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Myrmica rubra - Haltungserfahrungen

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#1 Myrmica rubra - Haltungserfahrungen

Beitrag von Fraaap » 22. September 2007, 10:56

Myrmica rubra


[color=darkred]Taxonomie[/color]
[color=#000000]Subfamilia: Myrmicinae ( Knotenameisen)
Genus: Myrmica Latreille,1804
Subgenus: -
Species: Myrmica rubra (Linnaeus, 1758 )
Synonyme: Atta rubra (L.), Formica rubra (L.), Formica (Myrmecia) rubra (L.), Formica (myrmica) rubra (L.)


Allgemeines
Heimat: Großbritannien bis Zentral-Asien, Skandinavien bis schwarzes Meer, in den USA lokal eingeschleppt. Ebene bis subalpine Stufe
Habitat: mag es mesophil bis feucht,temperierte Wiesen, Weiden, Lichtungen, offenes Gehölz und lichtes Buschwerk in urbanen, landwirtschaftlichen und natuerlichen Gebieten. Fehlt praktisch nur in xerothermen und vegetationsarmen Zonen. In Wäldern und oberhalb 800m NN auf Wiesen und Mooren durch die oligotherme M. ruginodis verdrängt. Kann in Hochgras oder Hochstaudenfluren absolut dominierende Art sein.
Kolonie: polygyn (sekundär), recht aggressiv, hohe Dominanz.
Gründung: semiclaustral
Arbeiterinnen: monomorph
Nestbau: schattig, meist Erdnester unter Steinen, manchmal auch in morschem Totholz, Sperrgut-Haufen und Pflanzenpolstern, auf hohen Wiesen auch rel. hohe Huegel, Königinnen und Brut leben oft in den oberen Schichten des Nestes. Dichte bis 105Nester/100qm, >20.000 Arbeiterinnen bei 600 Königinnen.
Nahrung: Trophobiose, Zoophagie (Honig und Insekten in der Haltung)
Winterruhe: Okt - März, exogene Winterruhe, stellt endogen gesteuert gegen Ende der Sommerperiode Eiablage ein
Ruhephasen: -
Fortpflanzung: Hauptschwärmzeit Mitte August - Mitte September; 2 getrennte Flugperioden um 08:00 - 11:00 Uhr und 16:00 - 19:00 Uhr


Aussehen/Färbung
alle Weibchen: rötlich, Kopf meist dunkler


Größe
Macrogyne: 7,5 - 8,5 mm
Microgyne: 6,5 - 7,5 mm
Männchen: 4 - 6 mm
Arbeiterinnen: 5 - 7mm


Entwicklungsdauer
Arbeiterin: ~6 Wochen
Ei - Larve:
Larve - Puppe:
Puppe - Imago:


Bemerkungen
Wird oft mit anderen Myrmica-Arten verwechselt, wobei Myrmica rubra die häufigste und ökologisch potenteste Myrmica Europas ist.
Gut geeignet als Einsteigerart, da sie pflegeleicht, relativ groß und recht aggressiv ist.
Die Arbeiterinnen haben einen Stachel, ein Stich ist ähnlich unangenehm wie ein Griff in Brennnesseln. Myrmica rubra sticht schnell und schmerzhaft (SEIFERT)
In die USA eingeschleppt, und dort als Pestant mit dem Namen "Europäische Feuerameise" (european/german fire ant) bekannt.
Vernichtungskriege zwischen Kolonien gleicher Art sind bekannt, wobei anschließend das gegnerische Nest gepluendert wird.


by chrizzy, Ameisenforum.de[/color]
Hiermit eröffne ich meinen Haltungsbericht zu Myrmica rubra, nachdem ich die Haltung von Pheidole pallidula vorerst verschoben habe.

-
Freitag, 21 September 2007
-

Heute kam die bestellte Kolonie Myrmica rubra bei mir an. Laut Händlerangaben handle es sich um eine Kolonie mit vielen Arbeitern und 2-3 Königinnen.

Gespannt öffne ich das Paket, und male mir schon verschiedene Bilder aus, was mich zu erwarten hat. Noch ein Schnitt mit dem Teppichmesser durch das Paketband, und ich sehe den Inhalt.

