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Ameisen in Tschernobyl

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Teleutotje
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#9 AW: Ameisen in Tschernobyl.

Beitrag von Teleutotje » 6. August 2011, 17:13

As far as I know, from the ant-fauna of Tschernobyl almost nothing is known. But if you look at studies in the U.S.A. and in Great Brittain, the ant-fauna around nuclear plants and nuclear test-sites is as diverse as everywhere.

One example, the ant-fauna of Los Alamos county and the nuclear test site was studied and they even described a new Pheidole species from the test site. See:

[font=Calibri]MacKay, W. P., Lowrie, D., Fisher, A., MacKay, E., Barnes, F. & Lowrie, D., 1988. “The ants of Los Alamos County, New Mexico” (pp. 79-131). In: Trager, J. C. (Ed.). “[font=Calibri]Advances in Myrmecology[/font]”, 551 pp. New York. [(31.xii).1988.] ( http://gap.entclub.org/taxonomists/Mackay/1988.pdf ).[/font]
[font=Calibri][/font]
[font=Calibri]Mackay, W. & MacKay, E., 2002. “The ants of New Mexico (Hymenoptera: Formicidae).” Lewiston, New York, Edwin Mellen Press, 400 pp. [2002-12]
( http://antbase.org/ants/publications/21098/21098.pdf ).[/font]



GFAJ-1
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#10 AW: Ameisen in Tschernobyl.

Beitrag von GFAJ-1 » 7. August 2011, 03:37

Wie viel Gray hält so eine Ameise eigentlich aus ?


supi004 hat geschrieben:tjaja :)
Der Mensch hält sich für das größte Raubtier doch die Natur konnte er bisher nie besiegen.


Challenge accepted, wir werden es dann zu gegebener Zeit über die Nachrichten erfahren, oder auch nicht. ;)



hypnotized
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#11 AW: Ameisen in Tschernobyl.

Beitrag von hypnotized » 7. August 2011, 14:35

Warscheinlich nur ein Hirngespinst, aber als ich diese Karte sah, ist mir etwas aufgefallen: An den Orten, wo Myrmica rubra weniger stark verbreitet ist, sind teilweise relativ hohe vorkommen an radioaktiven Mineralien.

Gegenthese sei, dass dort Gebirge mit anderen suboptimalen ökologischen Faktoren die verminderte Zahl an M. rubra erklären könnten.

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Biohazard
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#12 AW: Ameisen in Tschernobyl.

Beitrag von Biohazard » 8. August 2011, 22:06

hypnotized hat geschrieben:Am AKW selbst war ich auch. Wir sind einmal rum gefahren und haben dort in der Kantine gegessen.

Wie war das Essen? Soll ja nich so prall sein.
hypnotized hat geschrieben:Ob der Zutritt in die 30 Km Zone kein Problem darstellen soll, wär ich mir nicht so sicher. An dem Eingang den wir genommen haben, stand bewaffnete Milliz.:irre:

In die 30Km Zone zu kommen (die übrigens rund 50Km "groß" ist) soll uns ermöglicht werden. Wie, weiß ich auch nicht. D.h. wir kommen überall hin. Nur das AKW selbst und die paar ²Meter Fläche drumherum, die nochmals eingegrenzt werden, bleiben uns wohl vorenthalten. Dort will ich aber auch (noch) nicht hin. Das kommt in 50 oder noch mehr Jahren, wenn ich mir ein Ganzkörperbleikondom gegossen habe und sowieso zu nichts mehr zu gebrauchen bin. Da kann ich dann schonmal gucken, wie die Hölle wirklich ausschaut.
hypnotized hat geschrieben:Du könntest jedoch versuchen, von einem anderen Punkt aus in das Sperrgebiet zu schleichen, wovon natürlich abzuraten ist. *hust* ]
Solang alles klappt brauche ich das nicht. Ansonsten werde ich das tun, da die Zone eigentlich offen ist. Denn die Zäune der Grenzposten reichen nur wenige Kilometer ins Land.
hypnotized hat geschrieben:Könntest du bei Gelegenheit mal in der Gegend deiner Familie in Kiew die Ameisenfauna beobachten? Ich wäre dir sehr dankbar dafür.

