Territorialverhalten und -kämpfe bei Ameisen.
- Frank Mattheis
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#1 Territorialverhalten und -kämpfe bei Ameisen.
Territorialverhalten und -kämpfe bei Ameisen.
In jedem Frühjahr und Frühsommer beginnen in mit Ameisen dichtbesiedelten Wäldern und Heiden die Auseinandersetzungen zwischen Arten, die für sich ein Territorium beanspruchen. Einige Arten wie die meisten der Waldameisen (Formica) belaufen ihre alten Strassen und angrenzenden Gebiete und patroillieren diese ab. Es wird erst einmal das alte Einzugsgebiet kontrolliert und nach Konkurrenten untersucht.
Andere Arten wie Raptiformica ziehen sich für den Winter oft in ein Winternest zurück. Aus diesem ziehen die Raptiformica im Frühling aus, nicht immer beziehen sie dann ihr altes Revier aus dem Vorjahr. Oft finden sie andere geeignet erscheinende Nistgelegenheiten, damit verbunden ist dann nicht selten ihr Eindringen in von anderen Ameisenkolonien bereits beanspruchte Jagd- und Siedlungsgebiete.
Während die meisten Waldameisen ortsfest bleiben und jedes Jahr ihr altes Revier von neuem beanspruchen, sind Arten wie Raptiformica unsteter, sie ziehen mindestens einmal im Jahr um, oft mehrmals auch im Sommer. Es kann sein, dass sich ihr im Frühjahr gewählter Neststandort als im Sommer ungünstig erweist, er zu intensiv von der Sommersonne beschienen wird. Was im kühlem Frühjahr vorteilhaft war, kann im Sommer zum Umzug der Kolonie führen.
Solche Umzüge führen dann natürlich oft zu Streitigkeiten mit anderen im neuen Lebensraum bereits siedelnden Arten.
Obwohl die Kolonien der Raptiformica weit weniger volkreich sind als die der Waldameisen, sind die Raptiformica den Waldameisen in allen Belangen der Kriegsführung überlegen. Als fakultative Duloten sind sie mit kräftigen Körpern und Gliedmassen ausgestattet, sie sind wendiger und in ihren Kampfstrategien den gegnerischen Waldameisen überlegen. Auch die Waldameisen sind in der Lage, Kampfgefährten zu alarmieren und zum Kampfplatz zu führen. Sie versuchen dann, die Raptiformica geschlossen anzugreifen. Diese werden jedoch nie in einer geschlossenen Formation den Gegner erwarten und sich auf Vernichtungsschlachten einlassen. Die ersten eintreffenden Waldameisen werden getötet, sobald jedoch die Waldameisen zahlenmässig zu überlegen werden, zerstreuen sich die Raptiformica, um sich an verschiedenen Stellen neu zu sammeln. Von hier aus greifen die Raptiformica die Waldameisen dann neu an, stossen in die Flanken des Waldameisenheeres und zerstreuen es.
Die individuelle Kampfesweise der Gegner ist völlig unterschiedlich. Während die Waldameisen versuchen, einzelne Raptiformica zu packen und in Nahkämpfe zu verwickeln, bei denen die Waldameisen durchaus ihre Vorteile haben, versuchen die Raptiformica geschickt, solchen verlustreichen und selbstmörderischen Einzelkämpfen auszuweichen. Sie versuchen vor allem, die Waldameisen durcheinanderzubringen und zu erschrecken, sie stossen in kleinen Trupps zu, verwickeln Waldameisen in kurze Beissereien, suchen sie auszumanövrieren, indem sie gezielt von hinten oder von der Seite zupacken, lassen aber sofort und behende wieder los, um sich der nächsten Gegnerin zuzuwenden.
Mit dieser Kampfesweise und der Verwendung von Propagandapheromonen bringen die Raptiformica die Waldameisen gehörig durcheinander, zerstreuen ihre Formation, und schlagen den demoralisierten Gegner in die Flucht. Können die Waldameisen nicht genügend Genossinnen heranführen, verlieren sie das Gebiet, dass die Raptiformica nun beanspruchen. Solche Kämpfe können sich an mehreren Tage wiederholen. Können die Waldameisen den neuen Nachbarn nicht vertreiben, geben sie nach einiger Zeit den Anspruch auf und es tritt ein Burgfrieden ein, der nur noch von gelegentlichen Scharmützeln unterbrochen wird. Für die Waldameisen spielt ohnehin die Zeit, irgendwann wird der ungeliebte Nachbar weiterziehen.
