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Blutiger Anfänger

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Tenger
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#1 Blutiger Anfänger

Beitrag von Tenger » 4. August 2024, 16:32

Hallo zusammen. Wie der Titel bereits aussagt, habe ich überhaupt keine Ahnung vom Thema Ameisenfarm. Allerdings wurde mein Interesse daran geweckt, weswegen ich jetzt diesbezüglich paar Fragen hätte, bevor ich damit anfange.

1. Wieso muss man die Königin in der Anfangszeit in einem Reagenzglas aufziehen? Könnte man sie nicht theoretisch in ein Terrarium (nennt man das so?) einsetzen, wo bereits Wege und Kammern eingebaut sind?
2. Muss man ganz am Anfang eine Königin kaufen und dann die Kolonie aufzüchten lassen oder gibt es auch ganze Kolonien zu kaufen?
3. Müssen heimische Ameisen zum Winterschlaf in einen Kühlschrank o.ä eingelagert werden?
4. Hängt die Größe des Anfangsnestes von der Erfahrung des Halters ab oder könnte man auch größere Nester aufbauen?
5. Was genau muss man beachten, damit das Wohl der Tiere gesichert ist?

Viele Grüße

Tenger



PincoPallino

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#2 Blutiger Anfänger

Beitrag von PincoPallino » 4. August 2024, 16:53

Hallo,
1. Muss man nicht, aber das RG simuliert die kleine Brutkammer, die Königinnnen zur Gründung ihres Staates nutzen. Erst wenn es einige Arbeiterinnen gibt, wird das Nest erweitert oder umgezogen. Dein Vorschlag könnte unter Umständen aber auch funktionieren. Das hängt dann von vielen Faktoren ab, ist aber nicht ratsam, gerade für Anfänger.
2. Beides geht. Für Anfänger empfiehlt sich eine Königin mit ein paar Arbeiterinnen. Dann ist die kritischste Phase der Gründung überstanden.
3. ja
4. Die Größe des Nests hängt von der Größe der Kolonie ab.
5. Das hängt ganz von der Art ab, für die man sich entscheidet. Wasser brauchen alle immer, die meisten auch Süßes (Zuckerwasser u.ä.) und Proteine in Form von Insekten, Fleisch etc. Manche ernähren sich auch vorwiegend von Körnern. Ansonsten muss man Ihnen natürlich in etwa die klimatischen Bedingungen ihrer Heimat bieten können. Außerdem Nestmöglichkeiten, die am besten den natürlichen entsprechen. Die finale der Größe der Kolonie ist auch nicht außer Acht zu lassen. Manche Arten haben nur ein paar Hundert Arbeiterinnen, andere 10- oder 100-Tausende. Entsprechend ist der Platzbedarf.
Man kann das Nest in die Arena (so heißt das Terrarium für Ameisen) einbauen oder separat lassen. Manche Halter bevorzugen natürliche Umgebungen, andere halten sie erfolgreich nur in Glas und Plastik.

Was hat denn dein Interesse geweckt? Und wie bist du darauf gekommen?
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#3 Blutiger Anfänger

