Vor etwa einer Woche habe ich eine kleine Messor-barbarus-Kolonie von privat übernommen.

Vermutlich ist die Gyne vom Schwarmflug 2022, genaue Infos zu ihr habe ich nicht. Sie hat 13-14 Arbeiterinnen.

Erhalten habe ich sie in diesem Setup: Der Boden der Arena-Box (eine Plastikbox mit vielleicht 20x20cm Boden und Deckel, in den ein Loch geschnitten und mit Gaze verschlossen war) ungefähr zwei Fingerbreit mit vermutlich Sand-Lehm-Gemisch bedeckt, sehr sandig, aber stellenweise bröckelig. als ob angefeuchteter und wieder getrockneter Lehm in geringer Beimengung das Ganze etwas zusammenhält. Darauf lagen ein RG ohne alles ("könnten sie ja für die Körmer nutzen"), ein RG als Tränke, mit Watte verschlossen und noch einem kleinen Schluck Wasser drin und das Nest-RG, bei dem allerdings der Wassertank leer ist (wie lange schon weiß ich nicht). Im Sand lagen ein paar Körner (eine Mischung, die ich auch bekommen habe) verstreut, ein paar Körner waren auch ins Nest getragen worden. Ein vertrocknetes Futterinsekt (Mehlwurmpuppe oder so) lag auch im Sand.

Ich hatte die Kolonie abends abgeholt. Die Gyne schien sich, als ich sie zu Hause beobachtete, ein paar mal tot zu stellen, sie lag auf der Seite. Nach ein paar Minuten stand sie jeweils wieder auf, daher gehe ich davon aus, dass da eine Stressreaktion war. Die Arbeiterinnen blieben weitgehend bei ihr im Nest, meist war nur eine im Sand unterwegs. Na ja, sie hatten eine gute halbe Stunde Autofahrt hinter sich und das ging natürlich nicht ohne Erschütterungen. Ich ahbe also erstmal alles so gelassen wie es war und einen Lichtschutz improvisiert, indem ich auf der Seite der Box, wo das Fenster des Raumes war, eine blickdichte Eurobox aufrecht neben die "Arena-Box" gestellt habe. So hatten es die Ameisen etwas dämmerig, obwohl es draußen noch hell war. Anonsten bekamen sie erschütterungsfreie Ruhe verordnet

Am zweiten Tag habe ich sie dann nochmal gestresst, denn nachdem es in der Box, worin ich sie bekommen habe, müffelte, mussten sie mitsamt RG-Nest umziehen in einen Glaskasten, wie ich ihn momentan auch als Mini-Arena für meine Lasius niger benutze. Das aktuelle Setup sieht so aus: Bodengrund aus Lehm-Sand-Gemisch, nur wenige mm dick, befeuchtet und wieder getrocknet, an der Seite, wo die RG-Öffnungen sind etwas Aquarienkies lose hingestreut. Rechts ein RG als Tränke, links daneben das RG-Nest, in dem ich sie bekommen habe, links daneben ein abgedecktes offenes, trockenes RG, in das ich ein paar zerdrückte Körner gegeben hatte, ganz links ein abgedecktes und zusätzlich mit Alufolie verdunkeltes RG mit gefülltem Wassertank. Im Kronkorken befindet sich Nachschub an zerdrückten Körnern, den sie aber noch nicht gefunden haben - die Körner im RG scheinen noch genug zu sein.


Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie die halbierte Mehlwurmpuppe fanden, die ich ihnen vor ihr Nest gelegt hatte. Ein paar Minuten später fand eine Arbeiterin die zerdrückten Körner und versorgte erstmal alle im Nest verbliebenen Schwestern damit. Wobei ein Teil der Arbeiterinnen die Mehlwumpuppen-Teile hereinholten und auch deutlich mehr Arbeiterinnen als zuvor, selbst noch vor der Autofahrt, in der Arena herumliefen. Das Wasser fanden sie interessanterweise zum Schluss und eher zufällig... Es wirkte so, als ob sie völlig ausgehungert nach Körnern und Insekten waren.

Seit ein paar Tagen bin ich mir auch sicher, dass sie das abgedunkelte RG mit gefülltem Wassertank gefunden haben. Ich hätte gedacht, dass es durch die Feuchtigkeit und Dunkelheit viel attraktiver ist als das bisherige Nest mit vermutlich schon länger leerem Wassertank und Helligkeit. Na ja, sie sehen das anders. Die Gyne hat sogar Eier gelegt - nicht viele, aber vor dem Winter hatte ich nicht mehr damit gerechnet. An einen Umzug denken sie jedenfalls nicht.

