Camponotus ligniperda - Entwicklung normal?

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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Grolf
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#1 Camponotus ligniperda - Entwicklung normal?

Beitrag von Grolf » 29. Juli 2009, 10:43

Hallo zusammen,

Erstmal möchte ich euch für dieses Klasse Forum danken. Ich bin seit längerem stiller Mitleser - erst anonym, dann registriert.
Und ihr habt mir mit euren Infos hier wirklich richtig weiter geholfen.
Meine ersten Ameisen (Lasius spc.) habe ich schon in der Kindheit gehalten. (Naja, Marmeladenglas, Erde rein, Königin rein - aber sie haben gegründet =) ) Nur aussetzen musste ich sie von Eltern wegen wieder - weil die Pygmäen durch die Luftlöcher kamen xD

Gut - nun also Anfang des Jahres die Ameisenhaltung sehr zur Freude meiner Freundin wieder für mich entdeckt - Ausschlag war eine Kolonie Lasius spc. die bei uns in der Küche eine Ameisenstraße zum biomüll angelegt hat. Meine Freundin war sauer - ich fands faszinieren - und so gings dann los =D


Genug der Vorstellung - ich habe mich also für Camponotus ligniperda entschieden weil:

a) groß - macht das absichern leichter
b) robust - ich kann den einen oder anderen kleineren fehler machen (große erwarte ich nicht xD)
c) intermorph - das fand ich spannend
d) langsames Wachstum - ich hab Zeit meine bessere Hälfte an eine größere Kolonie zu gewöhnen xD

Ich hab auch massig Haltungsberichte gelesen (besonderen Dank an Imago an dieser Stelle!) und so eigentlich die meisten Dinge ganz gut gelernt.
Aber ein paar Fragen blieben dann doch:

Meine Kolonie besteht derzeit aus einer Königin und 7 Arbeiterinnen - natürlich alles Pygmäen, sie bewohnen derzeit noch das Reagenzglas, das in der Arena (30 cm lang) liegt; ein zweites frisches Reagenzglas liegt seit 2 Wochen bereit, weil die Watte im alten bräunlich wird - stößt bisher aber noch nicht auf viel Interesse.
Die Ameisen haben Baumaterial in Form feinkörnigen Aquarienkieses und damit selbstständig das RG etwas abgedichten (bzw den Eingang verkleinert); das RG ist mit Roter Folie umwickelt und mit einem gefalteten Papier abgedunkelt. Ein Y-Tong ist angeschlossen und wird teilweise leicht feucht, teilweise ganz trocken gehalten (partieller Wassertank), die Kammern sind zum großteil mit dem gleichen feinkörnigen Kies verschlossen, den die Ameisen auch zum RG-Glas verbau verwenden können. Der Verbindungsschlauch ist ca 25cm lang und der Ytong wurde auch schonmal ausgekundschaftet - interessiert aber ebenfalls bisher nicht.
Nun zu meiner Frage: seit dem 15 Juni sind keine Arbeiterinnen mehr geschlüpft. Die Königin hat am 15 ein Eipaket gelegt, aus dem mittlerweile Larven geworden sind und seit einigen tagen gibt es wieder Eier. Die Larven erscheinen mir bei flüchtiger Sichtkontrolle (ich nehme die folie nicht ab und leuchte nicht in das Nest sondern hebe nur das Papierdach kurz an), nicht ausgewachsen - höchstens mittelgroß. Wenn ich die angebliche Entwicklungszeit von C. ligniperda im Ameisenwiki nachschlage, müsste da aber doch schon mehr passiert sein, oder nicht?
Die Kolonie frisst allerdings gut - 1 Drosophila alle 2 Tage; die Gaster der Arbeiterinnen sind immer gut gefüllt. das heißt genug Nahrung ist vorhanden.
Die Luftfeuchte in der Arena pendelt wetterabhängig zwischen 40 und 60, wobei sie meistens bei ca 50 liegt.
Auch frisches Wasser hat die Kolonie zur Verfügung. Das Becken wird nicht beheizt oder bestrahlt - obwohl ich einen Spotstrahler für die spätere Arena besitze - da dort derzeit aber das RG liegt, hab ich mir das natürlich noch verkniffen =) Sonne fällt auch nicht auf das Becken.

Nun also zu meinen Fragen:
- wie groß ist eine große Larve wirklich (echte Anfängerfrage, aber ich hätte gerne einen etwaigen Wert); bedenkt aber, dass ich derzeit noch nicht mit Media oder gar Majoren rechnen kann.

- woran krankt es? Oder ist die lange Entwicklung bei so kleinen Völkern aufgrund der nicht 100%ig optimalen Bedingungen im RG gar normal?

- Können es die Vorreiter der Winterruhe sein? Da ich zwar in der Umgebung 2 wilde Camponotus spc. Völker kenne, aber dieses Jahr kein glück beim Schwarmflug hatte, habe ich die Kolonie über Antstore bezogen - ich kann also keine Aussagen dazu treffen, wie die Kolonie bisher gehalten wurde.