HUI! Ein Reagenzglas, verdammt voll! Der Inhalt hat meine Erwartungen doch schon etwas übertroffen. Augenscheinlich durchsuchte ich es auf der Suche nach einer Königin. Fehlanzeige, ich konnte keine einzige entdecken. Es ist sowieso schwer, in einem solchen Gewusel ein paar bestimmte Ameisen zu finden, aber der Inhalt sah für mich völlig gleich aus. Die Bestimmung der Königin/nen wird sicherlich noch einige Zeit benötigen, bis ich den passenden Blick draufhabe.

Die Myrmica sind allerdings kleiner als ich erwartete. Noch immer habe ich die Größe meiner Messor barbarus Königin im Kopf, sie ist wohl wirklich eine Ausnahme. Da ich nun weiß, wie 5-7mm in der Realität aussehen, kann ich mir nun besser vorstellen wie groß die Pheidole seien müssen. Heureka, kann man die überhaupt noch sehen? :baeh:

Komischerweise war auch ein Männchen im RG, welches aber wenig beliebt war. Wie es aussah, verpassten die Arbeiter ihm gerne mal einen kleinen Schubs und Biss.

Nun denn, ich entlasse die Myrmica nun in ihr neues Heim. Es ist eine FarmArena, mit dem Maßen 30*20*20. Kaum wurde die Watte herausgezogen, strömten ca. 20-30 Arbeiter heraus, und durchsuchten die Gegend. Nach ungefähr zwei bis drei Minuten packte sie die Umzugswut. Sie haben das erstbeste Versteck genommen, ein Korkstück unter der Honigschale. Der Umzug war innerhalb einer Minute abgeschlossen, nur das Männchen wurde im RG belassen. Diese entfernte ich dann samt Männchen. Soll ich das Männchen töten oder freilassen? Ist die Gefahr durch die "Intraspezifische Homogenisierung" wirklich gegeben?

Also, nun sind sie unter dem Kork.. Aber ich kann euch da nicht sehen! Argh! Nach kurzem Gespräch mit einem anderen Myrmica-Halter habe ich mich zu einer rabiaten Variante entschieden. Alles Deko raus, ihnen also das Dach über den Kopf geklaut. Aufregung pur!
Nach kurzer Zeit sind sie dann tatsächlich in die Farm gezogen. Nach Absprache habe ich dann alles wieder hineingetan, da sie angeblich, wenn ihre Brut bereits in der Farm ist, nicht mehr umziehen würden. Haha, das habe ich gemerkt. Kaum war die Deko wieder drin, sind sie wieder aus der Farm raus, und hinter das Rinde/Moos-Stück gezogen. Argh!
Da ich ihnen keinen weiteren Stress zumuten wollte, ließ ich diesmal allerdings alles in dem Becken.


Bei der Entfernung der Dekoration nahm ich natürlich auch das Kork weg, unter dem sie sich eingenistet hatten. Das fanden die Arbeiter natürlich nicht schön, und 4 Kletterten auf meine Hand. Offensichtlich habe ich zwei Stiche erlitten. Ich kann bestätigen, Myrmica rubra's Stiche sind wie Brennesseln! Es ist kein Schmerz, aber ein ungutes Gefühl. Die "Wunde" hatte sich nach ungefähr 10 Minuten regeniert, und der "Schmerz" ließ nach.
Besonders wenn Kinder mit diesen Ameisen in Berührung kommen - Aufpassen!


Am Abend schaute ich mir ihre neues Zuhause nochmals genauer an. Super!!!
Sie sind nicht UNTER das Moos gezogen, sondern DAHINTER! Sofort klatschte ich rote Folie an die Scheibe. Nun kann ich sie trotzdem beobachten, da sie ja nur dahinter sind. Wohnen Myrmica auch in der Natur hinter/in Holz/Kork/Rinde? Anders kann ich mir das nicht erklären, da dieser Ort ja nicht so sicher wie in der Erde ist.

Es wurde heute zum Futter angeboten:

Zwei Schalen Honigwasser
Zwei kleine Heimchen
Zwei Mücken
Eine Schale "Apifonda"
Waterjellys
Wasser aus der Tränke

Ich wollte sie natürlich mit "etwas" Futter gleich bestechen, sich wohlzufühlen.

Die erste Schale mit dem Honigwasser gleich nach der Ankunft wurde KOMPLETT leergesoffen. Eine Honigleiche hätte es fast gegeben, diese konnte ich jedoch retten. Ich sah sie, als sie in dem Honig, unter der Oberfläche lief, und "den Ausgang nicht mehr fand". Sah echt lustig aus..