Sobald ich wieder dort bin und Salzfisch + Vodka abgewehrt habe, wird dies mein erstes Vorhaben sein.
hypnotized hat geschrieben:Eine Gyne in der Sperrzone zu fangen, habe ich auch in Erwägung gezogen.

Ich werde einem Koboldmaki ähneln, sobald ich dort bin. Wenn dort etwas rumkräucht, dass auch nur annähernd wie eine Jungkönigin aussieht, ist es mein Eigentum, auch wenn ich dafür einmal durch den Roten Wald flitzen muss.
hypnotized hat geschrieben:Doch die Tatsache, dass es unter hoher Strafe steht, etwas aus der Sperrzone zu entwenden, hat mich abgeschreckt. Offiziell darf man dort nicht einmal etwas anfassen.

Weil alles innerhalb der Zone Staatseigentum ist. Aber das ist weniger wichtig.
Es ist generell wichtig dort nichts anzufassen, was man vorher nicht ausreichend geprüft hat. Obwohl sich die Strahlung in lebenden Organismen sammelt und z.B. Straßen eher unbedenklich sind, sollte man alles mit Vorsicht genießen. Ein harmloser Stein kann genauso ein Stück Graphit sein, dass deinen Körper in ein paar Momenten medium-rare grillt.



Teleutotje hat geschrieben:One example, the ant-fauna of Los Alamos county and the nuclear test site was studied and they even described a new Pheidole species from the test site.

Thanks for these links :)



GFAJ-1 hat geschrieben:Wie viel Gray hält so eine Ameise eigentlich aus ?

Vermutlich eine ganze Menge.

Eine Dosis von 500 Röntgen über fünf Stunden hinweg ist für Menschen tödlich. Interessanterweise braucht es bei dieser Dosis zweieinhalb mal länger, um ein Huhn zu töten, und mehr als 100mal länger, um eine Schabe umzubringen.



hypnotized hat geschrieben:Warscheinlich nur ein Hirngespinst, aber als ich diese Karte sah, ist mir etwas aufgefallen: An den Orten, wo Myrmica rubra weniger stark verbreitet ist, sind teilweise relativ hohe vorkommen an radioaktiven Mineralien.
Gegenthese sei, dass dort Gebirge mit anderen suboptimalen ökologischen Faktoren die verminderte Zahl an M. rubra erklären könnten.

Siehe ein Zitat weiter oben. Aber warum das so ist :confused:
Woher weißt du wo radioaktiven Mineralien vorkommen? Will ich auch Wissen :D



€dit: Noch zum fangen von Gynen. Sofern ich etwas finde, werde ich die/das Tierchen ausgiebig beobachten und eventuell Besonderes dokumentieren. Und dann kann ich nur hoffen, dass die Rückreise überlebt wird.



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#13 AW: Ameisen in Tschernobyl

Beitrag von Gast » 9. August 2011, 10:23

[font=Times New Roman]Warum nur ist das „Spiel mit dem Feuer“ so unglaublich attraktiv?[/font]

[font=Times New Roman]Mich würden keine zehn Pferde auch nur in die Nähe von Tschernobyl bringen: Ich habe für mehrere Jahre ein Radioisotopenlabor betreut, als „Strahlenschutzbeauftragter“.[/font]
[font=Times New Roman]Es war überraschend, wie auch gründlich eingewiesene Mitarbeiter/innen ganz schnell alle Vorsichtsmaßregeln für sich außer Kraft und sich selbst auf einen Labortisch mit gerade verschütteter radioaktiver Brühe gesetzt haben. Das schon vorher „heiße Höschen“ einer mir in Erinnerung gebliebenen Person war dann halt „heiß“ im doppelten Sinn.[/font]
[font=Times New Roman]Im Umfeld von Tschernobyl hätte ich auch Bedenken, ob Mitbesucher und „Betreuer“ nicht irgendwelchen Blödsinn machen und mich dann indirekt kontaminieren (z.B. über Essen).[/font]

[font=Times New Roman]Aber ich muss zugeben, dass es auch mir Spaß gemacht hat, am Kraterrand eines brodelnden Vulkans entlang zu spazieren. [/font]
[font=Times New Roman]Der Unterschied: Hat man den Nervenkitzel unbeschadet überstanden, sind auch keine Spät- und Langzeitfolgen zu erwarten. Das Risiko ist überschaubar.[/font]

