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Haltungsbericht Camponotus fedtschenkoi

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Camponotus
Cptflitz

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#9 Haltungsbericht Camponotus fedtschenkoi

Beitrag von Cptflitz » 13. Mai 2021, 18:05

Hiho,

Die erste kritische Phase meiner Camponotus fedtschenkoi Kolonie scheint überstanden. Und diese ist wohl gar nicht so einfach wie vom Händler beschrieben. Gerade eine Gründung mit wenig oder gar keinen Arbeiterinnen kann sehr schwer und langwierig sein. Ich habe die Kolonie ja seid Anfang Februar. Seid Anfang Mai bin ich mir nun sicher. Die erste kleine Generation Braunschweiger Camponotus fedtschenkoi Arbeiterinnen ist geschlüpft. Der Weg dorthin war nicht einfach. Vom Gefühl würde ich sagen der Umzug und die beiden Majore haben das Überleben der Kolonie gesichert. Jegliche Aufgaben ausserhalb des Reagenzglas (Futterbeschaffung, Nesteingangs Bau, Wachdienst) haben die Majore in der neuen Arena übernommen. Die Aussenaktivität war im Gegensatz zur alten Arena recht hoch. Hauptsächlich Nachts konnte ich einen Major in der Arena bei verschiedenen Aufgaben beobachten. Die Entwicklung der Brut dauert sehr lange im Vergleich zu meiner Messor Kolonie. Was höchstwahrscheinlich mit der Größe der Arbeiterinnen zusammen-hängt.

Ich hatte ja ein Holznest über einen Schlauch mit der Arena verbunden. Dieser 14mm Schlauch wurde ein Problem. Der Schlauch führte 30cm hinab ins Holznest. Die Majore liefen zwar hinunter, konnte aber den Aufstieg aufgrund ihrer Größe und der glatten Oberfläche nicht überwinden. So mußte ich sie aus dem Schlauch retten und mir etwas einfallen lassen. Ich senkte einen kleinen Teil der Erde ab und stellte das Holznest neben die Arena. So müssen nur noch ca. 5cm Höhe überwunden werden. Trotz dessen ist das Holznest weiterhin nicht interessant für die Kolonie.

Nun aber wieder zu der Entwicklung. Nach zwei Wochen wurden die großen Majore wieder abgelöst von kleinen Arbeiterinnen. Es waren nach der Umstellung nur max. Zwei Arbeiterinnen ausserhalb des Nestes aktiv. Ich sah es aber als gutes Zeichen an das nun wieder kleine Arbeiterinnen ausserhalb des Nestes eingesetzt wurden. Ich tippe darauf das genug Kleine da waren um nun zu fouragieren.
Nach und nach stieg die Anzahl der Arbeiterinnen ausserhalb des Nestes auf 4-5 Arbeiterinnen gleichzeitig, die verschiedene Aufgaben übernehmen. Fouragieren, bauen, Wachdienst usw.
Dann ist mir aufgefallen das einige Mädels immer wieder im Löchern des Aststückes verschwanden. Als ich dies länger beobachtete sah ich wie sie Holzspähne aus den Löchern hinaustrugen. Ich fand Häufchen mit dieser Holzspähne unterhalb des Astes. Sie bauen sich ein Nest im Ast und höhlen diesen von innen aus. Wahnsinnig spannend zu beobachten. Zum Teil arbeiten 3-4 Ameisen gleichzeitig an diesem Projekt. Ich hätte nie gedacht das sie so viel Power in ihren Mandibeln haben. Aber sind halt Zimmermannsameisen :D. Mit etwas Glück wird dieses Stück Holz ihr neues Nest.

