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Manica rubida Schwarmflug - Schlachtfeld danach - Fotobericht

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jkiefer
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#1 Manica rubida Schwarmflug - Schlachtfeld danach - Fotobericht

Beitrag von jkiefer » 24. Mai 2009, 18:02

Hallo,

tja Manica rubida schwärmt bei mir bereits seit Anfang des Monats, und regelmäßig schaue ich auch in meiner Lieblings-Kiesgrube nach meinen kleinen Lieblingen.
Und immer Nachmittags nach dem Schwärmen am Vormittag bietet sich mir ein erschreckendes Bild. An einer Stelle mit feuchten Lehm, an der sich Männchen und Gynen zur Paarung treffen, bildet sich immer wieder ein regelrechtes Schlachtfeld! Natürlich habe ich davon ein paar Bilder geschossen, anhand derer ich euch im Folgenden einige der Vorkommnisse dort erläutern will!

Den Anfang macht ein Bild des Schlachtfelds:
Bild
wie man sieht ein kleiner Fleckchen mit Lehm wo sich das Regenwasser sammelt und der auch immer wieder überflutet wird.
Anscheinend ist der feuchte Lehm auch der Hauptgrund warum sich Manica rubida Gynen und Männchen dort zur Paarung treffen.
An den Rändern drängen sich auch dicht an dicht einige sehr große Nester von Manica rubida.

Und diese scheinen gar nicht gut auf die Königinnen zu sprechen sein.
Tote Gynen, teils entflügelt teils geflügelt, übersäen regelrecht den Boden und diese werden nach und nach von den Arbeiterinnen abtransportiert.
Auf dem nächsten Bild ein umgedrehter kleiner Eimer wo man das Ausmaß der Schlachten sehr gut erkennen kann:
Bild
Tote Gynen, Männchen und Arbeiterinnen zu Hauf und jeden Tag werden es mehr...

Teilweise kann man auch Kämpfe zwischen Gynen und Arbeiterinnen miterleben.
Bild
Und meistens Enden sie mit dem Tod der Gynen und dem Tod mehrerer Arbeiterinnen.

Aber allzu oft komme ich zu spät und finde nur noch Tote, die auch schnell abtransportiert werden.
BildBildBild
Wer also denkt diese Art wäre Polygyn, der kennt sie nicht. Polydom ja, aber gegen Gynen der selben Art und fremdem Nestgeruch wird extrem aggressiv vorgegangen.

Und hier nocheinmal ein halblebendiges Männchen:
Bild


Aber abundzu sind die Arbeiterinnen noch nicht zum Stich gekommen und die Gyne kann vorerst gerettet werden. Auf diese Weise habe ich in den letzten drei Wochen etwa 15 Gynen aus den Mandibeln der Angreifer befreit wobei ich bisher 4 Stück mit nach Hause genommen habe und die anderen in Gebieten in oder in der Nähe der Kiesgrube ausgesetzt habe wo noch keine anderen Manica rubida Kolonien zu finden sind. Für 10 weitere kam die Hilfe zu spät, nach der Befreiung dauerte es etwa 5min bis das Gift wirkte und auch diese Gynen den Tod fanden.
Eine der 4 Gynen die ich mit nach Hause genommen habe hat die erste Woche nicht überlebt, aber diese war von Anfang an mein Sorgenkind da sie selbst auf ebener Fläche ständig umfiel und es schaffte in den winzigsten Honigtröpfchen auf dem Buckel liegend kleben zu bleiben. Vielleicht hatte sie Verletzungen vom Kampf, ich weiß es nicht. Eine weitere der 4 hat nur noch 5 Beine, aber es scheint ihr gut zu gehen.
Hier einmal ein Bild von zwei der Gynen (aus Platzmangel mussten sie sich kurze Zeit ein Reagenzglas teilen, was allerdings überhaupt kein Problem war):
Bild
Mal sehen ob sie den Stress des Kampfes und des Transportes überleben. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl, da ich doch sehr rabiat die Angreifer entfernen musste. Aber wenn nur die Hälfte dieser Königinnen überlebt wäre das für mich und auch für die Manica rubida Population ein Erfolg...

Behalten werde ich längerfristig wohl nur eine Königin, die anderen werde ich wohl pushen und demnächst wieder in geeigneten Habitaten freilassen. Und nein ihr braucht gar nicht fragen, an andere Halter werde ich keine einzige abgeben. Dafür sind mir die Tiere viel zu wertvoll.

