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Einrichten einer langfristigen Lauskolonie fĂŒr das Formikarium mit Maculolachnus submacula

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Joachim

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#1 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie fĂŒr das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von Joachim » 11. Juli 2022, 01:22

Heute möchte ich einen Artikel fĂŒr euch schreiben ĂŒber die ErfĂŒllung eines mehr als zwei Jahrzehnte bestehenden Traumes, der vielleicht eine kleine Anregung ist zum Nachmachen und WeiterfĂŒhren.

Seinen Ameisen das Ausleben möglichst vieler natĂŒrlicher Verhaltensweisen zu bieten, sollte immer eine PrioritĂ€t in der Ameisenhaltung einnehmen. Die Trophobiose ist ein wichtiger Bestandteil im Lebenszyklus vieler Ameisenarten, und eine der interessantesten "Partnerschaften", die Ameisen mit anderen Tieren eingehen können. Eine nachhaltige Lauskolonie im Formikarium zu haben ist ein Traum, der aber nur sehr schwer in ErfĂŒllung geht.

Im Endeffekt hat sich fĂŒr mich herausgestellt, dass die Laushaltung einen sehr Ă€hnlichen Verlauf genommen hat wie die Ameisenhaltung: Erst ist das Thema wesentlich komplexer, als man annimmt. Man bildet sich mit Literatur und Veröffentlichungen, und schmeißt sich und die Tiere immer wieder ins kalte Wasser. Bis der Erfahrungsschatz und der Wissensfundus endlich groß genug ist, dass man wirklich weiß, was man tut, und warum gewisse Probleme auftreten.

Lauskolonien brauchen Wirtspflanzen. Es gibt ĂŒber achthundert zum grĂ¶ĂŸten Teil pflanzenspezifische Blattlausarten in Mitteleuropa. Die Frage stellt sich: Welche Pflanze, und welche Laus? Nach langen Jahren und vielen vergeblichen Versuchen war die "winning combination" fĂŒr mich die Rose + Maculolachnus submacula.

Hier eine kleine Gliederung des Artikels:

Teil 1: Die "winning combination"
-1.1 Was wollen wir von einer Lauskolonie im Formikarium genau?
-1.2 Was macht Rose + M. submacula so besonders? Einige Grundlagen ĂŒber BlattlĂ€use.
Teil 2: Das gĂŒnstige Anlegen einer eigenen Lauskolonie
-2.1 Welche AnsprĂŒche haben wir an den Bau der Anlage?
-2.2 Das Beschaffen der Rose und das Beschaffen von M. submacula
-2.3 Schritt fĂŒr Schritt Bau einer Anlage
Teil 3: Abschließendes Wort zur Haltung

TEIL 1: Die "winning combination"

1.1 Was genau wollen wir von einer Lauskolonie im Formikarium?

Ganz direkt gesagt, wir wollen in erster Linie erstmal die Trophobiose im Wohnzimmer beobachten unter kontrollierten Bedingungen. Diese interessanten Verhaltensweisen von sowohl LÀusen als auch Ameisen können sonst nur in der Natur beobachtet werden und sie sind oft die Hauptmotivation, eine Lauskolonie anzulegen.

Als zweiten Punkt dient die Lauskolonie als permanente Futterquelle von hochwertigem Honig. Wir möchten also am liebsten, dass die Ameisenkolonie auch spĂŒrbar etwas von den LĂ€usen profitiert, anstatt einfach nur eine nette Beobachtung zu sein.

Weiterhin möchten wir, dass nicht stÀndig fliegende LÀuse im Zimmer rumflattern. Dazu möchten wir LÀuse, die
- die Pflanze nicht zu sehr schÀdigen oder umbringen
- sich leicht kontrollieren lassen
- leichte Ansiedlung haben und nicht die Pflanze wechseln als Teil eines natĂŒrlichen Zyklus
- niedrige AnsprĂŒche haben an Umgebungsbedingungen
- sich nicht zu explosiv vermehren
Dazu eine Pflanze, die robust, mehrjÀhrig, nicht zu verwachsen (macht Fotos und Beobachtung schwer), nicht zu schnell wachsend oder anspruchsvoll ist.

