Oecophylla smaragdina – Haltungserfahrungen

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#1 Oecophylla smaragdina – Haltungserfahrungen

Beitrag von nethead » 29. März 2009, 20:24

Haltungserfahrungen

Ich möchte in diesem Themenstrang (engl. thread; umgangssprachlich auch sräd, fred oder threat [engl. für Gefahr] genannt)
meine Erfahrungen und Beobachtungen zur Haltung von Oecophylla smaragdina niederschreiben.

Ich habe lange überlegt ob ich mir die Art kaufen soll, ob ich schon die nötige Erfahrung habe, genügend Platz und eine artgerechte Haltung möglich ist und bin zum Entschluss gekommen, daß die Bedingungen nach 2 Jahren Ameisenhaltung nicht viel besser werden würden. Über das Risiko des Scheiterns bin ich mir durchaus bewußt.

Bei Fragen, Verbesserungsvorschlägen, Lob oder Kritik benutzt bitte den Diskussionsfred ;)
Gut ein Jahr nachdem ich mich in diese tollen Ameisen in meinem Thailand Urlaub verliebt habe möchte ich hier über die kleine Kolonie auf folgendem Bild berichten:

Bild
Kurz nach Umzug in ihr neues Nest

Bevor es losgeht ein paar zusammengeklaute Eckdaten:

[font="]Oecophylla smaragdina[/font]

Unterfamilie: Formicinae
Gattung: Oecophylla
Art: smaragdina
Farbvariante: braun (Die grüne Farbvariante kommt nur in Nordaustralien vor)
Lebensraum: Asien, Ozeanien, Nord-Australien
Winterruhe: keine
Königin: monogyn
Gründung: claustral (zum Teil offen auf einer Blattunterseite)
Arbeiterinnen: polymorph, Major + Minor
Koloniestärke: >500.000, Zweignester
Aussehen: Königinnen: hellgrün bis braun 23-28mm
Arbeiterinnen: braun 18-22mm

Temperatur: 22 – 28 °C
Luftfeuchtigkeit: 60 – 80 %
Nahrung: süße Früchte, Honigtau, Pflanzensaft, Insekten

Besonderheiten: Die Tiere leben vorwiegend auf Bäumen, wo sie auch ihre Nester mit Hilfe ihrer Larven weben.


Zitate aus „Ameisen – Die Entdeckung einer faszinierenden Welt“
(In den Zitaten ging es um die Weberameisen Oecophylla longinoda und smaragdina)

„Wir fanden bei den Weberameisen eine Reihe der komplexesten Sozialverhaltensweisen, die man aus dem Tierreich kennt.
Es stellte sich heraus, dass sie das höchstentwickelte chemische Kommunikationssystem besitzen, das jemals bei Tieren entdeckt wurde...“


„Die Weberameisen verteidigen ihr Gebiet, als ob es sich um eine Festungsanlage handeln würde.
Säugetiere und andere Eindringlinge werden sofort heftig angegriffen und Angehörige benachbarter Weberameisenkolonien, die in ihr Gebiet eindringen, zur Strecke gebracht.
Sie vernichten auch die Arbeiterinnen der meisten anderen Ameisenarten und nahezu jede andere Insektenart, der sie Herr werden können...
Kämpfe zwischen benachbarten Weberameisenkolonien sind so schwerwiegend, daß sich dadurch schmale, unbesetzte Grenzkorridore, eine Art von „Ameisen-Niemandsland“, bilden.“


„Die Weberameisenart Oecophylla smaragdina unterhält Kasernennester an den Grenzlinien in denen alternde Arbeiterinnen Wache halten...
So setzen sie sich gegen Ende ihres nützlichen Lebens zugunsten der Kolonie den größten Gefahren aus.
Während wir unsere jungen Männer in den Krieg schicken, schicken Weberameisenstaaten ihre alten Damen, könnte man sagen."




Am 28. Februar 2009 kam das ersehnte Päckchen mit dem vermeintlich kleinen Ameisenstaat. Die Ameisen wurden als "kleine Kolonie" verkauft, deshalb wußte nicht wieviele Ameisen es sein würden und hoffte, daß alles in Ordnung wäre. Ich öffnete also vorsichtig das Paket und brachte eine kleine Plastikbox zum Vorschein.
Es war ein feuchtes Küchenkrepp in der Dose und zwei unscheinbare Blätter. Nicht mal 10cm lang und etwa 5cm breit. Sie waren leicht miteinander verwoben und bildeten so eine kleines Nest von vielleicht 5x3cm Länge und höchstens 1cm Höhe. Wie sollte dort die Königin mit ihren Arbeiterinnen reinpassen?
Ich konnte auch keine einzige Ameise entdecken...

Ich nahm die Blätter und legte sie in ein vorbereitetes 60x30x30 cm Glasbecken, das von unten über eine Wärmematte beheizt wurde und mit PTFE gesichert war. Für den Notfall hatte ich den passenden Glasdeckel dazu.
Kaum war das Nest auf Temperatur gebracht kamen auch schon die ersten Arbeiterinnen neugierig aus ihrem winzigen Nest. Kurz darauf „wimmelte“ auch schon das 60x30x30 cm große Becke von Ameisen. Es war wirklich erstaunlich wieviele dieser großen Ameisen zwischen diese kleinen Blätter paßten. Und die Könign mußte ja auch noch dort drin sitzen.

