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Ausbeutung der Natur?

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Rotmilan
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#57 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Rotmilan » 18. Mai 2008, 21:56

Mein Name wird wohl schon fast vergessen sein, aber ich war der, der den Thread aufgemacht hat..
Ich wollte aber nicht, dass sich hier nun Exotenhalter und Exotengegner einen Schlagabtausch liefern, sondern eine sachliche Diskussionen mit Zahlen, Fakten.
Da ist natürlich so eine "Hochstapelei" genau so enttäuschend wie die seltsamen Argument von anderen Haltern

Hier sind noch mal die dreistesten, die ich als Ameisen-Neuling mit Beispielen wiederlegen kann, die hier noch nicht genannt wurden..

"3.) Selbst wenn wir Exoten in die Natur entlassen würden, würden wir diese damit nicht zerstören oder besonders beschädigen. Selbst wenn sie Parasiten hätten, würde die Natur daran nicht kaputt gehen. Die Natur baut sich ihr Werk stets wieder auf. Sollte eine Ameisenart ausgerottet werden, so rückt eine andere Kolonie in die Stapfen der vorherigen. Wenn wir jemandem Schaden, dann uns. Unserer Konsumgesellschaft, unserer Industrie. Das wird wohl immer wieder gerne unterschlagen?

Mein Kommentar: Das sehen wir besonders gut auf den Weihnachtsinseln..
:ironie: wie die Krabben sich gegen die invasiven Ameisen wehren, wie die Natur nicht darauf reagieren kann.. nicht in so kurzer Zeit..
Ebenso sind die Feuerameisen in den USA auf dem Vormarsch.. (wie war das mit winterlichem Wegsterben???) Intressant wäre auch, wie sich der Klimawandel auf die Flora und Fauna in Mitteleuropa auswirkt..
Die letzten zwei Winter waren ohne Schnee und Dauerfrost, südländische Fluginsekten dringen bereits öfter zu uns vor.
Die Alpen bilden gegen die "Mittelmeerameisen" eine Barrierre, die unüberwindbar scheint. Doch wenn man zb. nach Pheidola pallidula schaut, sieht das anders aus. In Häusern kann diese Art gut leben. Dabei werden sie durch ihre Größe, ihren Geruch und ihre Fruchtbarkeit (keine lange Winterpause) erheblich lästiger. Man kann dazu auch Erfahrungsberichte von Mietern finden, die darunter leiden mussten.
Mann kann davon ausgehen dass die Tiere von einem "vorbildlichen" Exotenhalter stammen, vielleicht sogar ausgebrochen sind.
Im Sommer können sich dann die Gynen mit etwas Glück paaren, und in ein neues Haus einziehen, Existenzen, Material, Kapital und Lebensqualität zerstören.
Und zu den Parasiten.. siehe Varoa-Milbe..NEIN.. die Natur geht daran nicht kaputt, aber ein Teil von ihr.
Dass man ein Teil der Konsumgesellschaft ist, ist auch nicht zwingend.
Aber das ist ein anderes Thema..


"4.) Nur weil wir Exoten halten, sind wir nicht schlimmer als heimische Ameisenhalter. Auch diese Ameisen dürfen nicht in die Natur entlassen werden. Sollten heimische Arten entweichen, dürfte der Schaden sogar schlimmer sein als bei Exoten! Die Exotischen Arten sterben in den meisten Fällen spätestens im Winter ab, während heimische Arten vorher bestehende Arten komplett verdrängen können! Auch dieser Punkt wird wohl selten erwähnt? Komisch, komisch.. "

Mein Kommentar:
Meine Fragen sollten keine moralischen Fragen diskutieren, sondern nur "Nebenwirkungen und Risiken" für Mensch und Natur, die oft etwas euphemistisch betrachtet werden. Dass alle Exoten über den Winter eingehen ist zu bezweifeln, man beachte, dass in Deutschland bereits Nandus leben können. Besonders bei Pharaoameise, Feuerameise, und der südeuropäischen pheidola pallidula sieht man, dass sie sich auch im einheimischen Ökosystem etablieren können. Und wenn sich so eine exotische Ameise etabliert, werden die Folgen fatal.. Ich möchte nicht wissen wie viel die Bekämpfung allein dieser 3 Ameisen bisher kostete.