Danke für eure Hilfe schonmal - wenn es noch Fragen gibt, fragt mich ruhig.

Die langsame Entwicklung würde mich nicht stören, falls wirklich alles okay ist. Ich bin mir durchaus über die langsame Wachstumsgeschwindigekit von Camponotus ligniperda im Klaren, ich will nur nicht, dass ich irgendwas übersehe und mir dann am Ende die Kolonie in der Winterruhe über den Jordan geht.


Grüße und Danke fürs lesen,


Grolf



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#2 AW: Camponotus ligniperda - Entwicklung normal?

Beitrag von Green Iguana » 29. Juli 2009, 17:34

Hallo Grolf

Ich hatte auch eine ligniperda Kolonie ,

nach drei Jahren hatte ich 7 (!) Y-Tong Steine .

Dann ist sie mir leider in der Winteruhe eingegangen . :(

Am anfang ist es denke ich normal dass sie so langsam wächst
außerdem könnte sein dass sie sich so langsam auf die Winterruhe vorbereiten
( Voräte etc )

LG Tim



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swagman
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#3 AW: Camponotus ligniperda - Entwicklung normal?

Beitrag von swagman » 29. Juli 2009, 19:16

Hallo.

Diese "Entwicklungszeiten" sind nur Richtwerte. Zahlreiche Faktoren sind da ausschlaggebend, wie Temperatur, Feuchtigkeit, Futter, zustand der Königin und der Kolonie usw. (Menschen wachsen ja auch unterschiedlich schnell.)

Da vor kurzen erst wieder Eier gelegt wurden, scheint eine verfrühte Winterruhe eher abwegig.
Da heißt es wohl Geduld aufbringen. Deine Beschreibung der Kolonie ließt sich doch ganz gut, Futter wird anscheinend gut genommen und auch sonst zeigen sie ein normales Verhalten.
Du kannst lediglich versuchen einige Dinge leicht zu variieren, mal etwas Abwechslung beim Futter bieten und vielleicht etwas wärmer stellen. Letzteres ist aber immer so eine Sache, bei der man etwas Fingerspitzengefühl braucht. Ich würde nach Möglichkeit nicht die Haltungstemperatur als ganzes erhöhen, sondern lediglich für 1-2 Stunden am Tag für etwas höhere Temperaturen sorgen. Nur einige wenige Grad wärmer reicht meist schon. Ob dies allerdings so viel bringt bleib fraglich.
Meine Ameisen müssen bei mir ständig unterschiedliches "Wetter" erdulden. Einfach weil es in meiner Wohnung, je nach Aussenwetter, ziemlich warm oder recht kühl ist. So haben sie nie dieses "Einheitswetter" wie oft bei der Tierhaltung. Man kann dabei recht gut beobachten wie sie sich dann entsprechend verhalten.



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Grolf
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#4 AW: Camponotus ligniperda - Entwicklung normal?

Beitrag von Grolf » 30. Juli 2009, 11:29

Okay, sowas ähnliches dachte ich mir schon. Mit Geduld habe ich kein Problem - ich hab mir nur Sorgen gemacht.
Ich werde einfach weiter füttern und hoffen, dass sie vor der Winterruhe noch eine Generation aufziehen. Ansonsten - wenn sie partout nicht wollen - muss die Kolonie eben mit ihren 7 Pygmäen überwintern - das wird ja wohl auch machbar sein. =)
Aber wie du schon sagst die Eier müssen ja auch erstmal schlüpfen.
Bewärmen werde ic aber nicht - mir gehts hier in der Wohnung wie dir und die Temperaturen sind derzeit recht hoch. Nicht ZU hoch, aber hoch genug, dass es ein paar Stunden recht warm wird.

Gut, Danke für die Hilfe. =)
Zur durchschnittlichen größe einer Verpuppungsbereiten Minor-Arbeiterinnen Larve kann mir keiner was sagen?



Imago
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#5 AW: Camponotus ligniperda - Entwicklung normal?

Beitrag von Imago » 30. Juli 2009, 21:21

Hi Grolf!


- wie groß ist eine große Larve wirklich (echte Anfängerfrage, aber ich hätte gerne einen etwaigen Wert); bedenkt aber, dass ich derzeit noch nicht mit Media oder gar Majoren rechnen kann.



Larven die kurz vor der Verpuppung stehen, sind von der Länge in etwa genauso groß wie die Arbeiterinnen die in diese Größenkategorie eingeorndet werden könnnen. Außerdem sind Larven welche ihr Verpuppungsvolumen erreicht haben milchig und nicht mehr so klar "durchsichtig"!

Die Puppe an sich fällt dann etwas kleiner aus. Eine Puppe der gleichen Größenordnung ist so groß wie eine Arbeiterin ohne Kopf.


- woran krankt es? Oder ist die lange Entwicklung bei so kleinen Völkern aufgrund der nicht 100%ig optimalen Bedingungen im RG gar normal?