Das ist nicht easy. Sobald auch nur eine dieser Bedingungen wegfĂ€llt, ist das Unterfangen meist ĂŒber kurz oder lang zum Scheitern verurteilt.

1.2 Was macht die Rose + M. submacula so besonders? Einige Grundlagen ĂŒber BlattlĂ€use.

Über die letzten zwei Jahrzehnte fanden viele tausend LĂ€use und eine Menge Pflanzen den Tod beim vergeblichen Versuch, eine langfristige Trophobiose in meinem Wohnzimmer umzusetzen. Ich habe mich sehr ĂŒber LĂ€use bilden mĂŒssen und war oft am Punkt der völligen Aufgabe und Verzweiflung.

Am Ende fand sich nur eine Kombination, die alle in 1.1 gelisteten AnsprĂŒche erfĂŒllt. Also was ist an der Rose und Maculolachnus submacula so toll?

Erst einmal zur ROSE: Es ist eine robuste Pflanze, die mit einer einfachen Lampe gut auskommt. Auch hĂ€lt das Wurzelwerk viel und lĂ€ngere Feuchtigkeit aus. Sie lĂ€sst sich leicht beschneiden. Vor allem ist sie auch billig, sogar SupermĂ€rkte verkaufen oft getopfte, kleine Rosen fĂŒr 2-5 Euro pro Pflanze. Ideal ist eine Rose zwischen 20 und 30cm Wuchshöhe. Auch stirbt die Rose nicht am Ende des Sommers an irgendeinem endogenen Jahresrhythmus, so wie es beispielsweise Disteln tun. Es gibt dazu mehrere Arten von BlattlĂ€usen, welche die Rose als ihren Wirt nutzen.

Nun zu den LÄUSEN. In der Regel verlĂ€uft ein Jahresrhythmus so: Am Ende des Jahres werden mĂ€nnliche und weibliche Tiere produziert, die sich paaren und Eier auf ihre Wirtspflanzen ablegen. Diese schlĂŒpfen im FrĂŒhjahr zu sogenannten STAMMLÄUSEN (so etwas wie GrĂŒnderköniginnen). Diese sind weiblich und die ersten LĂ€use, welche die Pflanze besiedeln - auch die LĂ€use, die den "Stamm" bilden fĂŒr alle folgenden LĂ€use, denn ab jetzt und bis zum Ende des Jahres pflanzen sich die LĂ€use durch Parthenogenese fort: Alle Nachkommen sind Klone der weiblichen StammlĂ€use.

Eine weitere Besonderheit ist, dass BlattlĂ€use lebend gebĂ€hren. Die Nachkommen sind direkt nach der Geburt fĂ€hig, den Saft der Pflanze anzustechen - eine Laus im kleinsten Stadium verlĂ€uft mehrere HĂ€utungen und ist nach in der Regel zwei Wochen imstande, selbst Nachkommen zu zeugen. Sehr große LĂ€use, die eine neue Pflanze besiedeln, sind sogar in der Lage bereits schwangere LĂ€use in die Welt zu setzen - und ĂŒber zehn in einer Nacht. Ein Akt, der sie oft selbst das Leben kostet, aber eine schnelle Besiedlung zur Folge hat.

LÀuse sind hoch pflanzenspezifisch und können andere Pflanzen nicht oder nicht dauerhaft besiedeln. Es gibt viele Lausarten, die einen Wirtswechsel im Sommer vollziehen, aber auch dieser ist hoch spezifisch. Es bringt zum Beispiel nichts, auf eine Rose eine zufÀllige Blattlaus zu setzen: Diese wird sterben oder abwandern und dann sterben. Selbst eine Umsiedlung der passenden LÀuse auf die passende Pflanze ist nicht immer erfolgreich.