Ich füttere meine Kolonie, mit verschiedenen Insekten und Früchten. Schokoschaben, Stubenfliegen, Heimchen, Apfel, Pfirsich und Birne haben bisher funktioniert. Auch etwas mit Wasser gemischtes Proteinpulver wurde genommen.
Meine Camponotus fedtschenkoi sind definitiv Nachtaktiv. Umso später umso höher die Aussenaktivität. Was auch Sinn macht. Am Tage sind sie durch ihre helle Färbung am Waldboden für Fressfeinde einfach zu erkennen.
Gestern habe ich gegen fünf Uhr morgens Mal in die Arena geschaut. 6-7 Arbeiterinnen waren zu Gange + einen Major. Nun bin ich mir sicher das es voran geht und die Arbeiterinnen Anzahl wächst. Ich habe nämlich mit 6-7 Arbeiterinnen + 2 Majore gestartet und hatte drei Verluste.
Meine Ladies sind sehr Licht scheu und wie gesagt zu 80% Nachtaktiv. Ausser es gibt was zu fressen.
Durch die vielen Probleme ist mir die Kolonie echt an Herz gewachsen 4) . Ich hoffe der positive Trend setzt sich fort. Übrigens halte ich in der Arena eine Luftfeuchtigkeit von 85-95 % Luftfeuchtigkeit. Klingt sehr viel aber scheint OK für meine Ladies zu sein. Sie kommen halt aus den subtropischen Wäldern Chinas. Durch das regelmäßige befeuchtung der Moose und der konstanten Temperatur habe ich auch keine andere Möglichkeit.

Am Ende hätte ich noch eine Frage an erfahren Halter die eventuell diesen Bericht mitlesen. Bei guten 25°C ist der Reagenzglas Eingang mit Erde von den Ameisen geschlossen. Nur wenige kleine Löcher sind dann der Zugang zum Nest. Geht die Temperatur auf 26-27°C wird der Eingang geöffnet und ein kreisrunder Wall entsteht. So ist das Reagenzglas zur Hälfte geöffnet. Welches ist das besser Zeichen der Ameisen zur Temperatur? Geschloßener oder geöffneter Eingang? Für eine kleine Bemerkung dazu wäre ich sehr dankbar.

LG Christian

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#10 Haltungsbericht Camponotus fedtschenkoi

Beitrag von Gastuevian » 13. Mai 2021, 19:21

Zur kritischen Phase:
Mein Tipp ist daher immer die Kolonie so lange wie möglich im Reagenzglas zu lassen und keine anderen Nestmöglichkeiten anzubieten. Somit können sie sich als kleine Kolonie auf das Brutgeschäft konzentrieren. Weiterer Vorteil eines Reagenzglasnestes ist der automatische Luftbefeuchter ;)

Wegen der Luftfeuchte in der Arena:
Wo misst du den Wert? Hast du entsprechend an Bodenpolizei (weiße Asseln und/oder Springschwänze) gedacht? Bei so hohen Luftfeuchtigkeiten können Futterreste sehr schnell Schimmeln.

Zu der Temperatur und der Nestöffnung:
Du scheinst tatsächlichen einen Wert erreicht zu haben, wo die Ameisen reagieren müssen, um optimale Bedingungen zu schaffen. Entweder die Luftfeuchte wird durch die Temperatur zu hoch oder die Temperatur selbst wird zu hoch. Daher würde ich lieber beim niedrigeren Wert bleiben. Ein Puffer ist immer besser. Zudem wird es jetzt auch draußen immer wärmer und damit steigt auch die Zimmertemperatur. Das kann in Kombination mit der künstlichen Wärme schnell zu viel des Guten werden. Ich bin bei der Zugabe von Wärme immer sehr vorsichtig.
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#11 Haltungsbericht Camponotus fedtschenkoi

Beitrag von Cptflitz » 13. Mai 2021, 23:57

Gastuevian hat geschrieben: ↑
13. Mai 2021, 19:21
Zur kritischen Phase:
Mein Tipp ist daher immer die Kolonie so lange wie möglich im Reagenzglas zu lassen und keine anderen Nestmöglichkeiten anzubieten. Somit können sie sich als kleine Kolonie auf das Brutgeschäft konzentrieren. Weiterer Vorteil eines Reagenzglasnestes ist der automatische Luftbefeuchter ;)

