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Endogener Jahresrhythmus - Camponotus ligniperdus/herculeanus et al

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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NIPIAN
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#1 Endogener Jahresrhythmus - Camponotus ligniperdus/herculeanus et al

Beitrag von NIPIAN » 14. August 2007, 21:29

Wie der Titel bereits verrät, geht es um den endogenen Jahreszyklus der Camponotini.

btw.: Wenn irgend jemand näheres zum biochemischen Ablauf dieser inneren Uhr weiß, dann möge er bitte die Grundstruktur (inklusive Fachbegriffe!) erläutern.

Nun zum eigentlichen Anliegen. Der endogene Jahreszyklus ist temperaturabhängig (RGT-Regel-Abhängig?). Das bedeutet, je wärmer die Kolonie gehalten wird, desto eher ist ihre "Bewegungsturboenergie" für das Jahr aufgebraucht und muß in die Diapause übergehen. Selbst wenn dies bereits im August wäre.

Frage: welcher Teil der Kolonie bestimmt den Beginn der Diapause?

Fakt ist, dass sich eine Kolonie in die Tiefe ausdehnt. Das bedeutet, dass an der Oberfläche des Baus durchaus 30°C - 37°C vorkommen können und in der Tiefe Temperaturen um etwa 17°C erhalten bleiben.
Wenn nun die Gyne im tieferen Bereich über einen längeren Zeitraum hin (langsamer) aktiv bleibt und im oberen Bereich die Aufzucht der Brut aufgrund der RGT-Regel schneller von statten geht, dann müsste, sollte die Gyne für die Diapause das entscheidende Wörtchen mitzureden haben, das Wachstum der Kolonie rascher ablaufen.
Wenn die Brut nahezu vollständig geschlüpft ist, gehe ich davon aus, dass die Gyne einen neuen Legezyklus beginnt. Deshalb meine Frage.


Bei missverständlicher Formulierung, bitte ich um einen kräftigen Klaps auf den Hinterkopf^^.



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Streaker87
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#2 AW: Endogener Jahresrhythmus - Camponotus ligniperda/herculeanus et al

Beitrag von Streaker87 » 20. Juli 2010, 15:05

Ein interessanter und alter Thread, aber kein altes Thema! Nicht zuletzt, weil ich nach der RGT-Regel gesucht habe.

Ich muss eben eine Bedingung Dingfest machen: Bei Camponotus überwintern die Larven!? Gut...

[quote="NIPIAN"]Frage: welcher Teil der Kolonie bestimmt den Beginn der Diapause?[/quote] Das ist wohl stark temperaturabhängig. Ich würde sagen, wenn es der Winter (Temperatur, Futtermangel, ...) nicht macht (welcher natürlich kein Teil der Kolonie ist), dann ist es die Königin, unabhängig davon, ob sie in der Hitze oder Kälte ihre Eier legt.

Wie du schon richtig geschrieben hast, können innerhalb eines Natur-Nestes, anders als in der Haltung, unterschiedliche Temperaturen auftreten. Die Königin bekommt von der Hitze, die an der Oberfläche herrscht, garnichts mit und kann im optimal Fall die 6-7 Monate durchlegen. Larven, oder wohl eher Puppen, werden immer schön nach oben gekarrt um einen Entwicklungsschub hervorzurufen (RGT-Regel).

Sind nach 6-7 Monaten (Ende März bis Ende September) die Reserven der Königin erschöpft, stellt sie das Eierlegen ein, die Diapause wird eingeläutet. Von „]RGT-Regel[/URL]).

Würde man die Königinnenkammer beheizen, würde man die Gyne mit der Zeit sicher verheizen (= sie lebt nicht so lange, da der Verschleiß höher ist), aber sie würde sicher auch das Eierlegen früher einstellen und somit die ganze Kolonie eher in die Winterruhe zwingen. „Zwingen“ finde ich hier ein besonders tolles Wort, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass die Arbeiterinnen die Königin zwingen, das Eierlegen gänzlich einzustellen oder extrem anzukurbeln. „Lenken“ ja, z.B. durch Angebot von Futter, aber kein „An/Aus“, das kann nur die Natur (Winter, ...).