Also welche LĂ€use leben auf Rosen? Am ehesten findet man dort die große Rosenlaus Macrosiphum rosae. Diese vermehrt sich explosiv auf den jungen Trieben und BlĂŒtenstĂ€nden und kann eine Pflanze verkrĂŒppeln oder buchstĂ€blich zu Fall bringen. Sie ist gefĂŒrchtet unter GĂ€rtern. Auch wandert sie im Sommer ab und kehrt erst im Herbst wieder auf die Rosen zurĂŒck. Sie ist damit vollkommen ungeeignet fĂŒr das Wohnzimmer.

Es gibt aber noch eine wenig auffallende Laus, die auch auf Rosen lebt: Maculolachnus submacula. Diese Laus siedelt am unteren Teil der Pflanze, in nur kleiner Zahl oder ganz allein sitzen sie an den dicksten Teilen der zentralen Sprossachse - bei schlechten Bedingungen können sie das bodennahe Wurzelwerk besiedeln (und dienen hier dann Lasius flavus). Die LĂ€use sind meistens dunkelrot bis braun und fallen durch ihre ungewöhnliche GrĂ¶ĂŸe auf: Eine einzige ausgewachsene Laus kann die GrĂ¶ĂŸe einer Lasius niger Arbeiterin ĂŒbertreffen - es sind ganz schöne Brocken, praktisch die Camponotus unter den heimischen LĂ€usen.

M. submacula bildet Kolonien in nur sehr kleinen Trauben aus, ist eine konstante Art, die das ganze Jahr auf der Rose bleibt. Sie pflanzen sich behĂ€big fort und wenn die Traube zu groß wird, wandern Tiere an eine andere Stelle ab. Sie nisten nie an BlĂ€ttern oder Trieben: Immer an der Sprossachse oder Zweigungen. Die Pflanze wird durch ihre PrĂ€senz kaum oder gar nicht geschĂ€digt. Jede einzelne Laus dieser Art produziert eine sehr hohe Menge Honigtau. Jede Laus wird in der Natur in der Regel von mehreren Lasius Arbeitern gleichzeitig betreut, selbst kleine Kolonien werden von Lasius vehement verteidigt und mit Erde ĂŒberbaut wann immer es möglich ist. Diese LĂ€use sind ein wahrer Schatz und ich habe noch nie eine M. submacula entdeckt, die nicht von einer Ameise betreut wurde. Dies hat sicher auch den Hintergrund, dass sie ohne Ameisen schnell MarienkĂ€ferlarven oder Schlupfwespen zum Opfer fallen.

Was oft falsch verstanden wird: Die BlattlĂ€use saugen den Saft der Pflanze nicht aktiv. Durch den hohen Druck wird die Laus nach dem Anzapfen der Pflanze praktisch mit dem Saft durchspĂŒlt, und anstatt zu saugen, arbeitet die Laus in der Regel sogar vehement daran, den Fluss des Saftes in ihren Körper zu drosseln. Dies ist der Hauptgrund, warum ĂŒberhaupt eine so hohe Menge Hongigtau ausgeschieden wird.

Diese Kombination aus Rose und M. submacula erfĂŒllt im Fazit alles, was man sich von einer Lauskolonie im Formikarium wĂŒnschen kann.

TEIL 2: Das gĂŒnstige Anlegen einer eigenen Lauskolonie

2.1 Welche AnsprĂŒche haben wir an den Bau der Anlage?

Die Anlage sollte zuerst einmal ausbruchsicher sein. Sie muss der Pflanze gute Bedingungen zum wachsen bieten. Und am Ende darf sie den Ameisen keine Chance bieten, sich in Erde einzubuddeln.

Das Material sollte gĂŒnstig und gut beschaffbar sein, und der Bau sollte so geplant sein, dass man bei Bedarf das ganze wiederholen und mehrere Lauskolonien anlegen kann.

