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Einrichten einer langfristigen Lauskolonie für das Formikarium mit Maculolachnus submacula

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Joachim

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#1 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie für das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von Joachim » 11. Juli 2022, 01:22

Heute möchte ich einen Artikel für euch schreiben über die Erfüllung eines mehr als zwei Jahrzehnte bestehenden Traumes, der vielleicht eine kleine Anregung ist zum Nachmachen und Weiterführen.

Seinen Ameisen das Ausleben möglichst vieler natürlicher Verhaltensweisen zu bieten, sollte immer eine Priorität in der Ameisenhaltung einnehmen. Die Trophobiose ist ein wichtiger Bestandteil im Lebenszyklus vieler Ameisenarten, und eine der interessantesten "Partnerschaften", die Ameisen mit anderen Tieren eingehen können. Eine nachhaltige Lauskolonie im Formikarium zu haben ist ein Traum, der aber nur sehr schwer in Erfüllung geht.

Im Endeffekt hat sich für mich herausgestellt, dass die Laushaltung einen sehr ähnlichen Verlauf genommen hat wie die Ameisenhaltung: Erst ist das Thema wesentlich komplexer, als man annimmt. Man bildet sich mit Literatur und Veröffentlichungen, und schmeißt sich und die Tiere immer wieder ins kalte Wasser. Bis der Erfahrungsschatz und der Wissensfundus endlich groß genug ist, dass man wirklich weiß, was man tut, und warum gewisse Probleme auftreten.

Lauskolonien brauchen Wirtspflanzen. Es gibt über achthundert zum größten Teil pflanzenspezifische Blattlausarten in Mitteleuropa. Die Frage stellt sich: Welche Pflanze, und welche Laus? Nach langen Jahren und vielen vergeblichen Versuchen war die "winning combination" für mich die Rose + Maculolachnus submacula.

Hier eine kleine Gliederung des Artikels:

Teil 1: Die "winning combination"
-1.1 Was wollen wir von einer Lauskolonie im Formikarium genau?
-1.2 Was macht Rose + M. submacula so besonders? Einige Grundlagen über Blattläuse.
Teil 2: Das günstige Anlegen einer eigenen Lauskolonie
-2.1 Welche Ansprüche haben wir an den Bau der Anlage?
-2.2 Das Beschaffen der Rose und das Beschaffen von M. submacula
-2.3 Schritt für Schritt Bau einer Anlage
Teil 3: Abschließendes Wort zur Haltung

TEIL 1: Die "winning combination"

1.1 Was genau wollen wir von einer Lauskolonie im Formikarium?

Ganz direkt gesagt, wir wollen in erster Linie erstmal die Trophobiose im Wohnzimmer beobachten unter kontrollierten Bedingungen. Diese interessanten Verhaltensweisen von sowohl Läusen als auch Ameisen können sonst nur in der Natur beobachtet werden und sie sind oft die Hauptmotivation, eine Lauskolonie anzulegen.

Als zweiten Punkt dient die Lauskolonie als permanente Futterquelle von hochwertigem Honig. Wir möchten also am liebsten, dass die Ameisenkolonie auch spürbar etwas von den Läusen profitiert, anstatt einfach nur eine nette Beobachtung zu sein.

Weiterhin möchten wir, dass nicht ständig fliegende Läuse im Zimmer rumflattern. Dazu möchten wir Läuse, die
- die Pflanze nicht zu sehr schädigen oder umbringen
- sich leicht kontrollieren lassen
- leichte Ansiedlung haben und nicht die Pflanze wechseln als Teil eines natürlichen Zyklus
- niedrige Ansprüche haben an Umgebungsbedingungen
- sich nicht zu explosiv vermehren
Dazu eine Pflanze, die robust, mehrjährig, nicht zu verwachsen (macht Fotos und Beobachtung schwer), nicht zu schnell wachsend oder anspruchsvoll ist.

Das ist nicht easy. Sobald auch nur eine dieser Bedingungen wegfällt, ist das Unterfangen meist über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt.

