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Haltung von Landeinsiedlerkrebsen

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Schildkroet
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#1 Haltung von Landeinsiedlerkrebsen

Beitrag von Schildkroet » 10. Februar 2009, 17:05

[size=167]Landeinsiedlerkrebse[/SIZE]

Hier möchte ich meine Haltung von Landeinsiedlerkrebsen vorstellen.
Alle Bilder sind Teil meiner Dokumentation über meine eigenen Landeinsiedlerkrebse.

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Der Landeinsiedlerkrebs allgemein:

"Hermit crab", bzw. "land hermit crab" ist die englishe Bezeichnung des (Land-)Einsiedlerkrebses, weshalb die Tiere oft einfach mit Hermit, mehrzahl Hermits, betitelt werden.
Der Landeinsiedlerkrebs, wissenschaftlicher Name Coenobitidae, gehört zu den Stein- und Einsiedlerkrebsen.
Insgesamt sind bisher 15 Arten der Gattung Coenobita bekannt, welche alle in feucht-tropischen Gebieten nahe dem Meer leben und je nach Art 2 bis 5cm vom Kopf bis zum Ãœbergang zwischen Brust und dem empfindlichen Hinterleib messen.
Leider sind zur Zeit mehr als 7 dieser Arten vom Aussterben bedroht, bzw. auf dem besten Wege dorthin. Die Landeinsiedlerkrebshaltung wird seit Jahren vor allem in den USA betrieben, doch ist noch kein sinnvolles Prinzip zur Nachzucht gefunden worden, weshalb 99% aller erwerbbaren Landeinsiedlerkrebse Wildfänge sind!
Dieser Fakt machte mir die Entscheidung schwer, mir Landeinsiedlerkrebse anzuschaffen, doch entschied ich mich letztenendes dafür, fünf dieser Krebse aufzunehmen, ihnen ein möglichst ruhiges Leben zu gönnen, und Erfahrungen im Bereich Krebszucht aneignen zu können, um ggf. einen Beitrag gegen den Wildfang zu leisten, auch wenn diese Vorstellung zur Zeit an Utopie grenzen mag.

Landeinsiedlerkrebse besitzen ein Sozialleben, auch wenn dieses nicht allzu ausgeprägt ist. In der Natur können Gruppen von Landeinsiedlerkrebsen mit bis zu 200 und mehr Individuen auftreten. Innerhalb dieser Gruppen können durchaus Landeinsiedlerkrebse verschiedener Arten leben und sich mit Artgleichen paaren, ohne von anderen Gruppenmitgliedern in irgendeiner Art und Weise angegriffen zu werden. Sogar Futter wird meist ohne Auseinandersetzungen geteilt, auch wenn jeder Krebs in erster Linie sich selber versorgen möchte, und sich seine Kameraden einfach zum Verspeisen der Nahrung dazu gesellen. Landeinsiedlerkrebse furagieren ähnlich wie andere Krebse, und nehmen tragbare Nahrung mit in den Unterschlupf, in welchem die Gruppe den Tag über ruht, weshalb es häufig zu einer Art "Versorgung" der weniger erfolgreichen Beutesammler kommt. Somit sei auch erwähnt, dass Landeinsiedlerkrebse nachtaktiv sind, auch wenn es einige Male vorkommt, dass man sie tagsüber zu sehen bekommt.
Nun bilden Landeinsiedlerkrebse keine Reviere und es gibt keinen offensichtlichen Futterneid, doch gibt es trotzdem kleine Auseinandersetzungen unter den Krebsen selbst, denn jeder von ihnen ist auf ein seiner Größe entsprechendes Schneckenhaus angewiesen, welches sehr wichtig für den Landeinsiedlerkrebs ist: Es schützt vorallem seinen weichen Hinterleib vor Angriffen und vor Austrockung, kann aber auch den gesamten Krebs schützen.
So können manche Landeinsiedlerkrebse regelrecht neidisch auf die Behausungen ihrer Artgenossen werden, weshalb sie diese mitunter belagern. Zwar geben Landeinsiedlerkrebse ihre Behausung eigentlich nie freiwillig auf, doch kommt es auch nur bedingt zu einer Verteidigung wenn der Neider zu aufdringlich wird und nicht die Lust verliert, wenn der Besitzer der begehrten Behausung sich in diese zurückzieht. Problematisch wird die Störung durch diesen Häuserneid bei der in der Regel unterirdisch stattfindenden, unter Umständen mehrere Wochen beanspruchenden Häutung, da jeder Krebs zu dieser Zeit extrem empfindlich ist. Der Landeinsiedlerkrebs gibt bei der Häutung seinen alten Chitinpanzer auf und verspeist diesen, um durch Einverleibung die Bildung eines neuen Panzers zu unterstützen, besitzt aber zeitweise keinen Schutz und gibt den weichen Kern seiner Hülle preis.
Aber meist leben die Mitglieder einer Gruppe friedlich und ohne Neid. Landeinsiedlerkrebse die sich häuten wollen, suchen sich dennoch meist einen geschützten Platz. Als Gegenbeispiel zum Neid kann es bei größeren Gruppen durchaus zu einer Weitergabe von Schneckenhäusern kommen wenn ein Landeinsiedlerkrebs seine alte Behausung ablegt, und ein weiterer Landeinsiedlerkrebs Verwendung für dieses findet, und wiederrum seine Behausung aufgibt, welche dann wieder für einen Einsiedlerkrebs von nutzen ist.



