Man trifft Coptoformica spp. deutlich seltener an, als die größeren Formica sensu stricto, weshalb ich etwas genauer über eine Kolonie, die ich in Norwegen gefunden habe, berichten wollte.
In der Idylle des Sees Mjermen (in Südnorwegen nahe der schwedischen Grenze), habe ich eine Woche in Norwegen verbracht. Ich hatte das Glück, auf einer Wiese direkt am See, eine Formica exsecta Kolonie zu finden.
Anders, als man es von den hügelbauenden Formica spp. gewohnt ist, war das Nest äußerst unauffällig, ich habe die Ameisen zuerst an meinen Füßen bemerkt, wo sie fleißig zugebissen haben.
Nachdem ich gut 10 Ameisen von meinen Füßen geschüttelt hatte, bin ich an einen "sicheren" Punkt gegangen und habe das unauffällige Nest mit kaum Aktivität beobachtet. Ohne Zweifel, es musste das Nest dieser mittelgroßen aggressiven Ameisen sein.
Etwas genauer betrachtet, war mir gleich klar, dass es sich hierbei um keine Formica sensu stricto oder Raptiformica handeln konnte (zu klein), ebenso keine Serviformica (viel zu aggressiv).
Nun blieb die Untergattung Coptoformica. Den hinteren Kopfrand überprüft - ja es ist eine Coptoformica!
Da hab ich mich dann doch gefreut, ich konnte eine solche Kolonie noch nicht finden.
Allgemein ist Norwegen zwar deutlich weniger artenreich als Deutschland, dafür sind die "echten Waldameisen" (Formica sensu stricto) von der Häufigkeit her vergleichbar mit der
Es war unglaublich. Alleine auf den Autofahrten (An- und Abreise, kurze Ausflüge und ein Ausflug nach Oslo) waren es mindestens 70 große eigenständige Nester, die ich an Waldrändern beobachten konnte. Dazu kamen noch ungefähr 15, die ich zu Fuß in der Umgebung des Sees finden konnte.
Allgemein zu den Ameisen Norwegens, werde ich in Kürze noch einmal berichten, nun bleibe ich erstmal bei der Coptoformica Kolonie.
Wie habe ich die Kolonie bestimmt?
Dass es sich bei dieser Kolonie um eine Coptoformica handelt, konnte man ziemlich schnell an ihrer Größe und vor allem an einer Kerbe am Hinterkopf erkennen.
Wichtigstes Merkmal für alle Arten dieser Untergattung ist diese "Delle" am Kopfhinterrand:
Danach ging es an den Seifert. Mit einem USB-Mikroskop bewaffnet, suchte ich mir ein paar tote Arbeiterinnen, um sie mir genauer anzusehen. Der Verdacht lag anfänglich auf Formica exsecta, da diese die häufigste Coptoformica ist.
Leider reichte die Vergrößerung nicht aus, um einen der ersten Schritte des Seiferts, bei der Bestimmung von Coptoformica auszuführen (welcher direkt zu Formica exsecta führen kann), da hierfür eine deutlich stärkere Vergrößerung nötig ist, um Haare an den Augen der Ameise zu überprüfen. Über Umwege, Überprüfung anderer Merkmale, sowie einem Verbreitungsgrad, konnte ich es zunächst auf Formica exsecta und Formica forsslundi begrenzen. Über die Behaarung am Kopfschild (Clypeus), konnte ich auch Formica forsslundi ausschließen - also eine Formica exsecta!
Was mir während dem Bestimmen auffiel, war eine Einkerbung, ähnlich wie am Kopf, an der Schuppe der Ameisen.
Durch einen Myrmekologen habe ich mir bestätigen lassen, dass diese Kerbe ebenfalls charakteristisch für diese Untergattung ist, die Ausprägung dieser variiert jedoch.
Die Bestätigung habe ich mir geholt, da ich weder im Seifert, noch nach kurzer Internetrecherche, Informationen dazu fand, weshalb ich mir dann doch etwas unsicher war.
Das Nest
Wie bereits geschrieben, war es eher unauffällig.
Auf ein paar Steinen, etwas Erde darauf, etwas vertrocknetes Gras ganz oben, das war's.
Zunächst dachte ich, die Kolonie wäre einfach sehr klein, doch stellte sich heraus, dass es wohl einfach einen sehr hohen Nestanteil im Boden gab. Ich konnte mehrere Nesteingänge auch deutlich weiter entfernt feststellen, was ebenfalls erklärt, wieso am Hügel-Teil des Nestes kaum Aktivität ist, dafür aber auf einer sehr großen Fläche sehr viel los ist.
Auch einen winzigen 2. Hügel, ca. 2m entfernt, konnte ich finden.
Verhalten
Das Verhalten dieser Kolonie war recht einfach und zwar nur aggressiv. Eine Näherung zum Nest hatte einen sofortigen Angriff zur Folge. Wie dieser Angriff jedoch abläuft, war wesentlich interessanter. Die Wahrnehmung und Kommunikation waren äußerst gut.
Innerhalb weniger Sekunden, haben die Ameisen einen Weg Richtung Fuß gefunden und bildeten eine Art kleine Straße zum "Ziel". Sobald eine Ameise den Fuß entdeckte, formten sich die wilden Bewegungen der Ameisen in eine Richtung.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ich da nicht lange stehen konnte.
Diese Kolonie, war die aggressivste Ameisenkolonie, der ich je begegnet bin. Nicht einmal Formica sensu stricto Kolonien waren so "wild".
Leider war dies die einzige Kolonie, die ich finden konnte. Zum Fotografieren gab es etwas Honig, schon die Bewegungen über den Ameisen durch die Kamera, waren genug, um sie zum Angriff zu bewegen.
Vielleicht hat sich der ein oder andere den ganzen Beitrag, der ja doch aus etwas Text besteht, durchgelesen und teilt meine Begeisterung für diese Arten.
Liebe Grüße