Die PTFE Schicht stellte nur kurz eine Barriere dar. Schon sehr bald rannten die Kletterkünster, die sich an der Glaswand sicherer bewegten als auf dem Boden, auch über das PTFE. Also kam der Deckel drauf.

Ich hatte viele Reagenzgläser am Sandboden über verschiedene Wärmezonen verteilt und hoffte, daß die Kolonie sich ein passendes aussuchen würde.



01. März:
Am nächsten morgen hatten sich alle Ameisen wieder in ihr altes Nest zurückgezogen. Außerdem hatte sich sehr viel Kondenswasser an den Scheiben abgelagert und der nasse Sand den ich zuvor gründlich gewaschen hatte entwickelte einen eigenartigen Geruch. Ich war nicht wirklich zufrieden mit dem Becken.

Da ich die Oecophylla smaragdina mittelfristig in meine Yukapalme einziehen lassen wollte, zog ich das Projekt „Yuka Palme“ also vor und machte mich an die Arbeit die 1.80 m große viele Jahre alte Palme in den Garten zu verfrachten, gründlich zu waschen, zu schneiden und umzutopfen.
Völlig verdreckt und nass stand ich nun bei 5 °C bibbernd vor dem vollendeten Werk.
Ich pflanzte noch zwei große Bromelien, die ich zuvor im Glasbecken hatte und füllte etwa 5cm weißen Kies auf und dann transportierten wir sie wieder ein Stockwerk höher.

Bild
Ähm ja sorry für die Unordnung :)

Obwohl üblicherweise Glückskastanien als Bepflanzung empfohlen wird, habe ich mich für die Yukapalme entschieden. Da ich mich seit längerem in Gedanken mit der Haltung dieser Weberameisenart beschäftige bin ich auch sehr bald auf diese Palme gekommen.
In den wenigen Haltungsberichten wurde oft beschrieben, daß bei der Haltung oft die Pflanzen die größeren Probleme bereiten, da sie doch sehr belastet werden. Über die Jahre in denen ich diese Palme schon besitze kann ich nur sagen, daß sie unglaublich robust ist und mir schon manche Fehler verziehen hat. Dies und die Gewissheit, daß kein Dünger oder andere schädliche Stoffe jemals an die Pflanze gekommen sind haben mich diese Entscheidung treffen lassen.
Meine Sorge war nur ob sie die Blätter verweben konnten, oder ob sie doch zu stabil waren. Aber das mußte ich riskieren. Ich konnte ja immer noch eine andere Pflanze kaufen.

Nachdem wir die Palme wieder 1 Stockwerk höher geschleppt hatten stellte ich diesmal nur noch zwei Reagenzgläser zur Verfügung und legte das kleine Nest auf den Kies.
Dann ging es richtig los. Die Arbeiterinnen strömten aus den kleinen schon recht welken Blättchen und sofort war Leben in der Palme. Es mußten mindestens 20 Arbeiterinnen unterwegs gewesen sein. Ich war wieder überrascht wieviele Ameisen das Gründungsnest beherbergte. Es konnten 20 aber auch 50 sein.
Diesmal war ich recht zufrieden und ich beobachtete wie sie die „Grenzen“ ihres Territoriums austesteten. War der Wassergraben genug um sie am Ausbüchsen zu hindern?

Zum Ausbruchsschutz:
Als Ausbruchsschutz sollte der mit Wasser gefüllte Untertopf der Palme dienen.
Damit die Pflanze aber nicht ständig nasse Füße bekommt steht diese noch auf einem umgedrehten Untertopf.
Also Untertopf mit Wasser ->darin umgedrehter Untertopf
->und darauf die Pflanze.

Bild
Der Keramiktopf der Yukapalme mit zwei Bromelien
auf dem umgedrehten Untertopf



Doch der Ausbruchsschutz wurde gar nicht getestet, da sie den Rand des Keramikpflanztopfs mit immerhin einen halben Meter Durchmesser, nicht überschritten. Sie liefen nur am Rand des Topfes im Kreis und machten nie einen Schritt nach unten. Es schien fast als hätten sie Höhenangst, was natürlich nicht der Fall war. Allerdings fühlten sie sich scheinbar am Wohlsten auf den Blättern der Yukapalme, was ja ihrem Naturell entspricht.

Beruhigt legte ich mich daneben aufs Bett und beobachtete sie und beobachtete und... schlief ein.



02 März 2009:
Oh Mann ich mußte zur Arbeit... aber ich hatte ja noch Zeit. Mein Blick wanderte zum Blatt wo sie ihr kleines Heim eingerichtet hatten. Natürlich war wieder keine Ameise unterwegs. Doch normalerweise standen doch ein paar Wachposten am Eingang. Ich mußte genauer nachsehen. Etwas verschlafen leuchtete ich mit der Taschenlampe in die Öffnung der beiden Blätter und dort war nichts.
Jetzt war ich hellwach. Sie konnten doch nicht so schnell in eins der Reagenzgläser gezogen sein. Ich hatte ja nur 6 Stunden geschlafen...
Auch die Reagenzgläser waren leer. Es war nirgends auch nur eine einzige Ameise zu sehen. Langsam stieg Panik in mir auf. Ich nahm das Gründungsnest und öffnete es. Es war wie erwartet völlig verlassen.

