Europäische Wespen in Neuseeland

Themen über andere Insekten und Spinnentiere.
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malodek
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#1 Europäische Wespen in Neuseeland

Beitrag von malodek » 7. September 2005, 23:52

Ich grüße Euch!

Kennt von Euch jemand die Dokumentatio "Alien Empire"?
Es geht dort um Insekten und ihre Ãœberlebensstategien auf der Erde.

Darin wird auch eine Wespenart aus Europa erwähnt, die nach Neuseeland (oder war es Australien) eingeschleppt wurde.

Ohne natürlichen Feinde und ohne im Winter zu sterben - wie es bei uns sonst üblich ist - entwickeln sich die Wespenvölker zu wahren Monsterkolonien. Die Nester haben angeblich nicht selten einen Durchmesser von einem Meter und müssen von Spezialisten beseitigt werden.

Werfen solche Tatsachen nicht die einhellige Meinung hierzulande über Bord, einheimische Ameisenarten würden früher oder später eingehen, wenn sie keine Winterruhe bekämen? Ich finde hierbei sieht man wieder recht gut, daß Mutter Natur immmer einen Weg findet um das Leben fortzusetzen und versetzt auch uns hoffentlich in Zukunft immer wieder ins Staunen.

Gruß
MLdK



K Kris
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#2 RE: Europäische Wespen in Neuseeland

Beitrag von K Kris » 8. September 2005, 02:34

Einen schönen "Rückgruss" :D

Du hast einerseits recht: Mutter Natur findet immer gerne und überraschend schnell und effektiv die verschiedensten Auswege.
Ich muss dir einerseits jedoch wiedersprechen bzw. dich auf einen kleinen Faktor aufmerksam machen, den du nicht berücksichtigt hast:

Bei diesen Wespen geht es um Tiere die im Winter absterben (oder so hab ich´s wenigstens verstanden). Das heisst das die Natur/Evolution mit genau diesem absterben für eine Balance der Bevülkerungsdichten bzw. Völkerstärken gesorgt hat. Diese Wespenarten sind es nicht gewohnt Winterruhe zu halten - und brauchen dies auch nicht tun. Wenn sie dann in einem wärmegünstigerem Klima sind hält sie in ihrer Entwicklung nichts auf, weil der harsche Winter ja ausbleibt.
Wenn aber eine Ameisenart endogen auf eine Winterruhe eingestellt ist muss sie diese auch einhalten wenn ihre Kolonien überlebensstark bleiben wollen.
In dem Wespen-Fall handelt es sich also um eine Art die in ein günstigeres Milieu verschleppt worden ist. Viele einheimische Ameisenarten sind aber schon darauf programmiert Winterruhe zu halten d.h. die Königinnen hören auf Eier zu legen, die Larven treten automatisch, auch ohne niedrigere Temperaturen, in die Diapause u.ä.

Aus der Praxis kann ich dir auch mitteilen, dass die meisten Ameisenarten die Winterruhe wirklich brauchen. Bei einigen Arten bin ich jedoch ein klein wenig skeptisch. Meine Tetramorium caespitum haben sich nämlich auch ohne Winterruhe prächtig entwickelt ?(



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malodek
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#3

Beitrag von malodek » 8. September 2005, 11:50

Ich grüße Euch!

Ich bin wahrlich kein Wespenexperte! Aber die Frage, warum die Wespen bei uns absterben und in wärmeren Gegenden nicht, ist ja die entscheidende! Liegt es einfach nur am Winter und dem damit verbundenen Nahrungsmittelmangel oder haben die Wespen eine Innere Uhr, die ihnen sagt, daß sie sterben sollen? Das scheint in diesem Fall eben nicht so zu sein, sonst würden sie anderswo, unabhängig von Temperatur und Nahrung auch sterben.

Mich würde interessieren, ob es bei einigen Ameisenarten, die in einer weit auseinandergezogenen Nord-Süd Region vorkommen die Winterruhezeit identisch ist oder ob sie nicht gar völlig ausbleibt.

