Hier möchte ich meine Haltung von Landeinsiedlerkrebsen vorstellen.
Alle Bilder sind Teil meiner Dokumentation über meine eigenen Landeinsiedlerkrebse.
Der Landeinsiedlerkrebs allgemein:
"Hermit crab", bzw. "land hermit crab" ist die englishe Bezeichnung des (Land-)Einsiedlerkrebses, weshalb die Tiere oft einfach mit Hermit, mehrzahl Hermits, betitelt werden.
Der Landeinsiedlerkrebs, wissenschaftlicher Name Coenobitidae, gehört zu den Stein- und Einsiedlerkrebsen.
Insgesamt sind bisher 15 Arten der
Leider sind zur Zeit mehr als 7 dieser Arten vom Aussterben bedroht, bzw. auf dem besten Wege dorthin. Die Landeinsiedlerkrebshaltung wird seit Jahren vor allem in den USA betrieben, doch ist noch kein sinnvolles Prinzip zur Nachzucht gefunden worden, weshalb 99% aller erwerbbaren Landeinsiedlerkrebse Wildfänge sind!
Dieser Fakt machte mir die Entscheidung schwer, mir Landeinsiedlerkrebse anzuschaffen, doch entschied ich mich letztenendes dafür, fünf dieser Krebse aufzunehmen, ihnen ein möglichst ruhiges Leben zu gönnen, und Erfahrungen im Bereich Krebszucht aneignen zu können, um ggf. einen Beitrag gegen den Wildfang zu leisten, auch wenn diese Vorstellung zur Zeit an Utopie grenzen mag.
Landeinsiedlerkrebse besitzen ein Sozialleben, auch wenn dieses nicht allzu ausgeprägt ist. In der Natur können Gruppen von Landeinsiedlerkrebsen mit bis zu 200 und mehr Individuen auftreten. Innerhalb dieser Gruppen können durchaus Landeinsiedlerkrebse verschiedener Arten leben und sich mit Artgleichen paaren, ohne von anderen Gruppenmitgliedern in irgendeiner Art und Weise angegriffen zu werden. Sogar Futter wird meist ohne Auseinandersetzungen geteilt, auch wenn jeder Krebs in erster Linie sich selber versorgen möchte, und sich seine Kameraden einfach zum Verspeisen der Nahrung dazu gesellen. Landeinsiedlerkrebse furagieren ähnlich wie andere Krebse, und nehmen tragbare Nahrung mit in den Unterschlupf, in welchem die Gruppe den Tag über ruht, weshalb es häufig zu einer Art "Versorgung" der weniger erfolgreichen Beutesammler kommt. Somit sei auch erwähnt, dass Landeinsiedlerkrebse nachtaktiv sind, auch wenn es einige Male vorkommt, dass man sie tagsüber zu sehen bekommt.
Nun bilden Landeinsiedlerkrebse keine Reviere und es gibt keinen offensichtlichen Futterneid, doch gibt es trotzdem kleine Auseinandersetzungen unter den Krebsen selbst, denn jeder von ihnen ist auf ein seiner Größe entsprechendes Schneckenhaus angewiesen, welches sehr wichtig für den Landeinsiedlerkrebs ist: Es schützt vorallem seinen weichen Hinterleib vor Angriffen und vor Austrockung, kann aber auch den gesamten Krebs schützen.
So können manche Landeinsiedlerkrebse regelrecht neidisch auf die Behausungen ihrer Artgenossen werden, weshalb sie diese mitunter belagern. Zwar geben Landeinsiedlerkrebse ihre Behausung eigentlich nie freiwillig auf, doch kommt es auch nur bedingt zu einer Verteidigung wenn der Neider zu aufdringlich wird und nicht die Lust verliert, wenn der Besitzer der begehrten Behausung sich in diese zurückzieht. Problematisch wird die Störung durch diesen Häuserneid bei der in der Regel unterirdisch stattfindenden, unter Umständen mehrere Wochen beanspruchenden Häutung, da jeder Krebs zu dieser Zeit extrem empfindlich ist. Der Landeinsiedlerkrebs gibt bei der Häutung seinen alten Chitinpanzer auf und verspeist diesen, um durch Einverleibung die Bildung eines neuen Panzers zu unterstützen, besitzt aber zeitweise keinen Schutz und gibt den weichen Kern seiner Hülle preis.