Okay erst mal tief durchatmen und die Pflanze absuchen. Nach weiteren endlosen Augenblicken sah ich von unten ein paar Arbeiterinnen wie sie ein halb zusammengerolltes Blatt zusammenhielten. Es war in einer Höhe von etwa 1.50 m und man konnte von vorne einigermaßen reinsehen. 5 Arbeiterinnen klammerten sich mit ihren Beinen an das eine Blattende und hielten mit den Mandibeln das andere Ende fest. In dem Hohlraum saß der Rest der Kolonie. Doch ich konnte die Königin nicht sehen.

Bild
Innerhalb von ein paar Stunden ist die kleine Kolonie
in das leicht gerollte Blatt gezogen

Wenn man das Blatt auf einer Seite anleuchtete konnte man die Schemen der Ameisen darin sehen aber keinen großen Schatten der Königin. Auch von vorne war nichts zu erkennen! Ich befürchtete schon das Schlimmste.
Ich suchte nochmal die Palme ab und befürchtete schon, daß sie vielleicht an der Unterseite des Gründungsnestes saß wo ich sie nicht sehen konnte und welches schon entsorgt war. Das konnte alles nicht wahr sein und ich mußte auch noch zur Arbeit.

Ihr könnt euch vorstellen, daß ich an diesem Tag nicht sehr produktiv war. Ich hörte auch früher auf zu arbeiten und Zuhause angekommen überlegte ich ob die Königin sich vielleicht am ersten Tag im Glasbecken von den Arbeiterinnen absonderte und in eine der Bromelien zog, die ich mit im Becken hatte und mittlerweile im Topf der Yukapalme eingepflanzt waren.

Alles hin und her überlegen half nichts ich kam zum Entschluss das Blatt auseinanderzubiegen und mir einen echten Überblick zu verschaffen. Mit einer Pinzette schob ich die Arbeiterinnen die das Blatt zusammen hielten zur Seite. Unglaublich mit welcher Kraft sich die Kleinen an die Blätter haften konnten. So leid es mir tat sie zu stressen ich mußte jetzt Gewissheit haben und 100% sicher sein, daß dort keine Königin saß. Ich bog also das Blatt auseinander und dort saßen etwa 30 Arbeiter und unter dem Gewirr aus Beinen und Körpern sah ich einen bräunlichen Hinterleib. Dort war sie, die königliche Hoheit, zugedeckt und beschützt durch ihre Nachkommen. Man konnte sie immer noch kaum erkennen.
Ich nutzte die Gelegenheit um mehr schlecht als recht Photos zu schießen. Leider ist die Qualität nicht besonders:

Bild
Die braune Gaster derOecophylla Königin
ist leider etwas schwer zu erkennen


Die Erleichterung war riesig!
Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher ob ich sie am morgen einfach übersehen hatte, obwohl ich glaubte einen guten Einblick zu haben, oder ob sie vielleicht noch auf dem Weg zum Nest war und an irgendeinem andern Blatt saß (Was ich nicht glaube. Ohne Arbeiterinnen?) Wahrscheinlich hatte ich sie einfach nicht gesehen obwohl sie eine beachtliche Größe hat.

Jedenfalls war ich jetzt glücklich und nutzte die Gelegenheit mit einen kleinen Überblick über die Kolonie zu machen anhand der geschossenen Photos:


Bild
Ein kleiner Einblick in das neue Nest der kleinen Kolonie.
Die Finger blieben heil

Bild
Es sind Eier, Larven und sogar eine Nacktpuppe zu erkennen


Folgende Aufzählung soll nur als grobe Schätzung gelten. Da ich die Kolonie nicht länger unnötig stressen wollte hab ich die Zählung nur über die wenigen schlechten Bilder gemacht.
Geschätzte Koloniegröße:
1 Königin (da bin ich mir jetzt sicher)
Ca. 30 Arbeiter
Ca. 50 Eier
Ca. 5 kleine Larven
Ca. 5 große Larven
1 Nacktpuppe

Ich war begeistert. Daß schon soviel Eier gelegt wurden hätte ich nie gedacht.
Auf den Photos kann man auch schön den ausgeprägten Polymorphismus anhand der verschiedenen Größen der Arbeiter erkennen.
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#2 AW: Oecophylla smaragdina – Haltungserfahrungen

Beitrag von nethead » 29. März 2009, 21:03

07. März 2009:
Die letzten 5 Tage waren die Ameisen mit ihrem neuen Nest in schwindelerregender Höhe beschäftigt :)
Anfangs wurden die Blätter noch von den Ameisen fixiert. Doch mittlerweile wurden auch schon die ersten Fäden mit ihren Larven gewoben. Immer abends sind eine oder zwei große Arbeiterinnen unterwegs und verstärken das Gespinstnest. Es ist jetzt etwa 5cm lang und auf beiden Seiten offen.


[img]http://picmirror.de/thumb.php/34784_07mar2009073.jpg[/img][font=Comic Sans MS]
[/font] [font=Comic Sans MS]Das Nest in 1.50m Höhe in einem Yuka Palmen Blatt[/font]
[font=Comic Sans MS][font="][font=Comic Sans MS]
[/font]
[/font]
[/font] Was mir noch etwas Sorgen bereitete war die Nahrungsaufnahme. Honig wird zwar angenommen aber keine tierische Nahrung, obwohl ja Larven vorhanden sind.
Ich setzte mich nochmal mit dem Verkäufer in Verbindung. Er meinte, daß man anfangs Insekten auch direkt ins Nest geben kann wenn nichts aufgenommen wird. Bisher versuchte ich immer am Grund zu füttern.
Das nächste Heimchen hielt ich ein paar Zentimeter entfernt vom Nesteingang bereit und es wurde sofort von einer Arbeiterin gepackt und von weiteren fixiert.