Die zweite liegt noch fast voll dort, aber von der ersten müssten sie ja noch genügend Vorräte haben..

Die Heimchen.. sie haben mir den ersten Schock bereitet. Und nein, nicht wegen den Ameisen. Ich musste die Konserve öffnen. Es waren konservierte Heimchen aus der Dose. Also, Deckel auf, und.. BÄÄÄÄHHHH!!!!! Ein Geruch wie 200 Leichen mit Geschmacksverstärker! Und dann sehen die auch noch so ekelhaft aus.. Aber was solls, Nase zu, zwei Heimchen in den Napf geworfen, und Deckel der Dose schnell wieder zu, ab in den Kühlschrank.. Puh, das nächste Mal schnür ich mir die Nase zu..

Die Heimchen werden die ganze Zeit von ca. 2-4 Tieren bearbeitet, bin gespannt ob sie es schaffen, sie kleinzukriegen.

Die Mücken wurden sofort in das Nest getragen. Sieht imposant aus, wenn EINE Ameise eine Mücke trägt, die locker drei Mal so groß ist.

Das Apifonda wurde nach meiner Beobachtung überhaupt nicht angerührt.. Naja, für mich sieht es auch nicht gerade lecker aus.

Benutzung der Waterjellys sowie Wasser konnte ich nicht feststellen. Ist sicherlich in der Nacht passiert.

Die Aktivität der Tiere so habe ich das Gefühl, nahm mit der Uhrzeit ab. Gegen 22 Uhr entdeckte ich keine Ameise mehr patroullieren.. Gegen 6 Uhr waren ca. 5 Arbeiter in der Arena, gegen 8.30 wurden es langsam an die 10-15.
Die Außenaktivität ist insgesamt aber recht hoch.


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Samstag, 22 September 2007
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Eine Arbeiterin läuft seit gestern mit einer toten herum, sie weiß wohl nicht wohin?

Bei Arbeiten in dem Becken viel mir folgendes auf.

Da die Arbeiterin nicht wusste, wohin sie mit der toten soll, wollte ich es ihr abnehmen, also mit einer Pinzette entwenden. Gerade als ich sie berührte, wurde es wuselig im Becken. Die Arbeiterin war am linken Ende des Becken, also "weit" weg von dem Nest auf der rechten Seite.
Sofort liefen alle Arbeiter draußen wie wild herum, und AUS dem NEST kamen ca. 20-30 Kampfbereite Arbeiter. Sie stiegen auf das Moos und liefen in das Becken, als hätten sie von der "Attacke" gehört.

Wie kommt es, dass das gesamte Becken sofort Kampfbereit war? Ich denke, sie müssen erst Rekrutieren und Spuren legen?

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Im Anhang befinden sich einige Bilder.
Das 4. zeigt einen Teil des Reagenzglases bei der Ankunft. Ein Gewusel!
Das 3. und 2. zeigt das momentane "Nest" hinter dem Moos/Rindestück.
Das 1. zeigt das gesamte Becken.

Bei Fragen, Wünschen, Tipps und Tricks schaut in meinen Diskussionsthread vorbei!
http://ameisenforum.de/meinungen-fragen-zu-den-haltungsberichten/diskussionsthread-zu-myrmica-rubra-haltungsbericht-t30637.html#post168717
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#2 AW: Myrmica rubra - Haltungsbericht

Beitrag von Fraaap » 26. September 2007, 10:30

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Mittwoch, 26. September 2007
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Seit Freitag, dem 21. September 2007 hat sich einiges getan.

Die Myrmica nisten noch immer hinter dem Moos, und wenn es ihnen dort gut geht, dann werde ich sie auch nicht weiter stören. Die Kampfbereitschaft habe ich auf's neue erprobt, und kam auf das gleiche Ergebnis. Sobald eine Arbeiterin oder das Nest bedroht ist/wird, sind alle alarmiert! Worauf das zu schließen ist, ist mir noch immer nicht klar. Mit der Zeit werde ich es schon herausfinden...

Zur Fütterung gab es seit dem letzten Bericht:

8 kleine Heimchen
1 Schale Honigwasser

Die Heimchen werden anscheinend nur zum Teil verwertet, was mir auch sinnvoll erscheint. Die Äußere Hülle ist natürlich nicht zu gebrauchen... Sie scheinen alle Teile, die man futtern kann abzutrennen, und wohlmöglich hüllen sie den Leichnahm von innen aus. Sobald ein oder mehrere neue Heimchen in das Becken gelegt wird/werden, sind sofort 2-3 Arbeiter zur Stelle, und sitzen einige Stunden auf ihnen, und knabbern, und knabbern, und knabbern. Ist alles verwertbare entnommen, so schenken sie den Heimchen keine beachtung mehr.

