Planung Vergesellschaftung

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Antastisch
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#1 Planung Vergesellschaftung

Beitrag von Antastisch » 29. Dezember 2011, 01:17

Hallihallo. Ich habe im Moment

- ein 80cmx40cm "Wüsten"-Becken mit Camponotus substitutus

und

- ein 80cmx40cm "Wald"-Becken, das zum Frühjahr bestückt werden soll.


Und jetzt kommt's (ich sehe das kollektive Kopfschütteln geradezu vor mir):
Ich will beide Becken auf 2 Arten bringen, wenn irgend möglich.

Erstmal zur leichteren Angelegenheit, dem "Wald"-Becken:

Steinig, dicht, erdig. Ich denke hier soll asiatischen Arten der Vorzug gegeben werden. Eventuell eine kleine Kolonie Camponotus nicobarensis und eine asiatische Temnothorax. Ich bin einfach mal optimistisch, da auch die Kombination Camponotus ligniperdus & Temnothorax sp. friedvoll möglich war. Was mich gerade ein wenig juckt ist noch ne kleine Meranoplus-Kolonie. Allerdings weiß ich nicht ob das Becken mittelfristig genug Platz für die drei bietet. Was meint ihr?


Dann zum "Wüsten"-Becken:

Ja ich weiß, Camponotus substitutus ist dominant, aggressiv und trallala. Dennoch stelle ich die hypothetische Frage in den Raum: Fällt euch eine Ameisenart ein, die Trockenheit gut verträgt und durch das Raster von Camponotus fällt (etwa eine sehr sehr kleine Art) oder entsprechende Schutzmechanismen ähnlich Meranoplus besitzt?

Des Weiteren bin ich nicht gänzlich von der Dominanz der substitutus überzeugt. Zumindest nicht bis zu einer größeren Volksstärke. Ich habe sie schon einmal aufgrund von Platzmangel 3 Monate mit Lasius emarginatus vergesellschaftet. Jaha, verwegen, nicht wahr?

Die Camponotus waren zu diesem Zeitpunkt um die 150+ Arbeiterinnen stark, die Lasius etwas weniger. Was ist passiert? Die beiden Arten haben eine imaginäre Grenze etwa in der Mitte des Beckens geschaffen. Lasius sah diese eher als offene Grenze an, während die Camponotus die andere Beckenhälfte mieden, als würde dort der Teufel hausen. Interessant ging es um den Futternapf herum zu. Klarer Sieger (trotz Unterzahl): Lasius. Die Camponotus wurden ständig von der Futterstelle verscheucht, Verletzte oder Todesfälle gab es auf beiden Seiten jedoch nicht. Auch hat Camponotus trotz Major-Arbeiterinnen nie irgendwelche Rekrutierungsversuche gestartet, um die Futterstelle in Beschlag zu nehmen. 6 Camponotus wurden von 2-3 Lasius auf Distanz gehalten. Lasius wesentlich aggressiver, Camponotus sehr scheu.
Ich würde das Ganze daher durchaus auf einen Versuch ankommen lassen. Nur fällt mir keine passende Art ein (insb. wegen der vorherrschenden Trockenheit). Euch?



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#2 AW: Planung Vergesellschaftung

Beitrag von ANTagonist » 29. Dezember 2011, 10:49

Erstaunlich !
Du hast alle Möglichkeiten der Vergesellschaftung ausprobiert, von denen sowohl mein Verstand als auch andere User mir abgeraten haben- Anscheinend auch mit Erfolg ! Was das mit der Camponotus substitutus angeht: Ich glaube die Sicherste Variante ist da immer Temnothorax. Ich nehme einfach mal an, die Camponotus würden sie nicht einmal bemerken! Ansonsten habe ich in der letzten Saison schnell gemerkt, dass eine relativ vermehrungsfreudige aber 'schüchterne' Art wie Lasius flavus den idealen Nachbarn für große Arten wie bspw. meine Camponotus herculeanus darstellt.
Es kommt manchmal zu spannungsgeladenen Begegnungen, bei denen sich beide Arten gelegentlich etwas erschrecken, aber ernsthafte Auseinandersetzungen oder Rivalitäten ums Futter waren nicht zu sehen.
Obgleich das auch auf der geringen Volksstärke beider Kolonien beruhen kann. (je etwa 25 Tiere)

L.G. ANTagonist.



