Wir hatten jetzt, Ende Januar wundervolles Wetter. Die Einheimischen berichteten, dass die Wochen zuvor von Stürmen, Regen und Kälte (…unter 20 Grad im Durchschnitt, für Nordafrikaner schon polare Wetterverhältnisse!) geprägt waren.
Der in dieser Woche beginnende Vorfrühling mit Temperaturen am Mittag von über 25 Grad Celsius trieb die Cataglyphis aus ihre winterlichen Erdnester, erste Kolonien begannen mit der Brutpflege, wir sahen in sonnig gelegenen, durchwärmten Oberflächennestern erste Eigelege.
Die verschiedenen Messor-Arten sind in Tunesien sowieso auch in der Regenzeit aktiv, sie tragen jetzt Samen und anderes in Mengen ein. Ihre Geschlechtstiere schwärmten im Herbst und Winter, also in der beginnenden Regenzeit von Oktober bis Januar, wobei die unterschiedlichen Arten in dieser Zeit zu verschiedenen Zeiten schwärmen. Wir fanden
Leider herrscht auf Djerba eine rege Bautätigkeit. Meeresnahe Gebiete, die in früheren Jahren von vielen Cataglyphis bicolor-Kolonien besiedelt waren, waren nun eingeebnet, der Boden umgeworfen und für die Bebauung vorbereitet. Um solche Ameisen zu finden, mussten wir neue entferntere Gebiete aufsuchen. Allgemein hatten wir den Eindruck, als ob die Bestände der C. bicolor zurückgegangen waren. Dies kann aber auch an die frühe Zeit im Jahr liegen, zu der wir vor Ort waren. Die Cataglyphis brauchen wirklich hohe Temperaturen, um ihr Geschäft zu beginnen. So waren vielleicht erst jene Kolonien jetzt aktiv, deren Nester von der Frühlingssonne bereits erwärmt waren. Nester und Kolonien mit ungünstigeren Standorten unter Palmen, hinter Mauern und sonst in irgendeiner Weise beschattet hatten wohl ihre Aktivität noch nicht entfalten können.
Grosses Glück hatten wir am vorletzten Tag bei auch den wärmeliebenden und sonnenhungrigen Cataglyphis bombycinus. Wir fanden in den Dünen eine Kolonie, die in ein altes Eisenrohr eingezogen war. Wohl, weil dieses von der Sonne aufgeheizt war und die Wärme die Ameisen angelockt hatte. Ich hätte den bombycinus soviel Opportunismus gar nicht zugetraut, hatten wir doch bisher nur reine Erdnester in Sandgebieten gefunden. Ich bin glücklich, diese wunderschönen Tiere nun wieder beobachten zu können.
In der Nähe der Lagunen fanden wir eine weitere grosse Art der Cataglyphis, eine schwarzglänzende Art wohl aus der albicans-Gruppe. Diese Art fanden wir auch in anderen Gebieten Tunesiens, immer jedoch nahe der salzhaltigen stillen Lagunen. Hier nistet diese Ameise sehr nahe dem Wasser, im sehr feuchten und salzigen Uferbereich. Auf den Fotos sieht man ihre kraterförmigen Nesteingänge. Das Wasser der Lagune war von den vorherrschenden Westwinden der letzten Tage aus der Lagune gedrückt worden, einen Tag nach diesen Aufnahmen war es zurückgekehrt.
Von einer weiteren, kleineren Art aus der albicans-Gruppe fanden wir zu unserer Freude Jungkolonien. Die Tiere sind ungemein flink und wachsam, beobachten stets die Umgebung und tragen wie auch andere Vertreter der Gruppe den Hinterleib im schnellen Lauf extrem nach oben gekippt.
Auf den Bildern sind weitere Tiere und auch Landschaften zu sehen. Wir fanden Maulwurfsgrillen, interessante solitäre Bienen und einen wirklich beeindruckenden Skorpion.
Ausserdem eine riesige Tarantel, ihre Körperlänge ohne Beine betrug mindestens 5 cm. Nicht zuletzt schwärmende Honigbienen. Jeder, der sich etwas mit Honigbienen auskennt und weiss, wann diese schwärmen, kann sich nun eine Vorstellung von den klimatischen Verhältnissen auf Djerba im Januar diesen Jahres machen.
Soviel erstmal von mir.
LG, Frank.
PS:
Das vierte, fünfte und sechste Bild zeigt eine Landschaft am Ufer einer Lagune an der Südküste von Djerba. Auf dem fünften und sechsten Bild die charakteristischen Krater der o. beschriebenen Cataglyphis-Art, hier einer kleinen, sicher noch jungen Kolonie. Diese Naturräume werden durchaus ab und zu überschwemmt, es ist rätselhaft, wie die Ameisen das überstehen.
Die Lagune befindet sich hier im Rücken des Fotografen, sie zu fotografieren hab ich dann doch vergessen...
Auf dem dritten Foto seht Ihr einen typischen Lebensraum der bicolor und albicans, etlicher Messor und weiterer Arten wie Pheidole, Tapinoma usw... Die Arten brauchen zumindest dürre Vegetation.
Das zweite, siebente und achte Foto zeigt Flächen, auf denen wir Cataglyphis bombycinus fanden. Ausserdem vereinzelte Nesteingänge von Messor arenarius. Die bombycinus sind hier konkurrenzlos, keine andere Art kann es mit ihnen aufnehmen. Sie fliegen regelrecht über den Sand, verharren hier und dort, um die Umgebung mit einer Körperdrehung zu taxieren. Sie legen Strecken von vllt. 50 Metern leicht in 3 Minuten zurück. Dabei immer wissend, wo sie sich befinden.