Nach meiner Erfahrung wird pro Saison nur ein Brutzyklus plus ein paar Nachzüglern großgezogen in zwei Intervallen. Sprich es gibt zwei Schlupfzeiten, dies wird sich wohl bei einem größeren Volk ändern und in eine gewisse schlupf/lege Continuität übergehen.

Gründung = ein Brutzyklus
1. Jahr = ein Brutzyklus plus Nachzügler. (Larven überwinterung)
2. Jahr ???

Du kannst bei Camponotis ligniperda vom Ei bis zum Imago bei durschnittlichen Zimmertemperaturen von 18-23°C mit einer Entwicklung von 3 Monaten rechnen.

- Können es die Vorreiter der Winterruhe sein? Da ich zwar in der Umgebung 2 wilde Camponotus spc. Völker kenne, aber dieses Jahr kein glück beim Schwarmflug hatte, habe ich die Kolonie über Antstore bezogen - ich kann also keine Aussagen dazu treffen, wie die Kolonie bisher gehalten wurde.

Die letzte Eiablage wird vor der Winterruhe noch in das Larvenstadium gebracht. Eier die Vor einem Monat gelegt wurden, werden höchst wahrscheinlich nicht mehr zum Schlupf gebracht. ("höchstwahrscheinlich" deswegen, wegen der Variable: endogener Rhythmus)

Aktuelle L3/L4 Larven werden wohl noch über das Puppenstadium zum Schlupf gebracht, was dann aber auch wirklich letzte Eisenbahn ist. Die ersten Indikatoren auf die Vorbereitung der Winterruhe kommen früh, schleichend aber interpretierbar. Wenn alles gut läuft sollte der September der letzte aktive Monat der Ameisen sein, dann sind sie in einem 1A Rhythmus.


Ich hab auch massig Haltungsberichte gelesen (besonderen Dank an Imago an dieser Stelle!)

Da geht ja echt die Sonne auf:)
Das freud mich sehr!

Viele Grüße
Imago



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Grolf
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#6 AW: Camponotus ligniperda - Entwicklung normal?

Beitrag von Grolf » 1. August 2009, 13:12

Gut, dann sind es wirklich mittelgroße Larven, wie ich mir gedacht habe.

Danke, das beantwortet alle Fragen.


P.S: Wenn einem die Haltungsbericte gut gefallen, muss man das ja auch mal sagen - sonst wird eigtl meistens gemeckert.



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Grolf
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#7 AW: Camponotus ligniperda - Entwicklung normal?

Beitrag von Grolf » 3. August 2009, 16:51

So, ich habe heute meine Kolonie in ein 40x30 cm Formikarium umgezogen (sie finden aber auch weiterhin alles was sie brauchen in unittelbarer Nähe, einschließlich Eingang zum Ytong), wo sie bis auf weiteres bleiben sollen. Da sie bisher doch in einem ziemlichen Provisorium wohnten das funktionierte,aber nach nichts aussah war die Sache nötig.
Beim Umsetzen des RGs konnte ich einen besseren Blick durch Folie hindurch auf die Brut werfen (Stichwort Blick von unten) was sonst nicht möglich ist, da ich, wie bereits erwähnt, das RG nicht anhebe, geschweigedenn die Folie abnehme.
Die Tiere blieben bei der Aktion relativ ruhig, lediglich zwei Pygmäen bewegten sich misstrauisch einige Zentimeter in Richtung RG Ausgang.
Was ich sehen konnte: Brut in Form von drei seperaten Haufen.
Einmal Eier (oder kleine Larven - eine Arbeiterin saß drüber und beschattete das ganze), einmal sehr kleine Larven und ein Häufchen Larven in der Größe von etwa der Gaster einer Pygmäe. Die gesamte Menge der Brut machte etwa ein Drittel der Länge der Königin aus.
Insofern denke ich hat sich meine Frage hier beantwortet - reichlich Brut, eine Entwicklung findet also statt, ich befürchte aber dennoch, dass selbst die größten dieser Larven (es handelt sich eindeutig um die, die ich schemenhaft durch die rote Folie gesehen habe), vor der Winterruhe die Verpuppung nicht mehr schaffen werden.
Die Kolonie muss also vermutlich dann mit 7 Pygmäen überwintern - hoffe nur sie wechseln vor der Winterruhe wenigstens nochmal das RG.

Danke an alle die geholfen haben =)



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#8 AW: Camponotus ligniperda - Entwicklung normal?

Beitrag von Sahal » 3. August 2009, 18:32

Hola,

hier mal nen Einblick in ein etwas größeres Nest:
http://www.youtube.com/watch?v=2SjPLoQ-iJ0

Camponotus ligniperda wird nmE im Gegensatz zu anderen Arten die Brutschübe beibehalten. So konnte ich bis zu drei Brutfolgen pro Jahr verzeichnen, wobei die letzte im Sommer gelegte Brut immer in die Überwinterung geht.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

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