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Boro
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#3 AW: Planung Vergesellschaftung

Beitrag von Boro » 29. Dezember 2011, 11:20

Ich kann dazu nur sagen, dass sich gerade Lasius niger u. Lasius emarginatus für eine Vergesellschaftung im Prinzip nicht eignen. Beide Arten sind aggressiv/dominant/territorial und bei entsprechender Volkstärke "räumen" sie mit jedem Gegner auf!
Ihre Unerschrockenheit ist beinahe beispiellos, bei mir haben sie sogar im Freien mit folgenden Gegnern kurzen Prozess gemacht:
L. niger: Manica rubida, F. cunicularia, Pheidole pallidula, Myrmica spp.
L.emarg.: Dolichoderus quadr. , Messor structor (in ein Terrarium eingedrungen!), Angriffe auf Camponotus lateralis (von mir) abgewehrt.
Es gibt weniger aggressive Lasius-Arten, die xerotherme Habitate bevorzugen, z.B. Lasius psammophilus. Das könnte man viell. probieren.
Serviformicas der cinerea-Gruppe leben ebenfalls auf trocken-heißen Standorten, sind bei größerer Volkstärke aber für alle Camponotus-Arten gefährlich.
L.G.Boro



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Antastisch
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#4 AW: Planung Vergesellschaftung

Beitrag von Antastisch » 29. Dezember 2011, 12:02

Hallo und vielen Dank zu den bisherigen Aussagen.

Keinesfalls ist geplant eine aggressive Lasius-Art in das Becken einzusetzen. Auch wollte ich keine irrsinnige Behauptung aufstellen, dass Lasius niger respektive emarginatus sich zur Vergesellschaftung eignen. Mir ist vollkommen klar, das der 3monatige "Frieden" nur daher rührte, dass die Lasius noch in Unterzahl waren. Auch lässt sich aus meinem obigen Bericht gut herauslesen, dass selbst bei der niedrigen Individuenzahl Lasius emarginatus bereits sehr aggressiv war.

Mir ging es mehr um Camponotus substitutus: Ich wollte darauf hinweisen, dass diese - von der Anzahl her deutlich überlegen - die Lasius eigentlich hätte dominieren können. Aber im Ergebnis waren sie scheu statt aggressiv. Auch hier mag die Volksstärke ausschlaggebend sein. Aber die genrelle Frage ist: Welche Art wäre zur Vergesellschaftung (halbwegs) geeignet?

Temnothorax ist natürlich der erste Gedanke, allerdings müsste es sich um eine exotische Temnothorax ohne Winterruhe handeln, die gut mit Trockenheit zurechtkommt. Wenn allerdings möglich, würde ich gerne einer anderen Art den Vorzug geben, nur welcher?

Was meint ihr wegen dem Waldbecken? Temnothorax+Camponotus+Meranoplus zuviel?



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#5 AW: Planung Vergesellschaftung

Beitrag von ANTagonist » 29. Dezember 2011, 14:52

Also Camponotus ist ja nicht gerade klein...
Grundsätzlicher Gedanke: Einfach nur Haltung der Tiere oder Haltung der Tiere unter artgerechten Bedingungen?
Ich denke, es dürfte etwas zu eng werden, um eine artgerechte Haltung zu garantieren. Vielleicht würde es funktionieren aber sollen die Kolonien nur funktionieren oder in vollen Zügen leben?



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Antastisch
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#6 AW: Planung Vergesellschaftung

Beitrag von Antastisch » 29. Dezember 2011, 15:34

Naja, will nicht allzu philosophisch werden, aber eine Beckenhaltung bzw. Ameisenhaltung generell wird nie in dem Ausmaße möglich sein, dass ein natürliches Lebensumfeld geschaffen wird. Ob es artgerecht ist 3000 Ameisen in einem 1Meter-Becken zu halten sei dahingestellt. Ob die Ameisen das begrenzte Futter bzw. der begrenzte Platz stört ist kaum zu beantworten. In freier Natur könnte es sie allerdings wesentlich schlimmer treffen.

