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Hornissen im Beobachtungsnest.

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Frank Mattheis
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#41 AW: Hornissen im Beobachtungsnest.

Beitrag von Frank Mattheis » 11. Juli 2009, 21:35

Fotos des Hornissennestes. Das Nest und das Völkchen wächst nur langsam, das geht bei der näheren Wespenverwandschaft schneller. Die Hornissen haben nun die zweite Wabe errichtet, sie ist bereits mit Eiern und Larven besetzt. Die erste obere Wabe wird zum zweiten mal bebrütet, alle Waben und Zellen werden zwei bis drei mal bebrütet, danach werden sie für Brutaufzucht nicht mehr benutzt, sie werden einfach infolge der zurückbleibenden Puppenhüllen zu eng.
Auf einem Foto eine an der Hülle bauende Arbeiterin. Ähnlich wie die hochentwickelten Kurzkopfwespen bauen Hornissen solche nach unten offenen Lufttaschen, die der Isolierung und dem Wärmehaushalt des Nestes dienen.
Aufgrund der recht kühlen Witterung ist das Nest jetzt fast vollständig umbaut, bei wärmeren Wetter bauen Hornissen die Nesthülle oft wieder teilweise ab. Dann gibt es bessere Bilder mit Einblick in das Brutnest.
Auf einem Foto sieht man eine vom Nesteingang in die Dämmerung abfliegende Hornisse. Hornissen fliegen oft noch spät, bisweilen bis in die frühe Nacht. Das Foto ist wie die anderen von innen aufgenommen. Am Eingang ist zu erkennen, dass die Hornissen ihn mit Papier teilweise verbaut haben.
LG, Frank.
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Frank Mattheis
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#42 AW: Hornissen im Beobachtungsnest.

Beitrag von Frank Mattheis » 27. Juli 2009, 19:16

Seit Tagen wundert mich das langsame Wachsen des Hornissenvolkes. Nun ist es sogar geschrumpft.
Wenn ich im Garten saß, sah ich manchmal meine Hornissen mit sterbenden Larven ausfliegen, ein trauriger Anblick, der sich normalerweise erst bei aussterbenden Völkern im Herbst bietet. Betrachtete ich dann misstrauisch das Nest, sah alles eigentlich normal aus, nur eben für den fortgeschrittenen Sommer zu klein. Eigentlich sollte so ein Völkchen jetzt Ende Juli mindestens 100 Arbeiterinnen aufweisen...
Gestern war ich besonders misstrauisch und sah etwas genauer hin. Da fiel mir eine Raupe in oberen Teil des Nestes auf, ausserdem Gespinst. Nun war alles klar, die Kleine Wachsmotte hatte das Nest befallen. Ihre Raupen hatten eine Teil des Nestes erobert, die Brut gefressen und würden auch den Rest des Nestes übernehmen, wenn ich nicht sofort handeln würde.
Die erste Wabe war zum Grossteil mottenlarvenverseucht, es gab zwar noch einige Hornissenlarven, aber diese Wabe musste vernichtet werden. Die zweite, untere Wabe schien sauber, ohne Befall.

Die Raupen der Wachsmotten sind Unsache für das schlechte Gedeihen meines Völkchens, unter dem Nest fand ich tote, verkrüppelt geschlüpfte Hornissen. Auch hier, dazwischen Raupen. Die Raupen fressen, wenn sie Wepsennester befallen, hier die Wespenbrut und dei toten Imagines. Bei Bienen- und Hummelnnester ist der Tisch reicher gedeckt, es gibt Pollen, Wachs und Honig. Hier gedeihen die Wachsmotten auch sehr viel besser. Trotzdem können sie ein schwächelndes Wespen- oder Hornissenvolk ebenfalls auslöschen, eben weil sie hier einfach den Nachwuchs wegfressen. Mit ihrem zähen, unglaublich wiederstandsfähigen Gespinst trennen sie ganze Areale des Wespennestes ab, verhindern den Zutritt der irritierten Wespen. Dann können sie sich in Ruhe über die eroberte Brut hermachen. Die Wespen werden noch auf weitere Weise geschädigt. Infolge der ständigen Beunruhigung durch die Raupen verlassen sie kaum noch das Nest, weil sie versuchen, das Nest gegen den nicht angreifbaren Eindringling zu verteidigen. Sie sind in ständiger Aufruhr, können aber nicht wirklich gegen die Raupen vorgehen. Die Wespen versäumen also, ausreichend Futter einzutragen, auch das hemmt die Wiederstandskraft des Völkchens und reduziert die Arbeiterinnenzahl und die Nachwuchsrate ausserdem. Das Volk verhungert.