Das Honigwasser wird ab und an von einer Arbeiterin benutzt, sie werden sicherlich noch genug Vorräte haben, und ihn daher nicht so dringend benötigen. Als die Schale Honigwasser bei Ankunft innerhalb zwei Stunden komplett leergesoffen wurde, war ich schon sehr erstaunt. In der Regel ist dies aber nicht so, sie waren sicher sehr ausgehungert.

Ingesamt gab es seit der Ankunft 2 Leichen, somit eine TOP QUOTE!! Vielen Berichten zufolge hätte ich mit mehr gerechnet. Die zweite Leiche, welche tagelang rumgetragen wurde, habe ich nun auch entfernt. Ich habe sie einfach der Arbeiterin aus den Mandilben genommen, das konnte ich ihr einfach nicht zumuten. ;)

Gestern, am 25. September 2007 habe ich ein zweites Becken angeschloßen, da meine Messor-Königin gestorben ist. Somit hatte ich ein Becken übrig, welches sich die Myrmica doch wirklich verdient haben. Wieder gibt es einen Bereich mit Moos, doch: Moos kann andere Insekten beinhalten, und begünstigt die Entwicklung von Milben! Somit muss das Formikarium stets mit Frischluft in Kontakt kommen, auch längere "Lüftungszeiten" können dem entgegenwirken. Ein Restrisiko besteht aber immer, somit muss man sich gut überlegen, ob man Moos tatsächlich als Einrichtung nimmt.

Auch in dem neuen Becken finden sich stets mindestens 2 "Wachposten", die auf Nahrungssuche sind. In Zukunft möchte ich nur in dem Becken füttern, um einen Nahrungstransport durch den Schlauch beobachten zu können. Wirklich damit anfangen werde ich allerdings erst nach der Winterruhe, da meine Myrmica noch neu sind, möchte ich mir die Spielchen für später aufheben. Erstmal sollen sie sich gut einleben. :)

Bilder im Anhang:
Das 1. und 2. Bild zeigen das neue Becken
Das 3. Bild einen Nesteinblick, welcher vor zwei Tagen geknipst wurde.

Über Kommentare im Diskussionthread würde ich mich freuen!
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myrmicanest1.jpg
myrmicabecken2_1.jpg
myrmicabecken2.jpg



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#3 AW: Myrmica rubra - Haltungsbericht

Beitrag von Fraaap » 26. September 2007, 15:13

Ich muss mich berichtigen!

Die Myrmica sind doch tatsächlich, vermutlich in der Nacht, in das neue Becken umgezogen! Ihren genauen Standort konnte ich noch nicht finden, ich vermute irgendwo zwischen Moos und Rinde. Sehr Interessant ist übrigens, dass sie den Platz unter den verstreuten Rindestücken teilweise als Straßen ausgebaut haben. Ab und an kann man sie dadurch sehen, ich werde weiter forschen wo sie nun sind. Leider kann ich sie nun nicht mehr sehen, ob ich das schlimm finden soll, weiß ich noch nicht.

Sollte ich mich dazu entscheiden, sie zwangsweise umziehen zu lassen, wie stelle ich das an? Die grobe Variante, alles raus, und somit müssen sie in die Farm, oder gibt es andere möglichkeiten?

Dennoch denke ich, sie dürfen ihr verstecktes Nest behalten. Ich habe damit kein großes Problem, lediglich das "im Auge behalten" der Koloniegröße dürfte schwierig werden.



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#4 AW: Myrmica rubra - Haltungsbericht

Beitrag von Fraaap » 4. Oktober 2007, 17:56

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Donnerstag, 4. Oktober 2007
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Der Fraaap! Online-Ticker berichtet Live! vom Tatort! Im Zuge der bald kommenden Winterruhe hat sich Fraaap entschloßen, seine Myrmica rubra aus dem Moos/Erdnest zu locken, und sie entgültig in die Farm oder eine Alternativmöglichkeit einzunisten. Genaueres sehen sie unten, unserer Rasender Reporter Fraaap! berichtet.