2.2 Das Beschaffen der Rose und das Beschaffen von M. submacula

Getopfte Rosen gibt es ĂŒberall, allen voran im Gartencenter. Aber auch SupermĂ€rkte verkaufen ganze Rosen fĂŒr ein paar Euro, zum Beispiel Rewe.

M. submacula dagegen ist ein wenig tricky: Erst einmal sind sie lange nicht so hĂ€ufig wie die Große Rosenlaus und durch ihre Lebensweise auch nicht sichtbar. Mein Tipp wĂ€re es, die Rose nicht nach den LĂ€usen sondern nach Ameisen abzusuchen. Wenn Ameisen vom Boden an der Sprossachse nach oben wandern, ist die Chance gut, dass BlattlĂ€use drauf sind. Man sucht jetzt nach Ansammlungen von Ameisen an den Sprossachsen (auch den verhölzerten Bereichen), und wenn M. submacula auf der Rose sind, werden sie dort sein. Diese LĂ€use werden Ă€hnlich von Ameisen belagert wie ihre eigenen Königinnen und mit ein bisschen Übung kann man die sehr dicken M. submacula leicht an den Rosen finden.

Diese BlattlÀuse gibt es bis in die tiefsten und verdrecktesten InnenstÀdte. Ich hatte im Zentrum von Köln am meisten Erfolg, an ungespritzten Rosen die an Bahnhaltestellen wachsen: Dort sind hÀufig M. submacula dran.

Ein Tipp zum ABSAMMELN: Oft wird die Laus zerquetscht oder der RĂŒssel, der oft tief in der Pflanze steckt, so beschĂ€digt dass die Laus nicht mehr zum Fressen imstande ist und stirbt. Am besten sammelt ihr die LĂ€use mit WattestĂ€bchen von der Pflanze: Erst ein bisschen Ă€rgern und anstupsen, damit sie ihren RĂŒssen lockern. Dann das StĂ€bchen leicht und mit einer drehenden Bewegung ĂŒber den Ast fĂŒhren, die LĂ€use werden sich von der Pflanze lösen und sich entweder fallen lassen (BEHÄLTER DRUNTER HALTEN BEIM ABSAMMELN) oder an die Watte klammern. Es ist empfehlenswert, ein paar Lasius Arbeiter zu behalten fĂŒr den Transport, diese werden sich etwas um die LĂ€use kĂŒmmern bis sie auf der neuen Pflanze sind. Auch ist es gut, einen abgeschnittenen Rosenzweig mit ins GefĂ€ĂŸ zu tun: Dies wird die LĂ€use anziehen und beruhigen.
submacula sammlung.jpg
Typische Absammlung von M. submacula. Die LĂ€use konzentrieren sich um den Rosenzweig anstatt panisch herumzurennen und zu sterben.


2.3 Schrittweiser Bau einer Anlage

Ich persönlich nutze ein Inselsystem wie gehabt. Man schneidet einen Ytong zurecht mit einer Einsenkung in der Mitte fĂŒr den Pflanzentopf, und einem kleinen Loch, das mit Watte augekleidet ist (unabhĂ€ngig vom Wasserstand kommt Wasser an die Erde). Nun deckt man den unteren Rand des Topfes vollstĂ€ndig mit Watte ab (die Ameisen können hier nicht mehr rein), auch oben muss man die ganze Erde mit einer stabilen Schicht feuchter Watte abdecken, und am Rand vielleicht Zahnstocher zur Befestigung nutzen. Die Watte muss vorsichtig um die Sprossachsen der Rosen herum gelegt werden - dies verhindert zeitgleich, dass die LĂ€use runter an die Wurzeln gehen!
Rose Setup.jpg
Eine fertig angelegte Rose, die bereit ist mit LĂ€usen besiedelt zu werden.

Die abgesammelten LÀuse können jetzt auf die Rose gesetzt werden. Man kann sie einzeln auf die untere Sprossachse setzen (sie werden sofort auf die Rose gehen) oder in Pulks neben die Sprossachsen auf die Watte werfen - hier kann es aber sein, dass einige LÀuse die Rose nicht finden werden und abwandern. Nun muss man der ganzen Sache eine Woche Ruhe geben. Die Pflanze wird sich an die neue Situation gewöhnen und die LÀuse können in Ruhe ihren Lieblingsplatz auf der Sprossachse finden.