1.2 Was macht die Rose + M. submacula so besonders? Einige Grundlagen über Blattläuse.

Über die letzten zwei Jahrzehnte fanden viele tausend Läuse und eine Menge Pflanzen den Tod beim vergeblichen Versuch, eine langfristige Trophobiose in meinem Wohnzimmer umzusetzen. Ich habe mich sehr über Läuse bilden müssen und war oft am Punkt der völligen Aufgabe und Verzweiflung.

Am Ende fand sich nur eine Kombination, die alle in 1.1 gelisteten Ansprüche erfüllt. Also was ist an der Rose und Maculolachnus submacula so toll?

Erst einmal zur ROSE: Es ist eine robuste Pflanze, die mit einer einfachen Lampe gut auskommt. Auch hält das Wurzelwerk viel und längere Feuchtigkeit aus. Sie lässt sich leicht beschneiden. Vor allem ist sie auch billig, sogar Supermärkte verkaufen oft getopfte, kleine Rosen für 2-5 Euro pro Pflanze. Ideal ist eine Rose zwischen 20 und 30cm Wuchshöhe. Auch stirbt die Rose nicht am Ende des Sommers an irgendeinem endogenen Jahresrhythmus, so wie es beispielsweise Disteln tun. Es gibt dazu mehrere Arten von Blattläusen, welche die Rose als ihren Wirt nutzen.

Nun zu den LÄUSEN. In der Regel verläuft ein Jahresrhythmus so: Am Ende des Jahres werden männliche und weibliche Tiere produziert, die sich paaren und Eier auf ihre Wirtspflanzen ablegen. Diese schlüpfen im Frühjahr zu sogenannten STAMMLÄUSEN (so etwas wie Gründerköniginnen). Diese sind weiblich und die ersten Läuse, welche die Pflanze besiedeln - auch die Läuse, die den "Stamm" bilden für alle folgenden Läuse, denn ab jetzt und bis zum Ende des Jahres pflanzen sich die Läuse durch Parthenogenese fort: Alle Nachkommen sind Klone der weiblichen Stammläuse.

Eine weitere Besonderheit ist, dass Blattläuse lebend gebähren. Die Nachkommen sind direkt nach der Geburt fähig, den Saft der Pflanze anzustechen - eine Laus im kleinsten Stadium verläuft mehrere Häutungen und ist nach in der Regel zwei Wochen imstande, selbst Nachkommen zu zeugen. Sehr große Läuse, die eine neue Pflanze besiedeln, sind sogar in der Lage bereits schwangere Läuse in die Welt zu setzen - und über zehn in einer Nacht. Ein Akt, der sie oft selbst das Leben kostet, aber eine schnelle Besiedlung zur Folge hat.

Läuse sind hoch pflanzenspezifisch und können andere Pflanzen nicht oder nicht dauerhaft besiedeln. Es gibt viele Lausarten, die einen Wirtswechsel im Sommer vollziehen, aber auch dieser ist hoch spezifisch. Es bringt zum Beispiel nichts, auf eine Rose eine zufällige Blattlaus zu setzen: Diese wird sterben oder abwandern und dann sterben. Selbst eine Umsiedlung der passenden Läuse auf die passende Pflanze ist nicht immer erfolgreich.

Also welche Läuse leben auf Rosen? Am ehesten findet man dort die große Rosenlaus Macrosiphum rosae. Diese vermehrt sich explosiv auf den jungen Trieben und Blütenständen und kann eine Pflanze verkrüppeln oder buchstäblich zu Fall bringen. Sie ist gefürchtet unter Gärtern. Auch wandert sie im Sommer ab und kehrt erst im Herbst wieder auf die Rosen zurück. Sie ist damit vollkommen ungeeignet für das Wohnzimmer.

Es gibt aber noch eine wenig auffallende Laus, die auch auf Rosen lebt: Maculolachnus submacula. Diese Laus siedelt am unteren Teil der Pflanze, in nur kleiner Zahl oder ganz allein sitzen sie an den dicksten Teilen der zentralen Sprossachse - bei schlechten Bedingungen können sie das bodennahe Wurzelwerk besiedeln (und dienen hier dann Lasius flavus). Die Läuse sind meistens dunkelrot bis braun und fallen durch ihre ungewöhnliche Größe auf: Eine einzige ausgewachsene Laus kann die Größe einer Lasius niger Arbeiterin übertreffen - es sind ganz schöne Brocken, praktisch die Camponotus unter den heimischen Läusen.

