An alle Camponotus ligniperdus Halter!
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#137 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!
Hallo Stefan,
danke für diese wichtige und ausführliche Ergänzung. Ich denke auch, dass dieses Verhalten ebenso für alte Tiere gilt, deren Zeit einfach abgelaufen ist.
Zumindest bei Elefanten konnte man schon öfters beobachten, dass altersschwache Tiere die Herde verlassen.
Ich vermute, dass die Schwächung des Körpers durch Krankheit oder auch einfach durch Alter im Gehirn ein bestimmtes Verhaltensmuster aktiviert, welches zum Verlassen der Herde/des Rudels/des Nestes führt.
Zu alldem passt auch gut das beobachtete Verhalten von verstümmelten Ameisenarbeiterinnen (fehlende Fühler oder Beine), welche sich bevorzugt außerhalb des Nestes aufhalten und sehr aggressiv auf potentielle Gefahren reagieren.
Da sie aufgrund ihrer Verstümmelung für die Gemeinschaft nur noch von begrenztem Nutzen sind, opfern sie sich für diese, in dem sie das Nest auf besonders aggressive Weise gegen alle möglichen Feinde verteidigen.
Viele Grüße,
Wiseman
danke für diese wichtige und ausführliche Ergänzung. Ich denke auch, dass dieses Verhalten ebenso für alte Tiere gilt, deren Zeit einfach abgelaufen ist.
Zumindest bei Elefanten konnte man schon öfters beobachten, dass altersschwache Tiere die Herde verlassen.
Ich vermute, dass die Schwächung des Körpers durch Krankheit oder auch einfach durch Alter im Gehirn ein bestimmtes Verhaltensmuster aktiviert, welches zum Verlassen der Herde/des Rudels/des Nestes führt.
Zu alldem passt auch gut das beobachtete Verhalten von verstümmelten Ameisenarbeiterinnen (fehlende Fühler oder Beine), welche sich bevorzugt außerhalb des Nestes aufhalten und sehr aggressiv auf potentielle Gefahren reagieren.
Da sie aufgrund ihrer Verstümmelung für die Gemeinschaft nur noch von begrenztem Nutzen sind, opfern sie sich für diese, in dem sie das Nest auf besonders aggressive Weise gegen alle möglichen Feinde verteidigen.
Viele Grüße,
Wiseman
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#138 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!
Hallo,
finde ich interessant. Beweist wieder, wie sozial die Tiere sind, man könnte meinen, ein kleines Lebewesen wie eine Ameise erkennt gar nicht, dass Krankheiten ansteckend sein können, dass kranke Tiere alle anderen gefährden.
Meine Theorie war zuerst, dass eben doch etwas die Tiere plagt und sie genau deswegen dann laufen, eventuell sogar aufgrund des Alters der Tiere irgendeine "Verstopfung" der Atemwege, und wie, als wenn man ertrinkt, wollen sich die Tiere irgendwo hin retten, wo sie wieder Sauerstoff vermuten.
Aber das hier leuchtet dann doch eher ein!
finde ich interessant. Beweist wieder, wie sozial die Tiere sind, man könnte meinen, ein kleines Lebewesen wie eine Ameise erkennt gar nicht, dass Krankheiten ansteckend sein können, dass kranke Tiere alle anderen gefährden.
Meine Theorie war zuerst, dass eben doch etwas die Tiere plagt und sie genau deswegen dann laufen, eventuell sogar aufgrund des Alters der Tiere irgendeine "Verstopfung" der Atemwege, und wie, als wenn man ertrinkt, wollen sich die Tiere irgendwo hin retten, wo sie wieder Sauerstoff vermuten.
Aber das hier leuchtet dann doch eher ein!
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#139 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!
Naja, der betroffenen Ameise wird kaum bewusst sein, dass sie an einer ansteckenden Krankheit leidet.
Es ist einfach so, dass sowohl tödliche Krankheiten als auch das normale Sterben an Altersschwäche bestimmte Vorgänge im Körper auslösen oder auch hemmen. Z.B. wird der Stoffwechsel verringert, wodurch weniger Nährstoffe zu den Organen (inklusive Gehirn) transportiert werden. Das wiederum führt zu Verhaltensänderungen.