Mir geht es grundsätzlich um die Haltung der Tiere zu möglichst artgerechten Bedingungen, also ohne ihnen besonderen Stress oder gar Schaden zuzumuten. Die Population wird ab einem gewissen Level wieder von mir begrenzt keine Frage. Ab einem gewissen Zeitpunkt tut das jeder Halter, oft ohne Bewusstsein. Mir geht es nur darum, ob Meranoplus und Camponotus sich im Wege stünden. Stress im Sinne von ständiger Panik wäre nicht in meiner Absicht. Um die Temnothorax mach ich mir dabei keine Sorgen.



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#7 AW: Planung Vergesellschaftung

Beitrag von Imago » 29. Dezember 2011, 15:55

Hallo Antastisch!

Also langfristig betrachtet denke ich wird das nichts. Camponotus substitutus vermehrt sich ja auch relativ zügig, wenn man sie denn lässt:)
Außerdem verstehen es Camponotus sehr gut weit vom ihrem Nest zu furagieren. Außerdem laufenden die auch alles ab.

Letztlich musst Du wirklich eine Art finden die komplett zurückgezogen lebt. Eine Vergesellschaftung zweier oder mehrer Arten soll ja nicht funktionieren, weil die Arten es schaffen sich gegenseitig zu dominieren, sondern weil sie mehr oder weniger desinteressiert aneinander sind. Sonst geht die Vergesellschaftung früher oder später schief. Die Becken sind ja jetzt auch nicht die Größten. Ich habe mir gestern ein B/H/T 120x50x40cm Becken gekauft. Wenn ich da dann mal 40cm. in der Länge abziehe, sehe ich schon wie schnell Camponotus substitutus diesen Platz beansprucht.

Eine Vergesellschaftung mit Camponotus funktioniert besser in höheren Becken. So kannst Du wirklich zwei etwas dominantere Arten vergesellschaften. Eine Art die z.B. eher auf Bäumen lebt und eine die den Boden abläuft. Wenn sich die Arten von ihrem Lebensraum stark unterscheiden, sollte es eigentlich weniger Berührungspunkte geben. Aus diesem Grund findet man ja auch oft in der Natur Lasius flavus Nester dicht an Lasius niger oder Myrmica Nestern.

Mir fällt jetzt leider keine Art ein die eher zurückgezogen lebt und wenig Platz verbraucht außer vielleicht einige Plagiolepis Arten. Nur ob sich das lohnt? Zumal viele wohl auch individuenreiche Strassen anlegen bei zunehmender Volkstärke.

Plagiolepis pygmaea habe ich selber mal gehalten. Eine eher unspektakuläre Art und wirklich sehr klein.

Diese Kombination könnte ich mir gut vorstellen.

LG Imago



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#8 AW: Planung Vergesellschaftung

Beitrag von Gummib4er » 29. Dezember 2011, 16:26

Was meint ihr wegen dem Waldbecken? Temnothorax+Camponotus+Meranoplus zuviel?

Sollte definitiv passen, die Temnothorax kann mannicht zählen.
Davon kannst du sogar 2 oder 3 Kolonien einsetzen.

Harpegnathos venator eignen sich auch immer sehr gut für solche Becken.
Sie sind nicht aggresiv sondern eher scheu, die Kolonien bleiben klein und mit einem schnellen Sprung fliehen sie wenn es doch mal Ärger gibt.

Ich hatte schon mehrere Gemeinschaftsbecken zum Teil mit 5-7 Arten zusammen. Man muss nur darauf achten das es gut eingerichtet ist mit vielen Pflanzen und Verstecken. Ausserdem sollte man Kolonien die zuviele Arbeiterinnen haben von Zeit zu Zeit rausnehmen.
Hilfreich ist es auch Arten zu kombinieren die verschiedene Nestbedingungen brauchen (Erde/Totholz/Pflanzen). Auf Tag und Nachtaktivität sollte auch geachtet werden.

LG
Henning



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