nachdem die anfänglich ermutigende Diskussion im ANTSTORE-Forum zum Thema "Runder Tisch, Ameisenhandel und Kundeninformation" (gestartet von Prof. Buschinger) wieder in das leider allzu oft bereits beobachtete Schema zurückgefallen ist, habe ich mich entschlossen (auch auf Ratschlag von Frank) diese Diskussion hierher zu verlegen.
Meine Vorschläge, die ich in oben genanntem Thread zur Lösung der Situation machte (hier nochmal der Link: http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=3271 ) waren folgende:
- Die Shopbetreiber sollten, statt das Geld in teure Flugreisen und Auslandsaufenthalte zur "Erschließung" neuer Ressourcen zu stecken, es lieber in eine intensive Forschung zur Nachzucht bestimmter, nachweislich unbedenklicher Ameisenarten (falls es so etwas überhaupt gibt) fließen lassen.
- Dabei könnten sie von erfahrenen Haltern und Wissenschaftlern (z. B. durch fachlichen Rat, Erfahrungsaustausch, Erstellung einer Liste unbedenklicher Arten usw.) unterstützt werden
- Im Gegenzug müssten sie sich verpflichten, mittelfristig auf die Einfuhr exotischer Ameisenarten zu verzichten
- Außerdem müssten Kontrollmechanismen zur Überwachung der Shopbetreiber eingeführt werden
Besonders zu letztem Punkt gab es im ANTSTORE-Forum sehr heftige Reaktionen, die in etwa den Wortlaut hatten: "Solche Kontrollen würden die Shopbetreiber kaputtmachen.".
Allerdings halte ich ein solches Argument schlichtweg für falsch.
Jedes Unternehmen hier in Deutschland ist verpflichtet, mögliche Umweltrisiken oder Gesundheitsgefährdungen, die durch seine Aktivitäten entstehen, auf eigene Kosten zu minimieren bzw. auszuschließen. Sonst könnte ja jeder kommen und sagen "Was kümmert mich die Umwelt, ich will Geld verdienen.".
Solche Kontrollen gibt es in der Chemieindustrie ebenso wie in der Lebensmittelbranche (was dabei herauskommen kann, wenn man nicht regelmäßig kontrolliert, hat man ja in den vergangenen Monaten gesehen).
Im Fall der Ameisenhändler könnten die Kontrollen der Nachzuchtlabors sowie stichprobenweise Untersuchungen nach Parasiten (einmal jährlich würde sicher ausreichen) von der Ameisenschutzwarte durchgeführt werden (gegen eine Aufwandsentschädigung, die der Händler zu entrichten hat).
Als weitere Kontrolle würde ich die Shopbetreiber verpflichten, eine Kundendatenbank anzulegen, die natürlich auch Informationen über die erworbene Ameisenart enthält. Um dem Datenschutz gerecht zu werden, müsste der Kunde einer derartigen Datenhaltung zustimmen. Tut er es nicht, kann er auch keine Ameisen kaufen.
Außerdem müssten die Kunden auf den Webseiten der Shops auch noch deutlich auf die Risiken hingewiesen werden, die durch den Kauf exotischer Ameisenarten entstehen würden (ein Faltblatt mit einer Auflistung aller Risiken sowie möglichst ausführliche Haltungstipps könnte dem Kunden zusätzlich bei Bestellung einer exotischen Art zugesendet werden).
Diese Beschränkungen würden für einheimische Ameisenarten natürlich nicht gelten.
Ich weiß, dass das auf den ersten Blick alles sehr zu Lasten der Händler zu gehen scheint, deshalb müssten diese natürlich sehr stark von allen Seiten (auch von der der Kritiker) unterstützt werden, selbst wenn das auf den ersten Blick paradox erscheint.
Doch es ist eine recht einfache Rechnung, die letztendlich allen Seiten etwas bringen würde (falls es funktioniert):
Wenn die Shopbetreiber ihre exotischen Kolonien zukünftig nur noch aus kontrollierten Nachzuchten beziehen würden (sie müssten sich dabei natürlich auf riskoarme Arten beschränken), wäre die Gefahr, die von Wildimporten ausgeht, gebannt.
Gleichzeitg wäre eine bessere Kontrolle der Kunden möglich. Außerdem wäre bei entsprechender Einigkeit der beiden Seiten eine Sensibilisierung der potenziellen Käufer exotischer Ameisenarten für die Riskien wesentlich leichter (viele vertreten auch aufgrund der fruchtlosen Streitereien inzwischen die Meinung: "Ach, alles Schwarzmalerei, ich hol mir auf jeden Falls exotische Ameisen!")
Desweiteren wäre die Gewinnspanne der Shopbetreiber vermutlich höher, da eine einmal angelaufene Nachzucht einen höheren Output bei geringeren Kosten liefern könnte.
Das wiederum könnte den Kunden zugute kommen, da dadurch die Preise der Kolonien sinken würden (sicher nicht dramatisch, aber immerhin, ein paar Euro sind ein paar Euro).
Sooo, das sind meine Ideen zum Thema, die ich hiermit zur Diskussion stelle.
Ich hoffe auf rege (und sachliche) Beteiligung.
Ciao, Wiseman!