Ich konnte bei meinen Campotonotus ligniperda-Kolonien schon des öfteren Arbeiterinnen beim "Totlaufen" beobachten. Interessant ist, dass ab einer bestimmten Phase die Fühlerenden stark gekrümmt wirken bzw. die Fühler als Ganzes mehr oder weniger nutzlos herabhängen, während das Tier trotzdem noch wie ein Uhrwerk unaufhaltsam durch die Arena wetzt.
Dies könnte ein Anzeichen dafür sein, dass das Gehirn bereits einer starken Unterversorgung unterliegt, während die Ganglien entlang des Nervensystems, welche die Beinmuskulatur steuern und koordinieren, noch voll leistungsfähig sind.
Es ist einfach so, dass sowohl tödliche Krankheiten als auch das normale Sterben an Altersschwäche bestimmte Vorgänge im Körper auslösen oder auch hemmen. Z.B. wird der Stoffwechsel verringert, wodurch weniger Nährstoffe zu den Organen (inklusive Gehirn) transportiert werden. Das wiederum führt zu Verhaltensänderungen.
Ich konnte bei meinen Campotonotus ligniperda-Kolonien schon des öfteren Arbeiterinnen beim "Totlaufen" beobachten. Interessant ist, dass ab einer bestimmten Phase die Fühlerenden stark gekrümmt wirken bzw. die Fühler als Ganzes mehr oder weniger nutzlos herabhängen, während das Tier trotzdem noch wie ein Uhrwerk unaufhaltsam durch die Arena wetzt.
Dies könnte ein Anzeichen dafür sein, dass das Gehirn bereits einer starken Unterversorgung unterliegt, während die Ganglien entlang des Nervensystems, welche die Beinmuskulatur steuern und koordinieren, noch voll leistungsfähig sind.
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#140 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!
Hola,
in der Theorie klingen beide Verhaltensmuster, also "Open-Air Hospitz" und "Behinderte an die Front", logisch und sind zu beobachten... praktisch stürzen sie uns jedoch in ein Dilemma:
Ameisen sind sich weder über ihr Alter noch über ihren Körperzustand "bewusst"! Im Gegenteil haben sie sogar Energie in die Entwicklung der Necrophorese gesteckt, um im Nest verstorbene Arbeiterinnen undBrut zu entfernen, wenn verletzte und kranke Tiere nicht kurzerhand der Brut vorgeworfen werden..
Beschädigte und behinderte Ameisen sind keinesfalls nutzlos für ein Volk, sie können immerhin primäre, sehr zeitaufwändige Aufgaben übernehmen, denn selbst ohne Beine und mit nur einem Fühler kann eine Arbeiterin Nahrung speichern und verdauen, also Futtersekrete bilden.
Zudem kann eine Arbeiterin nicht erfassen, dass sie behindert ist oder über fehlende Gliedmaßen verfügt. Das Bewusstsein über eine Behinderung würde eine Kompensation zur Folge haben... das ist aber nicht der Fall, wie unter anderem WEHNERs Versuche bei Cataglyphis zeigen. Auch zu beobachten: Arbeiterinnen mit 5 Beinen stolpern immer wieder, da sie das fehlende Bein nicht kompensieren können. Knipst man ihnen einen Fühler ab, so "putzen" sie das Phantom regelmäßig mit dem Putzkamm, und eine abgebrocheneMandibel wird immernoch zum Kampf eingesetzt.
Das sich am Nesteingang oder in Nestnähe möglich verstärkt verstümmelte Tiere zeigen, kann doch ebenso gut daran liegen, das mit zunehmendem Alter nach OTTO die Arbeiterinnen immer weiter von derBrut weg agieren. Es finden sich also außen alte/ältere erfahrenere Tiere, die eben naturgegeben mehr Blessuren und Beschädigungen erlitten haben.
Ich denke auch, die oben erwähnte Arbeit sollte keinesfalls so gedeutet werden, dass Ameisen immer und grundsätzlich zum Sterben das Nest verlassen, denn dem ist definitiv nicht so! Leider ist die Arbeit nicht verlinkt... anhand welcher Krankheit wurde geforscht?
@Wiseman:
wenn es einem Organismus zum Zusammenbruch bzw zur Einschränkung der Nährstoff-Versorgung kommt sind doch zuerst die Muskeln als Großverbraucher betroffen, nicht die Nerven. Zudem sind wichtige Teile der Ganglien notwendig, um zB Drehbewegungen auszuführen... eine sich Totlaufende Arbeiterin ist sehr wohl noch voll koordiniert und interagiert auch noch mit Artgenossinnen.
