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Bunte Namensschilder für Ameisen - individuelle Farbmarkierungen

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DermitderMeise
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#1 Bunte Namensschilder für Ameisen - individuelle Farbmarkierungen

Beitrag von DermitderMeise » 17. Januar 2012, 11:16

Hallo Forum,
gelegentlich sieht man Bilder oder kurze Filmchen von Ameisen mit Farbtupfern auf dem Rücken; hier möchte ich kurz ein Video vorstellen, das zwar auf Englisch, aber trotzdem gut verständlich ist; die einzelnen Schritte habe ich ansonsten unter dem Video zusammengefasst.
Los geht's!



Eine kurze Zusammenfassung der Schritte auf Deutsch:
1. Die Malstation vorbereiten.
2. Die CO2-Gasflasche so weit aufdrehen, dass das ausströmende Gas gerade eben spürbar ist, den Schlauch am Behälter festmachen.
3. Ein einzelnes Haar auf der Malstation spannen.
4. Eine Ameise per Pinzette in den Behälter mit CO2 befördern.
5. Die betäubte Ameise unter dem Haar einklemmen, Rücken nach oben.
6. Im vorher ausgeheckten Farbcode nachgucken welche Kombination sie bekommt. Den feinen Pinsel anfärben, einmal überschüssige Farbe abtupfen und dann: markieren.
7. Die Ameise zu ihren Kolleginnen in ein Gefäß stecken, so dass die Farbe trocknen kann.

Dieses Video ist ein gutes Beispiel für zwei Dinge:

Wie man mit einfachen, soliden Methoden viel erreichen kann - keine superteuren Geräte, die nur Spezialisten bedienen können; die muss es natürlich auch geben, aber sie sind eben nicht immer nötig. Das Experiment kann im Prinzip jeder durchführen, der ruhige Finger und eine Menge Geduld für Kleinarbeit hat.

Wie zeitaufwändig die Vorbereitung wissenschaftlicher Versuche trotzdem sein kann steht leider nicht dabei; wenn man davon ausgeht, dass es einige angemalte Versuchskolonien gibt (Replikate*), geht dabei schon der eine oder andere Tag drauf, ohne dass man überhaupt mit dem eigentlichen Versuch angefangen hätte.

Viel Spaß beim Anschauen! :)
___________________________________
Gefunden via Myrmecos.

* Ein Replikat ist ein gleicher Versuchsansatz, um natürlich bedingte Schwankungen auszugleichen; so würde man nicht nur eine Ameise wiegen, um deren Durchschnittsgewicht zu ermitteln, sondern lieber 10 oder am besten 100. In diesem Thema geht es auch darum; und das Zufütterungsexperiment hat hier ja zu recht viel Aufmerksamkeit bekommen.



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moglie
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#2 AW: Bunte Namensschilder für Ameisen - individuelle Farbmarkierungen

Beitrag von moglie » 17. Januar 2012, 12:36

Aber das wichtigste fehlt, was wird für eine Farbe verwendet und wie lange überleben das die Ameisen?
Was nutzt einem das Ganze wenn die Farbe nicht hält, oder die Ameise/Königin nach 3 Monaten an der Markierung stirbt.

MfG



DermitderMeise
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#3 AW: Bunte Namensschilder für Ameisen - individuelle Farbmarkierungen

Beitrag von DermitderMeise » 17. Januar 2012, 13:28

Hallo moglie,
bitte, gerne, ich habs auch mit Freude für dich geschrieben und ich bin mir sehr sicher, dass die Macher des Videos es auch schön finden, dass du es zu schätzen weißt. :)

moglie hat geschrieben:Aber das wichtigste fehlt, was wird für eine Farbe verwendet

Da das eine Zusammenfassung des Videos ist und es dort nicht erwähnt wurde, solltest du deinem Ärger am besten bei den Autoren des Videos (1; 2) Luft machen. :spin2: Hauptsache meckern oder was?
Zur Frage: Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Mehr dazu bei einer anderen Gelegenheit.

moglie hat geschrieben:und wie lange überleben das die Ameisen?

So lange wie auch sonst. Oder so lange wie das Experiment es zulässt, denn i. d. R. ist das Markieren eben nicht das eigentliche Experiment, sondern nur die Vorbereitung. Da wäre es ziemlich sinnfrei, wenn man sich die Versuchsorganismen schon vor Versuchsbeginn effektiv zerschießt.
Deine Bedenken hätten sich tatsächlich mit minimaler Eigenleistung deinerseits leicht zerstreuen lassen, so z. B. hier:
No mortality could be attributed to the paint.
frei übersetzt: Die Farbe hatte keinen Einfluss auf die Sterblichkeit.