Einheimische Arten, verdrängen, wenn sie im richtigen Habitat ausgesetzt werden, keine anderen einheimischen. Es sei denn, man setzt sie auf isolierten Ökosystemen (zB. Inseln) aus. Bei der Anlegung unseres Gartens, der nun schon seit 6 Jahren besteht, zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg, obwohl die Fläche vorher Brachland war.. Aber STeingärten, Haus,
und abwechslungsreiche Vegetation mit Bäumen schafft neue Lebensräume. Dabei müsste ja eine Ameisenart die nächste verdrängen, aber das geschieht nicht. Oft leben sogar "verfeindete" Ameisen friedlich nebeneinander unter ein und dem selben Stein, so lange sich ihre Gänge nicht begegnen. (lasius flavus-lasius niger).
Regional ist es wohl möglich, dass eine lasius niger kolonie andere arten lokal begrenzt verdrängt. Aber an vielen Stellen ist dank homo sapiens sapiens die maximale Nestdichte nich einmal annähernd erreicht.. Die Ameisen finden in gut aufgeräumten Gärten weder Blattläuse, noch vielseitige Gliederfüßer..



5.)" Heimische Arten werden genauso gefangen bzw. aus der Natur entnommen wie die Exoten. Dies wird auch meistens beim Schwarmflug getan! Wie sonst sollten so viele kleine Kolonien verkauft werden können? Eine bestehende riesige Kolonie ausbuddeln, nur die Königin fangen und dann in ein Reagenzglas stecken? Dieser Gedanke ist wohl sehr unrealistisch. Aber gut, diesen Irrglauben wird wohl keiner Ausradieren können."

Mein Zitat:

Ich denke, es ist jedem klar, das heimische Arten gefangen werden bzw. aus der Natur entnommen. ABER HIER IST DER SPRINGENDE PUNKT.
Jeder verantwortungsbewusste Ameisenhalter mit etwas Vorkenntnissen, kann einschätzen, dass das einfangen einer, maximal 3 Gynen schonender und besser für die Tiere ist als das kaufen im Antstore. Denn so kann er die Menge der gefangen Tiere pro Raum kontrollieren, er kennt die Herkunft, kann sie wieder dort aussetzen (im Falle sie werden "lästig" und es erfolgt kein Eintrag von fremden Parasiten ect. Zudem ist es für den Halter ein viel schöneres Erlebnis, die eigene gefangene Königin, vlt noch hier bestimmt, gründen zu lassen. So ungefähr als isst man einen selber geangelten Fisch, der schmeckt doch besser als der Supermarktfisch.
Durch diese lokale Abhängigkeit vom Fundort können so eventuell Kolonien der selben Art entdeckt werden, das Formicarium naturnäher eingerichtet werden. Vielleicht entdeckt der Halter bevorzugte Futterquellen, Verstecke, Baumaterialien. Ich habe dies selbst erlebt und das ist bestimmt spannender und intressanter als das Paket mit der verpackten Königin.
Zudem werden, davon muss ausgegangen werden, von wenigen spezialisierten Gynenfängern Gebiete durchkämmt, und ausschließlich begattete Königinnen der Natur entnommen. Das Problem liegt darin, dass dies in bestimmten Wäldern/Flurstücken vorkommt, die Ameisen dort höhere Verluste haben als anderswo.. die Gesamtpopulation leidet also kaum darunter, dafür die lokale. Denn der Sammler geht ja besonder die Schwärmplätze ab, spezialisiert sich auf den Gynenfang, das macht kein Tier, deshalb ist das Argument " Gynen werden auch von Tiere gefressen" eher nicht so angepasst.

