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Wespennest mit Schlupfwespen

Themen über andere Insekten und Spinnentiere.
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#1 Wespennest mit Schlupfwespen

Beitrag von Gast » 2. Juni 2011, 12:36

[font=Times New Roman]Parasitismus ist allgegenwärtig.[/font]

[font=Times New Roman]In meinem Gartenhäuschen muss ich alljährlich im Frühjahr eine Anzahl Gründungsnestchen von Faltenwespen beseitigen. Hier wurde darüber berichtet; leider sind die Bilder verloren: http://www.ameisenforum.de/andere-insekten-spinnentiere/anatomie-eines-wespennests.html [/font]
[font=Times New Roman]Bild 1 daraus zeigt ein normales Gründungsnest von Vespula saxonica im Mai 2004.[/font]

[font=Times New Roman]Im Frühjahr 2011 fand sich noch ein angefangenes, aber verlassenes Nestchen aus dem Jahr 2010, das ich wohl übersehen hatte. Ich ließ es hängen.[/font]
[font=Times New Roman]Doch plötzlich begann eine neue Königin daran zu bauen. Sie baute nicht weiter, sondern fing am unteren Rand der alten Nesthülle mit ihrem Nest an. Ich ließ es eine Weile hängen, in der Absicht, die Entsorgung dann vorzunehmen, wenn einige Brut als Futter für meine Camponotus darin sein würde.[/font]

[font=Times New Roman]Doch es kam anders.[/font]
[font=Times New Roman]Am 23. Mai nahm ich es ab. Es war kein Flugbetrieb, obwohl schon Arbeiterinnen hätten vorhanden sein müssen. War es auch abgestorben?[/font]
[font=Times New Roman]Beim Abnehmen flog ein Tier weg, wohl die Wespenkönigin![/font]

[font=Times New Roman]Die erste, bereits beträchtlich große Wabe (Bild 2) aber barg eine Überraschung! Als ich ein paar der Gespinstkuppeln über den Zellen öffnete, sie sollten Arbeiterinnenpuppen enthalten, flogen plötzlich schlanke, braunschwarze Hautflügler heraus![/font]
[font=Times New Roman]Ich nahm die Wabe mit nach Hause um zu beobachten, was noch daraus würde. Am Rand, außerhalb der verpuppten Brut, befanden sich noch zwei Zellenringe mit Larven bzw. Eiern, im Zentrum waren etliche Zellen bereits leer. Doch schienen die Kuppeln nicht ganz normal geöffnet worden zu sein, und einige Zellen enthielten 3-4 Kämmerchen. [/font]

[font=Times New Roman]Im Laufe der Tage bis zum 1. Juni schlüpften immer mehr der braunen Gesellen, Schlupfwespen! (Bilder 3 und 4). Das Völkchen, bzw. die Brut der Gründerkönigin, war durch und durch parasitiert. Die 14 Schlupfwespen im Alkoholschälchen sind nur ein Teil der geschätzt ca. 40 geschlüpften Exemplare.[/font]

[font=Times New Roman]Was ich besonders bemerkenswert finde: Die Ichneumoniden-Larven müssen sich innerhalb der Wespenlarven entwickelt haben. Diese müssen von ihrer Mutter-Königin mit Nahrung versorgt worden sein, und sie müssen bis zur Verpuppung der Parasiten noch so weit intakt gewesen sein, dass sie ganz normale Gespinstkuppeln über ihren Zellen herstellen konnten![/font]
[font=Times New Roman]Erst danach wohl snd die Schlupfwespenlarven aus der Wespenlarve geschlüpft und haben, jede für sich, in der verdeckelten Wespenzelle ihre eigenen Kokons gesponnen.[/font]

[font=Times New Roman]Bei der Bestimmung der Schlupfwespen kam ich nicht weit. Vielleicht kennt sich hier jemand besser mit dieser artenreichen Verwandtschaftsgruppe aus?[/font]
[font=Times New Roman]Die Wespen dürften der Art Vespula saxonica angehören, die regelmäßig in dem Häuschen zu bauen beginnt.[/font]

[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]
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Wespenparasit-3.jpg
Wespenparasit-2.jpg
Wespenparasit-1.jpg
Wespennest-01.jpg



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Boro
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#2 AW: Wespennest mit Schlupfwespen

Beitrag von Boro » 2. Juni 2011, 13:34

Hallo Merkur!
Sehr interessant gefärbte Tiere. Eine gewisse Ähnlichkeit mit den Schlupfwespen bei Polistes spp. (Latibulus argiolus) ist wohl vorhanden:
http://www.ameisenforum.de/andere-insekten-spinnentiere/polistes-dominulus-u-endurus-argiolus-t24775.html
Leider sind auch hier bei der Forenumstellung alle Bilder verschwunden. Einige davon sind aber hier zu sehen (die Originale habe ich noch irgendwo):
http://www.hornissenschutz.de/feldwespen.htm
L.G.Boro



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#3 AW: Wespennest mit Schlupfwespen

Beitrag von Gast » 2. Juni 2011, 15:56

Vielen Dank, Boro, für den Hinweis!

