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von Wiseman » 1. Oktober 2010, 08:17
@Larsson
Klar, gibt es da auf den ersten Blick eine Ungleichheit in der Beurteilung exotischer Ameisenarten gegenüber anderen exotischen Tieren.
Das liegt aber zum Einen daran, dass viele dieser anderen exotischen Tiere mittlerweile aus Nachzuchten stammen (Wildfänge gibt es leider trotzdem noch) und die Haltung somit nicht zu Lasten der Wildpopulation geht, zum anderen liegt es am Gefährdungspotential, das Ameisen naturgemäß inne wohnt.
Ein entkommener Taggecko oder eine geflüchtete Rotknie-Vogelspinne stellt für die heimische Ökologie keine Gefahr dar. Sie wären nicht in der Lage sich zu vermehren und würden früher oder später sterben oder gefressen werden.
Diverse Ameisenarten, die teils auch von den Händlern angeboten werden, haben hingegen das Potential unter günstigen Umständen nicht nur längere Zeit zu überleben, sondern sich auch anzupassen und zu vermehren.
Ein Großteil der Ameisenarten sind nun mal Opportunisten und in der Lage, das Beste aus den ihnen zur Verfügung stehenden Umweltbedingungen zu machen (z. B. Lasius neglectus, Solenopsis invicta, Linepithema humile, Monomorium pharaonis und etliche käuflich erwerbbare Pheidole- und Crematogaster-Arten).
Kurioserweise sind eben diese Arten, zumindest theoretisch hervorragend für die Haltung geeignet, da sie all das besitzen, was viele potentielle Ameisenhalter von ihren Haustierchen erwarten. Sie vermehren sich schnell, sind genügsam, aggressiv und dominant und meist auch noch polygyn. Einige von denen sehen sogar recht hübsch aus oder haben eine Soldatenkaste. Zudem sind sie preislich oft günstiger als spezialisierte exotische Arten.
Und da liegt das große Dilemma. Exotische Arten, die sehr tolerant gegenüber ungünstigen Haltungsbedingungen sind und deren Lebensweise noch dazu den Wünschen vieler Anfänger entsprechen, kommen unter Umständen auch wunderbar in unsere heimischen Natur zurecht, sobald sie die Gelegenheit zur Flucht erhalten.
Viele Grüße,
Wiseman