Natürlich wird nicht jeder diesem Idealismus nachkommen können.
Gerade die zitierten Beispiele zeigen doch wie viel "Erfahrung" einige Exotenhalter mitbringen. Ich denke auch, das gerade die vielen bösartigen Antworten auf meinen Thread stammen zum großen Teil von Exotenhaltern, die sich auf den Schlipps getreten fühlen.


Mein Vorschlag für die Haltung von (exotischen) Ameisen

1. Handel von Ameisen erfolgt grundsätzlich über ein Mindestalter von 16 oder 18 Jahren. (wie viele Jugendliche gegen den Willen ihrer Eltern Ameisen bestellen, die dann rausfliegen, gibt es denn)

2. Handel /Verkauf von expliziten Schadameisen (lasius brunneus, glänzendschwarze Holzameise, Pheidola pallidula... ect) verbieten, bzw unter hohe Auflagen stellen (Volljährigkeit, Zustimmung des Mieters, Anmeldung beim Gesundheitsamt, Versicherungspflicht)

3. Einfuhr von Feuerameisen/Crazy Ants absolut verbieten.

4. Schonendes Fangen von Gynen, Maximalzahl an Gynen pro Art/pro Zeitraum/pro Ort (festgelegt von Naturverband, der Bestandszahlen kennt.) festlegen.

5. Haltung von exotischen (= außereuropäisch)Ameisen unter Limitierungsbestimmungen
(Einfuhr nur von bestimmter Anzahl / hohe Besteuerung (schreckt unüberlegte Käufer ab)

6. Haltung von exotischen Ameisen nur mit Prüfung des Fachwissens,
Volljährigkeit, Raumbereitstellung (Weberameisen, Blattschneideameisen)
Meldepflicht beim Gesundheitsamt, Protokollpflicht, Versicherungspflicht.

Diese Punkte in ihren Grundzügen dürften die exotischen Ameisen jungen unüberlegten Haltern in die Ferne rücken, sowie den Schutz verbessern.


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MainMan
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#58 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von MainMan » 18. Mai 2008, 23:17

Hallo nochmal!

Deine Vorschläge in allen ehren! Aber du wirst das nie umsetzen können! Ich mein von mir aus gerne. Aber es wird leider nicht möglich sein!

Wie willst du die Leute z.B dazu bringen "nur 2 Gynen" zu fangen?
Wer soll das kontrollieren?

Das nur so ein Beispiel!
Und auf die Kontrolle durch die Eltern... naja schau dir mal an wie viele "Kinder" heute Spiele spielen die eigentlich nicht für sie bestimmt sind! Ich kann aus Erfahrung sprechen, es sind eine ganze Menge!!! Das Problem kennen wir also schon von unserem "Jugendschutzgesetz". Leider ist es vielen Eltern *sch***egal* was ihre Kinder so den ganzen Tag treiben!
Oder es ist ihnen nicht ganz bewusst weil sie sich mit dem Thema nicht Auseinandersetzen! Dann glaube mal nicht das sich diese Eltern um die gefahren Exotischer Ameisen Gedanken machen!

Ich weiß krasses Beispiel aber ein nicht ganz so weit her geholtes!

Ich wünsche allen eine gute Nacht!

Gruß MainMan

P.S. Wenn doch nur mal die Diskussionen über Ameisen so reich besucht und mit Beiträgen gepflastert werden würden wie dieser Topic, man was währe das für ein geiles Forum!!!!