Beitrag von Serafine » 4. August 2024, 17:44

Tenger hat geschrieben: ↑
4. August 2024, 16:32
1. Wieso muss man die Königin in der Anfangszeit in einem Reagenzglas aufziehen? Könnte man sie nicht theoretisch in ein Terrarium (nennt man das so?) einsetzen, wo bereits Wege und Kammern eingebaut sind?
Ein Reagenzglas mit Wassertank ist die konstanteste Umgebung, bei der am wenigesten schiefgehen kann.
Man muss sich keine Sorgen um Bewässerung machen, es gibt keine Feuchtigkeitsspitzen, man kann die Ameisen nicht ausversehen ertränken, usw. - wenn man ein RG-Setup richtig aufsetzt (Wattestopfen mit Plastikröhrchen als Zugang), dann hält das Monate, ohne das man es jemals anfassen müsste.
Es gibt ein paar Arten, die mögen Reagenzgläser nicht (Odontomachus), das macht die Sache meist deutlich komplizierter.
Tenger hat geschrieben: ↑
4. August 2024, 16:32
2. Muss man ganz am Anfang eine Königin kaufen und dann die Kolonie aufzüchten lassen oder gibt es auch ganze Kolonien zu kaufen?
Es gibt kleine Kolonien zu kaufen, würde ich auch empfehlen, da eine Königin mit 2-5 Arbeiteirnnen über die kritischste Phase ihres Lebens (initiale Gründung) hinaus ist.
Tenger hat geschrieben: ↑
4. August 2024, 16:32
3. Müssen heimische Ameisen zum Winterschlaf in einen Kühlschrank o.ä eingelagert werden?
Ja, es gehen aber auch Getränkekeller oder Balkon (z.B. in einer Styroporkiste mit mehreren Plastik-Wasserflaschen um Temperaturextreme abzufangen).
Tenger hat geschrieben: ↑
4. August 2024, 16:32
4. Hängt die Größe des Anfangsnestes von der Erfahrung des Halters ab oder könnte man auch größere Nester aufbauen?
Das hängt von der Koloniegröße ab. Ist das Nest zu groß, dann benutzen die Ameisen oft ungenutze Kammern als Mülldeponie (was eher nicht so gut ist).
Auch Luftfeuchtigkeit (bzw. der Mangel davon) kann zu einem großen Problem werden, wenn man zu kleine Kolonie in ein zu großes Becken setzt.
Tenger hat geschrieben: ↑
4. August 2024, 16:32
5. Was genau muss man beachten, damit das Wohl der Tiere gesichert ist?
Am wichtigsten sind Trinkwasser und ausreichende Nestfeuchtigkeit (das kann bei manchen Ameisenarten wie Camponotus vagus oder Temothorax-spezies durchaus "Zimmerfeuchte" sein, ist aber meist höher).
Danach kommt Zuckerwasser (das brauchen die erwachsenen Arbeiterinnen um zu überleben) oder Körner (bei körnerfressenden Arten), dann Protein (in der Regel Insekten o.ä., das bauchen sie um neue Ameisen afzuziehen).
Temperatur ist bei einheimischen Arten meist ziemlich egal, Ameisen aus wärmeren Regionen brauchen ggf. eine Form von Beheizung (Wärmekabel, Wärmelample o.ä.).

Regelmäßig putzen ist natürlich auch wichtig - eine Kleinkolonie macht jetzt nicht viel Müll, wenn es mal 10.000+ Ameisen sind fällt da schon ein bisschen was an.
Platzbedarf ist abhängig von der Koloniegröße, sollte man aber dennoch vorher einplanen - nicht das einem am Ende der Platz ausgeht, einige Ameisenarten können ziemlich zahlreich werden.

Dekoration ist Geschmacksache, würde aber wenigestens einen saugfähigen Bodengrund empfehlen (Sand-Lehm ist das einfachste), da sich auf nacktem Glasboden leicht Pfützen bilden (z.B. an den Müllhäufen), die dann schnell vor sich hingammeln.
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#4 Blutiger Anfänger

Beitrag von Safiriel » 7. August 2024, 20:27

Das meiste wurde ja bereits gut erklärt, daher nur einige Ergänzungen:

Wie schon erwähnt bietet ein Reagenzglas zunächst die stabilsten Bedingungen. In meiner Anfangszeit habe ich einiges ausprobiert, wie zum Beispiel ein winziges Gipsnest. Egal wie gut es aussah:
Reagenzglas aus Glas schlägt auch Reagenzglas aus Kunststoff. Zum Beispiel wächst dieses Nest eine Zeit lang mit:
Zu Beginn ist viel Wasser im Tank, die Nestkammer ist klein. Mit wachsender Kolonie und wachsendem Wasserverbrauch nimmt der Wassertank ab und die Brutkammer wird größer.

Wenn du an einheimische Ameisen wie Lasius niger denkst, dann reicht das Reagenzglas als Nest für das Gründungsjahr und oft genug auch noch für das folgende Jahr. Es passen erstaunlich viele
Ameisen hinein. wenn ich mich recht erinnere sind meine ersten erst mit Lasius niger erst mit etwa 200 Arbeiterinnen umgezogen, auch wenn sie die Möglichkeit gehabt hätten.
Eine klige Entscheidung aus Ameisensicht: Erst ab einer gewissen Mannschaftsstärke können die Ameisen die Feuchtigkeit in ihrem Nest selbst regulieren, so lang im RG zu bleiben sichert also das Überleben.

Noch eine kleine Bremse, wieder mit dem Faktor Zeit verbunden: Die Zeit im Reagenzglas verschafft auch dir als Halter Gelegenheit, dich auf die Bedürfnisse deiner Tiere einzustellen. Meine zahlreichen in der Anfangsphase gebauten Nester haben sich auf Dauer alle nicht bewährt.

Serafine hat es in einem Nebensatz schon angedeutet: In den ersten Wochen bis Monaten braucht die Gründerin absolute Ruhe. Erst wenn erste Arbeiterinnen da sind, wird sich (es gibt Arten, wo das anders ist) überhaupt ab und zu mal eine einzelne Ameise heraus wagen.
Von den bereits erwähnten zugemüllten und später verschimmelten überflüssigen Kammern kann ich auch Lieder singen.

Ich glaube mein Rat ist es so einfach und bewährt wie möglich anzufangen und erst dann zu experimentieren.
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