Wegen der Luftfeuchte in der Arena:
Wo misst du den Wert? Hast du entsprechend an Bodenpolizei (weiße Asseln und/oder Springschwänze) gedacht? Bei so hohen Luftfeuchtigkeiten können Futterreste sehr schnell Schimmeln.
Hey Gastuevian,

Danke für die Antwort. Das ich das Holznest angeboten hab lag daran daß sich ein verhältnismäßig großer schwarzer Fleck am Ende des Reagenzglases gebildet hat. Wirkt wie Schimmel. Ich Versuche morgen Mal ein besseres Bild davon zu machen. Auf dem Foto kann man es nur leicht erahnen.

Springschwänze sind ordentlich in der Erde verteilt. Einige "normale" Kellerasseln sind ausversehen auch im Becken. Die toten Futterinsekten tausche ich alle 2-3 Tage aus. Die die ins Nest eingetragen werden kann ich leider nicht tauschen. Doch sitzen an den inneren Wänden des Reagenzglas eine Menge Springschwänze. Hoffe die kümmern sich zusätzlich um die eingetragenen Insekten. Ausserhalb des Nestes konnte ich bisher noch keinen Schimmel entdecken.

An der vorderen Glaswand 20 cm entfernt vom Gründungsglas hängt das Hygrometer.

Was du zur Temperatur sagst macht Sinn. Dann werde ich versuchen die Temperatur bei 25° C zu halten. Wie du schon sagst muß ich da echt aufpassen durch die höheren Zimmertemperaturen.

Den Ast an dem gerade gebaut wird, würde ich ungern entfernen. Er hat sich in dem Biotop gut etabliert. Es sind immer nur max. 3-4 kleine Ameisen die am Holz basteln. Meistens eher weniger. Für die Brut wird eigentlich gesorgt soweit ich das einschätzen kann. Tagsüber sind ja alle im Nest und zwei Majore sind ebenfalls zu 99% der Zeit im Reagenzglas. Morgen werde ich nochmal nach der Brut schauen und Fotos nachreichen.

Vielen Dank nochmal für die Antwort. Ich überlege mir nochmal ob ich den Ast und das Holznest im/am Formicrium lasse.

LG Christian
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#12 Haltungsbericht Camponotus fedtschenkoi

Beitrag von Cptflitz » 27. Mai 2021, 12:07

Hiho,

Es gibt ein paar kurze Neuigkeiten zu meiner Camponotus fedtschenkoi Kolonie. Im vorherigen Bericht hatte ich mir ja ein wenig Sorgen darum gemacht, dass der Nesteingang alle paar Tage Mal geöffnet und geschlossen wird. Meine Annahme, dass es was mit der Temperatur zu tun haben könnte ist vermutlich falsch.
Bei gleichbleibender Temperatur gab es wieder zwei "Bauschübe" am Eingang. Daher ist nun meine Vermutung, dass die Nestöffnung nun zum durchlüften dient. Wäre natürlich genial, wenn die Mädels merken, dass die Luft dünner wird und das Problem mit einer Lüftung selbst lösen. Hier ein kleines Video dazu. Spannend finde ich persönlich das abtasten des Eingangs mit den langen Antennen.



Die Bauarbeiten an dem langem Aststück gehen fleißig voran. Zwei Arbeiterinnen flitzen immer wieder durch das kleine Eingangsloch. Inzwischen ist ein zweiter verhältnismäßig großer Haufen mit Holzstaub vor dem kleinen Loch des Zweignest entstanden. Ob es das Hauptnest ist oder ein Zweignest wissen nur die Ameisen. 🙈
Ich würde so gerne Mal hineinschauen in das Stück Holz. Naja vielleicht kann ich meine Mädels überzeugen, eine Roomtour zu machen wenn sie fertig sind. 😉