Zur Anatomie des Landeinsiedlerkrebses:

An Sinnesorganen besitzt der Landeinsiedlerkrebs ein Augenpaar zur objektiven Wahrnehmung, und zwei Fühlerpaare, von welchem eins ununterbrochen in Bewegung ist, zur taktilen Wahrnehmung.
Wie erwähnt, besitzt der Landeinsiedlerkrebs einen weichen Hinterleib, welcher entgegen dem Körper und der Glieder nicht von einem Chitinpanzer geschützt wird, gekrümmt ist und sich durch Muskeln von innen in das Schneckenhaus klammern kann. Der Halt des Landeinsiedlerkrebses in seinem Schneckenhaus wird durch die zwei hintersten Beinpaare unterstützt, welche verkümmert sind, und nurnoch zur Fixierung des Schneckenhäuschens dienen. Dann besitzt der Landeinsiedlerkebs noch zwei weitere Beinpaare zur Fortbewegung, eine große Schere und kleine Schere zur Nahrungsaufnahme, Fortbewegung und ggf. zur Verteidigung. Alle zuletzt genannten Glieder sind so geformt, dass der Landeinsiedlerkrebs mit ihnen den Eingang des Schneckenhauses komplett verschließen kann.

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Es gibt keine sichtbaren Unterschiede um das Geschlecht von lebenden Landeinsiedlerkrebses zu bestimmen, da sich Weibchen nur durch zwei Drüsen nahe den hinteren Beinpaaren von Männchen unterscheiden, und diese Drüsen aufgrund des Schneckenhauses nicht sichtbar sind, da ein lebendiger Landeinsiedlerkrebs sein Schneckenhaus im Grunde nie verlässt. Selbst zur Häutung verlässt der Landeinsiedlerkrebs das Schneckenhaus nicht, doch wächst der Landeinsiedlerkrebs und braucht irgendwann ein neues, also größeres Schneckenhaus, weshalb er nur in diesem Fall für einen schnellen Umzug sein Hinterleib ungeschützt lässt.
Landeinsiedler beginnen ihr Leben als Larven im Meer, welches sie im subadulten Alter bereits mit einem Schneckenhaus am Hinterleib verlassen. Sie atmen durch ihre realtiv hochentwickelten Kiemen, welche aber dennoch einen hohen Feuchtigkeitsgehalt in der Luft benötigen, vorallem um nicht zu verkleben.
Die Lebensspanne eines Landeinsiedlerkrebses wird auf 35 Jahre geschätzt, in welchen er zwar nicht aufhört zu wachsen, doch mit höheren Alter immer langsamer wächst und sich entsprechend seltener häutet.



