Die Lösung des RĂ€tsels: Pyramica argiolus? Googel-unterstĂŒtztes Graben in GedĂ€chtnis und Fachliteratur hat mich auf eine wahrscheinliche Lösung gebracht. Dank der Umbenennungen und der Einbeziehung vieler Gattungen in andere, vor allem durch Bolton (1995 und 2003), bin auch ich nicht immer ganz up-to-date, wenn es um Gattungen geht, mit denen ich praktisch nie zu tun hatte.
Es sieht aber so aus, dass Strumigenys ein Irrweg war.
Eine Gattung Epitritus, in Bolton (1995) noch valide, ist jetzt nach Bolton (2003) als jĂŒngeres Synonym von Pyramica eingezogen worden.
Unter dem Namen Epitritus aber gibt es ein paar Ă€ltere Berichte ĂŒber Vorkommen im Mittelmeerraum und auch sogar in Deutschland!
Beschrieben war die Art von Emery (1875) aus Italien, aus der Umgebung von Pisa. Espadaler (1979) und Tinaut (1988) berichteten ĂŒber Vorkommen in Spanien. Bernard (1968) nennt sie fĂŒr SĂŒdfrankreich, Tunesien, Dalmatien und Ungarn. Weit verbreitet also schon seit lĂ€ngerer Zeit, aber wahrscheinlich doch verschleppt, vermutlich mit Topfpflanzen.
Behr et al. (1996) haben ĂŒber den Fund eines Weibchens von E. argiolus im Insektarium des Kölner Zoos berichtet. Kutter fand bereits 1972 ein MĂ€nnchen im WĂ€rme-begĂŒnstigten Schweizer Wallis. Und ein gewisser Buschinger (1997) hat ĂŒber all das in der âAmeisenschutz aktuellâ Nr. 2/ 1997 berichtet: âEin neues Gesicht: Epitritus argiolus erstmals in Deutschland beobachtet.â.
FALLS es sich bei dem Fund von Boro in Klagenfurt um diese Art handelt, wĂ€re es also ein schon Ă€lterer Import, aus den Zeiten lange vor dem Internet-Handel mit Ameisenkolonien. Ich fĂŒge mal die Zeichnung des Kopfes aus Tinaut 1988 an. Die groben âPorenâ auf der KopfvorderflĂ€che sind dann Schuppen, und auch der FĂŒhlerschaft mĂŒsste ein paar solcher Schuppen tragen.
Vielleicht kann âBoroâ mir mal ein paar Tiere zusenden, oder mittels Binokular nach diesen Merkmalen suchen, dann wĂ€re das RĂ€tsel zu lösen.
Ăbrigens sind von Pyramica argiolus in Europa nur sehr wenige Exemplare gefunden worden: EIN Weibchen in Deutschland, EIN MĂ€nnchen in der Schweiz, EINE Arbeiterin in der NĂ€he von Granada/ Spanien, ZWEI Arbeiterinnen auf Korsika; nur Espadaler (1979) war erfolgreicher: Er fand mehr als ein Dutzend MĂ€nnchen, in seinem Garten bei Barcelona, ertrunken im Kinderplanschbecken!
Ăber die Lebensweise ist fast nichts bekannt, ob sie monogyn oder polygyn sind, wie die KoloniegrĂŒndung erfolgt, wie groĂ die Völker sind, unbekannt! Wie bei so vielen Ameisenarten fehlen die Grunddaten ĂŒber die Biologie auch bei Pyramica argiolus.
Hier gibt es ein paar hĂŒbsche Bilder und einen BestimmungsschlĂŒssel fĂŒr afrikanische Pyramica (mit der hier als Untergattung gefĂŒhrten Epitritus):
http://antbase.org/ants/africa/clog10h.htm mfG, A. Buschinger

Kopf der Arbeiterin von Pyramica argiolus nach Tinaut (1988). Man beachte die Schuppen und die nur viergliedrige Antenne.