M. submacula bildet Kolonien in nur sehr kleinen Trauben aus, ist eine konstante Art, die das ganze Jahr auf der Rose bleibt. Sie pflanzen sich behäbig fort und wenn die Traube zu groß wird, wandern Tiere an eine andere Stelle ab. Sie nisten nie an Blättern oder Trieben: Immer an der Sprossachse oder Zweigungen. Die Pflanze wird durch ihre Präsenz kaum oder gar nicht geschädigt. Jede einzelne Laus dieser Art produziert eine sehr hohe Menge Honigtau. Jede Laus wird in der Natur in der Regel von mehreren Lasius Arbeitern gleichzeitig betreut, selbst kleine Kolonien werden von Lasius vehement verteidigt und mit Erde überbaut wann immer es möglich ist. Diese Läuse sind ein wahrer Schatz und ich habe noch nie eine M. submacula entdeckt, die nicht von einer Ameise betreut wurde. Dies hat sicher auch den Hintergrund, dass sie ohne Ameisen schnell Marienkäferlarven oder Schlupfwespen zum Opfer fallen.

Was oft falsch verstanden wird: Die Blattläuse saugen den Saft der Pflanze nicht aktiv. Durch den hohen Druck wird die Laus nach dem Anzapfen der Pflanze praktisch mit dem Saft durchspült, und anstatt zu saugen, arbeitet die Laus in der Regel sogar vehement daran, den Fluss des Saftes in ihren Körper zu drosseln. Dies ist der Hauptgrund, warum überhaupt eine so hohe Menge Hongigtau ausgeschieden wird.

Diese Kombination aus Rose und M. submacula erfüllt im Fazit alles, was man sich von einer Lauskolonie im Formikarium wünschen kann.

TEIL 2: Das günstige Anlegen einer eigenen Lauskolonie

2.1 Welche Ansprüche haben wir an den Bau der Anlage?

Die Anlage sollte zuerst einmal ausbruchsicher sein. Sie muss der Pflanze gute Bedingungen zum wachsen bieten. Und am Ende darf sie den Ameisen keine Chance bieten, sich in Erde einzubuddeln.

Das Material sollte günstig und gut beschaffbar sein, und der Bau sollte so geplant sein, dass man bei Bedarf das ganze wiederholen und mehrere Lauskolonien anlegen kann.

2.2 Das Beschaffen der Rose und das Beschaffen von M. submacula

Getopfte Rosen gibt es überall, allen voran im Gartencenter. Aber auch Supermärkte verkaufen ganze Rosen für ein paar Euro, zum Beispiel Rewe.

M. submacula dagegen ist ein wenig tricky: Erst einmal sind sie lange nicht so häufig wie die Große Rosenlaus und durch ihre Lebensweise auch nicht sichtbar. Mein Tipp wäre es, die Rose nicht nach den Läusen sondern nach Ameisen abzusuchen. Wenn Ameisen vom Boden an der Sprossachse nach oben wandern, ist die Chance gut, dass Blattläuse drauf sind. Man sucht jetzt nach Ansammlungen von Ameisen an den Sprossachsen (auch den verhölzerten Bereichen), und wenn M. submacula auf der Rose sind, werden sie dort sein. Diese Läuse werden ähnlich von Ameisen belagert wie ihre eigenen Königinnen und mit ein bisschen Übung kann man die sehr dicken M. submacula leicht an den Rosen finden.

Diese Blattläuse gibt es bis in die tiefsten und verdrecktesten Innenstädte. Ich hatte im Zentrum von Köln am meisten Erfolg, an ungespritzten Rosen die an Bahnhaltestellen wachsen: Dort sind häufig M. submacula dran.