Wenn es sich bei dem beobachteten Totlaufen um eine erworbene Infektion handelte, müsste gerade in der Enge des Formikariums ein anderen Verlauf zeigen, und eine Epidemie grassieren, gerade da Schutzmaßnahmen wie freiwillige Separation nicht funktionieren. Es zeigen sich aber immer wieder nur einige sehr wenige Tiere.
in der Theorie klingen beide Verhaltensmuster, also "Open-Air Hospitz" und "Behinderte an die Front", logisch und sind zu beobachten... praktisch stürzen sie uns jedoch in ein Dilemma:
Ameisen sind sich weder über ihr Alter noch über ihren Körperzustand "bewusst"! Im Gegenteil haben sie sogar Energie in die Entwicklung der Necrophorese gesteckt, um im Nest verstorbene Arbeiterinnen und
Beschädigte und behinderte Ameisen sind keinesfalls nutzlos für ein Volk, sie können immerhin primäre, sehr zeitaufwändige Aufgaben übernehmen, denn selbst ohne Beine und mit nur einem Fühler kann eine Arbeiterin Nahrung speichern und verdauen, also Futtersekrete bilden.
Zudem kann eine Arbeiterin nicht erfassen, dass sie behindert ist oder über fehlende Gliedmaßen verfügt. Das Bewusstsein über eine Behinderung würde eine Kompensation zur Folge haben... das ist aber nicht der Fall, wie unter anderem WEHNERs Versuche bei Cataglyphis zeigen. Auch zu beobachten: Arbeiterinnen mit 5 Beinen stolpern immer wieder, da sie das fehlende Bein nicht kompensieren können. Knipst man ihnen einen Fühler ab, so "putzen" sie das Phantom regelmäßig mit dem Putzkamm, und eine abgebrochene
Das sich am Nesteingang oder in Nestnähe möglich verstärkt verstümmelte Tiere zeigen, kann doch ebenso gut daran liegen, das mit zunehmendem Alter nach OTTO die Arbeiterinnen immer weiter von der
Ich denke auch, die oben erwähnte Arbeit sollte keinesfalls so gedeutet werden, dass Ameisen immer und grundsätzlich zum Sterben das Nest verlassen, denn dem ist definitiv nicht so! Leider ist die Arbeit nicht verlinkt... anhand welcher Krankheit wurde geforscht?
@Wiseman:
wenn es einem Organismus zum Zusammenbruch bzw zur Einschränkung der Nährstoff-Versorgung kommt sind doch zuerst die Muskeln als Großverbraucher betroffen, nicht die Nerven. Zudem sind wichtige Teile der Ganglien notwendig, um zB Drehbewegungen auszuführen... eine sich Totlaufende Arbeiterin ist sehr wohl noch voll koordiniert und interagiert auch noch mit Artgenossinnen.
Wenn es sich bei dem beobachteten Totlaufen um eine erworbene Infektion handelte, müsste gerade in der Enge des Formikariums ein anderen Verlauf zeigen, und eine Epidemie grassieren, gerade da Schutzmaßnahmen wie freiwillige Separation nicht funktionieren. Es zeigen sich aber immer wieder nur einige sehr wenige Tiere.
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!
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#141 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!
Sahal hat geschrieben:Ameisen sind sich weder über ihr Alter noch über ihren Körperzustand "bewusst"! Im Gegenteil haben sie sogar Energie in die Entwicklung der Necrophorese gesteckt, um im Nest verstorbene Arbeiterinnen und Brut zu entfernen, wenn verletzte und kranke Tiere nicht kurzerhand der Brut vorgeworfen werden..
Natürlich sind sich Ameisen ihres körperlichen Zustandes nicht bewusst. Aber sie sind ebenso wie alle anderen Lebewesen biochemische Maschinen. Bestimmte körperliche Zustände oder auf den Körper einwirkende Umwelteinflüsse führen aufgrund von biochemischen bzw. hormonellen Reaktionen zu bestimmten Verhaltensmustern. Dazu braucht es kein Bewusstsein.
Sonst müsste man Pflanzen, die sich dem Licht zuwenden auch zugestehen, dass ihnen bewusst ist, sich gerade im Schatten zu befinden.