Zur Haltung:

Wie erwähnt, halte ich fünf dieser faszinierenden Tiere. Gekauft habe ich sie unter dem Artnamen Coenobita clypeatus, auch unter den englischen Bezeichnungen "purple pincer land hermit crab", angelehnt an ihre teils lila bis purpurroten Scheren, und "caribbean hermit crab", aufgrund ihres Lebensraums, bekannt und noch nicht als bedrohte Art eingestuft. Diese Art lebt nicht nur am Karibischen Meer, sondern ist auch auf den Bermuda Inseln oder gar auf Nord-Florida und in Venezuela zu finden. Leider vermute ich das zwei Mitgleider dieser kleinen Gruppe nicht der genannten Art angehören, da ihre Färbung zu untypisch ist. Zwar gibt es Farbunterschiede zwischen adulten und subadulten Tieren, doch mit fortgeschrittenem Alter sollten diese bereits weitestgehend ausbleiben.

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Ich halte die Tiere bis sie größer sind in einem Terrarium von 80x40cm Grundfläche, welches in zwei Bereiche eingeteilt ist: einem strandnahen Bereich mit feinem Quarzsand, Salzwasserangebot und geringerer Temperatur als im waldnahen Bereich, welcher mit einer großen Mongrovenwurzel, Süßwasserangeboten, Nahrungsangeboten und einem Heizstein versehen ist. Als Unterschlupf dient im Waldbereich eine Unterhöhlung unter der Mongrovenwurzeln, vor welche eine Korkrinde gelehnt ist.

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Zur Beleutung nutze ich eine 45 Watt Energiesparlampe und ein 60 Watt Spotlight, welches zusätzlich dank seiner Abwärme das Becken aufheizt.
Druch Temperaturunterschiede versuche ich die Natur ein wenig versuche zu simulieren, da der Strand durch die Sonne tagsüber aufgewärmt wird, und nachts die Wärme ans Wasser abgibt, wohingegen der Wald sich langsam erwärmt und diese Temperatur über Nacht hält:

___________Strand | Wald
Tagsüber:______28 | 26
Nachts:________21 | 23

Der strandnahe Bereich zeichnet sich ausserdem durch tieferes und feuchteres Bodensubstrat aus, um den Krebsen das sichere Vergraben zur Häutung zu gewährleisten.
Die Luftfeuchtigkeit liegt immer über 75%, wobei sie über Nacht auf bis zu 95% steigen kann.
Zur Beobachtung und Wärmeregulierung über Nacht habe ich eine 60 Watt Mondlichtlampe auf dem Becken montiert, welche die Landeinsiedlerkrebse auf ihren nächtlichen Erkundungstouren in der Tat nicht zu stören scheint.
Natürlich muss ich meine Landeinsiedlerkrebse auch mit Allerlei versorgen:
Als Nahrung dient für die eigentlichen Allesfresser hauptsächlich Obst, welches ich mir von meinem morgentlichen Fruchtshake abspare und ab und zu durch Fischflocken und Kalkpulver mit Nährstoffen anreichere.
Dann gibt es sowohl Süß-, als auch Salzwasserquellen, mit welchen sich die Landeinsiedlerkrebse eigenständig Salzwasser in einer bestimmter Konzentration mischen. Verkäufer und auch manche Halter der Tiere behaupten, man könne sie auch ohne Salzwasser halten, da dies nur für die Larven, welche angeblich ohnehin sterben, benötigt wird, doch ist Salzwasser meines Erachtens nach dringend notwendig! (Siehe Haltungsbericht)
Ein weiteres Versorgungsgut sind Klettermöglichkeiten. Landeinsiedlerkrebse lieben es zu klettern und scheuen kein Hinderniss! Es ist erstaunlich, zu was diese durch ihr Schneckenhaus plump wirkenden Krebse fähig sind. Entsprechend werde ich das Becken gelegentlich anders Einrichten, um vorallem die Neugier der Tiere aufrecht zu erhalten, weshalb ich auch jeden Abend an unterschiedlichen Stellen Nahrung verstecke.
Schlussendlich werden bald Schneckenhäuser angeboten, um den Krebsen nach ihrer ersten Häutung ein der Größe entsprechenden Schutz bieten zu können.
Alles in Allem sind Landeinsiedlerkrebse relativ scheue und schwer zu Beobachtende Haustiere, doch bin ich bisher voll auf meine Kosten gekommen! Meine Faszination für diese Tiere ist riesig, und für mich als Langschläfer und Abends-nicht-ins-Bett-Kommer sind diese eine ideale Gesellschaft!
Doch trotzdem möchte ich lediglich über die Landeinsiedlerkrebse und ihre Haltung informieren, und nicht über den Erwerb!