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moglie
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#4 AW: Bunte Namensschilder für Ameisen - individuelle Farbmarkierungen

Beitrag von moglie » 17. Januar 2012, 14:28

Hallo,

wollte mich nicht beschweren wenn das so rübergekommen ist, sorry.
Leider werden diese Fragen fast immer offen gelassen und die Versuche gehen nicht länger als vielleicht 6 Monate wenn überhaupt.
Auch die verlinkte Arbeit ist mir bekannt.
Es gibt da eben nicht sehr viele Möglichkeiten Ameisen zu markieren und vorallem gibt es meines Wissens nach keine Langzeiterfahrungen.
Auch zu den Farben von Markal konnte ich da leider nicht viel in Erfahrung bringen.
Dazu kommt noch, dass es sehr viele verschiedene Farben von Markal gibt die in Deutschland recht schwer zu bekommen sind. Die Nachfüllpackungen die die Uni aus Arizona z.B. benutzt konnte ich garnicht finden.
Mich interessiert das Thema sehr, leider habe ich für die 2 Fragen immer noch keine Antworten gefunden.

MfG



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Ossein
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#5 AW: Bunte Namensschilder für Ameisen - individuelle Farbmarkierungen

Beitrag von Ossein » 17. Januar 2012, 16:35

Zunächst einmal einen Riesendank an DmdM - Du bist der Hammer! - nach etwas in der Richtung suche ich schon länger.

Hier, moglie, nochmal ein paar Links aus einem älteren Thread:

http://krungkuene.org/ameisen_page/exp/index.html

und

http://www.jstor.org/pss/3496231

und Merkur schreibt im gleichen Thread

[font=Times New Roman]Thema Ameisen markieren:[/font]
[font=Times New Roman]Bei Leptothorax spp. haben wir (vor Jahren!) mit Tipp-Ex gearbeitet. Winzige Spuren auf den Thorax getupft. Hat mehrere Wochen gehalten.[/font]
[font=Times New Roman]Es gab damals nur ein Produkt, wahrscheinlich das wässrige; jetzt muss man sich zwischen zweien entscheiden. Das „rapid“ dürfte ein organisches Lösungsmittel enthalten. Kann man nur ausprobieren, ob es die Ameisen vertragen.[/font]
[font=Times New Roman][/font][font=Times New Roman]http://www.schoenherr.de/shop/product/17833.html[/font]
Und das nur innerhalb ein paar Minuten Suchens zwischendurch. Die SuFu ist Dein Freund!

LG, Ossein.



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Streaker87
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#6 AW: Bunte Namensschilder für Ameisen - individuelle Farbmarkierungen

Beitrag von Streaker87 » 17. Januar 2012, 17:09

Hi!

"Wie man mit einfachen, soliden Methoden viel erreichen kann - keine superteuren Geräte, die nur Spezialisten bedienen können;"

Das ist es wohl, was hier zählt und einige hellhörig werden lässt. Hatte mich diesbezüglich auch mal an unserer Uni informiert, womit ich meine Ameisen markieren kann. Die nehmen allerdings nur einen einfachen Edding Marker und die Markierung wird auch nicht so genau und in den großen Dimensionen genutzt.

Die untersuchte Art war in dem Fall Camponotus floridanus, welche gleich die nächste Frage aufkommen lässt. Ich denke nicht, dass alle Markierungen für alle Gattungen gleich gut geeignet sind. Sonst hätte mich meine Kommilitonin nicht davor gewarnt, einen Flecks auf die Gaster der Camponotus zu setzen ;) Bei den [color=#000000]Myrmicinae [/color](Knotenameisen) scheint das kein Problem darzustellen (siehe Video oben).

Ich sehe mich übrigens gerade genötigt meinen Fund nun eher als geplant zu präsentieren ^^ Passt ja auch ganz gut zum Thema (Erstellt: Social and temporal organization in an ant colony [Dissertation])

/edit:

In dem einen Link von Ossein wurden dennoch Lasius sp. auf der Gaster markiert, sowohl mit Farbe als auch mit Chips.