Sahal hat geschrieben:Auch zu beobachten: Arbeiterinnen mit 5 Beinen stolpern immer wieder, da sie das fehlende Bein nicht kompensieren können. Knipst man ihnen einen Fühler ab, so "putzen" sie das Phantom regelmäßig mit dem Putzkamm, und eine abgebrochene Mandibel wird immernoch zum Kampf eingesetzt.
Naja, ich konnte schon einige Arbeiterinnen beobachten, die trotz eines oder gar zwei fehlender Beine hervorragend laufen konnten. Schwierig wird es nur, wenn das Bein noch dran ist, aber nicht mehr benutzt werden kann.
Und das Putzen des nicht mehr vorhandenen Fühlers liegt einzig darin begründet, dass das Putzverhalten ein Automatismus ist, der üblicherweise nach dem immer gleichen Schema abläuft. Ein solcher Automatismus nimmt keine Rücksicht auf evtl. nicht mehr vorhandene Gliedmaßen, und die Ameise ist auch nicht in der Lage, diesen bewusst anzupassen (Ameisen haben halt kein Bewusstsein).
Sahal hat geschrieben:Ich denke auch, die oben erwähnte Arbeit sollte keinesfalls so gedeutet werden, dass Ameisen immer und grundsätzlich zum Sterben das Nest verlassen, denn dem ist definitiv nicht so!
Wurde auch nicht behauptet, sondern es wurde als durchaus plausible Erklärung für das in der Haltung besonders bei Camponotus-Arten beobachtete Phänomen des "Totlaufens" herangezogen.
Sahal hat geschrieben:@Wiseman:
wenn es einem Organismus zum Zusammenbruch bzw zur Einschränkung der Nährstoff-Versorgung kommt sind doch zuerst die Muskeln als Großverbraucher betroffen, nicht die Nerven. Zudem sind wichtige Teile der Ganglien notwendig, um zB Drehbewegungen auszuführen... eine sich Totlaufende Arbeiterin ist sehr wohl noch voll koordiniert und interagiert auch noch mit Artgenossinnen.
Öhm, Dir ist schon bewusst, dass Nervenzellen wesentlich energiehungriger sind als Muskelzellen und deshalb die ersten Opfer einer Unterversorgung mit Nährstoffen sind.
Außerdem schrieb ich in meiner Vermutung, dass die Ganglien zum Zeitpunkt der Unterversorgung des Gehirns durchaus noch voll versorgt werden könnten.
Und die Interaktion betroffener Arbeiterinnen mit Nestgenossinnen lässt nach meinen (mittlerweile mehr als sechsjährigen) Beobachtungen nach einiger Zeit nach, dann nämlich wenn auch die Fühler offenbar nicht mehr benutzbar sind und sich somit ein Absterben des Gehirns abzeichnet.
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#142 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!
Wieso reitest Du so auf dem fehlenden Bewusstsein der Ameisen herum?
Ich habe ganz bewusst das Wort "bewusst" in Anführungszeichen gesetzt, damit klar ist, dass dieses Wort nur bedingt passt und in Ermangelung einer prägnanteren Bezeichnung gewählt wurde! Auch hat Hunger absolut nichts mit der Wahrnehmung fehlender Gliedmaßen oder einem bevorstehenden Tod zu tun.
Apropos fehlende Gliedmaßen: Du möchtest jetzt also sagen, dass eine Ameise mit 4 Beinen ebenso gut laufen und schleppen kann wie mit 6 Beinen?
Oder ist es nicht doch eher so, dass sie deutlich ruckig und ungleichmäßig laufen, eben strumpeln... und die fehlenden Gliedmaßen nicht kompensieren. Nur darum ging es in meiner Aussage!
Das Ameisen beachtliche Kompensationsleistungen vollbringen können, zeigt sich dort, wo sie sich einer Beeinträchtigung "bewusst" (Achtung: imaginär angetackerte kleine pinkfarbene Klebezettelchen deuten an, dass es hier nicht um das Bewusstsein geht!) sind: zB die Augen. Lackiert man einen Teil der Ommatidien zu, ist sich die Ameise dieser Behinderung "bewusst" (Achtung: kleine imaginär ange...) und kompensiert diese durch Änderung der Kopfhaltung.
