Ich möchte in diesem Themenstrang (engl. thread; umgangssprachlich auch sräd, fred oder threat [engl. für Gefahr] genannt)
meine Erfahrungen und Beobachtungen zur Haltung von Oecophylla smaragdina niederschreiben.
Ich habe lange überlegt ob ich mir die Art kaufen soll, ob ich schon die nötige Erfahrung habe, genügend Platz und eine artgerechte Haltung möglich ist und bin zum Entschluss gekommen, daß die Bedingungen nach 2 Jahren Ameisenhaltung nicht viel besser werden würden. Über das Risiko des Scheiterns bin ich mir durchaus bewußt.
Bei Fragen, Verbesserungsvorschlägen, Lob oder Kritik benutzt bitte den Diskussionsfred
Gut ein Jahr nachdem ich mich in diese tollen Ameisen in meinem Thailand Urlaub verliebt habe möchte ich hier über die kleine Kolonie auf folgendem Bild berichten:
Kurz nach Umzug in ihr neues Nest
Bevor es losgeht ein paar zusammengeklaute Eckdaten:
[font="]Oecophylla smaragdina[/font]
Unterfamilie: Formicinae
Art: smaragdina
Farbvariante: braun (Die grüne Farbvariante kommt nur in Nordaustralien vor)
Lebensraum: Asien, Ozeanien, Nord-Australien
Gründung: claustral (zum Teil offen auf einer Blattunterseite)
Arbeiterinnen: polymorph,
Koloniestärke: >500.000, Zweignester
Aussehen:
Arbeiterinnen: braun 18-22mm
Temperatur: 22 – 28 °C
Luftfeuchtigkeit: 60 – 80 %
Nahrung: süße Früchte, Honigtau, Pflanzensaft, Insekten
Besonderheiten: Die Tiere leben vorwiegend auf Bäumen, wo sie auch ihre Nester mit Hilfe ihrer
Zitate aus „Ameisen – Die Entdeckung einer faszinierenden Welt“
(In den Zitaten ging es um die Weberameisen Oecophylla longinoda und smaragdina)
„Wir fanden bei den Weberameisen eine Reihe der komplexesten Sozialverhaltensweisen, die man aus dem Tierreich kennt.
Es stellte sich heraus, dass sie das höchstentwickelte chemische Kommunikationssystem besitzen, das jemals bei Tieren entdeckt wurde...“
„Die Weberameisen verteidigen ihr Gebiet, als ob es sich um eine Festungsanlage handeln würde.
Säugetiere und andere Eindringlinge werden sofort heftig angegriffen und Angehörige benachbarter Weberameisenkolonien, die in ihr Gebiet eindringen, zur Strecke gebracht.
Sie vernichten auch die Arbeiterinnen der meisten anderen Ameisenarten und nahezu jede andere Insektenart, der sie Herr werden können...
Kämpfe zwischen benachbarten Weberameisenkolonien sind so schwerwiegend, daß sich dadurch schmale, unbesetzte Grenzkorridore, eine Art von „Ameisen-Niemandsland“, bilden.“
„Die Weberameisenart Oecophylla smaragdina unterhält Kasernennester an den Grenzlinien in denen alternde Arbeiterinnen Wache halten...
So setzen sie sich gegen Ende ihres nützlichen Lebens zugunsten der Kolonie den größten Gefahren aus.
Während wir unsere jungen Männer in den Krieg schicken, schicken Weberameisenstaaten ihre alten Damen, könnte man sagen."
Am 28. Februar 2009 kam das ersehnte Päckchen mit dem vermeintlich kleinen Ameisenstaat. Die Ameisen wurden als "kleine Kolonie" verkauft, deshalb wußte nicht wieviele Ameisen es sein würden und hoffte, daß alles in Ordnung wäre. Ich öffnete also vorsichtig das Paket und brachte eine kleine Plastikbox zum Vorschein.
Es war ein feuchtes Küchenkrepp in der Dose und zwei unscheinbare Blätter. Nicht mal 10cm lang und etwa 5cm breit. Sie waren leicht miteinander verwoben und bildeten so eine kleines Nest von vielleicht 5x3cm Länge und höchstens 1cm Höhe. Wie sollte dort die
Ich konnte auch keine einzige Ameise entdecken...
Ich nahm die Blätter und legte sie in ein vorbereitetes 60x30x30 cm Glasbecken, das von unten über eine Wärmematte beheizt wurde und mit PTFE gesichert war. Für den Notfall hatte ich den passenden Glasdeckel dazu.