Ich habe mich nun heute mit etwas flauem Gefühl an die Rettung meiner Hornissen gemacht. Es war höchste Zeit, es gibt nur noch vier Arbeiterinnen. Zum Glück geht es meiner vom Anfang an vom Pech verfolgten Königin noch sehr gut. Die Ärmste hat etliche entschlossene Konkurrentinnen abgewehrt, sich durchgesetzt und nun dieses.

Als erstes trennte ich vorsichtig das Nest von der Glasscheibe und den umgebenden Holz der Nistkammer ab. Die Hornissen beobachteten mich etwas argwöhnisch.
Dann liess ich das Nest mitsamt der Bewohner in ein Gefäß fallen, natürlich äusserst vorsichtig, schnell zerbricht ein solches recht schweres Nest, zwar ist das Papier recht stabil, aber auch sehr spröde. Die Brut in einer solchen Wabe aber hat ein ziemliches Gewicht! Am Boden des Gefässes hatte ich deshalb etwas Watte deponiert.
Nun flitzte ich mit meinen wütend surrenden Lieblingen im Gefäß ins Schlafzimmer, wo ich die Hornissen fliegen liess, um sie so vom Nest zu trennen. Eine meiner Hornissen wollte meine Bemühungen nicht wirklich wertschätzen, sie nahm mich ins Visier und flog in Kampfpilotenmanier auf mich los. Mit einen kühnen Sprung hinter die Zimmertür konnte ich der Schlechtgelaunten gerade noch entkommen.
Schnell waren dann die vier Arbeiterinnen am Fenster eingesammelt, ebenso die Königinmutter vom Nest gepflückt.
Nun konnte ich das verwaiste Nest näher betrachten. Zwar gab es noch in der ersten Wabe Brut, jedoch eben auch diese verkackten Raupen sowie wahrscheinlich Gelege der Motten. Die untere, zweite Wabe war augenscheinlich unbefallen. Also musste diese Wabe für den Neustart genügen. Ich trennte sie vom befallenen Nest ab, befestigte sie auf bei mir bewährte Art an einem Stöckchen ohne Kleber oder andere Chemie.
Nun befestigte ich die Konstruktion in einem vorbereiteten Poysterolkasten.
Den hatte ich auf Maß angefertigt, bevor ich das Nest entfernt hatte.
Mit diesen Kasten kam das Nest nun zurück in die Nistkammer, die ich vorher mit etwas Öl/Seifenlauge ausgespritzt hatte. Anschliessend setzte ich die Königin auf die Wabe, dann die Arbeiterinnen.
Nach einiger Zeit legte sich deren verständlich Erregung und die Arbeiterinnen begannen ihren normalen Flugbetrieb. Sehr schnell hatten sie verstanden, dass es nun zum Nest durch den Eingang des Polysterolkasten ging.
Ich hoffe, dass die Hornissen nun Zeit für ihren Nachwuchs haben und sich nicht mehr mit diesen Wachsmotten herumärgern müssen. Jedenfalls habe ich nun guten Einblick und kann schnell und "unbürokratisch":) helfen, wenn es nochmal nötig ist. Es wird in jedem Fall nun schwierig, denn diese vier, nicht mehr jungen Arbeiterinnen müssen den Neustart schaffen.
Ich helfe ihnen, so gut ich kann. Am Eingang gibt es eine Zuckertränke, die von den Hornissen gekannt wird und benutzt wird. So müssen sie wenigstens nicht nach Kohlehydraten suchen.

Noch ein paar Bilder.

LG, Frank.
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paxi
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#43 AW: Hornissen im Beobachtungsnest.