[font=Times New Roman]Zu Biohazard: [/font]
[font=Times New Roman]"Noch zum fangen von Gynen. Sofern ich etwas finde, werde ich die/das Tierchen ausgiebig beobachten und eventuell Besonderes dokumentieren. Und dann kann ich nur hoffen, dass die Rückreise überlebt wird." [/font]
[font=Times New Roman]Da wirst Du kaum eine Chance haben, etwas "Besonderes" zu dokumentieren. Ameisen sind offenbar sehr resistent gegenüber radioaktiver Strahlung. In unseren Versuchen haben Königinnen von Temnothorax unifasciatus das 500fache der für einen Menschen tödlichen Dosis überlebt.[/font]
[font=Times New Roman]Man muss auch bedenken, dass weniger als 1 Prozent der durch Strahlung ausgelösten Mutationen (Veränderungen im Erbmaterial, DNS-Schäden) für den Organismus vorteilhaft oder tolerabel sind. Schädliche Auswirkungen werden von der Selektion ausgemerzt. Das erklärt, weshalb in radioaktiv verseuchten Gebieten kaum geschädigte Organismen zu sehen sind. Dies mit Ausnahme von Homo sapiens, bei dem geschädigte Exemplare gepflegt werden, auch wenn sie ohne diese Pflege allein nicht lebensfähig wären. [/font]

[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]



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Ossein
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#14 AW: Ameisen in Tschernobyl

Beitrag von Ossein » 9. August 2011, 17:26

Hallo Merkur,

auch wenn ich Deine Einschätzung teile, dass es wohl nicht sehr wahrscheinlich ist an einer Gyne aus Tschernobyl irgendetwas Bemerkenswertes zu entdecken, außer eines Ausschlags des Dosimeters und eventuellen genetischen Besonderheiten, die man phänotypisch selten sieht, wie Du schon sagst.

[font=Times New Roman]Das erklärt, weshalb in radioaktiv verseuchten Gebieten kaum geschädigte Organismen zu sehen sind.[/font]
Allerdings ist es doch sehr abhängig von der Zeit, die man sich nimmt, und dem Gespür und der Erfahrung die man bei der Beobachtung an den Tag legt.
Mich haben die Arbeiten von Cornelia Hesse-Honegger sehr begeistert.
Seit Jahrzehnten versucht sie schon mit ihrer wissenschaftlich fundierten Kunst Menschen davon zu überzeugen, dass selbst als gering eingeschätzte, übermäßige und durch Menschen verursachte Radioaktivität dauerhafte Schäden in den Ökosystemen hinterlässt.
Man muss allerdings auch ganz bescheiden konstatieren, dass wir meisten Anderen die meisten Mutationen gar nicht erkennen würden, wenn sie uns begegneten - dafür bedarf es dann ihrer Erfahrung und Hingabe.

Zu unserem Leidwesen scheinen sie Schaben und Fliegen deutlich mehr zu interessieren, als Ameisen ;)


[/align]



hypnotized
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#15 AW: Ameisen in Tschernobyl

Beitrag von hypnotized » 9. August 2011, 17:40

Warum nur ist das „Spiel mit dem Feuer“ so unglaublich attraktiv?


Du als Wissenschaftler kennst doch diese kindliche Neugierde, die in einem brennt.

Mich würden keine zehn Pferde auch nur in die Nähe von Tschernobyl bringen


Da ich an der Tschernobyl Katastrophe das Licht der Welt erblickte, pflege ich eine besondere Beziehung zu diesem Ort. Jeder Baum, der dort durch den Asphalt wächst, ist genau so alt wie Ich.
Nenne es Naiv, warscheinlich ist es dies auch, aber es hat mich einfach dort hin gezogen. Ich wollte die Luft atmen, ich wollte diesen Ort berühren, fühlen.
Ich inkorporierte Staub, radioaktive Teilchen durchdrangen meinen Körper.
Ich wollte ein Teil dieses ganzen sein und fühle mich seitdem ich dort war, ein weiteres Stück komplett.
Es ist mein persönliches Mekka. Es ist, als sei ich geküsst von der Zone.
Schwer zu beschreiben, schwer zu verstehen. Warscheinlich sind dies auch die falschen Worte, für ein eher wissenschaftliches Forum.


