Geeignete Blattlausarten für eine funktionierende mutualistische Beziehung von Ameisen (bevorzugt Gattungen
Lasius und
Formica) und Blattläusen über eine ganze Saison:
• Blattläuse im Allgemeinen
• Große Rosenblattlaus, rot oder grün gefärbt (
Macrosiphum rosae)
• Bunte Stängellaus (
Metopeurum fuscoviride)
o Wirtspflanze Rainfarn (
Tanacetum vulgare)
• Predator: Marienkäfer (
Coccinellidae)
Blattläuse allgemein:Blattläuse sind kleine Insekten von wenigen Millimetern Größe, lediglich einige Arten erreichen eine Körperlänge von bis zu 5 bis 7 Millimetern. Etwa 850 der insgesamt 3000 bekannten Arten leben in Mitteleuropa. Blattläuse sind in der Regel zwei bis drei Millimeter groß, lediglich wenige Arten erreichen eine Größe bis maximal sieben Millimeter. Es gibt gelbe bis grüne Blattläuse, aber auch rote, braune und schwarze Pflanzenläuse.
Als Pflanzensauger sind die Tiere mit einem Stechrüssel ausgestattet. Alle Arten besitzen sowohl ungeflügelte als auch geflügelte Formen, wobei die ungeflügelten vor allem der explosionsartigen Massenvermehrung durch Jungfernzeugung (Parthenogenese) dienen. Ist die Wirtspflanze überbevölkert und bietet weiteren Nachkommen keine Nahrung und keinen Lebensraum mehr, bildet sich eine, geschlechtlich fortpflanzende, geflügelte Form, die schnell auch weit entfernte Wirtspflanzen befallen kann. Auch im Herbst kann die geschlechtliche Vermehrung beobachtet werden, die mit der anschließenden Eiablage das überwintern und den fortbestand in der nächsten Vegetationsperiode garantiert.
Gern halten sich diese Insekten an der Blattunterseite sowie den Blattstängeln, an Trieben und Knospen auf, wo sie mit ihrem meist langen Saugrüssel die Leitungsbahnen der grünen Pflanzenteile anbohren und sich vom Pflanzensaft ernähren.
Da sie zu ihrer Ernährung hauptsächlich auf die im Pflanzensaft enthaltenen Aminosäuren angewiesen sind, scheiden sie die aufgenommenen Kohlenhydrate in Form einer zuckerhaltigen Lösung, dem »Honigtau«, wieder aus, welcher sich als klebriger Belag auf der Blattunterseite findet. Dieser lockt Ameisen an. Ameisen kultivieren Blattläuse in manchen Fällen direkt, verteidigen sie gegen natürliche Feinde und ernten die Zuckerlösung. Dieses Verhalten kann zusätzlich einen Pilzbefall an der Pflanze hervorrufen (z.B. Grauschimmel). Durch das Saugen von Pflanzensaft kräuseln sich die Blätter, rollen sich gegebenenfalls ein und vertrocknen abschließend. Geschädigte Triebe verkümmern und sterben ab.
Zusamenfasung:* Blattläuse - Weltweit ca. 3000 Arten, in Europa ca. 850, gehören zu den Pflanzenläusen
* 2-7 mm, spindelförmig bis plump, ungeflügelt (Apterae), geflügelt (Alatae)
* Paarige Siphonen mit Abwehrfunktionen, Honigtau kommt aus dem After
* Dünner Saugrüssel besteht aus 4 Borsten (Feinaufbau), umgeben von Unterlippe
* Äußere Borsten gesägt, innere Borsten mit Öffnungen für Phloem und Speichel
* Schadbild: Saftentzug, Honigtauproduktion, Blattkräuselungen, Virusübertragung
* Komplexer Blattlauszyklus, Anholozyklus, Holozyklus, mit/ohne Wirtswechsel
* Es existieren resistenter Pflanzen, die grundsätzlich nicht befallen werden.
* Fast jede Blattlausart hat spezifische Wirtspflanzen, andere Pflanzen werden nicht befallen.