Kaum war das Nest auf Temperatur gebracht kamen auch schon die ersten Arbeiterinnen neugierig aus ihrem winzigen Nest. Kurz darauf „wimmelte“ auch schon das 60x30x30 cm große Becke von Ameisen. Es war wirklich erstaunlich wieviele dieser großen Ameisen zwischen diese kleinen Blätter paßten. Und die Könign mußte ja auch noch dort drin sitzen.
Die PTFE Schicht stellte nur kurz eine Barriere dar. Schon sehr bald rannten die Kletterkünster, die sich an der Glaswand sicherer bewegten als auf dem Boden, auch über das PTFE. Also kam der Deckel drauf.
Ich hatte viele Reagenzgläser am Sandboden über verschiedene Wärmezonen verteilt und hoffte, daß die Kolonie sich ein passendes aussuchen würde.
01. März:
Am nächsten morgen hatten sich alle Ameisen wieder in ihr altes Nest zurückgezogen. Außerdem hatte sich sehr viel Kondenswasser an den Scheiben abgelagert und der nasse Sand den ich zuvor gründlich gewaschen hatte entwickelte einen eigenartigen Geruch. Ich war nicht wirklich zufrieden mit dem Becken.
Da ich die Oecophylla smaragdina mittelfristig in meine Yukapalme einziehen lassen wollte, zog ich das Projekt „Yuka Palme“ also vor und machte mich an die Arbeit die 1.80 m große viele Jahre alte Palme in den Garten zu verfrachten, gründlich zu waschen, zu schneiden und umzutopfen.
Völlig verdreckt und nass stand ich nun bei 5 °C bibbernd vor dem vollendeten Werk.
Ich pflanzte noch zwei große Bromelien, die ich zuvor im Glasbecken hatte und füllte etwa 5cm weißen Kies auf und dann transportierten wir sie wieder ein Stockwerk höher.
Ähm ja sorry für die Unordnung
Obwohl üblicherweise Glückskastanien als Bepflanzung empfohlen wird, habe ich mich für die Yukapalme entschieden. Da ich mich seit längerem in Gedanken mit der Haltung dieser Weberameisenart beschäftige bin ich auch sehr bald auf diese Palme gekommen.
In den wenigen Haltungsberichten wurde oft beschrieben, daß bei der Haltung oft die Pflanzen die größeren Probleme bereiten, da sie doch sehr belastet werden. Über die Jahre in denen ich diese Palme schon besitze kann ich nur sagen, daß sie unglaublich robust ist und mir schon manche Fehler verziehen hat. Dies und die Gewissheit, daß kein Dünger oder andere schädliche Stoffe jemals an die Pflanze gekommen sind haben mich diese Entscheidung treffen lassen.
Meine Sorge war nur ob sie die Blätter verweben konnten, oder ob sie doch zu stabil waren. Aber das mußte ich riskieren. Ich konnte ja immer noch eine andere Pflanze kaufen.
Nachdem wir die Palme wieder 1 Stockwerk höher geschleppt hatten stellte ich diesmal nur noch zwei Reagenzgläser zur Verfügung und legte das kleine Nest auf den Kies.
Dann ging es richtig los. Die Arbeiterinnen strömten aus den kleinen schon recht welken Blättchen und sofort war Leben in der Palme. Es mußten mindestens 20 Arbeiterinnen unterwegs gewesen sein. Ich war wieder überrascht wieviele Ameisen das Gründungsnest beherbergte. Es konnten 20 aber auch 50 sein.
Diesmal war ich recht zufrieden und ich beobachtete wie sie die „Grenzen“ ihres Territoriums austesteten. War der Wassergraben genug um sie am Ausbüchsen zu hindern?
Zum Ausbruchsschutz:
Als Ausbruchsschutz sollte der mit Wasser gefüllte Untertopf der Palme dienen.
Damit die Pflanze aber nicht ständig nasse Füße bekommt steht diese noch auf einem umgedrehten Untertopf.
Also Untertopf mit Wasser ->darin umgedrehter Untertopf
->und darauf die Pflanze.
Der Keramiktopf der Yukapalme mit zwei Bromelien
auf dem umgedrehten Untertopf
Doch der Ausbruchsschutz wurde gar nicht getestet, da sie den Rand des Keramikpflanztopfs mit immerhin einen halben Meter Durchmesser, nicht überschritten. Sie liefen nur am Rand des Topfes im Kreis und machten nie einen Schritt nach unten. Es schien fast als hätten sie Höhenangst, was natürlich nicht der Fall war. Allerdings fühlten sie sich scheinbar am Wohlsten auf den Blättern der Yukapalme, was ja ihrem Naturell entspricht.