Ameisen besitzen kein Gehirn, sondern nur Ganglien. Die beiden größten sind das Oberschlund- und das Unterschlundganglion, die aber nicht als Gehirn (ZNS) fungieren. Aber dann wäre die Aussage: zum Zeitpunkt der Unterversorgung der Ganglien können die Ganglien noch voll versorgt werden. Aber, Logik beiseite, auch das geht kaum, da sie gleichmäßig von der gleichenHämolymphe umspült werden!
Wiseman, Du beschreibst sehr schön die Vorgänge während des Todeslaufs und Sterbens, nicht aber die Auslöser für den Lauf, und nur um die geht es ja!
Schlaffe Antennae sind auch nicht zwangsläufig ein Zeichen sich zersetzender oder absterbender Ganglien, sondern zeigen ebenso einfach nur einem niedrigen Hämolymphdruck an. Jede "ruhende" Ameise zeigt schlaffe Fühler und fehlende Interaktion.
Aber wie Du selbst schreibst, lässt die Interaktion nach einiger Zeit nach, dh zu Beginn des Laufes scheint die Ameise somit noch voll da zu sein, teilweise sogar erhöhte Interaktion... gerade Interaktion und Orientierung gehören zu den kompliziertesten Vorgängen der Ameisen und sollten bei absterbenden Ganglien zuerst zusammenbrechen. So sind ja auch im Nest sterbende Arbeiterinnen daran zu erkennen, dass sie nicht mehr interagieren und sich kaum noch bewegen...
Hab mir die oben genannte Arbeit zusenden lassen, bin mal gespannt.
Ich habe ganz bewusst das Wort "bewusst" in Anführungszeichen gesetzt, damit klar ist, dass dieses Wort nur bedingt passt und in Ermangelung einer prägnanteren Bezeichnung gewählt wurde! Auch hat Hunger absolut nichts mit der Wahrnehmung fehlender Gliedmaßen oder einem bevorstehenden Tod zu tun.
Apropos fehlende Gliedmaßen: Du möchtest jetzt also sagen, dass eine Ameise mit 4 Beinen ebenso gut laufen und schleppen kann wie mit 6 Beinen?
Oder ist es nicht doch eher so, dass sie deutlich ruckig und ungleichmäßig laufen, eben strumpeln... und die fehlenden Gliedmaßen nicht kompensieren. Nur darum ging es in meiner Aussage!
Das Ameisen beachtliche Kompensationsleistungen vollbringen können, zeigt sich dort, wo sie sich einer Beeinträchtigung "bewusst" (Achtung: imaginär angetackerte kleine pinkfarbene Klebezettelchen deuten an, dass es hier nicht um das Bewusstsein geht!) sind: zB die Augen. Lackiert man einen Teil der Ommatidien zu, ist sich die Ameise dieser Behinderung "bewusst" (Achtung: kleine imaginär ange...) und kompensiert diese durch Änderung der Kopfhaltung.
Jetzt bin ich wirklich irritiert, klingt wie ein Zitat von Kishon!Außerdem schrieb ich in meiner Vermutung, dass die Ganglien zum Zeitpunkt der Unterversorgung des Gehirns durchaus noch voll versorgt werden könnten.
Ameisen besitzen kein Gehirn, sondern nur Ganglien. Die beiden größten sind das Oberschlund- und das Unterschlundganglion, die aber nicht als Gehirn (ZNS) fungieren. Aber dann wäre die Aussage: zum Zeitpunkt der Unterversorgung der Ganglien können die Ganglien noch voll versorgt werden. Aber, Logik beiseite, auch das geht kaum, da sie gleichmäßig von der gleichen
Ich habe knapp 10jährige Erfahrung, habe ich jetzt gewonnen?Und die Interaktion betroffener Arbeiterinnen mit Nestgenossinnen lässt nach meinen (mittlerweile mehr als sechsjährigen) Beobachtungen nach einiger Zeit nach, dann nämlich wenn auch die Fühler offenbar nicht mehr benutzbar sind und sich somit ein Absterben des Gehirns abzeichnet.
Wiseman, Du beschreibst sehr schön die Vorgänge während des Todeslaufs und Sterbens, nicht aber die Auslöser für den Lauf, und nur um die geht es ja!