Große Rosenblattlaus, rot oder grün gefärbt (Macrosiphum rosae)
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_RosenblattlausSymptomatik und Biologie:Die in ganz Europa verbreitete große Rosenblattlaus (Macrosiphum rosae) ist ein bedeutender Schädling an Rosen und gelegentlich auch an Apfel, Birne und Erdbeeren. Auch wenn sie ganzjährig an Rose auftreten kann handelt es sich um eine wirtswechselnde Lausart, die den Sommer auch an krautigen Pflanzen anzutreffen ist. Hier sind insbesondere Kardengewächse (Dipsacaceae) und Baldriangewächse (Valerianaceae) zu nennen. Die grün bis rötlich gefärbten ca. 2-4 mm langen Läuse besitzen lange Fühler, schwarze, lange Siphonen und eine längliche, helle Afterklappe (Cauda). Sie treten geflügelt oder ungeflügelt auf. Die Blattläuse legen ihre glänzend-schwarzen Eier, teilweise in großen Mengen, zur Überwinterung auf den Rosentrieben ab. Im Frühjahr schlüpfen weibliche Tiere (Stammmütter) und saugen zusammen mit ihren Nachkommen oft in Massen an Trieben und Blütenknospen. Bei befallenen Pflanzenteilen kommt es zu Verformungen und Verkrüppelungen sowie Verfärbungen und als Folge der Honigtauausscheidungen siedeln sich häufig auch Russtaupilze an. Die Vermehrung der Läuse erfolgt über das Jahr ohne Männchen (Jungfernzeugung) und als Lebendgeburt. Aufgrund der kurzen Entwicklungszeit von 7-14 Tagen werden eine Vielzahl von Generationen im Jahr gebildet. Im Herbst bilden sich geflügelte Weibchen und Männchen, um zur Paarung und Eiablage auf die Rosensträucher zurückzukehren.
Die Große Rosenblattlaus besitzt einen 2–4 mm langen spindelförmigen Körper mit schwarzem Kopf. Sie kommt in zwei Farbvarianten, grün oder rosa, vor. Die schwarzen Fühler sind meist etwa so lang wie der Körper oder etwas länger. Die beiden etwa 1 mm langen Siphonen (Siphunculi), aus denen in Stresssituationen bzw. bei Bedrohung ein Sekret ausgesondert wird, sind schwarz und etwa doppelt so lang wie das helle Schwänzchen (Cauda) am Hinterleibsende. Die Schenkel (Femora) sind mindestens in einem Viertel ihrer Länge dunkelbraun oder schwarz.
Lebensweise und Verbreitung:
Im Herbst findet sich die Große Rosenblattlaus oft in Massen an den Triebspitzen von Rosen. Hier legt sie schwarze Eier ab, aus denen im Frühjahr flügellose weibliche Tiere schlüpfen. In rascher Folge entwickeln sich mehrere Generationen durch Parthenogenese und Lebendgeburten. Mit dem Auftreten geflügelter Individuen, Männchen und Weibchen, erfolgt ein Wirtswechsel auf Kardengewächse (Witwenblumen u.a.) und Baldriangewächse. Im Spätsommer wandern die Blattläuse zurück auf Rosen. Die Große Rosenblattlaus ist weltweit verbreitet.
Rosenblattlauszucht:Eine recht wirksame und langlebige Methode der Blattlauszucht lässt sich mit 4 kräftigen, kleinwüchsigen (Zimmer-)Rosenpflanzen realisieren. Die Pflanzen werden je in eine Kunststoffbox gepflanzt, die Boxen sollten einen hellen Ort gestellt werden. Minimum 14, besser 16 Stunden Beleuchtung müssen gewährleistet sein, damit sich keine geflügelten Geschlechtstiere ausbilden. Läuse unter starkem Licht am besten 4 x 30 Watt Leuchtstoffröhren, 16 Stunden pro Tag, halten.
Recht einfach lassen sich Rosenblattläuse in der Natur finden: einfach eine Kolonie suchen, die bereits von Ameisen bewirtschaftet wird. . Hier ein paar adulte Blattläuse absammeln und auf die bevorzugte Wirtspflanzen setzen.
Wichtig: darauf achten, dass die Wirtspflanze von den Blattläusen angenommen wird. Viele Blattlausarten sind stark Wirtsspezifisch.
Auf Parasiten achten! Aus der Natur können immer auch für die Ameisen Schädliche Parasiten eingeschleppt werden!
Nun wird eine Box mit Rosenblattläusen infiziert und an das Formicarium angeschlossen. Die Ameisen (Kolonie ab ca. 300 Arbeiterinnen) werden relativ schnell die Läuse als Vieh akzeptieren und pflegen, vor allem Lasius niger stellen sogar Wachen über Tag ab.