Immerhin halten die Ameisen ja Winterruhe um den Winter unbeschadet zu überstehen, weil der Winter ja so schlechte Lebensbedingungen bietet und nicht einfach nur so. Es muß ja auch eine Ursache dafür geben! Und die Ursache für eine Winterruhe ist in dem Fall ja der Winter.

Gruß
MLdK



K Kris
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#4

Beitrag von K Kris » 11. September 2005, 20:07

Natürlich fallen Ameisen nicht einfach nur so in die Winterruhe. Aber als in der Vergangenheit die Ameisen aus tropischen Klimagegenden in die temperierten nördlicheren Gegenden wanderten, haben sie sich auf, von den anderen Jahreszeiten streng getrennte Winter adaptieren/anpassen müssen. Die Evolution hat dafür gesorgt, dass sich diese Spezies endogen auf den Winter einstellten. D.h. die Winterruhe muss nicht mehr unbedingt nur durch niedrigere Temperaturen "einberufen" werden - sie passiert "nur so". In der Natur wird sie von niedrigeren Temperaturen begleitet, die mit dem endogenen Rhythmus mehr oder weniger übereinstimmen. In der Gefangenschaft müssen die folglich auch übereinstimmen und falls nicht (sprich: keine, von niedrigen Temperaturen begleitete Winterruhe) folgt Larven und Arbeiterinnensterben.

Der Herr Dr. Kipyatkov war einer der ersten der sich gründlich mit dem Thema "saisonelle Entwicklung" bei Ameisen, in den 90ern befasst hat und dies wahrscheinlich immernoch tut.
Ich hab´ ein paar seiner Arbeiten auf meinem Computer "rumsitzen". Falls deine Englischkentnisse gut genug sind, kann ich dir ja was zuschicken.



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malodek
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#5

Beitrag von malodek » 12. September 2005, 21:01

Ich grüße Euch!

Ich möchte in dem Fall nicht abweisend klingen - die Ausführungen von Herrn Dr. Kipyatkov sind sicherlich lesenswert -
aber ich weiß natürlich auch so, worauf Du hinauswillst:

"...Hedera helix, der gemeine Efeu, wird oft als Zimmerpflanze gehalten. Er gedeiht bei konstanter Zimmertemperatur gut, wächst aber schöner und wird nicht so krankheitsanfällig, wenn man ihn während der Wintermonate kühler stellt. Das entspricht nämlich seinem natürlichen Wachstumsrhytmus..."

Dies kann ich als "zusammengefasstes Zitat" vieler Pflanzenpflegebücher über den Efeu und benötigter Winterruhe schreiben.
Dies könnte man doch sicherlich auch auf die Ameisen übertragen!?


Gruß
MLdK



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#6

Beitrag von K Kris » 12. September 2005, 21:48

Hallo, und wieder mal ein Rückgruss :D

Ja, ich weiss auch worauf du hinauswillst. Ich bin gerade mitten in einer anderen Diskussion über die Winterruhe u.ä. Verhaltensweisen anderswo im Internet. Recht ausgiebig und ich lerne jeden Tag dazu.

Definitiv gibt es einige Ameisenarten die höhere Temperaturen durch den Winter hindurch (also in Gefangenschaft) recht gut überstehen. Es gibt wiederrum welche (die meisten einheimischen), die wirklich schwerwiegende Folgen davontragen. Es gibt auch welche die über Jahre hinweg, wie mir bis jetzt bekannt ist, ohne eine wirkliche Winterruhe überleben können. Folglich ist jedoch, wie beim Efeu zum Beispiel (olbwohl ich mich da WRIKLICH nicht auskenne), eine kürzere Lebensdauer der Kolonie und eine niedrigere Bevölkerungsdichte zu erwarten.
Die meisten Arten schaffen es auch nicht Geschlechtstiere zu produzieren, falls sie keine Winterruhe einhalten.