[quote="NIPIAN"]Wenn die Brut nahezu vollständig geschlüpft ist, gehe ich davon aus, dass die Gyne einen neuen Legezyklus beginnt.[/quote] Hm, das verstehe ich nicht so ganz. Und wenn ich es verstanden habe, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass es so funktioniert. Ich finde, die Königin bekommt von alledem nichts mit. Einzig die Arbeiterinnen wissen, wie viel Brut vorhanden ist (Diesbezüglich müsste man mal einen Versuch durchführen. In einem großen Nest, immer wieder Arbeiterinnen/Brut abzweigen, ob die Königin gleich viel, weniger oder mehr Eier nachlegt).
Die Brut schlüpft doch auch noch nach der Winterruhe. Larven werden aus der Diapause aufgezogen, müssen sogar nachgefüttert werden, weil die Pause Energie (wenn auch wenig) verbraucht hat. Das kann den Schlupf sicher um mehrere Wochen verzögern. Das würde bedeuten, dass die Kolonie z.B. Anfang April erwacht, die Königin aber erst im Juni Eier legt? Ich glaube eher, sobald die Kolonie erwacht, werden auch bei der Königin „]19178[/ATTACH]

Besser sind hier noch Fische. Die "tun’s" erst, wenn die Wassertemperatur auf einzehntel Grad genau eingestellt ist (zumindest unsere). Ansonsten dümpeln die im wahrsten Sinne des Wortes nur rum. Bei 0°C sind es Fischstäbchen und bei 60°C Filet :) Aber das nur am Rande.

War mein Anliegen verständlich? Habe ich was ausgelassen/übersehen? Eine Schande, dass dieses Thema solange unbeachtet war ^^
/edit1: Das sollte auch keine Belehrung werden. Ich wollte nur meine Gedanken schildern.

/edit20100809: "Reproduktion" kann hier falsch verstanden werden. Die Ameise hat sich ja schon reproduziert, nämlich indem sie sich hat begatten lassen. Ich weiß jetzt nicht, ob das Eierlegen als Reproduktion in dem Sinne angesehen werden kann.

/edit20100809:
Achne, die Reproduktion/Befruchtung findet ja eh erst in der Gyne statt, von ihr gesteuert. OK, alles wieder in Ordnung :D Ich diskutiere einfach solange mit mir selbst bis NIPIAN Zeit gefunden hat :p

/edit20100812:
Ich habe noch eine kleine private Quelle aus einem NL-Forum gefunden, in dem die Larven als Faktor genannt werden. Sind wir m.M.n. noch garnicht drauf eingegangen:
[quote="Mika"]Folgender Beitrag (KLICK)

Übersetzung von Niederländisch in Deutsch

Sie sehen das enorme Wachstum von über sechs Wochen. Ich meine das mit einem exponentiellen Wachstum. Das erste Jahr, das Sie am Ende mit 10 Beschäftigten, und wenn alles gut geht, ist es das Ende des Monats, ein 250 Anzahl. Ich weiß nicht, ob nach dieser Kupplung ist eine Kupplung ist für Arbeitnehmer bestimmt in diesem Jahr. Typisch für die endogene Rhythmik der Camponotus ist, dass die Larven nicht weiterentwickeln. Erst nach einer Überwinterung sie wird weiter wachsen und sich entwickeln.

Ich weiß nicht, ob diese "Entscheidung" durch die Larven, die Arbeitnehmer oder Arbeitnehmer, die von den Larven induziert werden. Zu dieser Zeit die Larven entwickeln sich weiter. Es gibt sicherlich mehr als hundert Eier, wie sie sich entwickeln auch sie sieht gut aus.


Wollen Sie ein "mea culpa", trotz meiner Absicht, dieses Jahr habe ich nicht einmal mit einer Vielzahl von Heizungs diurne experimentiert. Das wäre der aktiven Periode der Ameisen kann deutlich verlängert werden. So sind sie ständig in beheizten erst im Laufe des Tages wurde.
[/quote]
Dateianhänge
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#3 AW: Endogener Jahresrhythmus - Camponotus ligniperda/herculeanus et al

Beitrag von NIPIAN » 16. November 2010, 20:44

*kram*


Also, folgende zwei Fragen haben sich nun ergeben:
Frage 1: Welcher Teil der Kolonie bestimmt den Beginn der Diapause?
Frage 2: Wodurch wird ein neuer Legezyklus ausgelöst?

Ich versuche diese Arbeit zu bekommen:
Hoelldobler B. (1961) Temperaturunabhaengige rhythmische erscheinungen bei Rossameisenkolonien (Camponotus ligniperda Latr. und Camponotus herculeanus L.) (Hym. Form.). Insectes Sociaux 8: 13-22

Mal sehen, was da untersucht worden ist. Vielleicht finde ich darüber auch neuere Studien, die eine grobe Antwort auf unsere Fragen bieten.