Blattläuse abgesammelt und zur Infektion der nächsten Pflanze genutzt werden. Die bisher genutzte Pflanze wird vom Formicarium abgekoppelt, mit z.B. "Marienkäfer" besetzt oder Öl besprüht und für mind. 4 Wochen in Urlaub geschickt. Die frisch infizierte Pflanze wird wieder ans Formicarium angekoppelt.
So rotierend können bei grünem Daumen die Ameisenkolonien über die ganze Saison mit Läusen versorgt werden.
Achtung: diese Art der Honigtau-Versorgung ist relativ unzuverlässig, es sollte auf jeden Fall zusätzlich etwas Honig angeboten werden.
Die schnellste Bekämpfung zu Beginn der Erholungszeit geht wohl mit einer Dusche aus Öl, nach etwa 7 Tagen zu wiederholen.
Anstelle der Rotation können natürlich auch jeweils frische Pflanzen genommen werden, allerdings besteht jedes mal erneut die Gefahr einer Pestizid-Behandlung in der Gärtnerei und es geht schon etwas ins Geld, denn länger als zwei Wochen überlebt keine Pflanze.
Rosen lassen sich natürlich gegen andere, zimmertaugliche Pflanzen tauschen, soweit die Pflanzensauger dieser Pflanzen bei den Ameisen Akzeptanz finden, jedoch empfinde ich Rosen als eine extrem dekorative Variante
Erfahrungsbericht: Lasius niger und die Rosenblattlaus
nach meinen Erfahrungen gehören Pflanzensauger an Rosen zum bevorzugten Vieh, große Schlachtungen erfolgen i.d.R. nur, wenn die Rose eingeht und die Läuse somit keinen Honigtau mehr liefern können. Jedoch werden permanent Läuse an die
Brut verfüttert.
Lasius niger ist recht flott mit der Schlachtung des Viehs. Nach eigener Beobachtung wird das unproduktive Vieh im Formicarium gefressen oder schlicht mit Missachtung gestraft, im Freiland wird die Kolonie meist verlassen oder auch auf produktivere Pflanzen umgesiedelt.
Fazit:Wenn ich Arbeitsaufwand und Beobachtungen in Relation setze, ist die Zucht ein voller Schuss in den Ofen! Es lohnt sich schlicht nicht, und die Pflanzensauger sind extrem schlecht zu kontrollieren...
Bunte Stängellaus (Metopeurum fuscoviride)http://www.bayceer.uni-bayreuth.de/bayceer/de/top/13769/67810/Von_Laeusen_und_Ameisen.pdfhttp://www.uni-bayreuth.de/presse/spektrum/spektrum-pdf/ausgabe_03_04.pdfDie Bunte Stängellaus (Metopeurum fuscoviride) ist ein Wirtsspezialist, der ausschließlich auf Rainfarn Tanacetum vulgare lebt. http://de.wikipedia.org/wiki/RainfarnDie purpurfarbenen Blattläuse finden vor allem an der Blattunterseite und am Stängel Unterschlupf, wo sie den Siebröhrensaft (Phloemsaft) saugen und Zucker extrahieren. Etwa sieben Tage nach dem Schlüpfen sind die jungen Lausnymphen erwachsen und beginnen, sich fortzupflanzen, so dass der Rainfarn innerhalb von nur 1-2 Wochen von ganzen Trauben dieser kleinen Insekten übersät ist.
Arbeitsameisen der Gattungen Lasius und Formica bilden eine mutualistische Beziehung mit den Läusen: Sie massieren ihr
Abdomen, um an die zuckerhaltigen Exkrete, den Honigtau, zu gelangen, den die Läuse am Hinterteil absondern. Die Ameisen pflegen ihre Läuse, säubern sie und bieten ihnen Schutz vor Räubern und Parasitoiden (Parasiten, die ihren Wirt zum Abschluss der Parasitierung töten).