Noch unangenehmere Nachbarn für eine Kolonie der Waldameisen können erstarkte junge Kolonien der Rossameisen c. ligniperda sein. In Brandenburg ist ligniperda äusserst selten, ich fand eine Kolonie in einen Kiefernmischwald in einen alten Birkenstamm. Im Umkreis von dreissig Metern gab es einige miteinander im Austausch stehende Kolonie von Formica rufa. Im Frühsommer versuchten die Waldameisen, neue Bäume zu erschliessen und stiessen mit einer neu angelegten Strasse auf einen Nestnebeneingang der liginiperda. Die ligniperda waren nicht sonderlich beunruhigt, einige wenige Majorarbeiterinnen verteilten sich im Gelände um diesen Nesteingang und töteten und zerstückelten ohne grosse Aufregung eine Waldameise nach der anderen. Bald war das ganze Gelände mit toten und sterbenden Waldameisen übersäät, trotzdem kamen immer neue Waldameisen hinzu. Diese Massentötung von Waldameisen dauerte einige Tage, nicht eine der Camponotus verlor dabei ihr Leben.
Grüsse, Frank.
In jedem Frühjahr und Frühsommer beginnen in mit Ameisen dichtbesiedelten Wäldern und Heiden die Auseinandersetzungen zwischen Arten, die für sich ein Territorium beanspruchen. Einige Arten wie die meisten der Waldameisen (Formica) belaufen ihre alten Strassen und angrenzenden Gebiete und patroillieren diese ab. Es wird erst einmal das alte Einzugsgebiet kontrolliert und nach Konkurrenten untersucht.
Andere Arten wie Raptiformica ziehen sich für den Winter oft in ein Winternest zurück. Aus diesem ziehen die Raptiformica im Frühling aus, nicht immer beziehen sie dann ihr altes Revier aus dem Vorjahr. Oft finden sie andere geeignet erscheinende Nistgelegenheiten, damit verbunden ist dann nicht selten ihr Eindringen in von anderen Ameisenkolonien bereits beanspruchte Jagd- und Siedlungsgebiete.
Während die meisten Waldameisen ortsfest bleiben und jedes Jahr ihr altes Revier von neuem beanspruchen, sind Arten wie Raptiformica unsteter, sie ziehen mindestens einmal im Jahr um, oft mehrmals auch im Sommer. Es kann sein, dass sich ihr im Frühjahr gewählter Neststandort als im Sommer ungünstig erweist, er zu intensiv von der Sommersonne beschienen wird. Was im kühlem Frühjahr vorteilhaft war, kann im Sommer zum Umzug der Kolonie führen.
Solche Umzüge führen dann natürlich oft zu Streitigkeiten mit anderen im neuen Lebensraum bereits siedelnden Arten.
Obwohl die Kolonien der Raptiformica weit weniger volkreich sind als die der Waldameisen, sind die Raptiformica den Waldameisen in allen Belangen der Kriegsführung überlegen. Als fakultative Duloten sind sie mit kräftigen Körpern und Gliedmassen ausgestattet, sie sind wendiger und in ihren Kampfstrategien den gegnerischen Waldameisen überlegen. Auch die Waldameisen sind in der Lage, Kampfgefährten zu alarmieren und zum Kampfplatz zu führen. Sie versuchen dann, die Raptiformica geschlossen anzugreifen. Diese werden jedoch nie in einer geschlossenen Formation den Gegner erwarten und sich auf Vernichtungsschlachten einlassen. Die ersten eintreffenden Waldameisen werden getötet, sobald jedoch die Waldameisen zahlenmässig zu überlegen werden, zerstreuen sich die Raptiformica, um sich an verschiedenen Stellen neu zu sammeln. Von hier aus greifen die Raptiformica die Waldameisen dann neu an, stossen in die Flanken des Waldameisenheeres und zerstreuen es.
Die individuelle Kampfesweise der Gegner ist völlig unterschiedlich. Während die Waldameisen versuchen, einzelne Raptiformica zu packen und in Nahkämpfe zu verwickeln, bei denen die Waldameisen durchaus ihre Vorteile haben, versuchen die Raptiformica geschickt, solchen verlustreichen und selbstmörderischen Einzelkämpfen auszuweichen. Sie versuchen vor allem, die Waldameisen durcheinanderzubringen und zu erschrecken, sie stossen in kleinen Trupps zu, verwickeln Waldameisen in kurze Beissereien, suchen sie auszumanövrieren, indem sie gezielt von hinten oder von der Seite zupacken, lassen aber sofort und behende wieder los, um sich der nächsten Gegnerin zuzuwenden.