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#59 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Gast » 19. Mai 2008, 11:06

Hallo Rotmilan,

eigentlich wollte ich hier nichts mehr schreiben, aber deine Vorschläge (die prinzipiell wünschenswert wären) bringen mich dazu, an eine Diskussion zu erinnern, in der praktisch alles vor 2 Jahren schon diskutiert wurde. Ist viel zum Lesen, aber vielleicht auch für andere interessant, was da argumentiert wurde:

- ANTSTORE World of Ants - View topic - Runder Tisch, Ameisen-Handel und Kunden-Information - Ants - Ameisen

mfG,
Merkur



Braenen
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#60 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Braenen » 19. Mai 2008, 11:52

Ich möchte an dieser Stelle einen Statement PRO Händler geben:

Wie ich letztes Jahr mit meiner ersten Ameisen-Kolonie begonnen habe, stellte ich schnell fest, dass ich mit der mir zur Verfügung stehenden Kamera keine guten Fotos von Lasíus niger machen konnte. Die Alternative zu einer schweine-teuren Kamera war eine etwas "größere" Art. Diesen Schritt bin ich dann auch gegangen. In meiner Umgebung gab es aber keine Art, die den Ansprüchen meiner Kamera entgegen gekommen wäre.

Das es, wie bei anderen Hobbies auch, Shops gibt, die das Verkaufen, was ich möchte, finde ich wirklich nicht verwerflich. Ich bestelle ausschließlich bei Antstore in Berlin. Was passiert denn dabei nun:

1. Ich halte lediglich Europäische Arten
2. Ich setze keine davon aus und töte auch keine Kolonie
3. Der Einkauf bei einem Shop erlaubt es mir als voll berufstätiger Vater, dass ich nicht über Tage oder Wochen nach einer speziellen Art (auch noch abhängig von regionalen Schwarmzeiten) suchen muss, sondern diese Zeit mit meinen Kinder vor dem Formikarium verbringen kann (mein Sohn ist sozusagen "infiziert", darf aber noch keine eigene Kolonie halten, weil er dafür zu jung ist- Thema Verantwortung..
4. Gerade die deutschen Shops betreiben doch auch einigen Aufwand, um potenzielle Halter mit Informationen zu versorgen. Ich verstehe mich immer noch als Anfänger. Wenn ich mit einer Frage bei Antstore anrufe, erhalte ich ganz fix meine Informationen. Mancher Anfänger wird aber (nicht nur hier) verbal mit Steinen beworfen, wenn seine Frage grammatikalisch oder der Form-halber nicht den Ansprüchen des Forums genügt. Das ist es wirklich bequemer, dass wirtschaftliche Interesse eines Shops zu nutzen. Schließlich bestelle ich ja als bequemer Mensch dort dan auch Futter und Zubehör.

Der Shop bedient also mein Interesse und hat auf diese Weise dafür gesorgt, dass zumindest meine Kinder niemals einen Ameisenhügel im Wald mit Böllern sprengen oder Insekten aus lauter Freude am Knack-Geräusch zertreten. Der Blick meiner Kinder für Insekten in der freien Natur ist, bedingt durch meine Ameisen, völlig anders als früher. Um dieses Hobby aber betreiben zu können, muss ich auf Shops zurückgreifen, weil es sonst einfach viel zu aufwendig würde (Gyne sammeln, Futterbeschaffung usw.). Darum finde ich, dass Shops ihre Berechtigung haben. Die DASW hat mich als potentiellen Ameisenfreund jedenfalls vorher nie angesprochen, weder über TV noch persönlich. Mein Interesse wurde durch SternTV und den Auftritt von M. Sebesta geweckt.



Rotmilan
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#61 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Rotmilan » 19. Mai 2008, 11:52

@ Mainman
Ich bilde mir ein, für einige Terrarientiere gibt es schon solche "Prüfungen" und Vorraussetzungen, die der Halter erfüllen muss.
Und wenn Eltern mit ihren Kindern oder für diese Ameisen kaufen ist das auch ok, das größere Übel ist eher wenn die Kinder sich selbst die Ameisen gege den Willen der Eltern kaufen, und dann nicht artgerecht halten können, aussetzen, verstecken ect.