Ein Tipp zum ABSAMMELN: Oft wird die Laus zerquetscht oder der Rüssel, der oft tief in der Pflanze steckt, so beschädigt dass die Laus nicht mehr zum Fressen imstande ist und stirbt. Am besten sammelt ihr die Läuse mit Wattestäbchen von der Pflanze: Erst ein bisschen ärgern und anstupsen, damit sie ihren Rüssen lockern. Dann das Stäbchen leicht und mit einer drehenden Bewegung über den Ast führen, die Läuse werden sich von der Pflanze lösen und sich entweder fallen lassen (BEHÄLTER DRUNTER HALTEN BEIM ABSAMMELN) oder an die Watte klammern. Es ist empfehlenswert, ein paar Lasius Arbeiter zu behalten für den Transport, diese werden sich etwas um die Läuse kümmern bis sie auf der neuen Pflanze sind. Auch ist es gut, einen abgeschnittenen Rosenzweig mit ins Gefäß zu tun: Dies wird die Läuse anziehen und beruhigen.
submacula sammlung.jpg
Typische Absammlung von M. submacula. Die Läuse konzentrieren sich um den Rosenzweig anstatt panisch herumzurennen und zu sterben.


2.3 Schrittweiser Bau einer Anlage

Ich persönlich nutze ein Inselsystem wie gehabt. Man schneidet einen Ytong zurecht mit einer Einsenkung in der Mitte für den Pflanzentopf, und einem kleinen Loch, das mit Watte augekleidet ist (unabhängig vom Wasserstand kommt Wasser an die Erde). Nun deckt man den unteren Rand des Topfes vollständig mit Watte ab (die Ameisen können hier nicht mehr rein), auch oben muss man die ganze Erde mit einer stabilen Schicht feuchter Watte abdecken, und am Rand vielleicht Zahnstocher zur Befestigung nutzen. Die Watte muss vorsichtig um die Sprossachsen der Rosen herum gelegt werden - dies verhindert zeitgleich, dass die Läuse runter an die Wurzeln gehen!
Rose Setup.jpg
Eine fertig angelegte Rose, die bereit ist mit Läusen besiedelt zu werden.

Die abgesammelten Läuse können jetzt auf die Rose gesetzt werden. Man kann sie einzeln auf die untere Sprossachse setzen (sie werden sofort auf die Rose gehen) oder in Pulks neben die Sprossachsen auf die Watte werfen - hier kann es aber sein, dass einige Läuse die Rose nicht finden werden und abwandern. Nun muss man der ganzen Sache eine Woche Ruhe geben. Die Pflanze wird sich an die neue Situation gewöhnen und die Läuse können in Ruhe ihren Lieblingsplatz auf der Sprossachse finden.

Ist dies getan, kann die Lauskolonie endlich mit den Ameisen verbunden werden.
Lauskolonie früh.jpg
Eine frühe M. submacula Besiedlung

Lauskolonie 1 Monat.jpg
Die Kolonie nach 1 Monat

Lauskolonie 2 Monate.jpg
Die Kolonie nach 2 Monaten. Diese Läuse bieten schon eine gute Ernährungsgrundlage für eine mittlere Kolonie von 100-400 Arbeiterinnen.


TEIL 3: Abschließender Teil zur Haltung

Selbst wenn man eine Art hält, die aktiv in der Natur in Trophobiose lebt, muss das nicht heißen, dass alles direkt funktioniert. Die erste Begegnung zwischen Ameise und Laus ist nicht immer freundlich. Erst einmal wird meist mit Misstrauen reagiert, einzelne Arbeiterinnen beginnen sich, für den Honig zu erwärmen oder schlecken bereits ausgeschiedenen Honigtau neben den Läusen auf. Der Kontakt der beiden wird immer enger, die Ameisen werden irgendwann ohne Vorbehalte über die Läuse laufen. Schließlich werden sie den Honigtau direkt von der Laus nehmen, und am Ende auch über die Fühler aktiv mit ihnen interagieren.

In folgenden Beispiel habe ich eine junge Formica cunicularia aus 2021 mit einer Lauskolonie versorgt:

Ameisen 2021.jpg
Die Kolonie 2021 mit ihren letzten Puppen. Die Wärmekammer ermöglicht eine deutlich schnellere Entwicklung.

Ytong Nest Grundform.jpg
Die Grundform ihres neuen Nestes: Lässt sich ins Aquarium einhängen, dadurch sind die Kammern unten feucht und kühler, und die oberen Kammern unter der Lampe sehr trocken und warm.

Ytong Nest fertig.jpg
Das fertige Nest, bereit zum Einzug und mit einigen Stellen für Erweiterungen.

Puppenkammer.jpg
EIne aktuelle Puppenkammer. Das Volk ist jetzt gut 100 Arbeiterinnen stark.