Mit dieser Kampfesweise und der Verwendung von Propagandapheromonen bringen die Raptiformica die Waldameisen gehörig durcheinander, zerstreuen ihre Formation, und schlagen den demoralisierten Gegner in die Flucht. Können die Waldameisen nicht genügend Genossinnen heranführen, verlieren sie das Gebiet, dass die Raptiformica nun beanspruchen. Solche Kämpfe können sich an mehreren Tage wiederholen. Können die Waldameisen den neuen Nachbarn nicht vertreiben, geben sie nach einiger Zeit den Anspruch auf und es tritt ein Burgfrieden ein, der nur noch von gelegentlichen Scharmützeln unterbrochen wird. Für die Waldameisen spielt ohnehin die Zeit, irgendwann wird der ungeliebte Nachbar weiterziehen.
Noch unangenehmere Nachbarn für eine Kolonie der Waldameisen können erstarkte junge Kolonien der Rossameisen c. ligniperda sein. In Brandenburg ist ligniperda äusserst selten, ich fand eine Kolonie in einen Kiefernmischwald in einen alten Birkenstamm. Im Umkreis von dreissig Metern gab es einige miteinander im Austausch stehende Kolonie von Formica rufa. Im Frühsommer versuchten die Waldameisen, neue Bäume zu erschliessen und stiessen mit einer neu angelegten Strasse auf einen Nestnebeneingang der liginiperda. Die ligniperda waren nicht sonderlich beunruhigt, einige wenige Majorarbeiterinnen verteilten sich im Gelände um diesen Nesteingang und töteten und zerstückelten ohne grosse Aufregung eine Waldameise nach der anderen. Bald war das ganze Gelände mit toten und sterbenden Waldameisen übersäät, trotzdem kamen immer neue Waldameisen hinzu. Diese Massentötung von Waldameisen dauerte einige Tage, nicht eine der Camponotus verlor dabei ihr Leben.
Grüsse, Frank.
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#2 Krieg der Ameisen/ ritualisierte Kämpfe
Hallo Frank!
Ja, das ist ein interessantes Thema. Nicht nur weil es das Territorialverhalten sozialer Lebewesen im allgemeinen beleuchtet, sondern weil es leider auch mit anderen sozialen Wesen, nämlich den Menschen, manche Ähnlichkeiten gibt. Seit Urzeiten versuchten die Horden der Species homo ihre besten Wohnstätten (Höhlen), ihre Nahrungsreviere , Trinkwasserquellen etc. zu verteidigen oder sie anderen Mitgliedern der gleichen Art streitig zu machen. Es ging immer um Lebensraum, um Absicherung der Recourcen, um die Erhaltung der Art. Es ist nicht lange her, da wollte man neuen "Lebensraum" im Osten durch Krieg erobern und sicherstellen und heute geht es ums Erdöl und andere wichtige Rohstoffe (auch das Trinkwasser!!)
In mancher Hinsicht scheinen Tiere (auch Ameisen) klüger als Menschen zu sein, es gibt ja bei verschiedenen Arten ritualisierte Kämpfe, wo am Ende der unterlegene Gegner nur die Flucht ergreift. Zur Ehrenrettung des Menschen wollen wir aber festhalten, dass Kommunikation im geegneten Rahmen auch zur Vermeidung physischer Gewalt führen kann (und soll!).
Mir ist aufgefallen, dass es solche rituellen Auseinandersetzungen auch bei den Ameisen gibt:
1. Im Frühjahr erscheint Lasius niger als eine der ersten Ameisen am Schauplatz. Wie Frank berichtet, geht es nun um die Absicherung des Lebensraumes (vom Vorjahr). Hierbei treffen verschiedene Lasius-Völker aufeinander, es bilden sich oft meterlange Heeresstraßen, die zum gemeinsamen "Kampfplatz" führen. Wer jetzt aber ein Gemetzel erwartet, wie ich es vor kurzem bei Polyergus beschrieben habe, wird eines besseren belehrt: Da treffen zwar hunderte Ameisen aufeinander, es wird gezerrt und gezogen und gestoßen, durch ruckartiges Aneinanderstoßen der Fühler und "Betrillern" offenbar kommuniziert, es wird wohl auch des öfteren die "Giftspritze" eingesetzt, aber schlussendlich bleiben kaum jemals Tote zurück. Am Abend, wenn die Temperatur (im März) deutlich absinkt, kehren die Kriegerscharen in ihre jeweiligen Nester zurück. Am nächsten Tag kann sich das Spektakel wiederholen, der Ablauf ist der selbe und am Ende gibt es eine Patt-Situation.
2.Erstaunlich finde ich die Tatsache, dass auch zwischen Lasius niger und Lasius emarginatus Territorialstreitigkeiten sehr ähnlich ablaufen.