Es geht auch nicht darum, etwas kontrollieren zu können, denn wie kann man Bitteschön kontrollieren, dass keine hügelbauenden Ameisen gefangen oder gehalten werden?
Es geht ja um eine Einschränkung. Denn wie oft liest man, dass sich Halter, nicht einmal solche die sie weiterverkaufen, 3 oder mehr Gynen fangen, in den Haltungsberichten tauchen dann aber trotzdem keine 3 Kolonien auf, sondern eben nur eins.
Ich glaube nicht, dass die Gründung von einheimischen Ameisen so schwer ist, dass man von jeder Art drei benötigt.


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Braenen
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#62 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Braenen » 19. Mai 2008, 11:54

Ich möchte an dieser Stelle einen Statement PRO Händler geben:

Wie ich letztes Jahr mit meiner ersten Ameisen-Kolonie begonnen habe, stellte ich schnell fest, dass ich mit der mir zur Verfügung stehenden Kamera keine guten Fotos von Lasíus niger machen konnte. Die Alternative zu einer schweine-teuren Kamera war eine etwas "größere" Art. Diesen Schritt bin ich dann auch gegangen. In meiner Umgebung gab es aber keine Art, die den Ansprüchen meiner Kamera entgegen gekommen wäre.

Das es, wie bei anderen Hobbies auch, Shops gibt, die das Verkaufen, was ich möchte, finde ich wirklich nicht verwerflich. Ich bestelle ausschließlich bei Antstore in Berlin. Was passiert denn dabei nun:

1. Ich halte lediglich Europäische Arten
2. Ich setze keine davon aus und töte auch keine Kolonie
3. Der Einkauf bei einem Shop erlaubt es mir als voll berufstätiger Vater, dass ich nicht über Tage oder Wochen nach einer speziellen Art (auch noch abhängig von regionalen Schwarmzeiten) suchen muss, sondern diese Zeit mit meinen Kinder vor dem Formikarium verbringen kann (mein Sohn ist sozusagen "infiziert", darf aber noch keine eigene Kolonie halten, weil er dafür zu jung ist- Thema Verantwortung..
4. Gerade die deutschen Shops betreiben doch auch einigen Aufwand, um potenzielle Halter mit Informationen zu versorgen. Ich verstehe mich immer noch als Anfänger. Wenn ich mit einer Frage bei Antstore anrufe, erhalte ich ganz fix meine Informationen. Mancher Anfänger wird aber (nicht nur hier) verbal mit Steinen beworfen, wenn seine Frage grammatikalisch oder der Form-halber nicht den Ansprüchen des Forums genügt. Da ist es wirklich bequemer, dass wirtschaftliche Interesse eines Shops zu nutzen. Schließlich bestelle ich ja als bequemer Mensch dort dann auch Futter und Zubehör.

Der Shop bedient also mein Interesse und hat auf diese Weise dafür gesorgt, dass zumindest meine Kinder niemals einen Ameisenhügel im Wald mit Böllern sprengen oder Insekten aus lauter Freude am Knack-Geräusch zertreten. Der Blick meiner Kinder für Insekten in der freien Natur ist, bedingt durch meine Ameisen, völlig anders als früher. Um dieses Hobby aber betreiben zu können, muss ich auf Shops zurückgreifen, weil es sonst einfach viel zu aufwendig würde (Gyne sammeln, Futterbeschaffung usw.). Darum finde ich, dass Shops ihre Berechtigung haben. Die DASW hat mich als potentiellen Ameisenfreund jedenfalls vorher nie angesprochen, weder über TV noch persönlich. Mein Interesse wurde durch SternTV und den Auftritt von M. Sebesta geweckt.



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NIPIAN
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#63 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von NIPIAN » 19. Mai 2008, 12:56

Hoi,


langsam bewegen wir uns auf einen weiteren Kernpunkt der Diskussion hin.
Ich weiß, mit der folgenden Ausführung mache ich mir mit Sicherheit keine Freunde, bzw. viel schlimmer, werde ich mehr oder minder auf Unverständnis stoßen.