[img]http://picmirror.de/thumb.php/34785_07mar2009031.jpg[/img]
[font=Comic Sans MS]Erstes Heimchen wird direkt am Nest angenommen.. [/font]
[font=Comic Sans MS]Eine Arbeiterin hält noch immer das Nest zusammen.



[/font]
13. März:
Der Kolonie schien es ganz gut zu gehen. Das Nest wurde ständig nach links und rechts erweitert, wobei das Nest zum Stamm hin verschlossen und der Eingang nach außen gelegt wurde, was mich sehr freut, da ich immer noch einen guten Einblick ins Nest hatte. (Die Königin sehe ich allerdings nur sehr selten und dann nur den Kopf)
Mittlerweile war das neue Zuhause fast 10cm lang und wurde ständig verstärkt. Jetzt mussten auch keine Ameisen mehr die Blattenden zusammenhalten.

Es wurde sehr viel Honig aufgenommen und es waren fast ständig eine oder 2 Arbeiterinnen am Honigtopf. Dabei mussten sie die Palme runterklettern und einen zweiten, abgeschnittenen Ast wieder hochklettern.

[font=Comic Sans MS] [img]http://picmirror.de/thumb.php/34786_13mar2009028.jpg[/img][img]http://picmirror.de/thumb.php/34787_13mar2009013.jpg[/img]
[/font]
[font=Comic Sans MS]Eine Arbeiterin, perfekt [/font][font=Comic Sans MS]getarnt, auf dem Weg
zurHonigquelle

[/font]
Auch der Nestbau macht Fortschritte. Über die erste Lage der Proteinfäden wurde immer wieder[font=Comic Sans MS] [font=Verdana]abends eine neue Lage aufgebracht. So verstärkten sie das Nest und erweiterten es von Tag zu Tag.

[img]http://picmirror.de/thumb.php/34788_13mar2009043.jpg[/img]
[/font][/font] [font=Comic Sans MS]Der Nestbau macht deutliche Fortschritte[/font]

[font=Comic Sans MS][font=Verdana][img]http://picmirror.de/thumb.php/34789_2009_03_14_oeco027.jpg[/img]

So, das waren, soweit ich mich erinnere, die Geschehnisse der letzten Wochen seit Ankunft der kleinen Kolonie.
Näheres zu den Haltungsbedingungen gibt es im nächsten Eintrag, der dann aktuell sein wird.

Lg nethead
[/font][/font]
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#3 AW: Oecophylla smaragdina – Haltungserfahrungen

Beitrag von nethead » 12. April 2009, 15:25

Hallo zusammen,

da ich bisher nicht wußte wo die Oecophylla smaragdina Kolonie genau herkommt konnte ich dazu noch nichts schreiben.
Ich hab jetzt explizit nochmal beim Verkäufer nachgefragt, der mir freundlicherweise genau sagen konnte wo sie gefunden wurde.

Aus der Umgebung von Kutoarjo (Mitteljava) auf Indonesien in Strandnähe:
[img]http://picmirror.de/thumb.php/35821_screenshot003.jpg[/img]

Da ich noch auf die Haltungsbedingungen zu sprechen kommen will hab ich auch noch eine Klimatabelle für Java eingefügt:
(Die Luftfeuchtigkeit auf Java schwankt das ganze Jahr über um die 80%. Die Temperaturen etwa zwischen 23 und 30 Grad)
[img]http://picmirror.de/thumb.php/35827_screenshot007.jpg[/img]

Haltungsbedingungen (Temperatur und Luftfeuchtigkeit):

Ähnliche Temperaturen hab ich zur Zeit auch in meinem Zimmer. Diese schwanken zwischen 22 und 28 Grad.
Da nachmittags kurz die Sonne auf ein Teil des Nestes scheint steigen sie auch auf 30 Grad an.
Nur die Luftfeuchtigkeit bereitet mir Sorgen, wie ich auch schon im Diskussionsthread geschrieben hab. Sie liegt meistens weit unter 40%.

Ich besprühe zwar die Palme zweimal am Tag, jetzt im Urlaub sogar noch öfter, doch die Luftfeuchtigkeit steigt nur kurz ein paar Prozent an.
Im Mikroklima des Nestinnern sollte die Luftfeuchtigkeit zwar höher liegen da von den Blättern Wasser verdunstet, doch eine Messung direkt an einem Blatt hat dies nicht bestätigt.
Die Messung war allerdings ausserhalb des Blattes.
Kann es sein, daß die Robustheit der Yucca Palme auf die geringe Verdunstung durch die Blätter zurückzuführen ist, was aber wieder schlechte Auswirkungen auf das Klima im Inneren des Blattnestes hat?
Inwieweit können die Oecophylla smaragdina Einfluss auf die Luftfeuchtigkeit nehmen?
Meine große (ein paar tausend) zählende Lasius niger Kolonie regelt das Nestklima komplett allein, ohne daß ich bewässere. Natürlich haben sie immer Frischwasser in der Arena zur Verfügung.
Tja Fragen über Fragen die sich wohl erst mit der Zeit klären lassen.