Der Haltungsbericht:

[9. Februar 2009]
Zur Zeit teste ich noch verschiedene Arten von Obst aus.
Bisher angenommen wurden: Rote Weintrauben, Honigmelone, Apfel
Verschmäht wurden: Sharon, Diskusfisch-Futtergranulat
Zur zusätlichen Versorgung mit Kalk habe ich ein Stück Sepiaschale in das Becken gegeben, damit die Landeinsiedlerkrebse Zugriff auf eine große Menge Kalk haben, um ggf. genügend Vorräte für die Häutung sammeln können.
Die Krebse sind bisher ausschließlich Nachts aktiv und weisen ein starkes Interesse am Salzwasser auf. Da die Schale jede Nacht beinahe geleert wird, und das Süßwasser nur geringe Verringerungen aufweist, meine ich sagen zu können: Sie bevorzugen es deutlich!

Hier ein Bild eines Landeinsiedlerkrebses, welcher heute des Nachts nach Nahrung furagierte:
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<<<<<<< Fortsetzung folgt >>>>>>>



Ich hoffe es hat euch gefallen und ich habe euch einen interessanten Einblick in meine Landeinsiedlerkrebshaltung gegeben.
Nehmt es mir nicht bös, wenn ich den Haltungsbericht hier bei Zeiten fortsetze!
Für Fragen und Anregungen stehe ich gerne zur Verfügung!


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Sajikii
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#2 AW: Haltung von Landeinsiedlerkrebsen

Beitrag von Sajikii » 10. Februar 2009, 18:16

Na das wundert mich aber, einen Bericht über Coenobita im Ameisenforum lesen zu dürfen!? ;) Ich hatte auch einmal eine Gruppe zu Hause, von Tischtennisballgroße bis Apfelgroße Krebse. Wie du es schön hervorgebracht hast, sind diese Krebse sehr interessant und durch ihre wirklich gute Sehkraft ein ständiger und wachsamer Beobachter.
Schöner Bericht übrigens!
Das die Krebse Salz- wie auch Süßwasser brauchen, stimmt auf jeden Fall. Besonders vor der Häutung, wo sie ja viele Wochen im Boden tief vergraben verschwinden, brauchen sie einen hohen Wasservorrat in ihren Schneckenhäusern wo mal schnell eine ganze Schüssel leer geht. Du kannst deinen Krebsen ruhig auch tiefere Wasserschalen anbieten, sie können sich lange im Wasser aufhalten, nur eben geeignete Klettermöglichkeiten zum rauskrabbeln müssen vorhanden sein.
Wie die von dir angesprochenen, lila gefärbten Scheren sind wirklich ein hingucker, soweit ich das aber mitbekommen habe kommt es auch vor das diese Färbung nachlässt, und zwar ist das auf die Ernährung zurück zu schließen. Genug Karotten sollten dagegenwirken, was sie auch sehr gerne fressen. Ah ja, neben der Sepiaschale kannst du ihnen gerne auch mal tote Insekten anbieten. Bei mir bekamen sie immer adulte Heimchen und Heuschrecken, besonders die Heuschrecken waren beliebt, da sie da besser mit den Scheren ran kamen. Interessant zu beobachten war dann immer, wenn sie dem toten Heuschreck mit einem Schnitt (je größer der Krebs, umso schlimmer die enorme Kraft in den Scheren!!) den Kopf abtrennen und gierig die Innereien auslöffelten. Naja, sie lieben Aas, ist glaub ich auch in gewisser Hinsicht die Hauptnahrung an der Küste und so. Ah ja, du kannst ihnen auch Gänseblümchen usw. geben, fressen sie genauso gern.
Ein heikles Thema bei der Coenobita-Haltung ist die heiß ersehnte Nachzucht, damit endlich die Wildfänge gestoppt werden könnten! Aber es ist leider fast unmöglich, eine Nachzucht erfolgreich hoch zu ziehen. Ich las schon oft von Leuten, wo neu gekaufte Krebse plötzlich in der Salzwasserschale ihre Eier/Larven absetzten. Natürlich konnte nur das Weibchen noch in der Wildnis begattet worden sein, und die Überlebenschancen für die Brut war gleich Null. Man bräuchte eine extrem große Arena, darin ein Waldteil, intigriert mit einem kleinen Süßwasserbachlauf und extrem hoher Luftfeuchtigkeit, und eine Sandküste wo es richtig warm ist und durch bestimmte Geräte das Salzwasser in Bewegung bleibt und kleine Wellen schlägt ... erst dann könnte ich mir vlt. ein Brutauswerfen vorstellen, wobei dann aber die Frage ist woher man das Microfutter für die Larven herbekommt ... eigentlich unschaffbar! Natürlich mag ich niemanden davon abhalten, aber dieses Thema ist leider ein harter Brocken - eine gelungene Nachzucht wäre natürlich ein Traum und würde vielleicht noch rechtzeitig die Coenobitabestände schohnen!
Was ich noch zum Schluß schreiben wollte ... du hast ja auch schon bemerkt wie gut sie klettern und wie gerne! sie das machen. Ich hatte damals eine Rückwand aus Cocosmatten, und hatte jede Menge Weidengeäst (dick bis dünn) zum Klettern reingeklemmt. Sie saßen nicht nur nebeneinander auf den dicken Ästen und sonnten sich, sondern sie knabberten sogar an der Rinde und die Triebe (durch die hohe Luftfeuchtigkeit treibt die Weide schnell mal aus) knöpften sie sich auch vor. Also da hatten sie genug zu tun, und die rund 20cm hohe Sand/Erdgemischschicht haben sie brav untergraben, und viele versenkte Korkrinden dienten als Höhlen ... und ja, vlt wird man dann auch durch das leicht hörbare "quaken" der Krebse, die sie anscheinend durch das letzte Beinpaar, an der Schneckenhausinnenseite reibend verursachen, belohnt ;). Nur so als Tipp *gg*.
Viel Spaß und Erfolg noch!


