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Harpegnathos venator - Versuch einer Gründung

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Harpegnathos
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Joachim

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#1 Harpegnathos venator - Versuch einer Gründung

Beitrag von Joachim » 3. November 2023, 14:46

Hallo zusammen!

Harpegnathos als Gattung kam schon vor langer Zeit immer mal in den Handel in Form von H. saltator und H. venator. Die Haltung glückt aber nur wenigen, was sich in den sehr wenigen Haltungsberichten widerspiegelt. Es kann klar gesagt werden, dass H. saltator die weniger schwierige Art der beiden ist. Leider ist sie auch deutlich seltener im Handel und ein wahrer Glücksgriff, wenn man mal eine findet. Die meisten Harpegnathos im Umlauf sind H. venator und um diese dreht sich auch dieses Thema.

Was sind das also für Ameisen?
- Wie sehen sie aus? Recht groß mit etwa 15-17mm, manchmal sieht man auch leicht kleinere oder größere. Durch die gestreckte Form, lange Mandibeln und Fühler wirken sie aber größer, als sie sind und das ist sicher auch von der Evolution so gedacht. Königin ist nur anhand des Mittelleibs von den Arbeiterinnen zu unterscheiden.
- Was essen sie? Diese Ameisen jagen einzeln und optisch nach lebender Beute, interessieren sich nicht für Aas oder Zucker und sind somit besonders über den Winter schwierig auf Dauer zu ernähren. Dazu kommt, dass ihre Gaster nur eine minimale Menge an Nahrung speichern können und somit die Kolonie einen konstanten Fluss an lebender Nahrung benötigt. Ihre Beute verspeisen sie zudem recht unvollständig und leben darum oft in Gesellschaft mit Springschwänzen oder anderen Zersetzern - im Formikarium kann dadurch Schimmelgefahr entstehen.
- Wo leben sie? Es sind Tiere der Feuchttropen. Somit gedeihen sie am besten zwischen 26-28°C in einer feuchten Umgebung mit sehr hoher oder maximaler Luftfeuchtigkeit. Die Brut dieser Ameisen bis hinunter zu den Eiern ist hoch wasserbeständig, eine Anpassung an heftige Tropenregen. Die Ameisen stören sich nicht besonders an Staunässe, Schimmel oder sogar kleinen Tieren in ihrem Nest und darum muss man als Halter hier mehr aufpassen, als man es von anderen Ameisen gewohnt ist.
- Wie ist ihre Brutentwicklung und Lebenserwartung? Für jedes der drei Brutstadien kann man einen Monat erwarten, es dauert also etwa ein viertel Jahr bis zur fertigen Ameise. Larvenentwicklung varriiert mit der Fütterung, Puppen besonders durch die richtige Temperatur. Die Arbeiterinnen leben etwa ein Jahr, manchmal etwas länger. Eine Königin wird nur bis zu wenigen Jahren alt. Alles in allem eine sehr lange Entwicklung für sehr kurzlebige Ameisen.

Kommen wir zur Kolonie. Vor einem Monat bekam ich von einem befreundeten Halter ein kleines Volk venator zugeschickt. Die Ameisen fraßen nicht richtig und legten keine Eier. Nach ersten Infos handelte es sich um eine Kolonie mit einer Königin und zwei Arbeiterinnen, die wohl ihre Brut verloren hatte. Die Ameisen kamen in geschwächtem Zustand in ihrem Reagenzglas an, waren aber noch vital.
Aufzuchtbecken.jpg
Dieses Becken benutze ich für ihre Aufzucht. Es ist ein kleines 30cm Becken mit Seramis Untergrund und Sand/Erdboden. Beheizt wird es durch ein drumherum gelegtes Heizkabel konstant auf 27°C, dasselbe Kabel sorgt auch für eine Luftfeuchte von über 95%. Im Becken gibt es 3 kleine Ytong Nester, die im Design ihren natürlichen Nestern nachempfunden sind. Zwar zeigen sie Interesse am obersten Nest und verbringen dort oft Zeit, doch bisher bleiben sie in ihrem Reagenzglas, dessen Eingang mit Erde und Steinchen geschützt wurde.

Die Kolonie wurde nach einem Tag aufwärmen munter und begann aktiv mit der Jagd. Futter aus der Zoohandlung birgt immer extreme Milbengefahr, darum züchte ich meine Grillen selbst in einem Becken mit normaler Walderde und vielen Kleinstlebewesen. Diese natürliche Lebensweise hält das Milbenrisiko bei den Grillen gering. Vor dem Einsatz zu den Harpegnathos entferne ich im Moment noch die beiden Sprungbeine der Grillen.
Start Eier.jpg
Hier sind die drei Ladies. Fotos sind sehr schwer durch das viele Wasser und die beschlagenen Scheiben. Erleichterung war jedoch sofort da, denn es handelt sich hier nicht um eine Königin und zwei Arbeiterinnen, sondern um drei gemeinsam gründende Königinnen. Die Befürchtung, sie hätten schonmal all ihre Brut verloren, ist damit aus der Welt: Diese junge Kolonie hatte wahrscheinlich noch gar keine. Es gibt eine klar dominante Königin und zwei, die als Arbeiter fungieren.

Unterhalb der mittleren Ameise kann man auch den ersten Erfolg erkennen: Ein Haufen von bisher 7 wunderschönen Eiern, um die sich gekümmert wird. Die Ameisen jagen im Moment alle 3 Tage eine große Grille.