3.Manica rubida und Myrmica (hellenica od.rugulosa ?)
Zwischen diesen Verwandten konnte ich schon mehrmals im Uferbereich eines Stausees eigenartige Territorialstreitigkeiten beobachten: Da wird gezogen und gezerrt, 2-3 Myrmica hängen sich an eine Manica, manchmal wird auch (scheinbar?) zugestochen. Vielleicht ist dies auch nur eine Drohgebärde? Später laufen die kleinen Myrmica in Nesteingänge, werden aber sofort von den Manica gepackt und ein paar dm weit weggetragen. Dort abgesetzt, laufen die Myrmica sofort wieder zum Nesteingang. Und das dauert oft Stunden. Tote habe ich nur wenige gefundenl. Ganz klären konnte ich dieses sonderbare Verhalten bis jetzt aus Zeitmangel leider nicht. Das Geschehen spielte sich übrigens im Hochsommer ab.
Beste Grüße Boro
Ja, das ist ein interessantes Thema. Nicht nur weil es das Territorialverhalten sozialer Lebewesen im allgemeinen beleuchtet, sondern weil es leider auch mit anderen sozialen Wesen, nämlich den Menschen, manche Ähnlichkeiten gibt. Seit Urzeiten versuchten die Horden der Species homo ihre besten Wohnstätten (Höhlen), ihre Nahrungsreviere , Trinkwasserquellen etc. zu verteidigen oder sie anderen Mitgliedern der gleichen Art streitig zu machen. Es ging immer um Lebensraum, um Absicherung der Recourcen, um die Erhaltung der Art. Es ist nicht lange her, da wollte man neuen "Lebensraum" im Osten durch Krieg erobern und sicherstellen und heute geht es ums Erdöl und andere wichtige Rohstoffe (auch das Trinkwasser!!)
In mancher Hinsicht scheinen Tiere (auch Ameisen) klüger als Menschen zu sein, es gibt ja bei verschiedenen Arten ritualisierte Kämpfe, wo am Ende der unterlegene Gegner nur die Flucht ergreift. Zur Ehrenrettung des Menschen wollen wir aber festhalten, dass Kommunikation im geegneten Rahmen auch zur Vermeidung physischer Gewalt führen kann (und soll!).
Mir ist aufgefallen, dass es solche rituellen Auseinandersetzungen auch bei den Ameisen gibt:
1. Im Frühjahr erscheint Lasius niger als eine der ersten Ameisen am Schauplatz. Wie Frank berichtet, geht es nun um die Absicherung des Lebensraumes (vom Vorjahr). Hierbei treffen verschiedene Lasius-Völker aufeinander, es bilden sich oft meterlange Heeresstraßen, die zum gemeinsamen "Kampfplatz" führen. Wer jetzt aber ein Gemetzel erwartet, wie ich es vor kurzem bei Polyergus beschrieben habe, wird eines besseren belehrt: Da treffen zwar hunderte Ameisen aufeinander, es wird gezerrt und gezogen und gestoßen, durch ruckartiges Aneinanderstoßen der Fühler und "Betrillern" offenbar kommuniziert, es wird wohl auch des öfteren die "Giftspritze" eingesetzt, aber schlussendlich bleiben kaum jemals Tote zurück. Am Abend, wenn die Temperatur (im März) deutlich absinkt, kehren die Kriegerscharen in ihre jeweiligen Nester zurück. Am nächsten Tag kann sich das Spektakel wiederholen, der Ablauf ist der selbe und am Ende gibt es eine Patt-Situation.
2.Erstaunlich finde ich die Tatsache, dass auch zwischen Lasius niger und Lasius emarginatus Territorialstreitigkeiten sehr ähnlich ablaufen.
3.Manica rubida und Myrmica (hellenica od.rugulosa ?)
Zwischen diesen Verwandten konnte ich schon mehrmals im Uferbereich eines Stausees eigenartige Territorialstreitigkeiten beobachten: Da wird gezogen und gezerrt, 2-3 Myrmica hängen sich an eine Manica, manchmal wird auch (scheinbar?) zugestochen. Vielleicht ist dies auch nur eine Drohgebärde? Später laufen die kleinen Myrmica in Nesteingänge, werden aber sofort von den Manica gepackt und ein paar dm weit weggetragen. Dort abgesetzt, laufen die Myrmica sofort wieder zum Nesteingang. Und das dauert oft Stunden. Tote habe ich nur wenige gefundenl. Ganz klären konnte ich dieses sonderbare Verhalten bis jetzt aus Zeitmangel leider nicht. Das Geschehen spielte sich übrigens im Hochsommer ab.