Blattläuse (Hemiptera: Homoptera, Aphidina) ernähren sich gewöhnlich vom Siebröhrensaft (Phloemsaft) der Pflanzen und sondern stark zuckerhaltige Exkrete ab, den Honigtau. Insbesondere für Ameisen hat der Honigtau vieler Blattlausarten eine große Bedeutung. Viele Ameisenarten decken den Kohlenhydratbedarf ihrer ganzen Kolonie ausschließlich durch dieses Exkret, das sie in der Regel direkt von der saugenden Blattlaus abnehmen. Für diese Ameisen ist es also wichtig, möglichst ergiebige Honigtauquellen zu erschließen und diese gegen Konkurrenten zu verteidigen. Von diesem mutualistischen Zusammenleben profitieren auch die Blattläuse. Der Ameisenbesuch schützt sie vor Räubern und Parasitoiden und verhindert ihr Verkleben mit dem Honigtau.
Chemisch gesehen stellt Honigtau ein Gemisch aus unterschiedlichen Zuckern, Aminosäuren und weiteren Pflanzeninhaltsstoffen dar, wobei Zucker bis zu 98 % des Trockengewichtes ausmachen können. Während die Aminosäuren durchweg aus dem Phloemsaft stammen, unterscheidet sich die Zuckerzusammensetzung des Honigtaus deutlich von der des Siebröhrensaftes der besiedelten Pflanze. Der Phloemsaft der Pflanzen enthält fast ausschließlich das Disaccharid Saccharose (Sucrose). Blattläuse hingegen können verschiedene Zucker, die nicht im Phloemsaft enthalten sind, neu herstellen – wie z. B. das Trisaccharid Melezitose. Im Rahmen einer Dissertation ist es gelungen, die Bunte Stängellaus, Metopeurum fuscoviride, auf einer künstlichen Phloemsaftquelle saugen zu lassen, die in ihrer Zusammensetzung beliebig manipuliert werden kann. Zur Überprüfung einer evtl. Beteiligung von endosymbiontischen Bakterien im Darm von M. fuscoviride an der Synthese der Melezitose wurde der künstlichen Diät das Antibiotikum Tetracyclin zugesetzt. Bei der Analyse der Honigtauproben mittels High Performance-Flüssigkeitschromatographie (HPLC) zeigte sich kein Unterschied in der Zusammensetzung zwischen den Honigtauproben von Blattläusen mit und ohne Antibiotikabehandlung. M. fuscoviride synthetisiert Melezitose also ohne Beteiligung von Mikroorganismen. Eine geeignete Pflanze zur Untersuchung mutualistischer Beziehungen zwischen Blattläusen und Ameisen ist der Rainfarn, Tanacetum vulgare. Hier leben acht verschiedene Blattlausarten an unterschiedlichen Pflanzenteilen, die von der Schwarzen Wegameise, Lasius niger, unterschiedlich intensiv besucht werden. Wie sich zeigen ließ, bevorzugt die Schwarze Wegameise Lasius niger Blattlausarten mit einer hohen Honigtauproduktion (z. B. M. fuscoviride mit 1000 μg Honigtau/Stunde) bei gleichzeitig hohem Gesamtzuckergehalt (80-100 mg/ml) und einem hohen Anteil an Melezitose im Honigtau (45-70 %), während Blattlausarten mit geringer Honigtauproduktion bei gleichzeitig niedrigem Melezitoseanteil überhaupt nicht besucht werden.
Dieses Muster hielten die Ameisen auch in sog. Wahlversuchen bei: Kolonien einer weniger bevorzugten Blattlausart wurden aufgegeben, sobald eine attraktivere Art zugegeben wurde. Die Signalfunktion der Melezitose scheint also darin zu bestehen, dass ein hoher Melezitosegehalt den Ameisen eine kohlenhydratreiche Nahrungsquelle anzeigt. In der Regel enthält zuckerreicher Honigtau auch noch relativ große Mengen an freien Aminosäuren.
Bunte Stängellauszucht: siehe Rosenblattlauszucht.