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Da die Winterruhe bald kommt, habe ich mich heute dazu entschieden sie entgültig aus ihrem Nest zu holen. Die Gefahr dort nicht gut befeuchten zu können ist mir zu groß, dann sollen sie doch lieber in die Farm oder in ein Reagenzglasnest. Vor der Umsiedelungsaktion gab es zahlreiche Vorbereitungen, wie etwa das neu "gebaute" Reagenzglasnest, sollten sie die Farm nicht annehmen wollen. Dieses RG-Nest besteht aus 2 RG's, welche über einen 5cm Schlauch verbunden sind. Der Eingang ist ein kleiner Ausschnitt mittig im Schlauch, der beide verbindet. Diese Idee habe ich durch Scooby, wirklich brillant. Wieso ich auf so etwas einfaches nicht früher gekommen bin... Bilder zu dem Nest befinden sich im Anhang.

Die ganze Aktion brachte mal wieder ordentlich Action in das sonst behagliche Myrmica-Becken. Zuerst wurde das Farmbecken von aller Dekoration befreit, da sich dort kaum eine Ameise befand, war das natürlich kein Problem. Erst das Nestbecken war richtig spannend!

Zuerst habe ich den Bodengrund von den Rindestücken gesäubert, damit sie sich nicht darunter wieder einnisten können.

SCHOCK!

Eine Spinne!! Eine Spinne im Nestbecken!! Und dann auch noch ein doppelter Schock! Erstens habe ich panische Angst vor Spinnen, zweitens könnte sie in aller Seelenruhe meine Myrmica fressen! Boah! Vollbewaffnet mit einer Pinzette, Spritze mit Wasser und Löffel denke ich mir: "Es ist nicht Platz genug für eine Spinne und meine Ameisen! Stirb, stirb du kleines Mistvieh!" Und da kam sie mir schon entgegengerannt. Was mache ich? Erstmal halb vom Stuhl fliegen, weil ich doch wieder Angst bekam... :D Daraufhin habe ich zum Angriff gerufen. Augen zu und durch. Zuerst wässerte ich die Spinne ordentlich ein, um sie langsamer zu machen. Dann wurde sie schnell rausgelöffelt, und ab in einen Müllbeutel. Man man man.. Mein Herz raste. Hoffentlich hat sie noch nicht einige meiner Myrmica verspeißt, doch ändern kann ich es jetzt eh nicht mehr.

Nachdem ich die Spinne entsorgt hatte, schaufelte ich den Rest vom Becken aus. Nun gab es nur noch das Moos, unter dem die Ameisen saßen.. Was wird mich wohl erwarten? Eins ist klar - sie werden ihr Nest nicht kampflos aufgeben. Schnell band ich mir ein "Kung-Fu" Stirnband um, und hebte das Moos hoch. In Windeseile hatte ich so einige Arbeiter auf der Hand, die ich abschütteln musste. Das gesamte Moos war plötzlich voller Myrmica. So konnte ich es natürlich nicht hinaustun, und legte es wieder auf den Boden, allerdings an eine andere Stelle. Der Nistplatz war nun offen, und alles bewegte sich. So kam ich auch zu einem guten Einblick in der Unterleben des Mooses: sie hatten sich darunter eine Kuhle gegraben, und verweilten dort ihre Tage. Ganz gemütlich sah es aus, das muss ich zugeben. So, aber wie weiter? Es sind noch zwei Stücken Moos drin, und die Arbeiter verschleppten schnell wieder alles darunter.

Dann kam mir ein absoluter genialer Plan! Wenn die Myrmica nicht aus dem Becken wollen, kommt das andere Becken halt zu ihnen! Ich öffnete beide Becken, nahm das Moos in die Hand, und legte es in das Farmbecken. Ha! Somit habe ich schon einen großen Teil in dem Becken, der andere wird bestimmt folgen. Die Ameisen in dem Farmbecken zogen zu meiner Verwunderung auch recht schnell in die Farm. Ein Teil ist nun in der Farm, ein andere vielleicht noch unter dem Moos, das werde ich nachher überprüfen. Die Reagenzgläser fanden vorerst keine beachtung.