Beste Grüße Boro
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#3 Von: Georg -
Konnte auch mal sowas beobachten:
In unsrer Einfahrt lebten etwa 5 Nester von Lasiussp .
Eine davon ist ne größere Art (so wie Lasius niger) und die andren sind etwas kleiner.
Durch das wachsen der Kolonien mussten sie natürlich ihre Nester vergrößern. Das interresante war das sich die großen Lasius unterirdisch auf eines der kleinen Nester gestürzt haben (vermute ich) da alle Ameisen rauskamen (von der kleinen Art) und als diese in Panik rumrannten wurden sie aus dem hinterhalt von einer Gruppe der großen Lasius getötet. So ging es weiter von Nest zu Nest, die alten Gänge wurden übernommen. Jetzt lebt nur mehr eine große Lasius Kolonie in diesem Gebiet.
Hat sowas ähnliches schon mal jemand beobachtet?
War interessant dieses Verhalten über ein Jahr hinweg zu beobachten.
In unsrer Einfahrt lebten etwa 5 Nester von Lasius
Eine davon ist ne größere Art (so wie Lasius niger) und die andren sind etwas kleiner.
Durch das wachsen der Kolonien mussten sie natürlich ihre Nester vergrößern. Das interresante war das sich die großen Lasius unterirdisch auf eines der kleinen Nester gestürzt haben (vermute ich) da alle Ameisen rauskamen (von der kleinen Art) und als diese in Panik rumrannten wurden sie aus dem hinterhalt von einer Gruppe der großen Lasius getötet. So ging es weiter von Nest zu Nest, die alten Gänge wurden übernommen. Jetzt lebt nur mehr eine große Lasius Kolonie in diesem Gebiet.
Hat sowas ähnliches schon mal jemand beobachtet?
War interessant dieses Verhalten über ein Jahr hinweg zu beobachten.
- Frank Mattheis
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#4
Das kommt natürlich vor, Georg. Es entstehen Jungkolonien in der Nachbarschaft, die nicht immer gleich entdeckt werden. Wenn aber eine grosse Kolonie einen solchen heranwachsenden Konkurrenten entdeckt, wird meist kurzer Prozess gemacht.
Die ritualisierten Auseinandersetzungen, die Boro beschreibt, kennt man ja auch von anderen Arten, berühmtestes Beispiel die Myrmecocystus. Die haben diese Form zur höchsten Perfektion getrieben und sie gehört bei ihnen wohl grundsätzlich zu jeder Art der innerartlichen Auseinandersetzung.
Lasius niger wird in diesem Fall, den Boro beschreibt, auf diese Art versuchen, die Stärke der gegnerischen Kolonie abzuschätzen. Man müsste diese Kommentkämpfe genau beobachten und dokumentieren, ich glaube, sie wurden für Lasius noch nicht beschrieben.
Aber jetzt, wo Boro dies beschrieben hat, fällt mir auf, dass ich Auseinandersetzungen zwischen grossen niger-Kolonien noch nie beobachtet habe. Obwohl es in manchen Gebieten durchaus Anlass gibt, viele grosse Kolonien leben dicht beieinander. Man kann nicht sagen, dass niger sehr duldsam gegenüber fremden Kolonien der eigenen Art ist, mit kleinen Kolonien wird meist kein Federlesen gemacht.
Grüsse, Frank.
Die ritualisierten Auseinandersetzungen, die Boro beschreibt, kennt man ja auch von anderen Arten, berühmtestes Beispiel die Myrmecocystus. Die haben diese Form zur höchsten Perfektion getrieben und sie gehört bei ihnen wohl grundsätzlich zu jeder Art der innerartlichen Auseinandersetzung.
Lasius niger wird in diesem Fall, den Boro beschreibt, auf diese Art versuchen, die Stärke der gegnerischen Kolonie abzuschätzen. Man müsste diese Kommentkämpfe genau beobachten und dokumentieren, ich glaube, sie wurden für Lasius noch nicht beschrieben.
Aber jetzt, wo Boro dies beschrieben hat, fällt mir auf, dass ich Auseinandersetzungen zwischen grossen niger-Kolonien noch nie beobachtet habe. Obwohl es in manchen Gebieten durchaus Anlass gibt, viele grosse Kolonien leben dicht beieinander. Man kann nicht sagen, dass niger sehr duldsam gegenüber fremden Kolonien der eigenen Art ist, mit kleinen Kolonien wird meist kein Federlesen gemacht.
Grüsse, Frank.
- Boro
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#5 Territorialverhalten v. Lasius niger
Hallo Frank!