Es war überraschend, wie auch gründlich eingewiesene Mitarbeiter/innen ganz schnell alle Vorsichtsmaßregeln für sich außer Kraft und sich selbst auf einen Labortisch mit gerade verschütteter radioaktiver Brühe gesetzt haben


Wie du bereits sagtest, spürt man die Gefahr des Vulkanes mit allen Sinnen, wärend man die Gefahr der Radioaktivität einfach nicht wahrnimmt.
Wenn man ein kreischendes Dosimeter mit sich führt, kann man von der einen oder anderen Dummheit abgehalten werden, aber dieses nicht endogene Warnsignal lässt sich auch problemlos ignorieren. Du weißt ja, wie wir Menschen sind.
Eine sehr hübsche junge Frau hat sich im Schneidersitz vor das Riesenrad in Pripyat gesetzt. die Gammadosisleistung direkt am Boden betrug dort um die 15µSv/h.


Man muss auch bedenken, dass weniger als 1 Prozent der durch Strahlung ausgelösten Mutationen (Veränderungen im Erbmaterial, DNS-Schäden) für den Organismus vorteilhaft oder tolerabel sind. Schädliche Auswirkungen werden von der Selektion ausgemerzt. Das erklärt, weshalb in radioaktiv verseuchten Gebieten kaum geschädigte Organismen zu sehen sind. Dies mit Ausnahme von Homo sapiens, bei dem geschädigte Exemplare gepflegt werden, auch wenn sie ohne diese Pflege allein nicht lebensfähig wären.


Aus Sicht der Evolutionstheorie, verschlechtern wir permanent unseren Genpool. Die Defizite werden durch Manipulation der Umweltfaktoren ausgeglichen. Das ökologische Verhalten des Menschen (kann man das so ausdrücken?) ist etwas faszinierendes.



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#16 AW: Ameisen in Tschernobyl

Beitrag von DermitderMeise » 9. August 2011, 21:05

Nur ein kurzer Einwurf, da es das Thema im eigentlichen Sinne nicht tangiert:
Ossein hat geschrieben:Mich haben die Arbeiten von Cornelia Hesse-Honegger sehr begeistert.

Für den (zeichnerischen) Teil ihrer Arbeit teilen wir diese Begeisterung; allerdings lässt sich daraus kein Rückschluss auf eine (erhöhte) Mutationsrate ziehen, denn ihre Dokumentationsmethodik eignet sich dazu nicht. Was sie dokumentiert sind missgebildete Insekten an Orten, die sich sich ausgesucht hat; frei nach "mit diesem, also deswegen" lässt sich daraus aber kein Zusammenhang ableiten, da vergleichende Untersuchungen fehlen.
Dass Insekten sich z. B. fehlhäuten oder durch "Misshandlungen" in frühen Stadien beliebige, auch schwerwiegende, Veränderungen im Erscheinungsbild hervorgerufen werden können ist kein großes Geheimnis, nur fallen diese Tiere in der normalen Kleintiermasse normalerweise dem normalen Menschen (so viele Normalos... :spin2:) nicht auf. ;) Hier (pdf) die Kurzfassung einer Dissertation zum Thema.

Zur Erbgutveränderung im hier behandelten Gebiet bot sich neben dem von mir weiter oben verlinkten Spiegel-Artikel ein weiterer zur Baumgenetik an:

Und hier die wissenschaftliche Veröffentlichung dazu, wenn's interessiert.

hypnotized hat geschrieben:Es ist mein persönliches Mekka. Es ist, als sei ich geküsst von der Zone.
Schwer zu beschreiben, schwer zu verstehen. Warscheinlich sind dies auch die falschen Worte, für ein eher wissenschaftliches Forum.

Aber sie lassen bzgl. deiner persönlichen Motivation tief blicken. :) Trotzdem wünsche ich mir, dass du es nicht übertreibst mit der Nähe zu deinem persönlichen Mekka. ;)



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