Ist dies getan, kann die Lauskolonie endlich mit den Ameisen verbunden werden.
Lauskolonie frĂŒh.jpg
Eine frĂŒhe M. submacula Besiedlung

Lauskolonie 1 Monat.jpg
Die Kolonie nach 1 Monat

Lauskolonie 2 Monate.jpg
Die Kolonie nach 2 Monaten. Diese LĂ€use bieten schon eine gute ErnĂ€hrungsgrundlage fĂŒr eine mittlere Kolonie von 100-400 Arbeiterinnen.


TEIL 3: Abschließender Teil zur Haltung

Selbst wenn man eine Art hĂ€lt, die aktiv in der Natur in Trophobiose lebt, muss das nicht heißen, dass alles direkt funktioniert. Die erste Begegnung zwischen Ameise und Laus ist nicht immer freundlich. Erst einmal wird meist mit Misstrauen reagiert, einzelne Arbeiterinnen beginnen sich, fĂŒr den Honig zu erwĂ€rmen oder schlecken bereits ausgeschiedenen Honigtau neben den LĂ€usen auf. Der Kontakt der beiden wird immer enger, die Ameisen werden irgendwann ohne Vorbehalte ĂŒber die LĂ€use laufen. Schließlich werden sie den Honigtau direkt von der Laus nehmen, und am Ende auch ĂŒber die FĂŒhler aktiv mit ihnen interagieren.

In folgenden Beispiel habe ich eine junge Formica cunicularia aus 2021 mit einer Lauskolonie versorgt:

Ameisen 2021.jpg
Die Kolonie 2021 mit ihren letzten Puppen. Die WÀrmekammer ermöglicht eine deutlich schnellere Entwicklung.

Ytong Nest Grundform.jpg
Die Grundform ihres neuen Nestes: LĂ€sst sich ins Aquarium einhĂ€ngen, dadurch sind die Kammern unten feucht und kĂŒhler, und die oberen Kammern unter der Lampe sehr trocken und warm.

Ytong Nest fertig.jpg
Das fertige Nest, bereit zum Einzug und mit einigen Stellen fĂŒr Erweiterungen.

Puppenkammer.jpg
EIne aktuelle Puppenkammer. Das Volk ist jetzt gut 100 Arbeiterinnen stark.

Königin Kammer.jpg
Die Königin mit großem Hofstaat, Eiern und Larven. Das Volk wird dieses Jahr wahrscheinlich noch 300-400 groß werden.

Setup full.jpg
Das komplette Setup am Aquarium, mit Lauskolonie/Rose links beleuchtet von einer Lampe.

Betreuung1.jpg
Betreuung2.jpg
Betreuung3.jpg
Eine Formica Arbeiterin sammelt den Honig und betreut ihre LĂ€use
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#2 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie fĂŒr das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von PincoPallino » 11. Juli 2022, 20:37

Hallo Joschi,

danke fĂŒr den Beitrag und dass du deine Erkenntnisse mit uns teilst!

Das hört sich doch tatsĂ€chlich so an, als ob ich es nochmal versuchen sollte. Dank der ausfĂŒhrlichen ErklĂ€rung fĂŒhle ich mich jetzt viel besser vorbereitet. Ist es egal, was fĂŒr eine Rose man nimmt? Da gibt es ja viele Arten...

Dann wird aus dem LÀusegarten also ein Rosengarten. Könnte schlimmer kommen. Wenn's dir gefÀllt, kann ich ihn auch Joschis Garten nennen :)

Mir gefÀllt auch deine Insellösung. Dazu habe ich aber noch 2 Fragen. Eine aus Neugier: Ist die Rose damit auch die Arena deiner Kolonie? Die andere aus Interesse an einer Kopie der "Insel". Wie machst du das mit dem Ausbruchsschutz? Besteht der alleine aus Wasser in dem Untersetzer?