Mit Lasius n. hab ich schon so meine Erfahrungen gemacht! Sie ist bei uns in der Siedlung die häufigste Art, vielleicht neben L.flavus (viele kleine Nester meist "im Untergrund" und Solenopsis f.
Lasius n. könnte man geradezu als Kulturfolger bezeichnen, sie kommt mit den verschiedensten vom Menschen verursachten Veränderungen sehr gut zurecht.
Sie ist sehr mutig, greift bei einem zufälligen Zusammentreffen mit größeren Ameisen (z.B. Serviformica) meist sofort an, ist äußerst schlau beim Aufspüren von Nahrungsquellen und arbeitet sehr kooperativ. Sie ist bei uns eindeutig die dominante Art. Sie schützt ihr Territorium nicht nur, sondern versucht es ständig zu erweitern: Sie attackiert Myrmica rubra so lange, bis diese in weniger günstige Stellen abwandert, sie überfällt Formica cunicularia in offener Feldschlacht und zwingt sie zur
chaotischen Flucht, sie hat mein Manicanest überfallen und vernichtet, wobei ein regelrechter Kriegszug mit einer ca 7m langen Ameisenstraße zustandekam, sie attackiert Lasius flavus im Untergrund und zuletzt hat sie in meinem Gewächshaus ein Nest von Pheidole pallidula
durch einen nächtlichen Überfall ausgelöscht (Pheidole hatte ich
übrigens durch Zufall mit einer Planze importiert, die aus dem
Gartencenter stammte). Damit war meine Geduld allerdings am Ende
und ich musste das Lasius-Nest im Glashaus leider vernichten.
Etwas besser hält sich Formica rufibarbis,weil diese die trockensten Stellen bevorzugt, die Lasius nicht gefallen. Mit Tetramorium caespitum hat Lasius bei uns wenig Berührungspunkte. Einmal konnte ich beobachten, dass Lasius-Arbeiterinnen die bei uns häufige Dolichoderus quadripunctatus von einer Läusekolonie vertrieben. Einzig unser riesiges Nest der Lasius emarginatus, welches bei uns sozusagen in Untermiete in der Hausmauer lebt, kann sich eindeutig behaupten.
Gruß Boro
Mit Lasius n. hab ich schon so meine Erfahrungen gemacht! Sie ist bei uns in der Siedlung die häufigste Art, vielleicht neben L.flavus (viele kleine Nester meist "im Untergrund" und Solenopsis f.
Lasius n. könnte man geradezu als Kulturfolger bezeichnen, sie kommt mit den verschiedensten vom Menschen verursachten Veränderungen sehr gut zurecht.
Sie ist sehr mutig, greift bei einem zufälligen Zusammentreffen mit größeren Ameisen (z.B. Serviformica) meist sofort an, ist äußerst schlau beim Aufspüren von Nahrungsquellen und arbeitet sehr kooperativ. Sie ist bei uns eindeutig die dominante Art. Sie schützt ihr Territorium nicht nur, sondern versucht es ständig zu erweitern: Sie attackiert Myrmica rubra so lange, bis diese in weniger günstige Stellen abwandert, sie überfällt Formica cunicularia in offener Feldschlacht und zwingt sie zur
chaotischen Flucht, sie hat mein Manicanest überfallen und vernichtet, wobei ein regelrechter Kriegszug mit einer ca 7m langen Ameisenstraße zustandekam, sie attackiert Lasius flavus im Untergrund und zuletzt hat sie in meinem Gewächshaus ein Nest von Pheidole pallidula
durch einen nächtlichen Überfall ausgelöscht (Pheidole hatte ich
übrigens durch Zufall mit einer Planze importiert, die aus dem
Gartencenter stammte). Damit war meine Geduld allerdings am Ende
und ich musste das Lasius-Nest im Glashaus leider vernichten.
Etwas besser hält sich Formica rufibarbis,weil diese die trockensten Stellen bevorzugt, die Lasius nicht gefallen. Mit Tetramorium caespitum hat Lasius bei uns wenig Berührungspunkte. Einmal konnte ich beobachten, dass Lasius-Arbeiterinnen die bei uns häufige Dolichoderus quadripunctatus von einer Läusekolonie vertrieben. Einzig unser riesiges Nest der Lasius emarginatus, welches bei uns sozusagen in Untermiete in der Hausmauer lebt, kann sich eindeutig behaupten.