Wir besorgen uns Krabbler aus Gebieten, die mehr oder minder aus unseren Breiten/Längen stammen. Die wir erreichen können. Kein Ding. Dabei gehe ich vollständig konform mit Rotmilan.

Nun kommt mein eigentlicher Punkt. In meinem damals schier unverständlichem Wahn, habe ich mir in den Kopf gesetzt, nach ein paar Jahren mit Myrmecia pavida weiter zu machen. Oder einer anderen exotischen Art. Wohlgemerkt, nach Jahren. Wenn ich endlich in meinem Beruf stehe (habe noch ein paar Jahre Studium vor mir).

Mir hat sich eine Gelegenheit geboten: Von einem Halter dieser Art habe ich ein paar Vertreter erhalten. Nicht nur unter dem Vorwand, sie zu sezieren (habe ich tatsächlich gemacht. Mein Werkzeug ist allerdings auch nicht besonders fein gewesen. Die Eierstöcke dürften es allerdings gewesen sein. Verglichen mit dem Ameisenwiki). Nein, über knapp 3 Monate habe ich sie am Leben gehalten. Selbstverständlich haben sie nicht in dem Maße agiert, wie es ein vollständiges Volk getan hätte. Auch zeitlich keinerlei Äquivalenz.

Aber eines ist mir klar geworden. Hobbyforschung wunderbar, Hobbyethologie klasse. Aber letztlich hat sich mir die Frage gestellt: Ist es für mich sinnvoll gewesen, diese Unmengen an Sprit rauszupusten, bis die Dinger bei mir auf dem Tisch gewesen sind? Haben sie meine Erwartungen erfüllt? Kurzfristig ja.

Langfristig: klares nein.

Ist es wichtig gewesen? Hat es Relevanz besessen? Kosten-Nutzen-Faktor sinnvoll? Im Vergleich zu meinen anderen Völkern wäre selbst ein "ausgewachsenes Volk" dieser Art nicht im Besonderen interessant. Gut, der Ausbruchsschutz ist wesentlich leichter, als bei Lasius niger oder Pheidole pallidula. Na und? Imponiert die Größe? Hmm... Greets to Jon. Irgendwie krass formuliert gewesen, zwar unter einem anderen Aspekt aber teilweise hat er auch recht gehabt.

Wir verlieren uns tatsächlich oftmals in einem kleinen Größenwahn. Ich habe die Kolonie mit Haltungserfahrung... den Ara mit Haltungserfahrung, die Python mit Haltungserfahrung, die Yuccapalme mit Haltungserfahrung (oder Vogelspinne; nettes Gimmick, netter Joke, hahaha...), den Porsche mit Haltungserfahrung.

Manche alten Menschen glauben, mit 10-12 Stunden Aquabiking und den Punkten der Krankenkasse wären sie auf dem Gesundheitstripp. Aber praktisch keiner von denen bringt den Neulingen bei, dass regelmäßiges, eigenständiges Training den Erfolg bringt. Die Neulinge WISSEN es nicht, denken aber, dass das reicht. Und lassen sich dann kaum mehr belehren. Kosten-Nutzen-Faktor? Die Krankenkasse zahlt dafür! Mit wachsender Erfahrung in einer Sparte, in der man sich, inklusive offener Lernbereitschaft, bewegt, wird einem klar, wie wenig man über Actio est reactio weiß. Und wie wenige darüber nachdenken wollen. Ob aus zeitlichen Gründen oder aus dem Folgenden:

Der Mensch ist von Natur aus faul und geht den Weg des geringsten Widerstandes.

Dennoch will er alles. Höhlenkühlschrank. Nein. Ich habe mich anders entschieden. Ich bleibe bei meiner Camponotus herculeanus. Sie verarscht mich im Winter mit "Totenstarre", sie verarscht mich im Sommer und die Puppen zögern ihren Schlupf hinaus. Oder bin ich es selbst, der sich diese Unruhe aufbaut, nicht erwarten kann, dass ein neuer Ergatenzuwachs folgt?