Beruhigt legte ich mich daneben aufs Bett und beobachtete sie und beobachtete und... schlief ein.
02 März 2009:
Oh Mann ich mußte zur Arbeit... aber ich hatte ja noch Zeit. Mein Blick wanderte zum Blatt wo sie ihr kleines Heim eingerichtet hatten. Natürlich war wieder keine Ameise unterwegs. Doch normalerweise standen doch ein paar Wachposten am Eingang. Ich mußte genauer nachsehen. Etwas verschlafen leuchtete ich mit der Taschenlampe in die Öffnung der beiden Blätter und dort war nichts.
Jetzt war ich hellwach. Sie konnten doch nicht so schnell in eins der Reagenzgläser gezogen sein. Ich hatte ja nur 6 Stunden geschlafen...
Auch die Reagenzgläser waren leer. Es war nirgends auch nur eine einzige Ameise zu sehen. Langsam stieg Panik in mir auf. Ich nahm das Gründungsnest und öffnete es. Es war wie erwartet völlig verlassen.
Okay erst mal tief durchatmen und die Pflanze absuchen. Nach weiteren endlosen Augenblicken sah ich von unten ein paar Arbeiterinnen wie sie ein halb zusammengerolltes Blatt zusammenhielten. Es war in einer Höhe von etwa 1.50 m und man konnte von vorne einigermaßen reinsehen. 5 Arbeiterinnen klammerten sich mit ihren Beinen an das eine Blattende und hielten mit den
Innerhalb von ein paar Stunden ist die kleine Kolonie
in das leicht gerollte Blatt gezogen
Wenn man das Blatt auf einer Seite anleuchtete konnte man die Schemen der Ameisen darin sehen aber keinen großen Schatten der
Ich suchte nochmal die Palme ab und befürchtete schon, daß sie vielleicht an der Unterseite des Gründungsnestes saß wo ich sie nicht sehen konnte und welches schon entsorgt war. Das konnte alles nicht wahr sein und ich mußte auch noch zur Arbeit.
Ihr könnt euch vorstellen, daß ich an diesem Tag nicht sehr produktiv war. Ich hörte auch früher auf zu arbeiten und Zuhause angekommen überlegte ich ob die
Alles hin und her überlegen half nichts ich kam zum Entschluss das Blatt auseinanderzubiegen und mir einen echten Überblick zu verschaffen. Mit einer Pinzette schob ich die Arbeiterinnen die das Blatt zusammen hielten zur Seite. Unglaublich mit welcher Kraft sich die Kleinen an die Blätter haften konnten. So leid es mir tat sie zu stressen ich mußte jetzt Gewissheit haben und 100% sicher sein, daß dort keine
Ich nutzte die Gelegenheit um mehr schlecht als recht Photos zu schießen. Leider ist die Qualität nicht besonders:
Die braune
ist leider etwas schwer zu erkennen
Die Erleichterung war riesig!
Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher ob ich sie am morgen einfach übersehen hatte, obwohl ich glaubte einen guten Einblick zu haben, oder ob sie vielleicht noch auf dem Weg zum Nest war und an irgendeinem andern Blatt saß (Was ich nicht glaube. Ohne Arbeiterinnen?) Wahrscheinlich hatte ich sie einfach nicht gesehen obwohl sie eine beachtliche Größe hat.
Jedenfalls war ich jetzt glücklich und nutzte die Gelegenheit mit einen kleinen Überblick über die Kolonie zu machen anhand der geschossenen Photos:
Ein kleiner Einblick in das neue Nest der kleinen Kolonie.
Die Finger blieben heil
Es sind Eier,
Folgende Aufzählung soll nur als grobe Schätzung gelten. Da ich die Kolonie nicht länger unnötig stressen wollte hab ich die Zählung nur über die wenigen schlechten Bilder gemacht.
Geschätzte Koloniegröße:
1
Ca. 30 Arbeiter
Ca. 50 Eier
Ca. 5 kleine
Ca. 5 große
1 Nacktpuppe
Ich war begeistert. Daß schon soviel Eier gelegt wurden hätte ich nie gedacht.
Auf den Photos kann man auch schön den ausgeprägten