Schlaffe Antennae sind auch nicht zwangsläufig ein Zeichen sich zersetzender oder absterbender Ganglien, sondern zeigen ebenso einfach nur einem niedrigen Hämolymphdruck an. Jede "ruhende" Ameise zeigt schlaffe Fühler und fehlende Interaktion.
Aber wie Du selbst schreibst, lässt die Interaktion nach einiger Zeit nach, dh zu Beginn des Laufes scheint die Ameise somit noch voll da zu sein, teilweise sogar erhöhte Interaktion... gerade Interaktion und Orientierung gehören zu den kompliziertesten Vorgängen der Ameisen und sollten bei absterbenden Ganglien zuerst zusammenbrechen. So sind ja auch im Nest sterbende Arbeiterinnen daran zu erkennen, dass sie nicht mehr interagieren und sich kaum noch bewegen...
Hab mir die oben genannte Arbeit zusenden lassen, bin mal gespannt.
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!
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#143 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!
Sahal hat geschrieben:Jetzt bin ich vollends irritiert!
Ameisen besitzen kein Gehirn, sondern nur Ganglien. Die beiden größten sind das Oberschlund- und das Unterschlundganglion, die aber nicht als Gehirn (ZNS) fungieren.
Nun stell Dich mal nicht doof. Da ich den Begriff Ganglien im Zusammenhang mit der Koordination der Beine erwähnt habe, dürfte wohl klar sein (vor allem für jemanden mit Deinem Wissen), dass die drei Nebenganglienpaare des Bauchmarks gemeint sind und nicht Ober- und Unterschlundganglion, die sich bekanntermaßen im Kopf des Tieres befinden (umgangsprachlich = Gehirn).
Sahal hat geschrieben:Ich habe knapp 10jährige Erfahrung, habe ich jetzt gewonnen?
Ich wollte nur darauf hinweisen, dass ich das Phänomen schon seit längerer Zeit beobachte. Wenn Du einen Schwanzvergleich daraus machen willst, ist das Deine Sache. ]Wiseman, Du beschreibst sehr schön die Vorgänge während des Todeslaufs und Sterbens, nicht aber die Auslöser für den Lauf, und nur um die geht es ja!
Schlaffe Antennae sind auch nicht zwangsläufig ein Zeichen sich zersetzender oder absterbender Ganglien, sondern zeigen ebenso einfach nur einem niedrigen Hämolymphdruck an. Jeder "ruhende" Ameise zeigt schlaffe Fühler und fehlende Interaktion.[/QUOTE]
Der Auslöser für den Lauf ist der bevorstehende Tod, ich dachte, ich hätte das deutlich gemacht. Da meine beiden Kolonien (und auch die Kolonien vieler anderer Camponotus-Halter) trotz immer wieder auftretender "Todesläufer" nach wie vor putzmunter sind und gedeihen, dürfte die Ursache wohl kaum krankheitsbedingt sein. In den beengten Verhältnissen der Formikarien hätte eine Krankheit sonst sehr rasch die gesamte Kolonie dahingerafft.
Somit bleibt eigentlich nur Alterschwäche. Oder meinst Du etwa, es könnte am "Stress" liegen?
Ein niedriger Hämolymphdruck trotz sonstiger voller Aktivität deutet schon auf eine Unterversorgung der Kopforgane hin, meinst Du nicht?
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#144 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!
Outch, jetzt aber...
Niedriger Blutdruck und das Internet führen zu einer Unterversorgung des Gehirns beim Menschen, bedingt durch den geschlossenen Blutkreislauf!
Ameisen jedoch haben lediglich ein schlauchförmiges Herz, das sich von derGaster bis zur Kopfkapsel erstreckt und das Blut durch den kompletten Körper pumpt. Es saugt in der Gaster an, und spuckt die Hämolymphe in der Kopfkapsel wieder aus.
Solange das Herz also arbeitet, wird das Blut auch in die Kopfkapsel gelangen... und zwar in gleicher Qualität und Quantität wie imThorax . Wo ist also der Mechanismus, der die Ganglien der Kopfkapsel bis zum Absterben unterversorgt, aber gleiche Strukturen im Thorax leistungsfähig erhält und sogar Muskelarbeit ermöglicht!