Sollten sie vor der Winterruhe nicht umziehen, habe ich das Problem des leeren Wassertanks im jetzigen Nest. Soll ich dann einfach beide RGs miteinander verbinden, ein paar Körner drinnen, und es in den drei Monaten Winterruhe so lassen? Oder versuchen, sie jetzt vor der Winterruhe noch zum Umzug zu bewegen? Oder sie einfach machen lassen, das ganze Setup kühl stellen (hatte ich eigentlich eh vor, die Arena ist ja nicht groß) und hoffen, dass sie selbst für genug Wasser sorgen, indem sie "draußen" trinken gehen?

Was würdet ihr machen?

Selbst trocken wirkende Watte kann noch lange Feuchtigkeit in ihrem Kern speichern. Den Ameisen kommt es ja eher auf die Luftfeuchtigkeit an, Trinkwasser können sie sich im anderen RG holen.
Da Messor barbarus bei ca. 15°C überwintern und nie komplett immobil werden ist das ganze nicht so schlimm, die können auch während der Winterruhe umziehen, wenn es sein muss.

Dann bin ich beruhigt und lasse sie einfach mal machen. Wie lange der Tank schon leer ist und ob da noch Restfeuchte in der Watte ist weiß ich halt nicht. Aber grundsätzlich sollten sie inzwischen wissen, wo es Wassernachschub gibt...

Ich sags mal so, meine Myrmica (die ja im Ruf stehen es eher sehr feucht zu mögen) saßen fast 4 Wochen in einem RG mit komplett ausgetrocknetem Wassertank, obwohl sie eine Ausweichoption hatten.
Viele Arten sind auch in der Lage ihr Nest selbst zu befeuchten, sofern das Verhältnis von [Ameisen : zu befeuchtender Raum] stimmt (also sprich das Nest nicht zu groß für die Kolonie ist). Die holen sich einfach Wasser aus dem anderen RG und spucken es dann auf die Innenflächen des Nests.

Ich sags mal so, meine Myrmica (die ja im Ruf stehen es eher sehr feucht zu mögen)
Welche Myrmica Art ist gemeint?
Wie passt das zu den Bedingungen die Messor barbarus brauchen?

Messor barbarus kommen aus Gebieten wo es richtig trocken werden kann.
Was machen diese Ameisen, graben sich tiefer, in feuchtere Erdschichten ein.
Unter Steinen, die den Tag/Nachtemperaturen ausgesetzt sind, bildet sich Kondenswasser, eine Trinkmöglichkeit.
Messor barbarus in der Gründungszeit, ohne Trinkmöglichkeit im Nest zu halten, für mich eine der hauptsächlichen Möglichkeiten, dass eine Gründung misslingt.
Trifft zu, das auch wenn der Wassertank trocken ist, die Watte immer noch Feuchtigkeit bringt, sich darauf zu verlassen, könnte richtig schief gehen.

Grüße Wolfgang

Wie gesagt, sie haben zwei Möglichkeiten, an Wasser zu kommen: einerseits über das RG, das als Tränke neben ihrem aktuellen Nest-RG liegt. Dieses nutzen sie auch gern, das habe ich bereits mehrfach gesehen. Andererseits über den Wassertank in dem RG, das ich als neues Nest anbiete. Dieses ist zudem doppelt abgedunkelt. Auch hier habe ich schon Arbeiterinnen reingehen sehen, sie haben es also auch schon gefunden, wollen aber bisher nicht umziehen.

Wolfgang, was würdest du tun an meiner Stelle?

Erne hat geschrieben: ↑

2. September 2023, 19:57

Ich sags mal so, meine Myrmica (die ja im Ruf stehen es eher sehr feucht zu mögen)
Welche Myrmica Art ist gemeint?

Keine Ahnung, die konnte nie bestimmt werden, war wohl zumindest keine der üblichen.

Erne hat geschrieben: ↑

2. September 2023, 19:57

Wie passt das zu den Bedingungen die Messor barbarus brauchen?

Es passt zum Thema, denn es diente der Verdeutlichung, dass auch scheinbar trockene Watte noch wochenlang genug Feuchtigkeit speichern kann, um eine passable Luftfeuchtigkeit im RG zu gewährleisten.

Ich habe bei Lasius niger ein RG, in der das Wasser weg ist, aber ich sehe starke Feuchtigkeit auf der Watte (Wassertropfen), schon seit einigen Monaten! Also das kann noch gut und gerne dauern, bis das wirkklich austrocknet. Das RG ist vorne auch ganz offen und die Arena ist trocken (Zimmer-LF).

Ich kenne mich mit Messor nicht aus, aber bei dem Setup von Wassermöglichkeiten können die Idealbedingungen nicht mehr besser werden. Wenn die bei nur 15°C überwintern und das ganze Setup dort stehen bleiben kann besteht auch eigentlich kein Problem.

Was wäre denn die Alternative? Ameisen aus dem RG schütteln?


P.S.:Dazu dieser Video-Fundus von gestern, sorry Offtopic, aber der fällt mir grad dazu ein...
https://www.youtube.com/watch?v=pSl9zst3UUo&t=259s