Gruß Boro
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#6
Lasius emarginatus ist den niger in der Koordination und Kooperation noch überlegen, es gibt hierzu interessante Beobachtungen von Bernhard Seifert, der Auseinandersetzungen der beiden Arten in einen Heft schilderte (Vergleichende Untersuchungen zur Habitatwahl von Ameisen im mittleren und südlichen Teil der DDR, Abh. Ber. Naturkundemuseum Görlitz, 59, 5 1-124, ersch.30.01.1986). In dieser Abhandlung wird u.a. über emarginatus an seinen nördlichen Verbreitungsgrenzen berichtet und über dessen Verdrängungsstrategien in seinen bevorzugten Lebensräumen gegen die hier schwächeren niger. Emarginatus rekrutiert schneller, effektiver und ist insgesamt kampfbereiter, berichtet Bernhard Seifert.
Grüsse, Frank.
Grüsse, Frank.
- Boro
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#7 emarginatus
Hallo Frank!
Mit L. emarginatus beschäftige ich mich sozusagen nebenbei, weil sie bei mir in Untermiete lebt, in Mauerritzen und im Vollwärmeschutz der Hausmauer. Das kann manchmal etwas lästig werden, aber ich bringe es nicht übers Herz den Tierchen etwas anzutun. Noch dazu handelt es sich angeblich um eine gefährdete Art. Als Hauptnahrungsquelle dient der Honigtau von Schildläusen auf einer riesigen Campsis radicans (Trompetenwinde), die sich an der Dachrinne bis über das Dach schlingt. Auch der Nektar, der orangen Blüten wird geerntet. Da bildet sich eine Ameisenstraße zwischen Nesteingang und dem Gewächs, die während der warmen Jahreszeit nie abreißt.
Eher unnötig zu erwähnen, dass L.emarginatus diese Nahrungsquelle verteidigt. Und jetzt sind wir wieder beim Thema:
L.em. betrachtet den gesamten Mauerbereich rund um das Haus und ein paar Meter davon entfernt als ihr Territorium. Dort hat keine andere Ameisenart eine Chance, L. niger und ein paar Serviformica-Arten werden vertrieben, Solenopsis fugax und Tetramoriumsp . agieren sowieso vorwiegend im Untergrund. Aber ich bleibe dabei: Die in jedem Frühjahr üblichen Territorialstreitigkeiten mit L. niger-Nestern in einem etwas größeren Abstand verlaufen eindeutig in vorwiegend ritueller Art und Weise, wie ich oben schon geschildert habe. Es gab auch bisher nie den Versuch der zahlenmäßig überlegenen emerginatus ein Nest der Feinde zu erobern, sondern man trifft sich immer auf halbem Weg in der "Arena". Wenn die Territorialgrenzen gezogen sind kehrt wieder Friede ein.
Natürlich ist emerginatus sehr geschickt, rekrutiert in kurzer Zeit riesige Armeekolonnen und ist auch etwas größer und kräftiger als Lasius n. Ich hab auch einmal einen Versuch gemacht: Ein Nest mit einigen 100 L.niger Arbeiterinnen undBrut wurde in der Nähe des Nesteinganges von L.em. deponiert. Es gab sofort gewaltige Aufregung, emerg. hat mit einigen 1000 Kriegerinnen angegriffen und L. niger überrannt und es gab auch etliche Tote. Aber das Ende der Geschichte war doch überraschend: L.em. hat die Brut nicht als willkommene Beute eingetragen, sondern liegen gelassen und sich später wieder zurückgezogen. Geflüchtete niger-Arbeiterinnen kehrten zurück und schleppten ihre Brut weg. Bei zufälligem Aufeinandertreffen von niger und emerg. gab es keinen neuerlichen Alarm mehr. Für emerginatus war die Sache erledigt.
Grüße von boro
Mit L. emarginatus beschäftige ich mich sozusagen nebenbei, weil sie bei mir in Untermiete lebt, in Mauerritzen und im Vollwärmeschutz der Hausmauer. Das kann manchmal etwas lästig werden, aber ich bringe es nicht übers Herz den Tierchen etwas anzutun. Noch dazu handelt es sich angeblich um eine gefährdete Art. Als Hauptnahrungsquelle dient der Honigtau von Schildläusen auf einer riesigen Campsis radicans (Trompetenwinde), die sich an der Dachrinne bis über das Dach schlingt. Auch der Nektar, der orangen Blüten wird geerntet. Da bildet sich eine Ameisenstraße zwischen Nesteingang und dem Gewächs, die während der warmen Jahreszeit nie abreißt.
