eine Fliege und Honig reinlegen, Wasser nachfüllen und den Dreck der vorherigen Fütterung entsorgen, wenn sie den überhaupt zugänglich lagern. Danach ist wieder ein paar Tage Ruhe und man muss die Tiere nicht beachten wenn man keine Lust drauf hat.



Imago
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#14 AW: Natürliches Aufziehen

Beitrag von Imago » 21. Februar 2011, 01:20

Hi Jan!

Man hat hier im Forum auch schon oft gelesen das die Ameisen in der privaten Haltung das Nest nicht verlassen wollen. Selbst wenn das Reagenzglas kein Wassertank mehr hat, haben die Lasius niger Damen das Nest nicht verlassen wollen. Ich hatte mir damals Gedanken darum gemacht woher das nun kommt.

Man kann es ja doch nur vermuten, aber ich denke es liegt einfach an der Koloniegröße.

Ist die Kolonie zu klein und zu schwach wird das Nest nicht verlassen.

Ist die Kolonie schon größer kann der eher ungünstige Zustand wohl länger ertragen werden, da es entbehrliche Arbeiterinnen gibt, die nach Feuchtigkeit/ Flüssigkeit furagieren können und werden.

Ich davon Überzeugt das die Koloniegröße im Leben eines Volkes das
primäre Entscheidungsargument ist, in vielerlei Hinsicht. Wenn man das denn so nennen kann, aber ich glaube man kann es so nennen.

LG Imago



Sahal
Halter
Offline
Beiträge: 1729
Registriert: 16. Februar 2006, 18:18
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#15 AW: Natürliches Aufziehen

Beitrag von Sahal » 21. Februar 2011, 04:25

Sawasdee krub

Imago: so wie beschrieben kann Dein Versuch nicht stattgefunden haben, dieser Hoax ist echt zu fett aufgetragen!

Nur auf die Schnelle fallen mir schon etliche Gründe dagegen ein, hier nur exemplarisch 3, wobei der erste wohl unwiderlegbar ist:
- wochenlang haben mind. 5 wehrlose Völker offen m RG in der Botanik gelegen, und kein einziges Volk ist überfallen worden?
Ameisen sind nahezu omnipotent. Es ist überhaupt fraglich, ob ein Volk im RG einen einzigen lumpigen Tag überlebt, bevor es von einem etablierten Volk geschlachtet wird!
- wochenlang liegen fette Ameisen im Schaufenster, und kein Piepmatz in der Nähe? Nicht mal eine räudige Katze interessierte sich für die RG? Kein einziger Prädator in Wochen? Dabei sind gerade die Gynen hochbeliebte Proteinsnacks...
- hat es wochenlang nicht geregnet?
Bein ersten handelsüblichen Regenguss wären die Völker elendig abgesoffen.

Lasst es Euch durch den Kopf gehen, wir sprechen hier von Wochen... selbst Tage wären fraglich, vor allem ohne jeglichen Umzug oder Gynen-Verlust!


Wenn Du ein RG mit Lasius niger auf feuchtes Erdreich legst, dann gibt es ein sauglutschendes FLUPP und weg sind sie!
Natürlich nicht immer, dabei beachten die Kleinen wohl einige Faktoren...

Die Umzugsträgheit bei Lasius niger:
in der Natur ziehen etablierte Lasius niger problemlos um, da ist nüscht mit Umzugsträgheit. Die Umzugsträgheit in der Haltung liegt wohl eher daran, dass sie ungerne von einem miesen RG ins nächste latschen, oder Monsterkammern in den Ausmaßen einer Hamster-Höhle beziehen wollen!

Meine oft propagierten Gründungsnester aus Ytong waren für mich aussagekräftig genug: RG auf den Porenbeton legen, Öffnung an Eingang, und... *Saugflutsch*

Hat eine Gyne in der Natur falsch gewählt, wird sie und ihr kleines Volk dort umkommen.
Aber:
1. akzeptiert sie ein riesiges Loch ala RG überhaupt als sicheres Nest?
Eine natürliche Gründungskammer ist so klein, dass sich die Gyne kaum drehen kann.
Ein RG aber ist so groß, dass sie bequem Rad schlagen kann, ohne dass sie die Sicherheit vermittelnde Decke fühlen wird.
2. hat die Gyne in der Natur falsch gewählt, zB zu trocken, dann müsste sie meterweit ungeschützt laufen und wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem anderen Volk zu Sushi verarbeitet! Also Mut zum Risiko des Erduldens, und nicht über die erforderlich weite Strecke umziehen.
3. sprechen wir hier aber davon, dass die Gyne nur 0.5cm ins rettende Erdloch plumpsen muss.
Alleine schon die angeborene negative Phototaxis und positive Thigmotaxis treiben sie ins Loch, oder gar zur dunklen Seite.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

Benutzeravatar
Fruchttiger
Halter
Offline
Beiträge: 391
Registriert: 30. Januar 2010, 17:33
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 0

#16 AW: Natürliches Aufziehen

Beitrag von Fruchttiger » 21. Februar 2011, 10:13

Nun mal ruhig Blut.
Bevor wir überhaupt etwas von Imagos Experiment beurteilen können, müsste er bitte etwas genauer schildern wie er die Kolonien ausgesetzt hat:

  • Das Reagenzglas wurde auf den entsprechenden Untergrund gelegt
  • Das Reagenzglas wurde mehr oder weniger tief vergraben oder zu mindest mit Erde/Laub bedeckt
  • Das Reagenzglas wurde an einen Baum gehängt ...
Meiner Erfahrung nach werden die Reagenzgläser von Lasius niger in der Haltung mit Baumaterial (sofern angeboten) zu mindest teilweise verschlossen.

Soweit
Fruchttiger


... aber das hängt natürlich von der Art ab.

Neues Thema Antworten

Zurück zu „Europäische Ameisenarten & Allgemeines“