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moglie
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#7 AW: Bunte Namensschilder für Ameisen - individuelle Farbmarkierungen

Beitrag von moglie » 17. Januar 2012, 17:33

@Ossein

Wenn du deine aufgeführten Seiten gelesen hättest würde dir auffallen, das da keine sinnigen Vorschläge drin enthalten sind ausser eben die Markal Farbe, die ich ja auch schon erwähnte.


nach etwas in der Richtung suche ich schon länger.

Und das nur innerhalb ein paar Minuten Suchens zwischendurch. Die SuFu ist Dein Freund!





DermitderMeise
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#8 AW: Bunte Namensschilder für Ameisen - individuelle Farbmarkierungen

Beitrag von DermitderMeise » 2. Februar 2012, 07:53

Hallo moglie,
moglie hat geschrieben:wollte mich nicht beschweren wenn das so rübergekommen ist, sorry.

Entschuldigung angenommen! :) Ebenso entschuldige ich mich für meine barsche Antwort. Nun, mit der Erläuterung des Hintergrundes, macht dein minimalistischer Beitrag #2 für mich auch Sinn - auch wenn, wie ich mit einem Anflug von Sarkasmus anmerkte, es eben in dem Video/diesem Thema um etwas anderes ging.

Wenn man nach Möglichkeit nicht nur die Dinge auf den Tisch legt, die einem gerade im Kopf herumschwirren, sondern auch, warum das gerade der Fall ist, ist dem Gegenüber in der elektronischen Kommunikation schon geholfen und viele Missverständnisse lassen sich ganz einfach vermeiden - vielleicht magst du darauf ein bisschen achten. Dass du bereits recherchiert hattest und Interesse mitbringst, konnte ich deinem Beitrag nicht entnehmen.

Da mich das Thema auch etwas länger interessiert, habe ich noch ein wenig mehr Ausschau gehalten und einiges gefunden - folgt sofort!

Es gibt da eben nicht sehr viele Möglichkeiten Ameisen zu markieren

Nicht? Ich finde schon:
- Lackfarben ("Humbrol enamel paints" werden in vielen Publikation genannt, einfach zu finden per Suchmaschine bzw. Google Scholar und Eingabe dort von humbrol formicidae)
- Tipp-Ex (gleiche Suchmethode wie oben: markal formicidae)
- Nagellack
- die Markal-Stifte
- das Aufkleben von Plättchen mit Zahlen/Farben (bei größeren Arten)
- das Aufkleben von RFID-Chips (geht auch nur bei großen Arten und ist für Privathalter unverhältnismäßig aufwändig)
- Dann gibt es noch die wie ich finde unschöne Möglichkeit, Tarsenglieder abzuknipsen. Das ist zwar dauerhaft, aber eben auch sehr endgültig.

Bei weiterem Interesse lassen sich massenhaft Quellen zu Markierungsmethoden an verschiedensten Tieren in diesem Buch finden.

Nun zur Kehrseite dieser Recherche, dass sich diese Farben/Stifte/etc. nicht bei uns finden lassen: Das mag sein, doch ich bin mir sehr sicher, dass vergleichbare Produkte auch auf unserem Kontinent hergestellt werden bzw. auch gut zu erhalten sind, beispielsweise Humbrol Enamel b. Ebay deutsch.

und die Versuche gehen nicht länger als vielleicht 6 Monate wenn überhaupt.

Das mag sein - doch was für einen Effekt würdest du nach mehr als einem halben Jahr noch erwarten? Bei diesen Farben ist es überwiegend so, dass sie einen flüssigen Anteil enthalten, der (mehr oder weniger) schnell verdampft; damit wird die Farbe hart. Danach sollte sich die trockene Farbe für die Ameise nicht von einem angetrockneten Stück Lehm unterscheiden.

und vorallem gibt es meines Wissens nach keine Langzeiterfahrungen.

Was ist deiner Ansicht nach eine Langzeiterfahrung? In diesem Experiment wurden Humbrol-markierte Lasius fuliginosus in der Natur bis zu 8 Monaten beobachtet. Solchen Äußerungen:
No mortality could be attributed to the paint

würde ich bei einem Experiment über ~ 3 Monate jedenfalls entnehmen, dass wenn es einen Effekt gibt, sich dieser allenfalls lebensverkürzend auswirkt und - Vermutung meinerseits - als solcher wahrscheinlich im Grundrauschen der sehr unterschiedlichen Lebensdauer der Individuen untergeht.



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