Ich weiß, meine Worte lesen sich heuchlerisch, schließlich habe ich die Camponotus herculeanus nicht selbst gefangen, sondern zugesendet bekommen. Von einem privaten Halter.

Ich weiß allerdings auch, dass ich mir niemals eine tatsächlich exotische Art zulegen werde. Und für diesen Satz wird mir meine Holde dankbar sein.

Ich bleibe dabei, Exoten sind eigentlich etwas für Leute, die damit etwas anfangen können. Menschen, die damit effizient forschen können. Und gehören tatsächlich kontrolliert.

Was Ameisen betrifft: Ich habe mein Interesse dafür als Kind entdeckt. Nur habe ich sie nicht halten dürfen. Meine Schwester hat sich Schnirkelschnecken gehalten. Die Mistviecher haben sich vermehrt. Ein Kindheitstrauma^^.



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#64 AW: Ausbeutung der Natur?

Beitrag von Rotmilan » 19. Mai 2008, 18:24

@ Braenen
Ich finde es gut, dass einheimische Tiere gehalten werden.
Ich habe meine Faszination für Ameisen auch als Kind entdeckt.
Während andere Kinder panische Angst vor Spinnen ect. entwickelten, konnte ich sie anfassen, beobachten und berühren ohne Angst zu haben.
Bishin zu Hornissen und Erdkröten und Mäusen, Ringelnattern..
Ich habe auch eine Türkentaube aufgezogen, alles dank meiner naturnahen Umgebung.
Natürlich ist es nicht leicht eine Königin zu finden, zudem sind Kinder ja ungeduldig, schon nach 3 Stunden erfolgloser Suche fangen sie an zu nerven. Ich kenne das von meinen Brüdern. Und wenn die Amsen dann schwärmen, dann ist vielleicht die Faszination für die Ameisen schon wieder weg. An dieser Stelle sollte man vielleicht den Antstore auch loben, da er eben überhaupt einheimische Ameisen anbietet. Klingt blöd, aber schaut man mal nach einheimischen Spinnen, Käfern, Grashüpfern ect..
Die muss man sich wohl selber fangen. Ich kenne auch keinen der einheimische Frösche hält.
Zurück zum Thema, vielleicht lässt sich ja die Suche nach Gynen an einen Spaziergang koppeln, sodass man mit den Kindern nach den Königinnen sucht. Aber ein großer Teil der Halter, die Berichte verfassen, sind Jugendliche.

Noch einmal zum Antstore und seiner Popularität. Die hat er nur, weil er mit Exoten dienen kann, die man in keiner Zoohandlung bekommt und eben so eine hochspezialisierte Zoohandlung darstellt. Ich denke, wenn der Antstore "nur" über europäische Ameisen verfügen würde, wäre er nicht so populär geworden. Schließlich war in dem in dem Artikel der Sächsischen Zeitung kaum einheimische Ameisen benannt. Beschrieben wurden die Blattschneideameisen, die australischen Bulldoggenameisen (siehe Titelfoto) und wie dem Anfängerpaar Weberameisen verkauft wurden. Dabei kann man bei dieser Art noch nicht einmal die Entwicklung richtig beobachten, weil die ja Kartonnester in den Ästen bauen.
Somit hat die Ameisenschutzwarte absolut keine Chance in Sachen Popularität, Service dem Antstore gleichzuziehen.
Kurz gesagt, der Antstore verkauft Ameisen samt Zubehör und Service, die Ameisenschutzwarte erforscht und dokumentiert mit einem geringen Budget ausschließlich einheimische Ameisen.
Da sie solche auch nicht verkauft, ist wohl klar warum sie nicht so ansprechend ist, bzw. nicht im Fernsehen/der Zeitung läuft.
Anerkennung dem, der sich trotzdem für die Haltung von einheimischen Ameisen entscheidet.


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