Rainfarn: (Tanacetum Vulgare)http://de.wikipedia.org/wiki/Rainfarnhttp://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/dissts/Bayreuth/Weinbrenner2004.pdfRainfarn Tanacetum vulgare (T. vulgare) gehört zu den Korbblütengewächsen (Asteraceae) und ist häufig an Wegen, Dämmen, Waldrändern und auf Ruderalflächen zu finden. Zuweilen bildet diese Pflanzenart lockere Bestände aus. Alle Blattlausarten, die an dieser Pflanze leben, unterliegen in ihrem Auftreten saisonalen Schwankungen, wobei das Vorkommen von M. fuscoviride im Jahresverlauf zunimmt (und vermehrt eine weitere sehr häufige Art, Macrosiphoniella absinthii, verdrängt (Völkl & Fischer, Weinbrenner, unpubl. Daten))
Dies steht in engem Zusammenhang mit der Vergesellschaftung von M. fuscoviride mit mutualistischen Ameisen (z. B. Lasius niger). Während der Vegetationsperiode ist diese monophage, monözische Art daher in großen Mengen zu finden, wobei sie im Frühjahr bevorzugt am Stängel saugt, mit wachsender Verholzung der Pflanze den Ort der Nahrungsaufnahme jedoch auf die Triebspitzen und die Ausleger der Doldenblüten verlegt.
Wie ich vom Gärtner erfuhr, ist die einzige Wirtspflanze, Rainfarn: (Tanacetum Vulgare) in der Wohnung nur über einen kurzen Zeitraum (<1 Monat) gut kultivierbar.
Staude <3€
http://www.stauden-stade.de/shop-einzelartikel.cfm?id=632Saatgut. <2€
http://www.saatgut-vielfalt.de/saatgut/product.php?products_id=910270Ich würde also mehrere Stauden kaufen und im Garten in Töpfe Pflanzen und das, schon bei anderen Blattlauszuchten erfolgreiche, Rotationsprinzip einsetzen.
Marienkäfer: (Coccinellidae)http://de.wikipedia.org/wiki/Marienk%C3%A4ferDie Marienkäfer (Coccinellidae) sind eine weltweit verbreitete Familie halbkugeliger, flugfähiger Käfer, deren Deckflügel meist eine unterschiedliche Anzahl von auffälligen Punkten aufweisen. Viele Arten ernähren sich von Blatt- und Schildläusen.
Die Marienkäfer sind bei der Bevölkerung beliebt und tragen die unterschiedlichsten Namen in der jeweiligen lokalen Umgangssprache. Die Beliebtheit begründet sich unter anderem darin, dass sie im Gartenbau und der Landwirtschaft nützlich sind, da sie allein in ihrer Larvenzeit je nach Art bis zu 3000 Pflanzenläuse oder Spinnmilben fressen. Sie sind in ihrem Aussehen variabel, was ihre Bestimmung erschwert. Dieselbe Art kann in dutzenden Mustervarianten auftreten. Manche, wie etwa der Luzerne-Marienkäfer, erreichen sogar über 4000 gezählte Varianten. Früher wurden diese Varianten innerhalb derselben Art mit eigenen Namen belegt, beispielsweise beim Zweipunkt-Marienkäfer (Adalia bipunctata) mit über 150 Bezeichnungen, die allerdings heute nicht mehr verwendet werden und wissenschaftlich bedeutungslos sind. Bei manchen Untergruppen – etwa innerhalb der Tribus Scymnini – kann eine Bestimmung schwierig sein und zuverlässig nur aufgrund einer Untersuchung der Genitalorgane erfolgen. Neben den Genitalien sind die Kopfkapsel, der Kopfschild und die Fühleransätze oft zuverlässige Unterscheidungsmerkmale ähnlicher Arten.
Die Käfer können gut fliegen und erreichen 75 bis 91 Flügelschläge pro Sekunde. Manche Arten wie der Licht-Marienkäfer (Calvia decemguttata) werden in der Nacht durch künstliches Licht angelockt. Das lässt auf nächtliche Ausbreitungsflüge schließen.
Merkmale:Die Körpergröße der stark gewölbten, kurzen, halbkugelförmigen oder ovalen Käfer variiert von 1 bis 12 Millimetern. Der Kopf, die Brust sowie die Unterseite sind meist schwarz gefärbt. Es gibt aber auch Käfer mit hellbraunen oder rostbraunen Unterseiten. Die Farbe des Kopfes richtet sich meist nach der Farbe des restlichen Körpers und kann sehr unterschiedlich sein. Die Fühler sind relativ lang, meist elfgliedrig und am Ende keulenförmig verdickt. Bei einigen Artengruppen ist die Anzahl der Fühlerglieder reduziert. So haben etwa die Antennen der Chilocorini nur acht oder neun Glieder und sind deswegen kürzer. Die Enden der Kiefertaster mitteleuropäischer Arten sind beilförmig. Die
Mandibeln sind aber allgemein zwischen den verschiedenen Arten äußerst unterschiedlich, da die Tiere sich an die jeweilige Nahrung angepasst haben. Einige Arten haben einen behaarten Körper, doch die Flügeldecken der bekanntesten Arten sind ohne Struktur und völlig glatt. Bei manchen Arten (beispielsweise Chilocorini) ist der Rand der Flügeldecken mehr oder weniger stark nach oben gebogen.