Letztendlich, so der Herr Kipyatkov, sind Jahreszyklen der meisten Arten, besonders aber der Arten tropischer uns subtropischer Herkunft, noch nicht gründlich auf Jahreszyklen und deren Charakter untersucht worden.

Also...ich bevorzuge ja grundsätzlich die Überwinterung, obwohl manch eine Abhandlung mich skeptisch macht. Die Überwinterung hat jedoch auch viele grundlegende Vorteile für den jeweiligen Halter. Halter die ein wirkliches interesse für Ameisen hegen, können diese Freizeit für ein gründliches Studium der Biologie, Verhaltensweisen, Ökologie usw. usf. der Formiciden nutzen. Spätestens bei der Ameisenforschung erkennt man, dass theoretisches Wissen auch seine Vorteile beinhalten kann, wenn nicht sogar die grösseren.



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#7

Beitrag von Ratzinger » 3. Januar 2006, 14:10

Ich glaube es ist sogar die gemeine Wespe die sich in Neuseeland verbreitet hat! Habe mir schon lange Gedanken darüber gemacht! Da eine Wespenkönigin ja knapp ein Jahr alt wird wie überleben dort die Staaten. Es wird vermutet das die Wespen dort polygyn geworden sind und immer neue begattete Jungköniginnen aufnehmen oder nach der begattung zurück ins Mutternest kommen! Finde es ein sehr interessantes Thema das man weiter besprechen sollte!!! Aber das heisst ja irgendwie das sich der Instinkt der Tiere verändert hat, die haben ja jetzt eine andere Lebensart. ??? Was denkt Ihr?

Mfg Dominik Gyger



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#8 AW: Europäische Wespen in Neuseeland

Beitrag von Imilius » 10. März 2011, 03:30

Hallo, meine Freunde!

Ok, ich gebe zu, dass dieser Thread schon einige Jahre alt ist, aber er bleibt trotzdem hoch interessant!

Ich habe eine zeitlang gegoogelt und einen seltsamen Artikel gefunden. Für mich nur Panikmache. Wespen haben ohne hin einen schlechten Ruf und solche Artikel sind nicht förderlich.

Hier klicken: http://www.google.de/url?sa=t&source=web&cd=10&ved=0CGAQFjAJ&url=http%3A%2F%2Fwww.fuerteventurazeitung.de%2Findex.php%3Foption%3Dcom_content%26view%3Darticle%26id%3D109%3Aangst-vor-germanischer-invasion%26catid%3D15%3Aflora-und-fauna%26Itemid%3D10&rct=j&q=gemeine%20Wespe%20in%20neuseeland&ei=NDJ4Te7mF4jMswaJ2OX2BA&usg=AFQjCNE5hxU0_BcweUnkhMuPyxPwmDrvzw&cad=rja


Vor allem finde ich den letzten Absatz sehr merkwürdig:"Die „Deutsche Wespe“ baut ihre Nester vor allem unterirdisch, weshalb diese sehr schwierig zu finden und zu zerstören sind. Die Wespenvölker erreichen in Europa eine Größe von bis zu 10.000 Individuen mit bis zu 270 Königinnen."

Bezieht sich das jetzt auf die Deutsche Wespe oder welche europäische Wespenart hat bis zu 270 Königinnen??? Totaler Quatsch! Der Verfasser muss betrunken gewesen sein.

Wie auch immer, die Deutsche sowie die Gemeine Wespe in Neuseeland lassen viele Fragen aufkeimen.

Zum Beispiel:


1. Wie alt wird die Königin bzw. werden die Arbeiterinnen der Gemeinen Wespe und der Deutschen Wespe in Neuseeland?
2. Nimmt die Größe der Tiere durch Begünstigung der Lebensweise zu?
3. Wie verändert sich das natürliche Verhalten der Tiere, bei einer so großen Anzahl an Arbeiterinnen?

Man könnte hier viele Fragen stellen, aber ich belasse es mal. Ich suche nur nützliche Links oder Literatur über dieses Thema. Wenn jemand hier was hat, würde ich mich freuen.

Gruß Imilius



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