Beitrag von paxi » 27. Juli 2009, 23:38

Hallo Frank!

Erstmal ein fettes Daumendrücken für die armen "Kleinen" und :respekt: für deine "todesmutige" Rettungsaktion.

Dein Berich ist wirklich super geschrieben, ich freue mich immer, wenn du ihn aktualisierst.

Bin ja relativ unbedarft, was Hornissen angeht, aber könntest du nicht neben dem Zuckerwasser auch noch proteinhaltige Nahrung anbieten, um den Neustart deiner Gäste weiter zu erleichtern?

Wie auch immer, bin gespannt auf die weitere Entwicklung!

LG, paxi



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Frank Mattheis
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#44 AW: Hornissen im Beobachtungsnest.

Beitrag von Frank Mattheis » 28. Juli 2009, 08:49

Hallo paxi. Daran habe ich gedacht, aber unsere Hornissen, also zumindest die bei uns heimische Vespa crabro geht so gut wie nie an Aas, anders als die Kurzkopfwespen oder die verwandte Orientalische Hornisse. Wenn ich Fleisch anbiete, wird es verschmäht.
Vor einigen Jahren hielt ich auf ähnliche Weise ein Volk von Paravespula germanica, denen konnte ich einen Futterplatz in der Nähe des Nesteingangs angewöhnen, auf dem neben Zucker auch Fleisch angeboten wurde. Diese Wespen haben Fleisch gerne genommen.
Die Hornissen erhalten aber genug Unterstützung. Neben Zucker in gelöster Form beheize ich das Nestchen ja mit Rotlicht, auch das hilft.

Wie es eigentlich zu den Debakel kam, ist mir unklar. Die Königin hatte von Anfang an mit vielen Problemen und Fährnissen zu kämpfen, ständig wollten andere nestlose Königinnen sie enteignen und sogar umbringen. Vllt. hat dieser Stress den Wachsmotten geholfen, unbemerkt das Nest zu befallen.
Wenn ich mich jetzt erinnere, fällt mir eine Beobachtung auf, die ich vor dem Schlupf der ersten Arbeiterinnen gemacht habe. Die Hornissenkönigin hatte die Kokondeckel der verpuppten Larven mit etwas Papier in recht chaotischer Weise überbaut, so als wollte sie verhindern, dass etwas hinausfallen oder schlüpfen könnte. Hinzu kam eben einige "behindert" geschlüpfte Arbeiterinnen, die flugunfähig waren und so für die Kolonie unnütz. Gestern fand ich ausserdem unter dem Nest fünf tote Hornissenarbeiterinnen, auch sie waren wahrscheinlich kurz nach dem Schlupf gestorben und/oder im Kampf mit den fremden Königinnen, Invasoren gefallen.
Die Beobachtung der mit etwas Papier überbauten Puppen war ein Indiz für Parasitenbefall. Im Nachhinein erinnere ich mich schemenhaft, irgendwo davon gelesen zu haben und an Hinweise in der Literatur speziell auf Wachsmotten.
Auch damal fiel mir das natürlich als ungewöhnlich auf, aber ich hoffte, es sei nicht so schlimm. Wie so oft war der Wunsch Vater des Gedanken.
Eine Trennung und Entfernung befallener Nestteile wäre damals auch schwierig gewesen, es gab nur eine, die erste Wabe.

LG, Frank.



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#45 AW: Hornissen im Beobachtungsnest.

Beitrag von paxi » 28. Juli 2009, 09:37

Hallo Frank!

Hatte schon "befürchtet", dass die Hornissen nur Lebendfutter nehmen. Dann bleibt nur ihnen "Waidfraus Heil" zu wünschen. Die Wärmelampe ist eine gute Idee, hoffentlich bekommen sie genug Futter ´ran, um der beschleunigten Larvenentwicklung gerecht zu werden. Aber das hast du sicher "im Griff".

Es bleibt spannend! LG, paxi



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Frank Mattheis
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#46 AW: Hornissen im Beobachtungsnest.

