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Martyrium einer Königin - Fotobericht

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Boro
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#9 AW: Martyrium einer Königin [I]- Fotobericht

Beitrag von Boro » 17. August 2010, 22:26

Nestgründung oder Tod? [III]
Die Nestgründung einer nach dem Schwärmen begatteten Jungkönigin ist immer sehr riskant. Das gilt im Besonderen für die sozialparasitische Gründung. Gerade im August versucht Formica pratensis die Nestgründung bei Serviformica spp., darüber hatte ich schon einmal berichtet: http://ameisenforum.de/beobachtungen-im-freiland/30500-formica-s-str-nestgr-ndung-im-august.html
Inzwischen gibt es bessere Fotos von Gynen dieser Art:http://ameisenforum.de/fotoberichte/formica-pratensis-beobachten-u-erkennen-fotobericht-t38531.html

Nun, anlässlich eines Streifzuges im Gelände entdeckte ich eine tumultartige Versammlung auf einem volkreichen Formica rufibarbis-Nest. Eine Waldameisen-Gyne war direkt auf der Nestoberfläche gefangen und wurde gerade nach allen Regeln der Kunst in die Mangel genommen. Sie wurde beim Versuch, in das Nest einzudringen, erkannt und fixiert.
In der einschlägigen Literatur gilt die sozialparasitische Gründung einer Formica-Gyne bei Serviformica rufibarbis als wenig aussichtsreich. Ich habe das Gezerre und Gerangel fast 20 Minuten beobachtet und musste subjektiv den Eindruck gewinnen, dass die rufibarbis-Arbeiterinnen nicht mit letzter Konsequenz auf Tötung aus waren. Nach etlichen Fotos habe ich das Spektakel beendet, vor allem weil ich wissen wollte, ob die Königin die Marter überstanden hatte bzw. ob sie verletzt war. Sie schien zwar etwas geschwächt, sonst aber guter Dinge zu sein.
Entweder gingen die rufibarbis-Arbeiterinnen- wie oben vermutet - nicht mit letzter Konsequenz ans Werk oder aber die starke Panzerung der sehr robusten Waldameisen-Königin erwies sich als guter Schutz. Die Wirkung verspritzten Giftes könnte aber auch erst nach längerer Zeit Wirkung zeigen.....
Das Natur-Experiment konnte aus Zeitmangel nicht zu Ende gebracht werden. Die Königin wurde an anderer Stelle wieder ausgesetzt.
1. In der Mitte die Königin, umringt von feindlichen Nestverteidigerinnen
Bild

2. Die Aufregung ist groß. Übersteht die Königin die pausenlosen Angriffe?
Bild

3. Im Laufe der Zeit schien die Turbulenz ein wenig nachzulassen....
Bild

L.G.Boro



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#10 AW: Martyrium einer Königin - Fotobericht

Beitrag von Boro » 13. September 2010, 16:33

Vorfall IV:
Eine Gyne von Lasius flavus landet (nach?) dem Hochzeitsflug ausgerechnet in der Nähe eines Nestes v. Serviformica rufibarbis. Eine Arbeiterin hat die alate Königin sofort entdeckt. Jetzt beginnt die Geschichte, die fast 10 Minuten dauert:
1. Die Arbeiterin greift die Königin sofort an:
Bild

2. Die Angreiferin sucht eine empfindliche Körperstelle der Überfallenen, um ihr Gift richtig zu plazieren:
Bild

3. Eine andere Serviformica (F. cf. cinerea) ist aufmerksam geworden und versucht mit weit ausgestreckten Fühlern die Lage zu peilen:
Bild

4. Das Gerangel nimmt keine Ende: Die angegriffene Königin wirkt zwar unbeholfen und scheint sich nicht ernsthaft zu wehren, aber so leicht ist sie auch nicht zu überwältigen:
Bild

5. Die Königin scheint langsam zu ermüden, die Angreiferin will sie in die Richtung ihres Nestes ziehen:
Bild

Wie die Sache ausgegangen ist? Ich habe ernsthaft überlegt, ob ich eingreifen soll, irgendwie hat mir die Königin leid getan. Aber ich habs gelassen, man soll ja in natürliche Vorgänge nicht eingreifen und es handelt sich bei L. flavus um eine sehr häufige Art.
Kurz darauf kam eine zweite, größere F. rufibarbis zu Hilfe, sie hat die Gyne mit der daran hängenden Arbeiterin so rasch in das Nest gezerrt, dass ich kein Foto mehr machen konnte.
Das hat sich bei uns im Garten abgespielt, in Klagenfurt (Österr.)
L.G.Boro



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#11 AW: Martyrium einer Königin - Fotobericht

Beitrag von Boro » 7. Dezember 2010, 19:57

Die Gründung eines Nestes ist für eine Gyne immer mit hohem Risiko verbunden. Nur einem kleinen Bruchteil der nach dem Schwärmen begatteten Jungköniginnen gelingt dieses Vorhaben. Besonders riskant leben Sozialparasiten, die auf Wirtsvölker angewiesen sind. Im Gegensatz zu den allseits bekannten sozialparasitisch gründenden heimischen Waldameisen, können sich die Gynen von Polyergus rufescens nicht einmal selbst ernähren; sie sind daher auf rasche Nestgründung und baldige Fütterung durch Hilfsameisen angewiesen.
Die unten abgebildete tote Gyne hat versucht, in ein intaktes Polyergus/Formica rufibarbis-Nest einzudringen. Ein fataler Fehler (siehe oben Bericht 2), denn in diesem Fall hat die Gyne (ob urspr. aus dem eigenen Nest stammend od. einem fremden Nest) nicht den Funken einer Chance. Solche Gynen werden immer getötet, dabei beteiligen sich sowohl Hilfsameisen als auch Amazonen.
Eine Arbeiterin aus dem besagten Nest schleppte die tote Gyne gerade von der Nestoberfläche weg; ich habe sie rasch für ein paar Bilder "entwendet"!

1. Ein sehr dunkel gefärbtes Exemplar: Mandibeln, Mesonotum (tw.), Scutellum und Metanotum sind schwarz gefärbt, das Pronotum ist dunkelrot, die Beine dunkelrot/braun und die Gaster zeigt eine schöne dunkelrote Farbe mit ein wenig Kupferglanz.
Bild

2. Ein anderer Blickwinkel: Hier wirken die Beine dunkelbraun, schön sind das schwarze Scutellum u. Metanotum zu sehen; vor allem der vordere Bereich des Mesonotums ist ebenfalls schwärzlich. Propodeum, Petiolus u. Gaster sind rotbraun.
Bild

L.G.Boro



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