Eher unnötig zu erwähnen, dass L.emarginatus diese Nahrungsquelle verteidigt. Und jetzt sind wir wieder beim Thema:
L.em. betrachtet den gesamten Mauerbereich rund um das Haus und ein paar Meter davon entfernt als ihr Territorium. Dort hat keine andere Ameisenart eine Chance, L. niger und ein paar Serviformica-Arten werden vertrieben, Solenopsis fugax und Tetramorium
Natürlich ist emerginatus sehr geschickt, rekrutiert in kurzer Zeit riesige Armeekolonnen und ist auch etwas größer und kräftiger als Lasius n. Ich hab auch einmal einen Versuch gemacht: Ein Nest mit einigen 100 L.niger Arbeiterinnen und
Grüße von boro
- Frank Mattheis
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#8
In meiner Jugend beobachtete ich in unseren Garten eine Auseinandersetzung um einen Haselnussbaum. Zwei Ameisenkolonien rivalisierten um diesen Baum und um die auf ihn beheimateten Blattlauskolonien. Eine Kolonie gehörte der Art niger an, die andere Kolonie brunneus. Beide Kolonien lebten im Umfeld des Baumes, die niger im Boden, die brunneus im hölzernen Schuppen eines unmittelbar angrenzenden Nachbargrundstück.
Brunneus gilt eigentlich als vorsichtig, wenig agressiv und "feige", in diesem Fall ging es aber offensichtlich um eine Hauptnahrungsquelle der Kolonie, so führten die brunneus in kurzer Zeit viele Krieger an die Basis des Haselnussbaumes. Die niger hatten einen kürzeren Weg, konnten trotzdem nicht in so kurzer Zeit soviele Krieger rekrutieren. Trotzdem nahmen sie den Kampf gegen die zahlenmässig überlegenen brunneus auf.
Die Auseinandersetzungen waren regelrechte Schlachten, die immer wieder von beiderseitigen Rückzügen unterbrochen wurden. Auf dem Schlachtfeld blieben die Toten, Verletzten und Kämpfenden zurück. In diesen Pausen versuchten beide Kolonien, immer wieder neue Kämpfer heranzuführen. So dauerten die Kämpfe zwei Tage an, immer wieder von diesen Pausen unterbrochen. Am Ende setzte sich tatsächlich brunneus durch, die brunneus konnten schneller rekrutieren, führten mehr Krieger heran und waren hartnäckiger.
Für die Kolonie der brunneus als holz- und baumbewohnende Art schien dieser Baum überlebenswichtig zu sein, für die niger gab es weitere Ressourcen in der Umgebung. Vieleicht gaben die niger den Kampf auch auf, weil die Opfer zu gross waren und mit geringeren Aufwand in der Umgebung andere Nahrungsquellen zu erschliessen waren.
Zumindest zeigte mir dies, dass die brunneus keineswegs leicht zu vertreiben sind. Die Art ist also weniger langweilig als ihr Ruf.
Interessant auch bei dieser Art ihrPolymorphismus , für europäische Lasius einzigartig. Brunneus bringt grosse Arbeiter mit breiten Köpfen hervor, ebenso wie kleinere zierliche Arbeiter. Dies ist sicher eine Anpassung an die Lebensweise im Holz, Arbeiter mit starken Kaumuskeln können effektiver Gänge nagen und das Nest erweitern.
Grüsse, Frank.
Brunneus gilt eigentlich als vorsichtig, wenig agressiv und "feige", in diesem Fall ging es aber offensichtlich um eine Hauptnahrungsquelle der Kolonie, so führten die brunneus in kurzer Zeit viele Krieger an die Basis des Haselnussbaumes. Die niger hatten einen kürzeren Weg, konnten trotzdem nicht in so kurzer Zeit soviele Krieger rekrutieren. Trotzdem nahmen sie den Kampf gegen die zahlenmässig überlegenen brunneus auf.
Die Auseinandersetzungen waren regelrechte Schlachten, die immer wieder von beiderseitigen Rückzügen unterbrochen wurden. Auf dem Schlachtfeld blieben die Toten, Verletzten und Kämpfenden zurück. In diesen Pausen versuchten beide Kolonien, immer wieder neue Kämpfer heranzuführen. So dauerten die Kämpfe zwei Tage an, immer wieder von diesen Pausen unterbrochen. Am Ende setzte sich tatsächlich brunneus durch, die brunneus konnten schneller rekrutieren, führten mehr Krieger heran und waren hartnäckiger.
Für die Kolonie der brunneus als holz- und baumbewohnende Art schien dieser Baum überlebenswichtig zu sein, für die niger gab es weitere Ressourcen in der Umgebung. Vieleicht gaben die niger den Kampf auch auf, weil die Opfer zu gross waren und mit geringeren Aufwand in der Umgebung andere Nahrungsquellen zu erschliessen waren.
Zumindest zeigte mir dies, dass die brunneus keineswegs leicht zu vertreiben sind. Die Art ist also weniger langweilig als ihr Ruf.
Interessant auch bei dieser Art ihr
Grüsse, Frank.