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#4 AW: Endogener Jahresrhythmus - Camponotus ligniperdus/herculeanus et al

Beitrag von NIPIAN » 21. Dezember 2010, 20:51

Hoi,


Die Fragen werden durch die mir vorliegenden Veröffentlichungen nicht beantwortet. Jedoch lassen sich ein paar Kleinigkeiten dazu schreiben:

zu Frage 1:
Zunächst einmal gehört die Bildung einer Wintertraube zu den eher temperaturunabhängigen Verhaltensweisen. Als "Kristallisationskeim" wird hierbei die Gyne bezeichnet - sie ist der Mittelpunkt. Damit ist allerdings nicht gesagt, ob das Verhalten "Wintertraube" durch Botenstoffe der Gyne ausgelöst wird, oder ob es sich um eine von jeder alleinstehenden Ergate getroffenen Verhaltensänderung handelt.

Wird die Kolonie zu warm gehalten, bekommen Larven "Erhaltungsfutter". Aufgrund der höheren Temperatur -> RGT-Regel, laufen Stoffwechselvorgänge deutlich schneller ab. Sie nehmen dann randständig an der Wintertraube teil.


zu Frage 2:
es gibt bei größeren Kolonien ein Frühjahrsgelege und ein Frühherbstgelege


Quellen:
Hoelldobler B. (1961) Temperaturunabhaengige rhythmische erscheinungen bei Rossameisenkolonien (Camponotus ligniperda Latr. und Camponotus herculeanus L.) (Hym. Form.). Insectes Sociaux 8: 13-22
EIDMANN (1942) Die Ueberwinterung von Ameisen (Zeitschrift für Morphologie und Ökologie der Tiere, 39).

Ich weiß, dass das noch nicht einmal das Prädikat "spärlich" verdient. Aber zumindest soll der Anschein erweckt werden, dass sich hier noch etwas tut - ich suche weiter.



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#5 AW: Endogener Jahresrhythmus - Camponotus ligniperdus/herculeanus et al

Beitrag von NIPIAN » 28. Dezember 2010, 12:04

Hoi,


falls zufällig/schicksalsartig, *hrhr*, jemand folgendes Journal auftreibt:

Titel:
Effect of daily temperature rhythms on the duration of individual development in ants (Hymenoptera, Formicidae).
Autor:
Lopatina, E
Quelle:
Entomologicheskoe Obozrenie, 82(3):537-547, 2003
ISSN:
0367-1445

er möge es mir bitte zukommen lassen. Des sträubt sich irgendwie. ISI verweist mich brüsk an ReDI und ReDI guckt mit Kulleraugen zu mir hinauf und wedelt beschämt-verwirrt mit dem Schwanz.



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Streaker87
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#6 AW: Endogener Jahresrhythmus - Camponotus ligniperdus/herculeanus et al

Beitrag von Streaker87 » 10. März 2011, 23:53

Christian F. hat geschrieben:Seiffert, [...], schreibt auf S. 206 auf Myrmica rubra bezogen:

"Einwinterung durch sinkende Temperaturen und Verkürzung der Tageslänge gesteuert:
Bei fouragierenden Arbeiterinnen sinkt die Abgabe eines Aktivators (Primer-Pheromons), dadurch werden Eiablage und Verpuppung nicht mehr gefördert und es kommt zur Einwinterung."
Bisschen weit hergeholt, weil es eben Myrmica ist. Aber in dem Fall können die Arbeiterinnen scheinbar einiges dazu beisteuern. Bin überrascht...




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#7 AW: Endogener Jahresrhythmus - Camponotus ligniperdus/herculeanus et al

Beitrag von DermitderMeise » 11. März 2011, 00:24

Dann lieber gleich auf die Originalquellen verweisen :):
- Elmes, G.W., J.C. Wardlaw, M.G. Nielsen, V.E. Kipyatkov, E.B. Lopatina, A.G. Radchenko and B. Barr, 1999. Site latitude influences on respiration rate, fat content and the ability of worker ants to rear larvae: A comparison of Myrmica rubra (Hymenoptera: Formicidae) populations over their European range. Eur. J. Entomol., 96: 117-124
- sowie generell Herr Kipyatkov, der auf seiner Homepage viele Publikationen zum Download bereit hält. Er hat sich sehr intensiv mit der Überwinterung & auslösenden Faktoren beschäftigt. Sehr interessant und wichtig dabei (die letzten beiden habe ich bisher nur angelesen):
- Kipyatkov, V.E., E.B. Lopatina and A.Yu. Pinegin, 1996. Influence of the queen and worker ants on onset and termination of the larval diapause in Lasius niger (L.) (Hymenoptera, Formicidae). Entomol. Rev., 76: 514-520
- Kipyatkov, V.E., 1995. Role of endogenous rhythms in the regulation of annual cycles of development in ants (Hymenoptera, Formicidae). Entomol. Rev., 74: 1-15
- Kipyatkov, V.E., 2001. Seasonal life cycles and the forms of dormancy in ants. Acta Societatis Zoologicae Bohemicae, 65: 211-238



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