Zur Kolonieentwicklung:

Die Arbeiterinnen furagieren nicht mehr soviel wie anfangs was aber auch daran liegen müßte, daß sie zu Beginn erst mal ihr neues Zuhause untersuchen mußten und mit Duftmarken versahen.
Es sind auch ausgesprochen tagaktive Tiere die sich abends komplett ins Innere des Nestes zurückziehen.
Da ich keinen Einblick mehr ins Nest habe, kann ich nicht mit Sicherheit sagen ob neue Arbeiterinnen dazugekommen sind. Allerdings sind jetzt hellere und dunklere Arbeiterinnen zu sehen,
was darauf hinweisen könnte, daß doch neue Koloniemitglieder geschlüpft sind.

Proteinfutter wird immer noch am Nesteingang in Form von Heimchen und Fliegen angenommen und der Abfall wird einfach über die Blattkante auf meinen Parkettboden geworfen wo sich immer ein kleines Häufchen Insektenreste ansammelt. Die denken sich wohl ihr Halter wirds schon wegputzen.
Es ist wohl die effektivste Möglichkeit Abfall weit weg vom Nest zu bringen – auch in ihrer Heimat.

Leider waren bisher auch 3 tote vertrocknete Ameisenleichen darunter die aussahen wie vertrocknete Nacktpuppen kurz vor dem Schlupf der Imagine. Ist die Luftfeuchtigkeit im Blattinnern tatsächlich zu niedrig oder ist es die normale Sterberate der Nacktpuppen?
Sie hätten allerdings jederzeit ein Reagenzglas zur Verfügung, wo sie einziehen könnten falls die Bedingungen im Blätternest zu schlecht wären.

Das Nest scheint derzeit soweit fertig zu sein. Das Yucca Palmenblatt ist jetzt in einer Länge von 20cm zugesponnen. Hinten wurde komplett verschlossen und vorne zur Blattspitze ein kreisrundes Loch freigelassen. Sie haben aber immer noch Luft anzubauen bis die volle Blattlänge ausgeschöpft ist. Dann wirds interessant wie sie weitermachen...

[img]http://picmirror.de/thumb.php/35828_2009_04_08003.jpg[/img]
[font=Comic Sans MS]Der Nesteingang
Eine Arbeiterin schaut neugierig aus dem Loch
[/font]

[img]http://picmirror.de/thumb.php/35820_2009_04_03001.jpg[/img]
[font=Comic Sans MS]Eine Wasserträgerin bringt die
wertvolle Fracht zurück ins Nest
[/font][font=Wingdings][font=Comic Sans MS];)

[/font][/font] Die nächsten Wochen werden zeigen ob die Bedingungen auf der Yucca Palme für die kleine Kolonie in Ordnung sind oder nicht. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.

Lg nethead
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#4 AW: Oecophylla smaragdina – Haltungserfahrungen

Beitrag von nethead » 10. Mai 2009, 22:37

Hey Leute,

die letzten Wochen zeigten leider, dass etwas an den Haltungsbedingungen nicht passte.

Ich schätze, dass die kleine Kolonie die letzten Wochen einige Dutzend tote Minor-Arbeiter Nacktpuppen entsorgten. Da ich erst mal davon ausging, dass es an der Luftfeuchtigkeit lag handelte ich sofort.

Bild
[font=Comic Sans MS]tote Minor_Arbeiter Puppen[/font]

Etwa 1 Woche nach meinem letzten Eintrag legte ich das "Ausweich Reagenzglas", das ich zuvor auf den Boden der Pflanze gelegt und halb eingegraben hatte auf die Blätter der Yucca Palme ganz in die Nähe ihres Blätternest. Um den Durchmesser des Reagenzglases (Innendurchmesser 30mm, 200mm lang) zu verkleinern steckte ich kurzerhand ein Palmenblatt in die Öffnung.
Schon kurz darauf waren die ersten Kundschafter im Reagenzglas unterwegs. Zuvor auf dem Kies ignorierten sie das Reagenzglas noch völlig.

Sie zogen allerdings nicht um und das Puppensterben ging unvermindert weiter. Da sie nach einer Woche begannen im Reagenzglas Kammern zu spinnen und so das Blatt an die Glaswand hefteten sah ich noch von Zwangsmaßnahmen ab um den Umzug zu beschleunigen.
Ich war echt kurz davor das Blatt in dem sie wohnten abzutrennen und wieder auf dem Kies zu legen.

Naja ich geduldete mich und wurde belohnt. Die ganze Kolonie war in den Morgenstunden des 01. Mai ins Reagenzglas eingezogen. Ich konnte zwar nur noch den Transport der letzten Larven mitbekommen, aber ich war ziemlich erleichtert.

Bild
[font=Comic Sans MS]Das neue Reagenzglasnest

[/font]Endlich habe ich Einblick in das Nestleben! Es ist schon frustrierend nur die toten Nacktpuppen aus dem Nest fliegen zu sehen und nicht zu wissen wie es der Königin geht, ob die Gaster der Ameisen gut gefüllt sind und Eier gelegt werden. Anhaltspunkte um gegebenenfalls die Haltungsparameter zu ändern oder anzupassen.
Gleich vorweg, es sind Eier vorhanden und auch viele Larven. Es werden auch ständig neue Eier gelegt und ich hab die Königin sogar ein paar Mal dabei erwischt.