Allerdings sind die Schlupfwespen bei Polistes doch sehr deutlich anders gefärbt; auffälligerweise sehen sie den Polistes selbst sogar relativ ähnlich.
Eine solche Mimikry würde sogar Sinn machen, da Latibulus argiolus ja auf der offenen Wabe von Polistes agieren muss.

MfG,
Merkur



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#4 AW: Wespennest mit Schlupfwespen

Beitrag von riverjack » 2. Juni 2011, 16:39

Hallo zusammen,

die einzigste passende Art, die ich gefunden habe ist Sphecophaga vesparum aus der Familie Ichneumonidae, Subtribus Sphecophagina.

Zum selben Subtribus gehört auch die Gattung Latibulus.

Die Art Sphecophaga vesparum ist insoweit interessant, da sie zur Bekämpfung der eingeschleppten Wespen in Neuseeland Verwendung finden.

Leider findet man im Netz kaum brauchbare Bilder.

Hier ein paar Links:

http://www.nzes.org.nz/nzje/free_issues/NZJEcol22_2_205.pdf
http://bugguide.net/node/view/141134/bgimage
http://www.arthropods.de/insecta/hymenoptera/ichneumonidae/sphecophagaVesparum01.htm
http://www.faunaeur.org/full_results.php?id=333651

LG, riverjack



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#5 AW: Wespennest mit Schlupfwespen

Beitrag von Gast » 2. Juni 2011, 20:10

[font=Times New Roman]Hallo riverjack,[/font]

[font=Times New Roman]Auch hier noch vielen Dank für die Hinweise und Links![/font]
[font=Times New Roman]Das Aussehen der Sphegophaga vesparum stimmt ja recht gut mit dem „meiner“ Tierchen überein. Der einzige Unterschied, der mir auffällt, sind Form und Farbe der Deckel auf den parasitierten Zellen: In meinem Fall sind sie schön halbkugelig und weiß, wie bei diesen Wespen üblich, während sie flach und rosa- bis rostfarben sind in diesem Link: [/font]
[font=Times New Roman]http://www.arthropods.de/insecta/hymenoptera/ichneumonidae/sphecophagaVesparum02.htm[/font]
[font=Times New Roman]Ob das von der Wirtsart abhängt?[/font]

[font=Times New Roman]Verrückt, dass man diese Sphegophaga („die Wespenfresserin“) schon zur Bekämpfung der zuvor in Neuseeland eingeschleppten Deutschen Wespe dort ebenfalls angesiedelt hat. Ausrotten werden sie diese invasive Art sicher nicht, allenfalls etwas dezimieren: Ein „guter“ Parasit (oder hier genauer: Parasitoid) rottet seine Wirte nicht aus, denn damit würde er sich selbst vernichten. In der Natur wird zuerst die Wirtsart so selten, dass der Parasit nicht mehr genügend Wirte findet und evtl. ausstirbt, dann kann sich der Wirt oft wieder erholen. Aber auch eine andere Möglichkeit wird oft beobachtet: Wenn die „natürlichen“ Opfer zu selten werden, können die Parasiten ersatzweise auf verwandte Wirte überspringen, könnten also in Neuseeland heimische Wespenarten schädigen und evtl. ausrotten. Das ist kein Widerspruch zum oben Gesagten: Die ursprünglichen neuseeländischen Wespen haben einfach keine Zeit, um sich auf die „neuen“ Parasitoiden einzustellen. Solche evolutiven Vorgänge brauchen halt Jahrtausende, wenn nicht noch viel länger.[/font]

[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]

[font=Times New Roman]PS: Negativbewertung:
[size=100][font=Times New Roman][I]immer tierschutz groß schreiben und selbst welche killen geil ey-.-[/font]
[/I][/font][/SIZE][font=Times New Roman]Ja, die Kenntnisse dieses Users über Forschung usw. sind echt geil, nämlich geil erbärmlich. Vielleicht hast du mal mit Schadameisen im Haus zu kämpfen. Dann treffen wir uns vielleicht wieder. [/font]



riverjack
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#6 AW: Wespennest mit Schlupfwespen

Beitrag von riverjack » 2. Juni 2011, 20:25

Hallo Merkur,

ich habe gerne weiter geholfen, wobei ich anmerken möchte, dass es nicht auszuschließen ist, dass es sich hierbei auch um eine andere Art handeln könnte.

Bei den wenigen Informationen, die es zu Schlupfwespen gibt (ist doch eine recht umfangreiche Insektenfamilie), ist eine Fehlbestimmung nicht auszuschließen. Wirklich sicher sein kann man sich wohl nur, wenn man diese Tiere von einem Spezialisten bestimmen lässt.

LG, riverjack



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