LG

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Schildkroet
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#3 AW: Haltung von Landeinsiedlerkrebsen

Beitrag von Schildkroet » 10. Februar 2009, 21:03

Hallo!

Es freut mich einen weiteren Begeisterten zu finden =)
Warum dieses Thema im Ameisenforum landet? Ich muss gestehen, das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass dieser Bericht auch gelesen werden soll!
Ich bin nicht in vielen Foren Mitglied, und von diesen wenigen halte ich das Ameisenforum.de für das angemessenste.
Ausserdem wollte ich das Spektrum des Off-Topics ein wenig weiter fächern, wenn hier schon von Stabheuschrecken und Gottesanbeterinnen berichtet wird!
Nun sind Landeinsiedlerkrebse etwas weiter entfernt von den Ameisen, weshalb ich es einsehen würde, falls jemand meinen Bericht in diesem Forum für fehl am Platz hält. Falls es wirklich auf starken Widerspruch stößt, werde ich das Thema natürlich entfernen lassen!

Nun weiß ich garnicht wo ich anfangen soll, Sajiki.
Aber ich fange einmal mit der Beschaffenheit des Beckens an: Das 80x40cm Becken ist wie beschrieben eher ein Einstiegsbecken, in welchem leider der Platz für eine große Wasserstelle ausblieb. Das sich nun in Benutzung befindende Becken hatte ich glücklicherweise noch stehen, und zu Beginn hieß es, ich erhalte sehr junge Landeinsiedlerkrebse, deren Platzanspruch für längere Zeit gedeckt gewesen wäre. Nun erhielt ich aber relativ große, und leider somit auch teurere Tiere, weshalb ich bereits beginne ein neues, deutlich größeres Becken zu planen, welches mit einem ausreichenden Maß Platz für eine Gruppe von mindestens neun Tieren, abhängig von der Artenzugehörigkeit meiner jetzigen Krebse, bieten soll.