Hier noch ein paar Photos von der Königin und dem Nestleben. Sorry für die nicht so scharfen Bilder. Aber ich hab wirklich Mühe in 1.50m Höhe mit dem spiegelnden Reagenzglas einigermaßen Bilder zu schießen, die noch etwas Tiefenschärfe haben. Die Verwackelungsgefahr ist auch mit Stativ sehr groß.

Bild

Bild

Die Königin hat für mich eine wirklich ungewöhnliche Färbung. Ich hätte mehr Grüntöne erwartet, doch sie ist eher orange gefärbt. Aber sehr hübsch :)

Leider werdenl immer noch vereinzelt tote Nacktpuppen entsorgt. Die Luftfeuchtigkeit kann ich jetzt definitiv ausschließen.
Eine Messung vor dem Umzug hat eine Luftfeuchtigkeit von 80% im Reagenzglas ergeben.

Die Temperatur im Zimmer liegt im Moment bei 29 Grad *schwitz*
Allerdings war es vor ein paar Tagen nochmal etwas kälter und ich kann nicht ausschließen, dass die Temperatur im Zimmer auf 22° gefallen ist.

Könnte dies der Grund für das Sterben der empfindlicheren Nacktpuppen sein?

Der Appetit ist recht groß und es werden gerne kleine Steppengrillen und Fliegen angenommen. Immer noch direkt vor dem Nest.

Lichteinfall scheint sie übrigens tatsächlich in keinster Weise zu stören. Es ist keinerlei Reaktion zu beobachten wenn ich mit der Lampe ins Glas leuchte oder morgens bei kühlerem Wetter die Wärmelampe anschalte, die große Teile des Reagenzglases ausleuchtet. Die Königin sonnt sich regelrecht in den beleuchteten Bereichen. Einzig auf Erschütterungen reagieren sie indem gleich ein paar Arbeiter auf den Ausgang zuströmen und neugierig aus dem Ausgang schauen wie auf folgendem Bild.

Bild
[font=Comic Sans MS]Der Eingang wird streng bewacht

[/font]Tja jetzt heißt es wieder mal abwarten. Zumindest hab ich jetzt einen guten Nesteinblick.

Lg nethead
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#5 AW: Oecophylla smaragdina – Haltungserfahrungen

Beitrag von nethead » 30. Juni 2009, 19:46

Hallo zusammen,

es ist mehr passiert als mir lieb ist seit dem letzten Eintrag. Nicht nur daß mein Internet Anschluss für fast 4 Wochen ausfiel, auch die kleine Kolonie bereitete mir einige Sorgen.
Aber erst mal von Anfang an.

Ich war ja super happy, dass sie in das Reagenzglas einzogen und ich mehr Einblick in das Nestleben erhielt. Allerdings wurde das neue Heim schnell wieder durch ihr altes ersetzt.

Etwa eine Woche nach ihrem Umzug ins Reagenzglas gab ich ihnen, wie immer vor dem Reagenzglas, eine lebendige Wachsraupe. Allerdings kam es durch eine Verkettung von unglücklichen Umständen dazu,
daß sie die Raupe immer tiefer ins Reagenzglas zogen und sie erst kurz vor der Königin fixieren konnten. Naja die Hoheit war natürlich wenig begeistert und verließ kurzerhand das Reagenzglas Nest.
Nach kurzem Innehalten und heftigster Versuche der Arbeiterinnen sie umzustimmen und wieder ins Reagenzglas zu bewegen, machte sie sich auf dem Weg zum alten Nest. Bald darauf folgte auch schon die neue Kolonie.

Da noch immer Nacktpuppen verstarben und aus dem Nest geworfen wurden legte ich ein neues Reagenzglas zwei Blätter höher bereit und wartete fast ein Monat bis sie es entdeckten und erneut umzogen. Diesmal hatte ich auch die Kamera parat :)

Der weite Weg zum neuen Heim:

Am 05. Juni also ging der mittlerweile 4. Umzug los. Nach einigen Vorbereitungsarbeiten im neuen Reagenzglas ging es sehr schnell und es wurden Larven und Nacktpuppen ins neue Heim verfrachtet.

Wenig später folgte auch schon der Umzugstross der Königin. Er bestand aus etwa 10 großen Arbeiterinnen die die Königin mehr mit Gewalt als durch sanfte Diplomatie, wie es sich für die engsten Berater der Monarchin gehört, zum neuen Nest schleiften.

Dabei fällt auf, dass die Königin keineswegs die uneingeschränkte Herrscherin ist, sondern eher eine von Vielen im Ameisenstaat, welche zufällig die Rolle der eierlegenden Gebärmaschine innehat.


BildBildBildBildBildBildBildBild


Am Ende des Tages schwebt die Hochwohlgeborene in der Mitte des Reagenzglases...

Allgemeines zur Kolonie:

Die schnelle Kolonieentwicklung läßt noch auf sich warten. Kein Wunder, die letzten Wochen wurden etliche Nacktpuppen entsorgt.
Im letzten Eintrag schrieb ich, dass ich die Luftfeuchtigkeit ausschließe. Doch das war etwas übereilt. Es wurden zwar auch im Reagenzglas Nacktpuppen entsorgt, wo die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist, doch die wurden im Blätternest aufgezogen und haben vielleicht von anfang an eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit ertragen müssen.

Jedenfalls sind die letzten Wochen definitiv Minor Arbeiterinnen geschlüpft. Diese sehen zwar etwas verkümmert aus aber übernehmen alle Aufgaben, die in der kleinen Kolonie anfallen.