Zur Ernährung. Obst wird im großen und ganzen gern genommen. Äpfel und Birnen sind der Renner. Pfirsich ist OK und Kiwi mögen sie gar nicht. Unverdünnten Honig hatte ich auch ausprobiert. Ich hatte einige Bedenken, dass sie sich damit vollschmieden oder im Honig landen und nicht mehr rauskommen. Bedenken waren bisher unbegründet. Die Mädels sind sich der klebrigen Gefahr vielleicht sogar bewusst und nuckeln nur.
Einmal die Woche gibt es auch ein wenig Proteinpulver von myants. Darauf fahren sie total ab. Nur bei dem Pulver sind 4-5 Ameisen im Futtertopf. Das ganze beruhigt mich ein wenig. Ich sehe die Kolonie immer Mal wieder an den Schokoschaben knabbern. Hin und wieder verschwindet Mal eine Stubenfliege. Doch das Proteinpulver gibt mir die Sicherheit, dass die Kolonie mit allem versorgt ist.

Fortsetzung folgt...
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#13 Haltungsbericht Camponotus fedtschenkoi

Beitrag von Cptflitz » 6. Januar 2024, 19:55

Hiho Ameisenfreunde,

Ja, meine Campontus fedtschenkoi ist leider eingegangen. Dies geschah schon vor ca. 2 Jahren. Aus Scham und Zeitmangel habe ich diesen Haltungsbericht nicht zu Ende geführt. Das hole ich jetzt nach.

Die Königin mit ihren Arbeiterinnen verschwand irgendwann in der Erde. Das Substrat das ich gewählt hatte, war ohne Lehmanteil und nicht zum Graben geeignet. Ich schätze, das war der Grund warum die Königin einging. Vielleicht verschüttet oder falsche Parameter (Temperatur/Luftfeuchtigkeit). Die 4-5 Nestalternativen wurden nicht angenommen. Das Nest im Bodengrund wollte ich vermeiden und war nie bewusst eingeplant.

Von den 5-6 Arbeiterinnen sind mir drei Stück abgehauen. Der Ausbruchschutz(Öl) vom ***Store hat in dem Fall nur bedingt geholfen. Im Ruhezustand der Arbeiterinnen sind sie selten über den eingeölten Glasrahmen gekrabbelt. Bei Unruhe geschah dies häufiger. Die hellen "fedtschies" sind flink unterwegs und so schwer einzusammeln. Die Arena war in der Regel mit einem 30x60 cm Glasdeckel mit Gitter in der Mitte abgedeckt. Das führte zu Problemen mit Luftfeuchtigkeit und Temperatur.

Rückblickend betrachtet hab ich vieles über die Haltung mit Ameisen dazugelernt. Aber halt auf dem harten Weg von try and error. Immer wieder etwas zu verändern, umzusiedeln war zu viel Stress für die kleine Kolonie. Eine junge Kolonie in einer kleinen und übersichtlichen Umgebung aufzuziehen ist eventuell der bessere Weg. Eine Kolonie mit 30-40 Arbeiterinnen umzusiedeln wäre gescheiter gewesen.

Gelegentlich trauer ich der Kolonie noch nach und überlege wie ich es hätte anders machen können. Nach insgesamt drei Jahren Ameisenhaltung, mit einer verstorbenen Campontus fedtschenkoi und einer gut laufenden Messor barbarus Kolonie, habe ich ne Menge Erfahrung gesammelt. Daher habe ich mich entschieden, mir eine neue Kolonie irgendeiner anderen Ameisenarten zuzulegen.

Damit beende ich den Haltungsbericht. Feedback oder Fragen können hier gerne noch gepostet werden

LG Christian
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#14 Haltungsbericht Camponotus fedtschenkoi

Beitrag von Zitrus » 6. Januar 2024, 20:14

Hey, lange nichts von dir gehört!

Sehr schade um die fedtschenkoi, aber schön zu hören, dass es den Messor gut geht und hoffentlich gibt es einen HB zu deiner nächsten Kolonie, wenn du die Zeit findest.



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