GrĂŒĂŸe vom Pinco

PS: Ein Aquarien-Rosen-Formicarium - cool! Fehlen nur noch die Unterwasserameisen...
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#3 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie fĂŒr das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von Joachim » 11. Juli 2022, 22:07

Hey Pinco! Ich hatte bis jetzt mit allen Rosen GlĂŒck. Siedeln tun sie am liebsten auf der Heckenrose, aber diese kann man nicht im Wohnzimmer pflegen. Die kleinen Topfrosen werden bei mir alle genommen bis jetzt. Wichtig ist, dass die Rose mehr als einen Spross hat, am besten drei vier fĂŒnf. Es kann bei kleinen Rosen schnell zu Stresserscheinungen kommen und dann verlassen die LĂ€use innerhalb von Minuten einen ganzen Spross, es ist also wichtig mehrere anzubieten.

Der Ausbruchschutz ist allein das Wasser, fĂŒr fast alle Ameisen ist das ausreichend, außer SpezialfĂ€lle wie Pheidole megacephala, die da durchaus drĂŒberlaufen können. Ich mag keine unnötige Chemie und meide Talkum, Paraffin ect. gerne. Im Moment ist die Kolonie noch recht klein und betreibt nicht besonders viel Auslauf wenn sie satt sind außerhalb der ĂŒblichen Stellen. Die Rose ist in der Tat im Moment die Arena, und rechts ist noch eine schwimmende Abfall-Box angeschlossen, die spĂ€ter zu einer grĂ¶ĂŸeren Arena fĂŒhren wird.

UrsprĂŒnglich war geplant, tatsĂ€chlich eine Kolonie zum grĂ¶ĂŸten Teil unterwasser zu halten. Es kommt allerdings bei einem submersen Schlauchsystem durch die Temperaturunterschiede und -schwankungen fast immer zu Kondenswasser im Schlauch, bis zu dem Punkt wo er fĂŒr Ameisen nicht mehr passierbar ist. In diesem Tropenaquarium ist das Vorhaben also leider nicht machbar.

Wenn du es selbst versuchen möchtest mit der Lauskolonie, ist jetzt noch eine gute Zeit, um anzufangen. Man muss dem System nur ein bisschen Eingewöhnung geben und die LÀuse sollten im besten Fall schon einiges an Honigtau abgesondert haben, damit die ersten Ameisen freundlich gesinnt werden. Meine C. nicobarensis sind noch zu klein um das zu testen, ich wÀre sehr gespannt ob du es hinbekommst mit ihnen. Womöglich werden aber dabei erst einmal ein paar Lauskolonien draufgehen (=56 Bei den Formica hat es etwa zwei Wochen gedauert bis sie sich komplett an die LÀuse gewöhnt hatten.
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#4 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie fĂŒr das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von PincoPallino » 11. Juli 2022, 22:48

Hi Joschi,

ich seh mich schon in den Baumarkt fahren. Der Aufbau ist ja nicht allzu aufwendig. Bei einem Punkt bin ich mir aber nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden habe.
Man schneidet einen Ytong zurecht mit einer Einsenkung in der Mitte fĂŒr den Pflanzentopf, und einem kleinen Loch, das mit Watte augekleidet ist (unabhĂ€ngig vom Wasserstand kommt Wasser an die Erde).
Das kleine, mit Watte ausgekleidete Loch ist in der Vertiefung fĂŒr den Topf und geht komplett durch? Der Ytong steht leicht erhöht, so dass die Pflanze ĂŒber die Watte Wasser ansaugen kann? Dient dann der Ytong nur der StabilitĂ€t? Zuerst dachte ich, die Rose wĂŒrde das Wasser durch die Watte und den Stein saugen.

Bin verwirrt und bitte um AufklÀrung...