Aber meist leben die Mitglieder einer Gruppe friedlich und ohne Neid. Landeinsiedlerkrebse die sich häuten wollen, suchen sich dennoch meist einen geschützten Platz. Als Gegenbeispiel zum Neid kann es bei größeren Gruppen durchaus zu einer Weitergabe von Schneckenhäusern kommen wenn ein Landeinsiedlerkrebs seine alte Behausung ablegt, und ein weiterer Landeinsiedlerkrebs Verwendung für dieses findet, und wiederrum seine Behausung aufgibt, welche dann wieder für einen Einsiedlerkrebs von nutzen ist.
Zur Anatomie des Landeinsiedlerkrebses:
An Sinnesorganen besitzt der Landeinsiedlerkrebs ein Augenpaar zur objektiven Wahrnehmung, und zwei Fühlerpaare, von welchem eins ununterbrochen in Bewegung ist, zur taktilen Wahrnehmung.
Wie erwähnt, besitzt der Landeinsiedlerkrebs einen weichen Hinterleib, welcher entgegen dem Körper und der Glieder nicht von einem Chitinpanzer geschützt wird, gekrümmt ist und sich durch Muskeln von innen in das Schneckenhaus klammern kann. Der Halt des Landeinsiedlerkrebses in seinem Schneckenhaus wird durch die zwei hintersten Beinpaare unterstützt, welche verkümmert sind, und nurnoch zur Fixierung des Schneckenhäuschens dienen. Dann besitzt der Landeinsiedlerkebs noch zwei weitere Beinpaare zur Fortbewegung, eine große Schere und kleine Schere zur Nahrungsaufnahme, Fortbewegung und ggf. zur Verteidigung. Alle zuletzt genannten Glieder sind so geformt, dass der Landeinsiedlerkrebs mit ihnen den Eingang des Schneckenhauses komplett verschließen kann.
Es gibt keine sichtbaren Unterschiede um das Geschlecht von lebenden Landeinsiedlerkrebses zu bestimmen, da sich Weibchen nur durch zwei Drüsen nahe den hinteren Beinpaaren von Männchen unterscheiden, und diese Drüsen aufgrund des Schneckenhauses nicht sichtbar sind, da ein lebendiger Landeinsiedlerkrebs sein Schneckenhaus im Grunde nie verlässt. Selbst zur Häutung verlässt der Landeinsiedlerkrebs das Schneckenhaus nicht, doch wächst der Landeinsiedlerkrebs und braucht irgendwann ein neues, also größeres Schneckenhaus, weshalb er nur in diesem Fall für einen schnellen Umzug sein Hinterleib ungeschützt lässt.
Landeinsiedler beginnen ihr Leben als
Die Lebensspanne eines Landeinsiedlerkrebses wird auf 35 Jahre geschätzt, in welchen er zwar nicht aufhört zu wachsen, doch mit höheren Alter immer langsamer wächst und sich entsprechend seltener häutet.
Zur Haltung:
Wie erwähnt, halte ich fünf dieser faszinierenden Tiere. Gekauft habe ich sie unter dem Artnamen Coenobita clypeatus, auch unter den englischen Bezeichnungen "purple pincer land hermit crab", angelehnt an ihre teils lila bis purpurroten Scheren, und "caribbean hermit crab", aufgrund ihres Lebensraums, bekannt und noch nicht als bedrohte Art eingestuft. Diese Art lebt nicht nur am Karibischen Meer, sondern ist auch auf den Bermuda Inseln oder gar auf Nord-Florida und in Venezuela zu finden. Leider vermute ich das zwei Mitgleider dieser kleinen Gruppe nicht der genannten Art angehören, da ihre Färbung zu untypisch ist. Zwar gibt es Farbunterschiede zwischen adulten und subadulten Tieren, doch mit fortgeschrittenem Alter sollten diese bereits weitestgehend ausbleiben.
Ich halte die Tiere bis sie größer sind in einem Terrarium von 80x40cm Grundfläche, welches in zwei Bereiche eingeteilt ist: einem strandnahen Bereich mit feinem Quarzsand, Salzwasserangebot und geringerer Temperatur als im waldnahen Bereich, welcher mit einer großen Mongrovenwurzel, Süßwasserangeboten, Nahrungsangeboten und einem Heizstein versehen ist. Als Unterschlupf dient im Waldbereich eine Unterhöhlung unter der Mongrovenwurzeln, vor welche eine Korkrinde gelehnt ist.