Mit diesem Becken komme ich dann auch auf die Zucht zu sprechen:
In dem neuen Becken werden zwei entsprechend große Wasserquellen angeboten, Salz- und Süßwasser. Zur Imitation der Wasserbewegung habe ich auch einige grobe Ideen, doch dauert es noch etwas, bis ich diese erproben kann. Nun habe ich aber im Vorfeld einen in meinen Augen sehr begabten Meerwasseraquaristen angesprochen, und habe glücklicherweise Zugriff auf eine Zuchtapparatur für Phytoplankton, mit welchem ich versuchen werde, die Larven der Landeinsiedlerkrebse zu ernähren. Ob dies klappt, wird sich zeigen, doch den Versuch ist es mir wert.
Zum Thema Nahrung generell: Ja, es gibt glücklicherweise unzählige Möglichkeiten was das Futter angeht, doch habe ich in den wenigen Tagen die ich Landeinsiedlerkrebse bisher halte wenig ausprobiert. Ich denke von meiner Ameisenhaltung werden einige Insekten überbleiben, aber auch ungewürztes Hühnerfleisch werde ich ihnen ab und zu geben. Doch halte ich in der Natur Fallobst für eine ebenso wichtige Nahrungsquelle für Landeinsiedlerkrebse, wie Aas.
Den Futtermöglichkeiten sind bei den Kleinen ja nur wenige Grenzen gesetzt, doch habe ich die Tiere erst seit dem 4. Februar diesen Jahres, weshalb nochnicht viele Futtervariablen von mir gestestet werden konnten.

Das Nachlassen der Färbung kann man vielleicht auch auf die Nahrung zurückführen, doch weisen gerade subadulte Mitglieder der Art Coenobita clypeatus das purpurne Farbmuster auf, welches aber mit zunehmenden Alter ohnehin nachlässt! So sind ältere Tiere, unabhängig von der Nahrung, weniger von einem lila, sondern eher von einem roten Farbton geprägt.
Doch habe ich drei Landeinsiedlerkrebse mit mehr oder weniger roter Färbung, aber einen Landeinsiedlerkrebs mit beinahe komplett blauer Färbung, und einen vollkommen Sandfarbenen. Ich habe ja den Farbunterschied zwischen den Altersgruppen angesprochen, doch taucht entgegen der Sandfärbung der Farbton "Blau" nicht in der Art Coenobita clypeatus vor, sondern erinnert eher an die Art Coenobita purpureus oder violascens.
Aber das wohl wichtigste Bestimmungsmerkmal sind die Augenstiele. Coenobita clypeatus besitzt Augenstiele mit einer weißen Grundfarbe, was bei zwei Krebsen aus meiner Gruppe gut sichtbar ist, doch besitzen mindestens zwei andere Mitglieder meiner Gruppe eindeutig braun bis schwarze Augenstiele.
Siehe vorallem das Bild, welches meinem Haltungsbericht angehört.
Aber insgesamt bin ich nicht Fachkundig genug, um genaue Aussagen über die Artenzugehörigkeit zu machen und stelle lediglich Vermutungen an. Doch beeinträchtigen diese keinesfalls mein Interesse an diesen Tieren!

Und Sajiki, danke für den Tipp mit den Weideästen die austreiben! Es waren bereits ungiftige und somit essbare Pflanzen vorgesehen, doch auf diese Idee wäre ich nicht gekommen!


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#4 AW: Haltung von Landeinsiedlerkrebsen

Beitrag von Sajikii » 10. Februar 2009, 22:04

Ja, also da kann man ruhig etwas herumbasteln. Ich schaffte es das gesamte Terrarium mit Weidengeäst zu bestücken, ein paar Äste gingen sogar quer durchs ganze Terrarium, da spießte ich auch manchmal Äpfel an abgebrochenen Zweigen auf. Es war echt nicht zum übersehen, dass sie die Äste liebten, sie turnten nur mehr auf denen herum.
Was die Bepflanzung betrifft, würde ich nicht zu viel investieren. Wenn ich es so ausdrücken darf, die Krebse übernehmen schnell mal die Rolle einer Elefantenherde, überrollen alles und hinterlassen eine Sauerei, von ausgegrabener Pflanze angefangen bis hin zum abfressen. Daher wählte ich auch damals die Weide, war einfach perfekt. Aber, natürlich kann man selber Pflanzen ausprobieren, die vlt nicht in die Opferliste gehören. Besonders kleinere Krebse machen weniger "Schaden" als die Apfelgroßen.