Der andere Teil der Myrmica hatte nun keinen Schutz mehr, und rannte wie verrückt im leeren Becken herum. Nach etwa 5 Minuten haben sie sich dann doch entschloßen, dort abzuhauen. Zum ersten Mal konnte ich eine Königin beim Transport sehen! LOL! Eine kleine Arbeiterin trug die fette Königin zum Schlauch! Da sie vermutlich recht schwer war, und das Glas glatt, ist sie aber dreimal mitsamt der Hoheit auf den Boden geplumst. Nach dem dritten Mal war es der Frau Königin wohl zu blöd, und sie marschierte alleine in den Schlauch. Nun nistest eine Königin mit einem Teil des Volkes im Verbindungsschlauch, ich bin zuversichtlich, sie werden noch umziehen.

Insgesamt konnte ich heute zwei Königinnen sehen, ich bin gespannt, ob ich im laufe der Zeit noch mehr entdecken werde. Momentan ist es im Becken wieder ruhiger, eine weitere Kontrolle folgt bald. Ich gönne ihnen erst ein paar Stunden entspannung.

Weitere Informationen, ob die Aktion glückte werde ich bald geben.

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Bild 1 zeigt das Reagenzglasnest, nun natürlich mit roter Folie abgedunkelt.
Bild 2 zeigt die gegrabene "Kuhle" unter dem Moos.
Bild 3 zeigt den Transport der Königin.
Bild 4 zeigt die Königin, welche letztendlich selbst in den Schlauch marschierte.
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myrmicakönigin2.jpg
myrmicakönigin1.jpg
myrmicauntermoos.jpg
rgnest1.jpg



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#5 AW: Myrmica rubra - Haltungsbericht

Beitrag von Fraaap » 8. Oktober 2007, 20:32

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Montag, 8. Oktober 2007
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Etwa am Samstag, zwei Tage nach der Umsiedelungsaktion stabilisierte sich das wilde durcheinander. Das Volk hatte sich in drei Teile gespalten. Ein Teil nistete im Verbindungsschlauch, mit einer Königin und etwas Brut. Ein anderer Teil zog brav in die Farm, vermutlich mit einer weiteren Königin und Brut, und der letzte Teil blieb weiterhin in einem Stück Moos, welches ich nicht entfernen konnte.

Heute Mittag sollte der letzte Überfall stattfinden: Alles oder nichts! Ich bereitete wieder alles vor, um sie nun entgültig in die Farm oder Reagenzgläser zu scheuchen. Dieses mal jedoch hatte ich eine Geheimwaffe. Eine Lampe! Und nicht irgendeine Lampe, neeeeinn... eine Horror-Heizlampe für meine Schildkröten! Sie erhitzt den angestrahlen Punkt innerhalb weniger Sekunden auf Temperaturen von bis zu 50°C. Sollte jemand auf die Idee kommen, dies nachzumachen, sei gewarnt: 50°C sind nicht gerade sehr angenehm für die Ameisen!! Passt wirklich auf, sonst brutzelt ihr die Krabbler noch...

Zuerst nahm ich mir den Schlauch vor. Ich erhitze einen Teil, und trieb sie damit immer weiter in die Richtung des Ausganges. Nach wenigen Minuten sind sie geflüchtet, und in das Farmbecken gerannt. Sieg!

Nun kam der zweite Teil der Kolonie. Ich nahm das Moos in Hand, und... Öhhh.. da sind ja gar keine Ameisen mehr! Wie es der Zufall wollte, sind die Myrmica wohl schon vorher umgezogen. Sieg!

Also nahm ich das Moos nun völlig raus, und schaute wo es sich die Myrmica gemütlich gemacht haben. Teil 2 und 3 der Kolonie sind tatsächlich in die Reagenzgläser gezogen! Sieht echt lustig aus, wenn sich die Myrmica nacheinander durch den 5mm Schlauch quetschen, um von RG1 in RG2 zu wechseln. Teil 1 der Kolonie befindet sich noch immer in der Farm. Das sind brave Burschen! Leider haben sie sich genau in das Granulat gebuddelt.. Typisch, die wollen es halt feucht. So muss ich etwas mehr aufpassen, wenn ich frisches Wasser in die Farm fülle. Nächstes Jahr, nach der Winterruhe bekommen sie einen schön feuchten Ytong. Dieser wird mir einiges an Arbeit abnehmen.

Fazit:
Die Kolonie ist bereit für den Winterschlaf!


Dieser Haltungsbericht wurde beendet und ist daher geschlossen.

Bei eventueller Fortführung dieses Berichts bitte einen Moderator zur Öffnung des Themas kontaktieren



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