MFG



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Boro
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#2 AW: Manica rubida Schwarmflug - Schlachtfeld danach

Beitrag von Boro » 24. Mai 2009, 20:28

Hallo jkiefer!
Sehr interessanter Beitrag! Ich habe unzählige Male den Schwarmflug dieser Art miterlebt, aber so etwas habe ich noch nie gesehen.
Offenbar geht es hier um einen sehr attraktiven, aber genau so beschränkten Lebensraum, den die vorhandenen Völker mit niemandem mehr teilen wollen. Ich weiß, dass sie feuchte Stellen entlang von Flussufern etc. mit Vorliebe besiedeln.
Dein Verhalten ist sehr korrekt! Ich würde es genau so machen. Bisher hatte ich nur Königinnen aus aussichtslosen und überschwemmungsgefährdeten Regionen einfach eingesammelt und in höheren Lagen ausgelassen. Das könntest du auch vor Ort machen, wenn du in den nächsten Tagen wieder in die Gegend kommst! Sie brauchen nur offene, kaum bewachsene Flächen, um ein Nest zu gründen!
LG. Boro



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jkiefer
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#3 AW: Manica rubida Schwarmflug - Schlachtfeld danach

Beitrag von jkiefer » 5. Juni 2009, 16:29

Hallo,

ja dieses Verhalten konnte ich auch nur an dieser einen Stelle beobachten, und wie du schon sagtest Boro handelt es sich um einen sehr beschränkten aber überaus attraktiven Lebensraum (kaum 2m²). Tatsächlich ist es die tiefste Stelle in der Kiesgrube (Grundwasser ist auch nicht mehr fern) und der einzige Fleck der auch im Sommer fast immer feucht ist, was wohl der Hauptgrund für die Attraktivität ist.

Wie dem auch sei... ich war heute mal wieder dort mit Fotoapparat und wieder mal bot sich mir das selbe Bild.
Der Boden von toten Gynen übersät...
BildBildBild
Sehr oft Kämpfe zwischen Gynen und Arbeiterinnen...
Bild
Die Gyne hat übrigens 10min durchgehalten gegen diese Übermacht!

Und natürlich dürfen haufenweise gerettete Königinnen nicht fehlen...
Bild
Ca. 15 Gynen in 15min heute, alle dem Tode geweiht wäre ich nicht in die Kämpfe eingeschritten. Allerdings sind deren Überlebenschancen doch überaus gering, fast alle haben mehr oder weniger große Blessuren erlitten, fast keine hatte noch alle Beine bzw. mindestens 1 Bein war fast immer gelähmt. Für eine semi-claustral Gründende Art beinahe schon das sichere Todesurteil...
Nichtsdestotrotz wurden sie wie etwa 25 Gynen vorher (mache das jetzt schon seit Anfang Mai mindestens einmal die Woche) in eine relativ neue Kiesgrube 2km weit entfernt gebracht und dort an unterschiedlichen Stellen freigesetzt.
Hoffentlich schafft es die eine oder andere trotz der Verletzungen dort zu gründen und zu überleben.

MFG



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Schildkroet
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#4 AW: Manica rubida Schwarmflug - Schlachtfeld danach

Beitrag von Schildkroet » 5. Juni 2009, 16:43

Hallo,

Sehr schöner Beitrag und interessant was man so alles verpasst wenn man den ganzen Tag drinne ist.
Aber du zeugst von Geistreiche, jkiefer :spin2:

jkiefer hat geschrieben:Und nein ihr braucht gar nicht fragen, an andere Halter werde ich keine einzige abgeben. Dafür sind mir die Tiere viel zu wertvoll.


Finde ich gut!

Halt uns auf dem Laufenden, vorallem was die bereits ausgelassenen Gynen angeht! Interessiert mich schon.


___Schildkroet


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PHiL
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#5 AW: Manica rubida Schwarmflug - Schlachtfeld danach

Beitrag von PHiL » 5. Juni 2009, 21:02

Hi,

tolle Arbeit! Hoffendlich gelingt Dir das spätere Aussetzen- besonders an einem solch begehrten Platz. Und selbst an nicht sonderlich begehrten Plätzen geht das schnell mal schief, wie wir es vor kurzem bei Raptiformica mitbekommen haben.
Nichtsdestotrotz wurden sie wie etwa 25 Gynen vorher (mache das jetzt schon seit Anfang Mai mindestens einmal die Woche) in eine relativ neue Kiesgrube 2km weit entfernt gebracht und dort an unterschiedlichen Stellen freigesetzt.

Halte uns auf dem laufenden :)

Grüße, PHiL



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Boro
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#6 AW: Manica rubida Schwarmflug - Schlachtfeld danach

Beitrag von Boro » 5. Juni 2009, 21:05

Die Bilder zeigen auch ein weiteres interessantes Detail: Die ankommenden Königinnen werden oft von mehreren Arbeiterinnen angegriffen, diese zeigen also eindeutig Teamarbeit. Das ist sonst nicht unbedingt die Stärke dieser Art. Bei Auseinandersetzungen mit kleineren Arten (Lasius niger, Tetramorium sp. oder gar Formica cinerea) zeigen sie wenig Teamgeist, einzelne bereits von Feinden fixierte Manica-Arbeiterinnen werden von vorbeilaufenden Geschwistern wenig beachtet, obwohl deren Eingreifen der einen od. anderen Manica-Arbeiterin das Leben retten könnte. So kommt es dann zu den berüchtigten Massakern etwa von Formica cinerea od. F. fuscocinerea an den Völkern von Manica, worüber ich einige Male berichtet habe.
LG. Boro



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