Die Beine sind im Bau nicht viel anders als die anderer Käfer. Die
Tarsen bestehen ebenfalls aus vier Gliedern, von denen aber das zweite stark gelappt und das dritte oft klein ausgeprägt ist. Nur bei wenigen Arten gibt es eine Reduktion auf drei Tarsenglieder.
Färbung:Die Körperfarbe kann von hellbeige über gelb, orange, alle Brauntöne, rosa, rot bis zu schwarz variieren. Die bekanntesten Vertreter der Marienkäfer haben rote, gelbe, schwarze oder braune Flügeldecken. Der in Deutschland bekannteste Marienkäfer ist der Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata).
Die auffällige Färbung dient als Warnsignal an Fressfeinde. Zusätzlich haben sie einen unangenehmen, bitteren Geschmack, der sie unattraktiv macht. Sie können bei Gefahr auch eine gelbliche Flüssigkeit aus einer Öffnung in den Gelenkhäuten absondern (Reflexbluten), die zum einen durch ihren unangenehmen Geruch Feinde vertreibt, zum anderen giftige Alkaloide (Coccinellin) enthält. Gleichzeitig stellen sie sich dabei tot (Thanatose) und ziehen ihre Beine in kleine Vertiefungen (Kehlungen) an der Körperunterseite ein. Bei bestimmten Arten der Epilachnini wird die gelbe Flüssigkeit aus speziellen Dermaldrüsen ausgesondert.
Larven:Das Erscheinungsbild der
Larven ist je nach Art sehr vielfältig. Die meisten sind langgestreckt und plump. Ihre Länge variiert zwischen 1,5 und 15 Millimetern. Die meisten sind blaugrau, braun oder gelb gefärbt und haben gelbe, orangefarbene oder rote Flecken. Sie haben schwarze oder rote Warzen auf dem Körper verteilt, aus denen borstige Haare oder Dornen entspringen. Oft lässt sich von ihrer Färbung auf den ausgewachsenen Käfer schließen. So ist etwa die
Larve des 22-Punkts wie der Käfer gelb und schwarz gepunktet. Sie sind bis auf die Stethorini mit einer Wachsschicht überzogen, die sie unter anderem vor Ameisen schützt. Die
Larven einiger Arten (etwa die des Siebenpunkts) haben verhältnismäßig lange Beine und sehen Libellenlarven ähnlich.
Ernährung:Die Hauptnahrung vieler Marienkäferarten und ihrer
Larven sind Blatt- und/oder Schildläuse. Bei genügend großem Angebot fressen sie bis zu 50 Stück pro Tag und mehrere tausend während ihres gesamten Lebens. Die Käfer werden daher zu den Nützlingen gezählt und für die biologische Schädlingsbekämpfung gezüchtet. Es gibt jedoch auch Arten, die sich pflanzlich (Unterfamilie Epilachnini) oder von Mehltau- oder Schimmelpilzen (Tribus Halyziini und Psylloborini, darunter der Sechzehnfleckige Marienkäfer und der Zweiundzwanzigpunkt) ernähren. Zur Nahrung der Marienkäfer zählen aber auch Spinnmilben, Wanzen, Fransenflügler, Käfer- Blattwespen- und gelegentlich sogar Schmetterlingslarven. Wenn Nahrung knapp ist, greifen an sich räuberische Arten manchmal auch auf pflanzliche Nahrung zurück. Das sind oft Früchte, aber auch Pollen. Die
Larven der Bulaea lichatschovi ernähren sich ausschließlich von Pollen.
