Beispiel für die Problematik bei der Bestimmung der "bunten" Serviformica sp.Bei meinen Exkursionen ist mir schon lange ein Nest von Serviformica
sp. bekannt, das ich als Nest von
Formica rufibarbis eingestuft hätte, aber ich war mir nicht ganz sicher. Das Nest ist mittelgroß und die Arbeiterinnen weisen durchwegs einen relativ geringen Rotanteil der Pigmente auf dem
Thorax auf. Nur wenige etwas größere Tiere zeigen den eher typisch roten
Thorax, der auch bei
Formica rufibarbis mitunter vollkommen rot sein kann wie bei der Masse der Arbeiterinnen der etwas größeren
Formica lusatica. Die Arbeiterinnen in diesem Nest erreichen im Durchschnitt nur die mittlere Größe für die Serviformica-Arten.
Im Gegensatz dazu herrschen in unserer Region vorwiegend fast vollkommen graue Arbeiterinnen bei
Serviformica cunicularia vor. Nur jeweils einzelne etwas größere Arbeiterinnen können in manchen Nestern einen höheren Rotanteil am Mesosoma aufweisen, die Farbe ist aber dann ein fahles Hellrot, das zum schönen Mittelrot am Mesosoma von
Formica rufibarbis in deutlichem Kontrast steht.
Bei dem oben genannten Nest steht auch das Habitat für
Formica rufibarbis, es ist die Mitte eines sehr sonnigen Feldweges ohne Bodenbewuchs, also ein ausgesprochen xerothermer Standort.
Im Juni wollte ich der Sache auf den Grund gehen und das Schwärmen in diesem Nest beobachten. Leider ein Fehlschlag, weil ich bei zwei Beobachtungen immer nur Männchen feststellen konnte.
Ich wusste, wenn ich die
Königin sehen könnte, kann man die Art fixieren.
Und da kamen mir meine kleinen,
fürchterlichen Helferlein, die Amazonenkriegerinnen zu Hilfe, die in dieser Gegend wohnen.
Und was soll ich sagen: gestern war es so weit! Ich verfolgte - wie so oft - das Zielnest der heimkehrenden Amazonen und traf dabei auf das oben erwähnte Nest. Die Distanz zum Nest von Polyergus betrug in diesem Fall etwa 23m. Die Amazonen waren schon abgezogen, aber die Arbeiterinnen des überfallenen Nest befanden sich noch in heller Aufregung. Überall liefen geflüchtete Arbeiterinnen mit ihrer
Brut herum und dann entdeckte ich das, worauf ich so lange gewartet hatte: Einen Knäuel von Arbeiterinnen etwa 20cm von einem der Nesteingänge entfernt. Ich wusste sofort, da muss die
Königin des überfallenen Nestes unter ein paar Strohhalmen sitzen, weil die
Königinnen anlässlich des Überfalles oft die Flucht ergreifen und später von den Arbeiterinnen wieder ins Nest gezogen werden. Genau so war es hier! Und was konnte ich noch rasch fotografieren? Eine schöne
Formica rufibarbis-
Gyne. Das war die Bestätigung meiner bisherigen Vermutung.
1. Unter ein paar Strohhalmen sitzt die durch den Ãœberfall von
Polyergus rufescens geschockte
Königin, umringt von Arbeiterinnen. Diese zeigen mit wenigen Ausnahmen nicht die übliche Färbung von
Formica rufibarbis.2. Hier ist die
Königin etwas vergrößert. Sie zeigt die typischen farblichen Merkmale einer
Formica rufibarbis.Beste Grüße v. Boro