Was die Artenbestimmung angeht, so findet man eigentlich über Google schnell mal ganze Listen mit Bestimmungshilfen. Vlt. wirst du da ja mal fündig - aber hauptsache die Krebse vertragen sich untereinander, weil wie ich finde, hat jeder Krebs einen ganz eigenen Charakter. Es gibt da auch richtige Bösewichte die einigen Krebsen das Leben schwer machen können. Aber wenn der Größenunterschied nicht enorm ist, wirds sicher weniger Probleme geben. Auch beim Schneckenhäuser suchen sind die Krebse sehr wählerisch (anfangs schätzen sie den Umfang des Schneckenhauses ab, dann tasten sie mit den Fühlern den Hauseingang ab, alles wird peinlich genau abgecheckt ob auch wirklich alles passt, dann, wird durchs "Probereinschlüpfen" die Geräumigkeit getestet, dann das Gewicht vom Häuschen (Krebse bevorzugen Häuschen mit dicken Wänden) und dann kommt es vor das sogar noch auf die Schneckenform und Färbung geachtet wird.) Also auf jeden Fall 20-30 Schneckenhäuser anbieten, weil wenn dann ein Krebs nicht fündig wird, aber schon sein Haus verlassen hat, kann er austrocknen und sterben!

Das du einen Zuchtversuch starten möchtest, und sogar schon Plankton bekommen könntest, freut mich zu lesen! Ich werde auf jeden Fall deinen Haltungsbericht hier verfolgen!


LG

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#5 AW: Haltung von Landeinsiedlerkrebsen

Beitrag von Schildkroet » 10. Februar 2009, 22:54

Nabend!

Die mechanische Zeitschaltuhr hat nun vor kurzer Zeit 22 Uhr geschlagen, und nun beginnt es im Becken zu knartschen und zu knirschen! Es beginnt quasi zu leben, denn das Licht ist aus =)

Ja, mit den Schneckenhäuschen ist das so eine Sache. Deshalb spielt die Art der Landeinsiedlerkrebse auch eine gewisse Rolle für mich, abgesehen von der Zucht, da durchaus bekannt ist, welche Art welches Schneckenhaus bevorzugt. Doch Unbekannten kann ich kein konkretes Schneckenhaus anbieten, und muss eine noch größere Vielfalt anbieten, was zwar keine Unmöglichkeit darstellt, aber nicht unbedingt einfach ist. Nicht jeder Landeinsiedlerkrebs mag die meist günstigen "Turbo" oder auch "Tonna" Schneckenhäuser.
So könnte man ähnlich den Häuschen auch viel in Pflanzen investieren. Mir war bewusst, dass die Landeinsiedlerkrebse jene untergraben und verspeisen werden, weshalb ich extra auf die Essbarkeit der Pflanzen achte, doch halte ich das Einbeziehen von Pflanzen für sinnvoll, da es wieder ein Stück Naturnähe gibt. Aber es stimmt schon, große Investitionen lohnen hier in der Tat nicht.

Mit der genauen Bestimmung warte ich lieber noch einige Zeit. Vielleicht verändern sich die Farben in der nächsten Zeit noch Grundlegend, da die Tiere momentan noch relativ Jung (nichteinmal Kiwigroß) sind, und sie mit der Zeit auch immer zutraulicher werden und ich sie so besser bestimmen kann.
Was den Charakter angeht, so war dies auch ein großer Pluspunkt für mich was die Haltung dieser Tiere angeht. Es ist einfach zu interessant! Bisher habe ich zum Glück keinen Bösewicht beobachten können, aber einen sehr mutigen Kameraden. Er guckte mich sogar mit seinen kleinen Kulleraugen an, als ich sichtbar auf ihn zu kam, wo seine Gruppenmitglieder längst das geschützte Häuschen vorzogen.
In diesem Moment schleicht er auch wieder hinter der Moongrovenwurzel hervor, und lässt sich nicht davon beeindrucken, das ich 30cm von ihm entfernt tippe.

Danke für jegliche Information! Zwar war bisher das einzigst Neue für mich der Weidenast, aber wer weiß, vielleicht habe ich einen wichtigen Punkt nie erfahren!
Ausserdem machen sich solche Erweiterungen gut für den Bericht über die Haltung von Landeinsiedlerkrebsen, da ich viele Details nicht in meinen Bericht eingeflochten habe, da ich die Leser, welche in erster Regel Ameisenhalter sind, nicht zu stark beanspruchen wollte. Aber bisher ziehe ich eine relativ positive Resonanz aus diesem Thema, weshalb ich es als angenehm empfinden würde, es auszuweiten.