Das es sich schwerlich um eine schnell ansteckende Infektion handelt, zeigt der Verlauf, wie Du ja schreibst. Allerdings sehe ich Altersschwäche nicht als primäre Todesursache. Bei zB Lasius ist oft zu beobachten, dass Arbeiterinnen an dieBrut verfüttert werden, was ja erheblich Rohstoffe spart und eine sinnvolle Verwendung für gesund gestorbene Arbeiterinnen ist. Bei Camponotus bin ich mir nicht sicher, ob ich verfütterte Arbeiterinnen gesehen habe...
Jedenfalls ist bei in den Foren bekannt gewordenen Fällen das Verhältnis Alter:Tote nicht passend, um Altersschwäche zu vermuten.
Die Arbeit zeigt auch nur, dass kranke oder geschädigte Ameisen das Nest verlassen. Es geht jedoch nicht daraus hervor, das sterbende Ameisen gemeint sind!
Interessant aber, das die Abwandernden sich vor Verlassen normal verhalten und interagieren, aber direkt (<10min) nach Verlassen des Nestes jegliche passive oder aktive Interaktion vermeiden! Somit ist nmE der beginnende Sterbe- oder Zersetzungsprozess vom Tisch, denn es handelt sich um einen "spontanen Entschluss" der Ameisen.
So oder so wird es nicht nur einen Grund geben. Und wenn die Arbeit tatsächlich auf Camponotus übertragbar ist, stehen wir wieder ganz am Anfang: multiple Möglichkeiten von CO2-Vergiftung über Parasiten und Bakterien bis zu Schweißfüßen ist alles möglich... und die Separation nur ein Symptom/eine Folgeerscheinung.
Zudem muss nicht immer die freiwillige Separation geschädigter Ameisen der Grund für Todesläufe sein.
Ich erinnere an andere Nebensymptome, in denen Kämpfe vorausgegangen sind oder Ameisen aggressiv reagierten.
Nö!Ein niedriger Hämolymphdruck trotz sonstiger voller Aktivität deutet schon auf eine Unterversorgung der Kopforgane hin, meinst Du nicht?
Niedriger Blutdruck und das Internet führen zu einer Unterversorgung des Gehirns beim Menschen, bedingt durch den geschlossenen Blutkreislauf!
Ameisen jedoch haben lediglich ein schlauchförmiges Herz, das sich von der
Solange das Herz also arbeitet, wird das Blut auch in die Kopfkapsel gelangen... und zwar in gleicher Qualität und Quantität wie im
Ja und Nein.Der Auslöser für den Lauf ist der bevorstehende Tod (...)dürfte... wohl kaum krankheitsbedingt sein. Somit bleibt eigentlich nur Alterschwäche.
Das es sich schwerlich um eine schnell ansteckende Infektion handelt, zeigt der Verlauf, wie Du ja schreibst. Allerdings sehe ich Altersschwäche nicht als primäre Todesursache. Bei zB Lasius ist oft zu beobachten, dass Arbeiterinnen an die
Jedenfalls ist bei in den Foren bekannt gewordenen Fällen das Verhältnis Alter:Tote nicht passend, um Altersschwäche zu vermuten.
Die Arbeit zeigt auch nur, dass kranke oder geschädigte Ameisen das Nest verlassen. Es geht jedoch nicht daraus hervor, das sterbende Ameisen gemeint sind!
Interessant aber, das die Abwandernden sich vor Verlassen normal verhalten und interagieren, aber direkt (<10min) nach Verlassen des Nestes jegliche passive oder aktive Interaktion vermeiden! Somit ist nmE der beginnende Sterbe- oder Zersetzungsprozess vom Tisch, denn es handelt sich um einen "spontanen Entschluss" der Ameisen.
Ja totalst... oder sie spüren ein bevorstehendes Erdbeben und wollen flüchten!Oder meinst Du etwa, es könnte tatsächlich am "Stress" liegen
So oder so wird es nicht nur einen Grund geben. Und wenn die Arbeit tatsächlich auf Camponotus übertragbar ist, stehen wir wieder ganz am Anfang: multiple Möglichkeiten von CO2-Vergiftung über Parasiten und Bakterien bis zu Schweißfüßen ist alles möglich... und die Separation nur ein Symptom/eine Folgeerscheinung.
Zudem muss nicht immer die freiwillige Separation geschädigter Ameisen der Grund für Todesläufe sein.
Ich erinnere an andere Nebensymptome, in denen Kämpfe vorausgegangen sind oder Ameisen aggressiv reagierten.
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!