Im Augenblick ist sehr viel Brut vorhanden, viele frische Eier und kleine Larven, die versorgt werden müssen. Ich hoffe, daß das Puppensterben jetzt ein Ende hat.

Das Thema Proteinzufuhr ist so ne Sache. Ich hab das Gefühl die Oecophylla smaragdina leben von der "Hand in den Mund". Soll heissen, es wird nicht viel Nahrung gebunkert. Wenn sie zuviel haben werden frische Insekten kurzerhand entsorgt und über den Blattrand geworfen.
Allerdings nehmen sie Proteine auf, sonst würden sie nicht soviele Larven ins Puppenstadium bringen.

Außerdem ist es mir immer noch ein Rätsel wie sie die Beute töten. Lebende Insekten werden zwar gestreckt, doch an was sterben diese letztendlich? Sehr selten wird Ameisensäure eingesetzt, indem sie (ganz ungewohnt) den Gaster über den Kopf zur Beute biegen, anstatt unter dem Thorax durch.

Naja diese Ameisenart ist in vielen Punkten sehr speziell und ich freue mich schon auf die nächsten Wochen!

Liebe Grüße
nethead
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#6 AW: Oecophylla smaragdina – Haltungserfahrungen

Beitrag von nethead » 21. Juli 2009, 14:08

Hallo Leute,

die letzten 3 Wochen zogen die Oecophylla smaragdina noch zweimal zurück in das Yucca Palmenblatt. Diesmal allerdings ohne Königin.
Sie lagerten eigentlich nur für ein paar Tage die Puppen im alten Nest und brachten sie dann wieder ins Reagenzglas.

Also entweder sind beide Nester so unattraktiv, daß sie sich nicht entscheiden können welches nun wirklich unzumutbar ist, oder beide Nester sind ganz okay und es ist völlig normal für diese Ameisenart die Brut ständig von einem Zweignest ins andere zu schleppen. Je nachdem wo die Bedingungen gerade besser sind.

Allerdings war ich nicht so glücklich, da ja das Puppensterben weniger geworden ist seit sie im Reagenzglas leben. Doch das sollten sie selbst wohl am besten einschätzen können.

Es sind auch wieder einige wenige Ameisen geschlüpft und es sind viele Nacktpuppen und Larven vorhanden.

Bild
[font=Comic Sans MS]links eine frisch geschlüpfte Arbeiterin[/font]
[font=Comic Sans MS]in der mitte eine fast ausgereifte Nacktpuppe
rechts eine ältere Arbeiterin

BildBildBild
[/font][font=Comic Sans MS]Die Brut wird im Lichtkegel der Wärmelampe gestapelt

[/font]Bepflanzung

Zusätzlich zu den Bromelien habe ich jetzt noch eine kleine Passionsblume (Passiflora caerulea) neben die Palme gepflanzt. Wenn man genau hinsieht sieht man schon die extrafloralen Nektarien in Form von kleinen Tröpfchen.

Die kleine Passionsblume wächst erstaunlich schnell und vielleicht wird in ein paar Wochen schon der erste Nektar von den Ameisen geerntet.

Allerdings hat sie die Kolonie bis jetzt noch nicht entdeckt, da sie sehr wenig fouragieren.
[font=Comic Sans MS]
Bild
[/font][font=Comic Sans MS]Passiflora caerulea

[/font]Volkszählung

Ich habe mich mal wieder in einer Volkszählung versucht um abzuschätzen ob die Kolonie wächst. Bisher hab ich immer noch das Gefühl, daß die Koloniegröße stagniert.

Dabei bin ich ungefähr auf folgende Zahlen gekommen:

Arbeiterinnen: ca. 50
Larven und Nacktpuppen: ca. 50
Eier: ca. 20

Das heißt wenn alles gut geht und sie nicht allzugroße Verluste haben, dürfte sich die Koloniegröße demnächst fast verdoppeln.

Lg nethead


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#7

Beitrag von nethead » 1. November 2009, 18:43

Hallo zusammen,

nach 3 Monaten will ich meinen Haltungsbericht auf den neuesten Stand bringen. Es wird auch allerhöchste Zeit, da sich wieder einiges getan hat.


Leider ist die Kolonie seit Haltungsbeginn im März nicht sonderlich gewachsen, da die frisch geschlüpften Ameisen gerade mal die Todesfälle ausgleichen konnten.
Dies hat sich zwar nach Umzug in das Reagenzglas etwas gebessert, doch frisch geschlüpfte Ameisen, die auch außerhalb des Reagenzglases furagierten
wurden sehr schnell Opfer der niedrigen Luftfeuchtigkeit. Gerade sie sind noch deutlich empfindlicher.

Die Sterblichkeit ging noch mal etwas zurück, als ich Urlaub hatte und 5-mal am Tag sprühen konnte. Deshalb kann man, denke ich davon ausgehen,
daß hauptsächlich die niedrige Luftfeuchtigkeit für die vielen Verluste verantwortlich ist.


Dies veranlaßte mich nun dazu einen erneuten Umzug in eine geschlossene Umgebung zu wagen. Außerdem steht der Winter vor der Tür wo es noch schwieriger wird, die Luftfeuchtigkeit hoch zu halten.

