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von Frank Mattheis » 27. Juli 2009, 19:16
Seit Tagen wundert mich das langsame Wachsen des Hornissenvolkes. Nun ist es sogar geschrumpft.
Wenn ich im Garten saß, sah ich manchmal meine Hornissen mit sterbenden Larven ausfliegen, ein trauriger Anblick, der sich normalerweise erst bei aussterbenden Völkern im Herbst bietet. Betrachtete ich dann misstrauisch das Nest, sah alles eigentlich normal aus, nur eben für den fortgeschrittenen Sommer zu klein. Eigentlich sollte so ein Völkchen jetzt Ende Juli mindestens 100 Arbeiterinnen aufweisen...
Gestern war ich besonders misstrauisch und sah etwas genauer hin. Da fiel mir eine Raupe in oberen Teil des Nestes auf, ausserdem Gespinst. Nun war alles klar, die Kleine Wachsmotte hatte das Nest befallen. Ihre Raupen hatten eine Teil des Nestes erobert, die Brut gefressen und würden auch den Rest des Nestes übernehmen, wenn ich nicht sofort handeln würde.
Die erste Wabe war zum Grossteil mottenlarvenverseucht, es gab zwar noch einige Hornissenlarven, aber diese Wabe musste vernichtet werden. Die zweite, untere Wabe schien sauber, ohne Befall.
Die Raupen der Wachsmotten sind Unsache für das schlechte Gedeihen meines Völkchens, unter dem Nest fand ich tote, verkrüppelt geschlüpfte Hornissen. Auch hier, dazwischen Raupen. Die Raupen fressen, wenn sie Wepsennester befallen, hier die Wespenbrut und dei toten Imagines. Bei Bienen- und Hummelnnester ist der Tisch reicher gedeckt, es gibt Pollen, Wachs und Honig. Hier gedeihen die Wachsmotten auch sehr viel besser. Trotzdem können sie ein schwächelndes Wespen- oder Hornissenvolk ebenfalls auslöschen, eben weil sie hier einfach den Nachwuchs wegfressen. Mit ihrem zähen, unglaublich wiederstandsfähigen Gespinst trennen sie ganze Areale des Wespennestes ab, verhindern den Zutritt der irritierten Wespen. Dann können sie sich in Ruhe über die eroberte Brut hermachen. Die Wespen werden noch auf weitere Weise geschädigt. Infolge der ständigen Beunruhigung durch die Raupen verlassen sie kaum noch das Nest, weil sie versuchen, das Nest gegen den nicht angreifbaren Eindringling zu verteidigen. Sie sind in ständiger Aufruhr, können aber nicht wirklich gegen die Raupen vorgehen. Die Wespen versäumen also, ausreichend Futter einzutragen, auch das hemmt die Wiederstandskraft des Völkchens und reduziert die Arbeiterinnenzahl und die Nachwuchsrate ausserdem. Das Volk verhungert.
Ich habe mich nun heute mit etwas flauem Gefühl an die Rettung meiner Hornissen gemacht. Es war höchste Zeit, es gibt nur noch vier Arbeiterinnen. Zum Glück geht es meiner vom Anfang an vom Pech verfolgten Königin noch sehr gut. Die Ärmste hat etliche entschlossene Konkurrentinnen abgewehrt, sich durchgesetzt und nun dieses.
Als erstes trennte ich vorsichtig das Nest von der Glasscheibe und den umgebenden Holz der Nistkammer ab. Die Hornissen beobachteten mich etwas argwöhnisch.
Dann liess ich das Nest mitsamt der Bewohner in ein Gefäß fallen, natürlich äusserst vorsichtig, schnell zerbricht ein solches recht schweres Nest, zwar ist das Papier recht stabil, aber auch sehr spröde. Die Brut in einer solchen Wabe aber hat ein ziemliches Gewicht! Am Boden des Gefässes hatte ich deshalb etwas Watte deponiert.
Nun flitzte ich mit meinen wütend surrenden Lieblingen im Gefäß ins Schlafzimmer, wo ich die Hornissen fliegen liess, um sie so vom Nest zu trennen. Eine meiner Hornissen wollte meine Bemühungen nicht wirklich wertschätzen, sie nahm mich ins Visier und flog in Kampfpilotenmanier auf mich los. Mit einen kühnen Sprung hinter die Zimmertür konnte ich der Schlechtgelaunten gerade noch entkommen.
Schnell waren dann die vier Arbeiterinnen am Fenster eingesammelt, ebenso die Königinmutter vom Nest gepflückt.
Nun konnte ich das verwaiste Nest näher betrachten. Zwar gab es noch in der ersten Wabe Brut, jedoch eben auch diese verkackten Raupen sowie wahrscheinlich Gelege der Motten. Die untere, zweite Wabe war augenscheinlich unbefallen. Also musste diese Wabe für den Neustart genügen. Ich trennte sie vom befallenen Nest ab, befestigte sie auf bei mir bewährte Art an einem Stöckchen ohne Kleber oder andere Chemie.
Nun befestigte ich die Konstruktion in einem vorbereiteten Poysterolkasten.
Den hatte ich auf Maß angefertigt, bevor ich das Nest entfernt hatte.
Mit diesen Kasten kam das Nest nun zurück in die Nistkammer, die ich vorher mit etwas Öl/Seifenlauge ausgespritzt hatte. Anschliessend setzte ich die Königin auf die Wabe, dann die Arbeiterinnen.
Nach einiger Zeit legte sich deren verständlich Erregung und die Arbeiterinnen begannen ihren normalen Flugbetrieb. Sehr schnell hatten sie verstanden, dass es nun zum Nest durch den Eingang des Polysterolkasten ging.
Ich hoffe, dass die Hornissen nun Zeit für ihren Nachwuchs haben und sich nicht mehr mit diesen Wachsmotten herumärgern müssen. Jedenfalls habe ich nun guten Einblick und kann schnell und "unbürokratisch":) helfen, wenn es nochmal nötig ist. Es wird in jedem Fall nun schwierig, denn diese vier, nicht mehr jungen Arbeiterinnen müssen den Neustart schaffen.
Ich helfe ihnen, so gut ich kann. Am Eingang gibt es eine Zuckertränke, die von den Hornissen gekannt wird und benutzt wird. So müssen sie wenigstens nicht nach Kohlehydraten suchen.
Noch ein paar Bilder.
LG, Frank.
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