GrĂŒĂŸe vom Pinco

PS: Falls es tatsĂ€chlich klappen sollte und die Nicos das annehmen, brĂ€uchte ich zur Vollversorgung der Kolonie wahrscheinlich mindestens einen mÂČ Rosen.
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#5 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie fĂŒr das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von Joachim » 11. Juli 2022, 23:11

Haha ich glaube, du traust mir zu viel zu, meine handwerklichen FĂ€higkeiten sind sehr begrenzt und simpel.

Das durchgĂ€ngige Loch ist nur 1cm breit und mit Watte ausgekleidet, ĂŒber die Wasser an die Blumenerde kommt - so kommt nicht zu viel. Der Topf selbst steht nur in einer wenigen milimeter tiefen Aussparung fĂŒr StabilitĂ€t und um die Erde unten von den Ameisen abzuschotten. Ich achte eigentlich nur darauf, den Wasserstand tief genug zu halten, sodass der Topf unten nicht flutet.
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#6 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie fĂŒr das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von Erne » 12. Juli 2022, 21:36

Alle Achtung, sehr informativ =)*202

Das alles auszutĂŒfteln, wird sicherlich nicht von jetzt auf gleich funktioniert haben.
FehlschlĂ€ge, neue AnsĂ€tze, was anderes versuchen, fĂŒr mich vorstellbar, eine wirkliche Herausforderung, dĂŒrfte Spaß gemacht haben.

LĂ€use, beziehungsweise die an unseren einheimischen Rosen, werden einen Winter kennen.
Wie machst Du das?

Das was Du hier an Informationen und Erfahrungen postest, ein denkbares Thema fĂŒr das Ameisen-Wissensforum?

GrĂŒĂŸe Wolfgang
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#7 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie fĂŒr das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von Joachim » 13. Juli 2022, 01:09

Danke Erne! Die Winterruhe ist leider bei den LĂ€usen verankert. Ich habe M. submacula jetzt seit 3 Jahren als "Haltungslaus" entdeckt und einmal versucht, sie aus Jux ĂŒber den Winter zu bringen. SpĂ€testens ab Oktober lĂ€sst die Klonung stark nach und die Kolonien konzentrieren sich auf die Produktion von Geschlechtstieren, und diese dann auf die Produktion von Eiern. Nach meinen bisherigen Erfahrungen wird die Kolonie im November und Dezember stark einbrechen und die LĂ€use werden so viele Eier produzieren wie sie können, bis das letzte Weibchen gestorben ist. Es wird möglich sein, sie vielleicht bis Ende Dezember/Anfang Januar am Laufen zu halten, aber auch der Stress fĂŒr die Pflanze ist dann sehr groß.

Die schwarzen Eier sind leicht erkennbar, besonders in der großen StĂŒckzahl. Es ist sicherlich möglich, diese Eier zu ĂŒberwintern und dann im FrĂŒhjahr als StammlĂ€use aufzuziehen fĂŒr neue Kolonien. Aber diese LĂ€use lassen sich mit ein bisschen Übung so leicht im Freien sammeln (auch die StammlĂ€use am Start der Saison), dass ich das fĂŒr ĂŒberflĂŒssig halte und höchstens als Experiment.
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#8 Einrichten einer langfristigen Lauskolonie fĂŒr das Formikarium mit Maculolachnus submacula

Beitrag von PincoPallino » 13. Juli 2022, 21:04

Hallo Joschi,

mir ist gerade noch eine Frage eingefallen. Das schwieriste an der Sache ist fĂŒr mich, Rosen mit LĂ€usen zu finden (und dass ich sie mir nehmen darf). Ist es den LĂ€usen wichtig, dass sie alle von der selben Pflanze kommen oder kann ich auch mehrere LĂ€use aus verschiedenen GĂ€rten zusammen auf eine Rose setzen?

Sorry fĂŒr die vielen Fragen, aber du bist fĂŒr mich der grĂ¶ĂŸte LĂ€useexperte, den ich kenne.

GrĂŒĂŸe vom Pinco



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