Deshalb erwähne ich noch, dass das beschriebene "Probeschlüpfen" auch zur Reinigung des Schneckenhauses von Kies oder anderen möglichen Verschmutzungen dienen kann. Aber der Landeinsiedlerkrebs hält seine alte Behausung während des gesamten Umzugsprozesses fest und verteidigt sie, und gibt sie erst auf, wenn er ein neues Haus gefunden hat, mit dem wer vollkommen zufrieden ist.

So, die Nacht ist da und ich beobachte meine Landeinsiedlerkrebse noch etwas =)


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#6 AW: Haltung von Landeinsiedlerkrebsen

Beitrag von InterLunium » 11. Februar 2009, 12:09

Hi,
wirklich super dein Bericht.

Ich halte auch welche; Drei Coenobita clypeatus
Habe meine seid März 2007.
Gibt da nen nettes Forum LandeinsiedlerkrebsForum in dem bin ich auch angemeldet.
Das was ich dir vielleicht mal empfehlen könnte wäre eine Schicht mit Kokoshumus,habe erst halb Sand und Humus gehabt und dann auf Humus gewechselt.Da ich festgestellt habe das sie sich viel lieber im Humus verbuddeln.
Als sie nen neues Becken bekommen haben (vor ca 2 Wochen) habe ich wieder nen kleines Strandstück mit eingebaut, an dieser Stelle bekommen sie das Salzwasser angeboten und dort liegen auch die Häuser zum wechseln.

mfg
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#7 AW: Haltung von Landeinsiedlerkrebsen

Beitrag von Frank Mattheis » 11. Februar 2009, 12:16

Das scheinen ja lustige Gesellen zu sein. Ich glaube, viele Krebstiere sind das. Ich hielt auch vor einiger Zeit zwei Krabben in meinen Aqarium, auch die machten mir grossen Spass. Diese Einsiedlerkrebse, viele Krabben und auch die berühmten Pistolenkrebse sind sehr interessant, hochentwickelt und haben offenbar ein gut ausgeprägtes Sozialleben. Ebenso wohl auch viele Garnelen.
Vor einige Zeit gab es ja einen Bericht über neu entdeckte Garnelen, die in staatenähnlicher Gemeinschaft in einen Meeresschwamm leben. Es gab dort wohl fortpflanzungsfähige und -berechtigte Geschlechtstierpaare, Tiere, die die Arbeiterrolle übernahmen, sogar Garnelen mit vergrösserten Scheren, die Soldatenrollen ausfüllten und die Kolonie bewachten und verteidigten.
Toller Bericht, Schildkroet, interessante Tiere.

LG, Frank.



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#8 AW: Haltung von Landeinsiedlerkrebsen

Beitrag von Schildkroet » 11. Februar 2009, 14:10

Hey!

Also InterLunium, freut mich einen Verbündeten anzutreffen!
Auf meiner Informationssammlung bin ich auf viele Foren gestoßen, wobei ich von keinem groß begeistert war!
Ich bin sogar in einem angemeldet, in welchem ich bis heute auf Erfahrungsberichte über die Thermophilie der Tiere warte. Doch werd ich wohl auf ein anderes Forum umsteigen müssen, welches vorallem belebter ist, damit ich meinen "Trieb" ausleben kann!
Eine Humusschicht sollte auch in meinem folgenden Becken vorhanden sein, doch dachte ich in erster Linie an zerkleinerte Rinden.
Die größe deiner Gruppe verwundert mich nur etwas, da ich es für besser halte, sie in größeren Gruppen zu halten. Oder gibt es im diesem Falle einen konkreten Grund?

Ja Frank, freut mich das Dir mein Bericht gefallen hat, und ich Dir die Tiere vielleicht etwas näher bringen konnte!
Zuerst überlegte ich Krabben der Art Metasesarma aubryi, auch rote Chameleonkrabbe genannt, zu halten. Diese Krabben weisen zwar teils auch ein starkes Revierverhalten in Verbindung mit Aggressionen auf, doch gehen die Männchen und Weibchen feste Partnerschaften ein. Ich mag einfach sozial lebende Tiere.
Aber die von Dir erwähnten Garnelen sind wirklich interessant! Würde mich interessieren ob die Evolution, welche vor Millionen von Jahren an Land stattfand und die Ameisen hervorbrachte, auch tatsächlich unter Wasser stattgefunden hat, und vorallem: wann?


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