Umzug in ein geschlossenes Formikarium

Umzugsziel sollte ein ausgedientes 60x30x30 cm großes Formikarium werden, was ich einfach auf den Kopf stellen wollte.
Da ich die Kolonie im Frühjahr wieder gerne auf die Yuccapalme setzen würde und mir ein kleines Befeuchtungs/Beregnungssystem überlegen will, wollte ich nicht zuviel Zeit für diese Zwischenlösung investieren.

Ich löste also das Seitenteil vom Glasbecken aus dem Silikon. Das Seitenteil aus Glas sollte der spätere Deckel werden.
Der Vorteil war, daß der Deckel gleich passgenau auf die Silikonwülste paßte.
Auf das offene Becken klebte ich mit Silikon eine Plexiglasscheibe mit zwei Flächen aus Drahtgaze.

Nun steht das Glasbecken also auf dem früheren Seitenteil. Ich verpflanzte noch eine kleine Glückskastanie, die ich allerdings schweren Herzens kräftig zuschneiden mußte.
Die Pflanze hatte ich schon ein paar Monate vorher gekauft und den Sommer über draußen im Regen stehen lassen. Trotzdem hatte ich noch Bedenken wegen Pestiziden.
Die Erde wurde noch mit weißen Asseln geimpft und zwei Reagenzgläser waren als Behelfsnester vorgesehen.

Leider sind die Bilder nicht so toll. (Beim Hochladen zieht es sie mir immer in die Länge)


Bild
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Neues Heizsystem für den Winter:

Die 80Watt Heizlampe strahlt jetzt in 10cm Abstand auf die obersten Glückskastanienblätter. Über die Zeitschaltuhr läuft sie von 07:00 Uhr morgens bis 23:00 Uhr abends. Dabei entstehen Temperaturen von 35 Grad an den obersten Blättern.

Das Glasbecken steht zusätzlich auf einer großen Heizmatte, damit es über Nacht nicht zu sehr auskühlt.

Entwicklung:

Vor etwa 1 Monat also legte ich das alte Nest im Reagenzglas in das neue Glasbecken. Schon nach einem Tag webten sie sich ein Blätternest an der heißesten Stelle direkt unter der Lampe und zogen auch größtenteils um.
Seitdem habe ich zwar keinen Einblick mehr in das Nest, allerdings sind es schon viel mehr Koloniemitglieder geworden und sie sind viel häufiger außerhalb des Nestes anzutreffen und aggressiver.

Auch die Nahrungsaufnahme hat sich ziemlich gesteigert. Die sind jetzt richtig verfressen :)


Bild
Bild

Das wars erstmal für heute. Ich bin jedenfalls ganz optimistisch, daß sie gut über die kalte Jahreszeit kommen. Das war die letzten Monate nicht immer so.

Lg nethead
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#8 AW: Oecophylla smaragdina – Haltungserfahrungen

Beitrag von nethead » 21. Februar 2010, 22:52

Hi Leute,

jetzt ist meine kleine Oecophylla smaragdina Kolonie fast ein Jahr alt.
Die letzten Monate waren sie ja in einem geschlossenen Glasformikarium untergebracht, da ich glaubte dort die Luftfeuchtigkeit besser kontrollieren zu können.

Leider ist die Kolonie nicht größer geworden - eher kleiner. Irgendwie werde ich nicht schlau aus ihnen.
Die Königin legt immer alle paar Wochen ca. 20-50 Eier.
Aus denen entwickeln sich etwa die Hälfte zu Larven, Puppen und dann zu Ameisen. Doch die Anzahl der Ameisen in der Kolonie hat nicht zu sondern eher abgenommen.
In dem geschlossenen Formikarium konnte ich auch keine toten Ameisen am Boden finden, was allerdings auch an der entkommenen, gefrässigen Steppengrille liegen könnte, die am Boden ihr Unwesen trieb.
Schließlich wurde mir die Entscheidung abgenommen, da die Glückskastanie aufgrund des starken Wuchses das Formikarium zu sprengen drohte.

Also hab ich die Glückskastanie wieder rausgenommen und in einen Blumentopf gepflanzt, eine 150 Watt Glühlampe angebracht und 5-mal täglich gesprüht (hatte ne Woche Urlaub) :)
Um das Besprühen zu automatisieren, hab ich mir eine kleine Beregnungsanlage bestellt.
Die wird kommende Woche installiert.

Das Reagenzglas mit den Ameisen hab ich auf den Bodengrund der Pflanze gelegt. Und schon nach einem Tag sind sie umgezogen.

Naja um euch mal zu zeigen wie die Arbeiterinnen bei so einem Umzug mit der Königin umgehen hab ich ein Video davon gedreht.
Ich kann nur eins sagen: Mir wäre fast die Kamera aus der Hand gefallen, da ich teilweise echt um das Leben der königlichen Hoheit fürchtete :fluchen:

Beim zweiten Video kickt eine Oecophylla Arbeiterin während des Umzugs eine andere tote Ameise (vermutlich Lasius sp.) vom Blatt. Ich hab allerdings keine Ahnung wie die auf die Pflanze kam. Vielleicht war sie in der Blumenerde drinnen. Jedenfalls war ich schwer beeindruckt von diesem Schuß! Die hätte wohl Fußballprofi werden sollen :spin2:


http://www.youtube.com/watch?v=MLn7gQenrMs


http://www.youtube.com/watch?v=8ANF7ocO8fY


http://www.youtube.com/watch?v=KIf_u3MeD6Y

Viel Spass und
Lg nethead
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