Soviel zur ersten Entwicklung. Ich hoffe sehr, dass die Mädels die Aufzucht ihrer ersten Brut schaffen, und werde euch auf dem Laufenden halten.
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#2 Harpegnathos venator - Versuch einer Gründung

Beitrag von Joachim » 7. November 2023, 19:48

Kaum war die erste Larve geschlüpft, geht es rund: Die dominante Königin schmiss die beiden anderen aus dem Nest und zog in eins der Ytong Nester um mitsamt der meisten Brut (3 Eier wurden im alten Nest gelassen). Eine der ausgestoßenen versuchte einen Kampf, wurde aber von der dominanten Königin getötet. Die andere Königin erarbeitete sich über die letzten 48 Stunden das Recht, sich wieder im Nest aufhalten zu dürfen, wird aber dort nur einen Teil des Tages geduldet und verbringt den Rest vor dem Nesteingang des Ytong.

Schade, dass es eine der drei schon erwischt hat, aber es war abzusehen.
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#3 Harpegnathos venator - Versuch einer Gründung

Beitrag von Erne » 8. November 2023, 21:23

Harpegnathos venator so ein ferner Traum von mir, diese Ameisen auch zu halten.
Nah ja ist noch nichts geworden, mit der Haltung dieser Ameisen.
Resultierend begnüge ich mich damit Haltungsberichte nachzulesen, das besonders wenn diese von langjährigen Ameisenhaltern kommen.

So wie ich es verstanden habe, bist Du dabei mit anfangs 3 Königinnen ein Volk auf zuziehen, was sind deine Beweggründe dafür?

Grüße Wolfgang
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#4 Harpegnathos venator - Versuch einer Gründung

Beitrag von Joachim » 8. November 2023, 22:40

Hi Erne, ja es sind sehr schöne und interessante Ameisen. Das ist jetzt mein drittes Mal venator über die Jahre und bestätigt mir wieder, dass es eine der am schwersten zu haltenen Arten ist.

Das Volk stammte von einem Bekannten, dem es als "Königin + 2 Arbeiter" verkauft wurde (Ausland und auffallend günstig). Auch waren die Ameisen nicht das, was er sich erhofft hatte - zu scheu und empfindlich. Nach dem Eintreffen bei mir habe ich ihm die Lage geschildert, dass es sich um 3 Königinnen handelt, aber er wollte sie nicht zurück.

Somit ist es für mich sozusagen ein Freiversuch. Ich denke aber, die Zahl der Königinnen wird sich auf eine reduzieren in den nächsten Tagen. Die dominante Königin hat ihr Verhalten grundlegend geändert und verteidigt ihr Nest vehement. Selbst wenn ich mit der Pinzette in der Arena bin, kommt sie heraus und versucht, die Pinzette wegzubeißen, läuft dann schnell wieder ins Nest.

Die beiden verstoßenen Königinnen habe ich mit Nestern versorgt und geschaut, ob sie auch selbst gründen. Aber stattdessen rennen sie nur ziellos umher und machen keine Anstalten, sich niederzulassen. Eine ist ja inzwischen getötet worden und da die andere nicht selbst gründet und auch nicht mehr akzeptiert wird, wird sie sicher bald auch sterben.

Somit wird es auf eine normale Gründung mit einer Königin hinaus laufen.
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#5 Harpegnathos venator - Versuch einer Gründung

Beitrag von Joachim » 26. November 2023, 12:02

Wie schon befürchtet, wurde die übrige Königin von der dominanten Königin ausgestoßen und verstarb sehr schnell. Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten. Die Königin hat einen kleinen Haufen Eier und einige Larven, durch die ständig beschlagenen Scheiben kann ich die Brut bei dieser Größe noch nicht fotographieren. Aber hier gibt es ein Foto vom Nesteingang, der vehement bewacht wird. Jede kleinste Bewegung wird mit putztigen Drohgebärden beantwortet.
Harpi queen 1.jpg
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#6 Harpegnathos venator - Versuch einer Gründung

Beitrag von Joachim » 29. November 2023, 18:54

Zwei Heimchen verirrten sich an den Nesteingang und eines wurde direkt von der Königin erjagt, die alle Bewegungen am Eingang stets im Blick hat. Das überlebende Heimchen ist ignorant seines Glückes und läuft wieder von dannen.
Dominatrix schnappt sich Grille.jpg
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#7 Harpegnathos venator - Versuch einer Gründung

Beitrag von Erne » 1. Dezember 2023, 20:18

Mit der Voraussetzung das nur lebendes Futter geht, stellt sich mir die Frage nach der Anlagengestaltung?
Heimchen und Co. sind schelle, flinke Insekten, damit diese von nur einer Ameise erjagt werden können, muss die Anlage entsprechend gestaltet sein, meinen Erfahrungen nach eher klein.

Grüße Wolfgang



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#8 Harpegnathos venator - Versuch einer Gründung

Beitrag von Joachim » 2. Dezember 2023, 00:10

Hi Wolfgang, ja das Becken ist klein, nur ein 30x20 Glaskasten mit kleinem Lüftungsgitter und einer Scheibe zum Öffnen. Die Ameise kann auf dem Nest sitzend optisch alles erfassen was sich in der Arena gerade bewegt.



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