Beitrag von Frank Mattheis » 28. Juli 2009, 17:46

Naja, man kann nicht alles wissen. Auf den Seiten von Hornissenschutz.de bin ich fündig geworden und fand den Übeltäter. Hier ein wertvoller Beitrag zu diesen kleinen Faltern und zu ihrer räuberischen Lebensweise: Bruträuber der Hornissen: Die Hummelnestmotte Aphomia sociella
Es handelt sich also mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Hummelnestmotte, Aphomia sociella. Die dort gezeigte Raupe gleicht zumindest denen, die ich in der oberen Etage meines kleinen Hornissennestes fand. Und genau wie hier beschrieben und für Wepennester wohl typisch war der Befall eigentlich gering, es gab nur wenige Mottenlarven, die jedoch ausreichten, den hilflosen Hornissen das Leben schwer zu machen und sie zu "enteignen". Die Hornissen versuchten durch Abbau der Zellenwände den für sie nicht greifbaren Mottenlarven Grenzen zu ziehen, ohne Erfolg. Ausserdem waren die Hornissen stets unruhig und hätten, wäre ich nicht eingeschritten, nun wohl bald das Nest aufgegeben.

Seit heute verläuft ihr Leben wieder in ruhigen, geordneten Bahnen. Ich beobachte wieder einen normalen Flugbetrieb, die Arbeiterinnen tragen fleissig Nahrung und Baumaterial ein und im Nest gibt es keine Aufruhr und Beunruhigung mehr.

LG, Frank.



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Lord Helmchen
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#47 AW: Hornissen im Beobachtungsnest.

Beitrag von Lord Helmchen » 28. Juli 2009, 19:25

Hi Frank
Toller Bericht und auch super fotos.
Schade, dass es so kommen musste :furchtbartraurig:. Ich kenne das Problem mit den Wachsmotten bei Bienen, da geht es ruck zuck und man hat einen riesen Schaden im Nest. Mein ein befallenes Volk ist mir innerhalb von nur 3 Wochen beinahe ein gegangen und alles nur weggen diesen ...... Ich nehme an, dass es sich hier auch eher um die Hummelnestmotte handelt, denn Wachsmotten brauchen eben den Wachs der Waben und dieser fehlt ja in Hornissen Nestern.

Ich drück dem Volk und dir fest die Daumen und hoffe du musst nicht wieder zu einer sochen Rettungsaktion schreiten. Halt uns bitte auch weiter auf dem Laufenden, ich finde die Tiere genial.

Ich habe eine Idee, weiss nicht, ob es funktioniert. Wie wäre es, wenn du dem Honigwasser vielleicht noch etwas Proteinhaltiges zu mischst? Dann hätten sie doch auch etwas Protein. Wie gesagt, ist nur ne Idee.

LG Lord Helmchen


Stop poaching, hunt a poacher!!!

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Frank Mattheis
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#48 AW: Hornissen im Beobachtungsnest.

Beitrag von Frank Mattheis » 28. Juli 2009, 20:30

Danke, Lord Helmchen, aber das ist eigentlich kein Problem. Die Hornissen sind ja schon sehr erfolgreiche Jäger, drei der vier Arbeiterinnen fliegen nun wieder regelmässig aus und bringen einiges nach Hause.
Weit haben sie es auch nicht, in meinen kleinen Garten habe ich etliche Schmetterlingsflieder gepflanzt, die jetzt reich blühen und an denen die Hornissen bei Bedarf jagen. Hier gibt es zahllose Bienen :(, diverse grosse Schwebfliegen und leider muss von Zeit zu Zeit auch ein Schmetterling dran glauben.
Worauf es nun bei dem Völkchen ankommt, ist, dass die vier vorhandenen Arbeiterinnen noch zwei bis drei Wochen durchhalten und das Nest versorgen, bis die nächste Generation schlüpft und soweit ist. Sie sind jedoch auch nicht mehr ganz jung (...für Hornissenarbeiterinnen) und so kann es noch Probleme geben.
Aber im Moment sieht alles sehr gut aus, die Hornissen machen geradezu einen glücklichen, entspannten Eindruck. Sie fliegen wieder fleissig aus, halten also ihr Nest nicht mehr für bedroht.

LG, Frank.



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