Königin Kammer.jpg
Die Königin mit großem Hofstaat, Eiern und Larven. Das Volk wird dieses Jahr wahrscheinlich noch 300-400 groß werden.

Setup full.jpg
Das komplette Setup am Aquarium, mit Lauskolonie/Rose links beleuchtet von einer Lampe.

Betreuung1.jpg
Betreuung2.jpg
Betreuung3.jpg
Eine Formica Arbeiterin sammelt den Honig und betreut ihre Läuse
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#2 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie für das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von PincoPallino » 11. Juli 2022, 20:37

Hallo Joschi,

danke für den Beitrag und dass du deine Erkenntnisse mit uns teilst!

Das hört sich doch tatsächlich so an, als ob ich es nochmal versuchen sollte. Dank der ausführlichen Erklärung fühle ich mich jetzt viel besser vorbereitet. Ist es egal, was für eine Rose man nimmt? Da gibt es ja viele Arten...

Dann wird aus dem Läusegarten also ein Rosengarten. Könnte schlimmer kommen. Wenn's dir gefällt, kann ich ihn auch Joschis Garten nennen :)

Mir gefällt auch deine Insellösung. Dazu habe ich aber noch 2 Fragen. Eine aus Neugier: Ist die Rose damit auch die Arena deiner Kolonie? Die andere aus Interesse an einer Kopie der "Insel". Wie machst du das mit dem Ausbruchsschutz? Besteht der alleine aus Wasser in dem Untersetzer?

Grüße vom Pinco

PS: Ein Aquarien-Rosen-Formicarium - cool! Fehlen nur noch die Unterwasserameisen...
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#3 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie für das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von Joachim » 11. Juli 2022, 22:07

Hey Pinco! Ich hatte bis jetzt mit allen Rosen Glück. Siedeln tun sie am liebsten auf der Heckenrose, aber diese kann man nicht im Wohnzimmer pflegen. Die kleinen Topfrosen werden bei mir alle genommen bis jetzt. Wichtig ist, dass die Rose mehr als einen Spross hat, am besten drei vier fünf. Es kann bei kleinen Rosen schnell zu Stresserscheinungen kommen und dann verlassen die Läuse innerhalb von Minuten einen ganzen Spross, es ist also wichtig mehrere anzubieten.

Der Ausbruchschutz ist allein das Wasser, für fast alle Ameisen ist das ausreichend, außer Spezialfälle wie Pheidole megacephala, die da durchaus drüberlaufen können. Ich mag keine unnötige Chemie und meide Talkum, Paraffin ect. gerne. Im Moment ist die Kolonie noch recht klein und betreibt nicht besonders viel Auslauf wenn sie satt sind außerhalb der üblichen Stellen. Die Rose ist in der Tat im Moment die Arena, und rechts ist noch eine schwimmende Abfall-Box angeschlossen, die später zu einer größeren Arena führen wird.

Ursprünglich war geplant, tatsächlich eine Kolonie zum größten Teil unterwasser zu halten. Es kommt allerdings bei einem submersen Schlauchsystem durch die Temperaturunterschiede und -schwankungen fast immer zu Kondenswasser im Schlauch, bis zu dem Punkt wo er für Ameisen nicht mehr passierbar ist. In diesem Tropenaquarium ist das Vorhaben also leider nicht machbar.

Wenn du es selbst versuchen möchtest mit der Lauskolonie, ist jetzt noch eine gute Zeit, um anzufangen. Man muss dem System nur ein bisschen Eingewöhnung geben und die Läuse sollten im besten Fall schon einiges an Honigtau abgesondert haben, damit die ersten Ameisen freundlich gesinnt werden. Meine C. nicobarensis sind noch zu klein um das zu testen, ich wäre sehr gespannt ob du es hinbekommst mit ihnen. Womöglich werden aber dabei erst einmal ein paar Lauskolonien draufgehen (=56 Bei den Formica hat es etwa zwei Wochen gedauert bis sie sich komplett an die Läuse gewöhnt hatten.
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#4 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie für das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von PincoPallino » 11. Juli 2022, 22:48