Im letzten Larvenstadium vertilgen die
Larven die meiste Nahrung. Dieses Stadium wird durch eine hohe Umgebungstemperatur beschleunigt. Dadurch werden sie, insbesondere die der
Gattung Coccinella, gefräßiger, vertilgen aber insgesamt weniger Läuse, obwohl diese sich dann wegen der für sie besseren Bedingungen ohnehin stärker vermehren. Andererseits können bei schlechten „Blattlausbedingungen“ die Coccinella zum völligen Verschwinden der Läuse beitragen. Die Anzahl der Jäger und der Beute reguliert sich aber von selbst. Da die Marienkäferlarven bei Nahrungsmangel sehr empfindlich reagieren, treten nach einem Jahr mit vielen Läusen und den daraus resultierenden vielen Käfern im folgenden Jahr wenige Käfer auf, da zu wenig Beute vorhanden ist, um die Entwicklung aller neuen
Larven zu gewährleisten.
Marienkäfer und vor allem ihre
Larven sind auch Kannibalen. Besonders bei Massenauftreten fressen sich die Tiere gegenseitig. Die zuerst schlüpfenden
Larven fressen auch regelmäßig ihre noch nicht geschlüpften Artgenossen, wodurch oft über die Hälfte der Eier verloren gehen.
Fortpflanzung und Entwicklung:Direkt nach der Überwinterung beginnen die Marienkäferpaare mit der Kopulation. Diese umfasst oft einen Zeitraum von 0,5 bis 18 Stunden, vollzieht sich aber wenig spektakulär. Mit der Spitze der Penisführungsrinne wird in das weibliche achte und neunte Sternit eingehakt, um die letzten Sternite auseinander zu drücken. Dadurch kann der Penis des Männchens eindringen. Das Paar ist dabei sehr stark aneinander geklammert. Es werden drei Spermatophoren übertragen, was für Käfer ungewöhnlich ist. Nach der Paarung wird das Männchen entweder mit den Hinterbeinen oder durch seitliches Abrollen vom Weibchen gelöst. Zwar genügt eine Paarung, um das Weibchen dauerhaft zu begatten, doch werden oft bis zu 20 weitere mit anderen Männchen vollzogen. Bei den meisten Arten werden die Spermien vom Weibchen in einer Spermatheca (Receptaculum seminis) aufbewahrt. Bei Stethorus punctillum fehlt diese, weswegen über die gesamte fruchtbare Zeit neue Partner zur weiteren
Larve aus dem Ei schlüpft.">Befruchtung der nachreifenden Eier notwendig sind.
Hohe Temperaturen wirken sich auf das Paarungsverhalten bestimmter Arten aus: Die
Gattung Aphidecta vermehrt sich dann explosionsartig. Die Populationsdynamik ist jedoch nicht nur von der Temperatur abhängig. Beispielsweise gehen beim Zweipunktmarienkäfer (Adalia bipunctata) im Sommer trotz erhöhter Tagestemperaturen die Paarungsaktivitäten zurück. Dies reduziert den Befall des Käfers durch die parasitische Milbe Coccipolipus hippodamiae, die bei der Paarung übertragen und verbreitet wird und zur Unfruchtbarkeit der Weibchen führen kann.
Eier:Ende April bis Anfang Mai werden von den Marienkäfer-Weibchen bis zu 400 Eier, je nach Art in Portionen von 10 bis 60 Stück oder einzeln, an Pflanzen nahe geeigneter Nahrung abgelegt. Das geschieht meistens an der Blattunterseite bzw. gereiht an Nadeln oder in Ritzen von Rinde. Die Farbe und Form der Eier ist je nach Art sehr unterschiedlich. Die Länge variiert zwischen 0,4 und 2 Millimetern und die Form ist entweder schlank, normal oder gedrungen. Die Epilachna argus weichen mit ihren länglichen, spitzen Eiern ab. Die Eier sind bis auf jene der Epilachninae sämtlich ohne Struktur. Ihre Färbung ist normalerweise hellgelb bis orange, beim Schwarzen Kugelmarienkäfer (Stethorus punctillum) weißgrau.
Ihre Entwicklung ist unter anderem abhängig von der Temperatur und Luftfeuchtigkeit und ist etwa nach fünf bis acht Tagen abgeschlossen. Wenn die Temperatur unter den Toleranzwert sinkt (bei Stethorus punctillum ca. 12 C) tritt ein Stillstand im Wachstum ein. Kurz vor dem Schlüpfen kann man die
Larve durch die dünne Eihaut (Chorion) erkennen. Um sich aus dem Ei zu befreien, sind die
Larven vieler Arten mit Eizähnen am Kopf, Rücken und Prothorax ausgestattet, die erst bei der ersten Häutung abgeworfen werden. Sie benötigen ca. eine Stunde, um das Ei zu öffnen, und eine weitere, um sich davon endgültig zu befreien.