Zur Beleutung nutze ich eine 45 Watt Energiesparlampe und ein 60 Watt Spotlight, welches zusätzlich dank seiner Abwärme das Becken aufheizt.
Druch Temperaturunterschiede versuche ich die Natur ein wenig versuche zu simulieren, da der Strand durch die Sonne tagsüber aufgewärmt wird, und nachts die Wärme ans Wasser abgibt, wohingegen der Wald sich langsam erwärmt und diese Temperatur über Nacht hält:
___________Strand | Wald
Tagsüber:______28 | 26
Nachts:________21 | 23
Der strandnahe Bereich zeichnet sich ausserdem durch tieferes und feuchteres Bodensubstrat aus, um den Krebsen das sichere Vergraben zur Häutung zu gewährleisten.
Die Luftfeuchtigkeit liegt immer über 75%, wobei sie über Nacht auf bis zu 95% steigen kann.
Zur Beobachtung und Wärmeregulierung über Nacht habe ich eine 60 Watt Mondlichtlampe auf dem Becken montiert, welche die Landeinsiedlerkrebse auf ihren nächtlichen Erkundungstouren in der Tat nicht zu stören scheint.
Natürlich muss ich meine Landeinsiedlerkrebse auch mit Allerlei versorgen:
Als Nahrung dient für die eigentlichen Allesfresser hauptsächlich Obst, welches ich mir von meinem morgentlichen Fruchtshake abspare und ab und zu durch Fischflocken und Kalkpulver mit Nährstoffen anreichere.
Dann gibt es sowohl Süß-, als auch Salzwasserquellen, mit welchen sich die Landeinsiedlerkrebse eigenständig Salzwasser in einer bestimmter Konzentration mischen. Verkäufer und auch manche Halter der Tiere behaupten, man könne sie auch ohne Salzwasser halten, da dies nur für die
Ein weiteres Versorgungsgut sind Klettermöglichkeiten. Landeinsiedlerkrebse lieben es zu klettern und scheuen kein Hinderniss! Es ist erstaunlich, zu was diese durch ihr Schneckenhaus plump wirkenden Krebse fähig sind. Entsprechend werde ich das Becken gelegentlich anders Einrichten, um vorallem die Neugier der Tiere aufrecht zu erhalten, weshalb ich auch jeden Abend an unterschiedlichen Stellen Nahrung verstecke.
Schlussendlich werden bald Schneckenhäuser angeboten, um den Krebsen nach ihrer ersten Häutung ein der Größe entsprechenden Schutz bieten zu können.
Alles in Allem sind Landeinsiedlerkrebse relativ scheue und schwer zu Beobachtende Haustiere, doch bin ich bisher voll auf meine Kosten gekommen! Meine Faszination für diese Tiere ist riesig, und für mich als Langschläfer und Abends-nicht-ins-Bett-Kommer sind diese eine ideale Gesellschaft!
Doch trotzdem möchte ich lediglich über die Landeinsiedlerkrebse und ihre Haltung informieren, und nicht über den Erwerb!
Der Haltungsbericht:
[9. Februar 2009]
Zur Zeit teste ich noch verschiedene Arten von Obst aus.
Bisher angenommen wurden: Rote Weintrauben, Honigmelone, Apfel
Verschmäht wurden: Sharon, Diskusfisch-Futtergranulat
Zur zusätlichen Versorgung mit Kalk habe ich ein Stück Sepiaschale in das Becken gegeben, damit die Landeinsiedlerkrebse Zugriff auf eine große Menge Kalk haben, um ggf. genügend Vorräte für die Häutung sammeln können.
Die Krebse sind bisher ausschließlich Nachts aktiv und weisen ein starkes Interesse am Salzwasser auf. Da die Schale jede Nacht beinahe geleert wird, und das Süßwasser nur geringe Verringerungen aufweist, meine ich sagen zu können: Sie bevorzugen es deutlich!
Hier ein Bild eines Landeinsiedlerkrebses, welcher heute des Nachts nach Nahrung furagierte:
<<<<<<< Fortsetzung folgt >>>>>>>
Ich hoffe es hat euch gefallen und ich habe euch einen interessanten Einblick in meine Landeinsiedlerkrebshaltung gegeben.
Nehmt es mir nicht bös, wenn ich den Haltungsbericht hier bei Zeiten fortsetze!
Für Fragen und Anregungen stehe ich gerne zur Verfügung!
___Schildkroet