Hi Joschi,

ich seh mich schon in den Baumarkt fahren. Der Aufbau ist ja nicht allzu aufwendig. Bei einem Punkt bin ich mir aber nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden habe.
Man schneidet einen Ytong zurecht mit einer Einsenkung in der Mitte für den Pflanzentopf, und einem kleinen Loch, das mit Watte augekleidet ist (unabhängig vom Wasserstand kommt Wasser an die Erde).
Das kleine, mit Watte ausgekleidete Loch ist in der Vertiefung für den Topf und geht komplett durch? Der Ytong steht leicht erhöht, so dass die Pflanze über die Watte Wasser ansaugen kann? Dient dann der Ytong nur der Stabilität? Zuerst dachte ich, die Rose würde das Wasser durch die Watte und den Stein saugen.

Bin verwirrt und bitte um Aufklärung...

Grüße vom Pinco

PS: Falls es tatsächlich klappen sollte und die Nicos das annehmen, bräuchte ich zur Vollversorgung der Kolonie wahrscheinlich mindestens einen m² Rosen.
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#5 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie für das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von Joachim » 11. Juli 2022, 23:11

Haha ich glaube, du traust mir zu viel zu, meine handwerklichen Fähigkeiten sind sehr begrenzt und simpel.

Das durchgängige Loch ist nur 1cm breit und mit Watte ausgekleidet, über die Wasser an die Blumenerde kommt - so kommt nicht zu viel. Der Topf selbst steht nur in einer wenigen milimeter tiefen Aussparung für Stabilität und um die Erde unten von den Ameisen abzuschotten. Ich achte eigentlich nur darauf, den Wasserstand tief genug zu halten, sodass der Topf unten nicht flutet.
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#6 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie für das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von Erne » 12. Juli 2022, 21:36

Alle Achtung, sehr informativ =)*202

Das alles auszutüfteln, wird sicherlich nicht von jetzt auf gleich funktioniert haben.
Fehlschläge, neue Ansätze, was anderes versuchen, für mich vorstellbar, eine wirkliche Herausforderung, dürfte Spaß gemacht haben.

Läuse, beziehungsweise die an unseren einheimischen Rosen, werden einen Winter kennen.
Wie machst Du das?

Das was Du hier an Informationen und Erfahrungen postest, ein denkbares Thema für das Ameisen-Wissensforum?

Grüße Wolfgang
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#7 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie für das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von Joachim » 13. Juli 2022, 01:09

Danke Erne! Die Winterruhe ist leider bei den Läusen verankert. Ich habe M. submacula jetzt seit 3 Jahren als "Haltungslaus" entdeckt und einmal versucht, sie aus Jux über den Winter zu bringen. Spätestens ab Oktober lässt die Klonung stark nach und die Kolonien konzentrieren sich auf die Produktion von Geschlechtstieren, und diese dann auf die Produktion von Eiern. Nach meinen bisherigen Erfahrungen wird die Kolonie im November und Dezember stark einbrechen und die Läuse werden so viele Eier produzieren wie sie können, bis das letzte Weibchen gestorben ist. Es wird möglich sein, sie vielleicht bis Ende Dezember/Anfang Januar am Laufen zu halten, aber auch der Stress für die Pflanze ist dann sehr groß.

Die schwarzen Eier sind leicht erkennbar, besonders in der großen Stückzahl. Es ist sicherlich möglich, diese Eier zu überwintern und dann im Frühjahr als Stammläuse aufzuziehen für neue Kolonien. Aber diese Läuse lassen sich mit ein bisschen Übung so leicht im Freien sammeln (auch die Stammläuse am Start der Saison), dass ich das für überflüssig halte und höchstens als Experiment.
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#8 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie für das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von PincoPallino » 13. Juli 2022, 21:04

Hallo Joschi,

mir ist gerade noch eine Frage eingefallen. Das schwieriste an der Sache ist für mich, Rosen mit Läusen zu finden (und dass ich sie mir nehmen darf). Ist es den Läusen wichtig, dass sie alle von der selben Pflanze kommen oder kann ich auch mehrere Läuse aus verschiedenen Gärten zusammen auf eine Rose setzen?

Sorry für die vielen Fragen, aber du bist für mich der größte Läuseexperte, den ich kenne.

Grüße vom Pinco



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