Entwicklung der Larve:Die geschlüpften
Larven entwickeln sich innerhalb von 30 bis 60 Tagen. Während ihrer Entwicklung häuten sie sich je nach Art drei- bis viermal. Ihr Wachstum gestaltet sich je nach Körperteil unterschiedlich, und auch die Beborstung und Färbung ist in den verschiedenen Stadien unterschiedlich. Wenn sie ausgewachsen sind, kleben sie den Hinterleib mit Hilfe eines Sekrets an Blättern, Zweigen, Stämmen oder Rinde fest. Sie häuten sich danach noch einmal und schieben die Haut bis zum Befestigungspunkt an der Pflanze zurück. Sie verpuppen sich in einer Mumienpuppe, was untypisch für Käfer ist. Ihre Gliedmaßen und Fühler liegen nicht frei, sondern sind an den Körper geklebt. Die Farbe der
Puppe variiert zwischen dunkel-, hell-, rotbraun oder grau und ist von der Umgebungstemperatur beeinflusst. Die frisch gehäutete
Puppe beginnt sich in ihrer weiteren Entwicklung einzurollen und in der Farbe kräftiger zu werden, bevor aus ihr nach sechs bis neun Tagen der fertige Käfer schlüpft. Auch hier ist die Entwicklung von der Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängig. Anfänglich sind die frisch geschlüpften Käfer noch hell gefärbt, erlangen aber schon nach ein paar Stunden ihre eigentliche Farbe. Von der
Larve bis zum fertig ausgebildeten Marienkäfer kann bis zu einem Jahr verstreichen.
Die
Larven leben allesamt auf Pflanzen und stellen ihrer Beute (vor allem Pflanzenläusen) nach oder fressen Mehltau- oder Schimmelpilze.
Vermehrung:Die Marienkäfer vermehren sich in Mitteleuropa normalerweise zweimal im Jahr, sodass die zweite Generation im Juli oder August schlüpft und überwintert, bevor sie wiederum im Frühjahr ihre Eier ablegt. Für gewöhnlich leben die Marienkäfer Mitteleuropas ein Jahr lang und überwintern nur ein einziges Mal. Bei Vierzehnpunkt-Marienkäfern und Asiatischen Marienkäfern wurden auch schon zwei Überwinterungen beobachtet.
Voltinismus:Bei den Marienkäfern gibt es vier verschiedene Möglichkeiten der Generationenfolge (Voltinismus):
• univoltine Arten: Ihre Fortpflanzung findet im Sommer statt, nach einer eventuellen Sommerruhe überwintern die Tiere. Zu ihnen gehören die meisten mitteleuropäischen Arten.
• bivoltine Arten: Sie haben zwei Generationen pro Jahr, deren zweite entweder knapp nach der ersten Generation oder erst nach der Sommerruhe schlüpft. In Europa sind das zeitweise Adalia bipunctata oder Coccinella septempunctata.
• polyvoltine Arten mit
Diapause: Hier treten viele Generationen pro Jahr auf, die anschließend überwintern. Sie kommen in warmen Gebieten vor, in denen es Winter gibt.
• polyvoltine Arten: Sie bringen ununterbrochen neue Generationen dort hervor, wo es keine Jahreszeiten gibt. Sie leben in den Tropen und warmen Gebieten wie in Indien, Florida und auf Hawaii.
Ameisen und Marienkäfer:Ameisen versuchen, die Käfer von den von ihnen gepflegten Blattlauskolonien zu vertreiben. Die Käfer und
Larven sind zwar durch ihre Wachsschicht, träges Verhalten und Dornen bzw. ihre flachen und glatten Körper weitgehend geschützt, doch werden sie mitunter von den Blättern gestoßen oder manchmal sogar getötet. Am verwundbarsten sind aber die Eier, die den Feinden schutzlos ausgeliefert sind.
Eine erfolgreiche Marienkäferzucht ist also nur getrennt von den Ameisen möglich.
http://www.gruenes-tirol.at/nuetzlinge/unterricht/ab_zuchtanleitung7punkt.pdf