Ich muss mir hier einfach mal die Wut über die Naturerhaltungsmaßnahmen meiner Heimatstadt von der Seele schreiben...
Zur Situation:
Die Gegend in der ich wohne ist mit kleineren und etwas größeren Naturschutzgebieten gesegnet. Ich streife schon seid meiner Kindheit druch diese Gebiete und beobachte Flora und Fauna.
Dass diese Gebiete (Wälder, Flussufer, Gras und Mischland) "geschütz" werden ist ja zunächst einmal erstrebenswert. Viele Lebewesen hätte ich sonst vermutlich nie in natura zu Gesicht bekommen, allerdings nehmen die "Naturerhaltungsmaßnahmen" die erst vor einigen Jahren in der Form begonnen wurden einen erschreckenden Verlauf.
Es wird meines Erachtens nach mehr Natur zerstört als erhalten!
Beispiele:
Eine Feuchtwiese die zu 3/4 von Wald umgeben ist aber recht nah an einer Wohnsiedlung liegt dient seid Ewigkeiten recht selten gewordenen Tieren als Lebensraum und Brutplatz. Ich persöhnlich konnte Bilndschleichen und vor allem viele Insekten finden die mir sonst kaum bis nie unter gekommen sind. Darunter versch. Falter, über sechs verschiedene Heuschrecken (Darunter Grünes Heupferd), versch. Laufkäfer, Ameisen etc.
Besonders habe ich mich vor Jahren über die Orchiedeen gefreut die ja nun auch recht selten in NRW geworden sind. Aber auch sonst gab es eine enorme Artenfielfalt was die Flora und Fauna betrifft.
Dieses Gelände ist gekennzeichnet und das verlassen bestimmter Wege nicht gestattet.
Zur "Erhaltung" dieses Lebensraums wurde vor einiger Zeit damit begonnen die Wiesenfläche im Spätsommer-Frühherbst komplett abzumähen. Es soll das austrocknen der Wiese verhindert werden verute ich.. oder die Pferde vom Reithof nebenan brauchen einfach mal wieder billiges Futter.
Ich war fast täglich dort um den Lebenszyklus des Habitats zu beobachten und die Orchideen standen gerade voll in der Blüte ALS MIT DEM ABMÄHEN BEGONNEN WURDE!
![Andiewand :andiewand:](https://ameisenforum.de/images/smilies/andiewand.gif)
Ich maße mir hier an auch als Nichtexperte daran zu zweifeln, dass dieses Vorgehen dem Artenerhalt dienlich ist.
Es wurden nichtmal kleine Handgeräte oder Aufsitzmäher verwendet. Nein, es mussten große Maschinen wie Traktore her. Bilndscheichen die im Weg lagen hatten pech. Auch dürfte dies dem Schreckennachwuchs im Boden nicht besonders gut getan haben.
Wirklich traurig ist, dass dieses Habitat weit und breit in der Form und Biodiversität nicht wieder vorzufinden ist. Überall werden neue Wohnsiedlungen gebaut und Flächen landwirtschaftlich genutzt.
Die Orchideenpopulation ist meiner Beobachtung nach seit Beginn der Maßnahmen beständig zurückgegangen. Von zirka 20 Exemplaren vor drei Jahren auf etwa 6 letztes Jahr.(Fläche etwa Fußballfeld groß) (Eigene Zählung, erhebe keinen Anspruch auf korrektheit aber sonst in der Umgebung garkein Fund). Dieses Jahr habe ich noch keine entdeckt.
Auch sonst scheint die Pflanzenvielfalt zurückzugehen.
Schmetterlinge sehe ich auch jedes Jahr weniger. Schwalbenschwänze, welche hier früher heimisch wahren habe ich seit rund fünf Jahren keine mehr gesehen. Ganz vereinzelt mal ein Pfauenauge, die Brennesselgestrüppe wahren in meiner frühen Kindheit oft voll von schwarzen Raupen.
Nächstes Beispiel:
Eine große Wiese auf der im Sommer Schafe grasen. Auf Schildern am Wegesrand wird die in der näheren Umgebung letzte Kreuzkrötenpopulation angepriesen. Auch von seltenen Schmetterlingen und Vögeln ist die Rede.
Amüsant fand ich den besonderen Hinweis auf die gelbe Wegameise. (L. flavus) Ja die sollte man wirklich schützen, weil sie fast vom Aussterben bedroht ist oder?
![Ironie :ironie:](https://ameisenforum.de/images/smilies/ironie.gif)
Nunja vor einiger Zeit bestand ein immerhin kleiner Teil dieser Wiese noch aus vielen verschiedenen Blütenplanzen und anderen Kräutern, kleinere eingezäunte Tümpel boten den Kreuzkröten Laichmöglichkeiten.
Nun wurde letzten Herbst dieses kleine Stück Wildwiese abgemäht und etwa zur Hälte mit Kies überdeckt.. Die andere Hälfte bildet nun eine Kamillenmonokultur. Die Imker die dort ihre Bienen haben freuen sich.. Jetzt können sie tollen Kamillenhonig verkaufen.. ansonsten sind dort auch keine Blütenpflanzen mehr zu finden. (Bis auf vereinzelte Disteln am Wegesrand)
Der neue Leichtümpel besteht aus Schotter und ist im Frühling gerade mal 10 -15cm mit Wasser gefüllt. Die Steine sind Dunkel und erwärmen sich leicht. Diesen Frühling konnte ich in zwei dieser Tümpel etwa 5-6 Laichschnüre finden. (Mehr waren es keinesfalls) Ich habe aufgrund des trockenen Wetters mit mir gerungen ob ich nicht etwas Laich mitnehmen sollte. (Dann hätte ich mich natürlich strafbar gemacht) Als ich ein parr Tage später wiederkam war der "Tümpel" restlos ausgetrocknet. Es waren die ersten und letzten Laichschnüre denn der Tümpel ist seither trocken.
Ich habe auch Wasserschnecken gefunden. Von diesen habe ich welche mitgenommen (Schande über mich) und nun ist dort alles voller leerer Schneckenhäuser. (Meine haben sich im AQ vermehrt) Bin mal gespand was nächstes Jahr im Tümpel zu finden ist. Es handelt sich um ein Privatgrundstück bei dessen betreten ich mich sowieso strafbar gemacht habe.. in meinem Ärger habe ich dann die Kamillenfelder geplündert um mir einen beruhigenden Tee machen zu können.
![Lächeln :)](https://ameisenforum.de/images/smilies/smile.gif)
In wieder einem anderen Naturschutzgebiet fahren regelmäßig Millitärfahrzeuge durch die Laichgewässer der dort heimischen Fadenmolche und einiger Froscharten. und auch dort wurde mit schwerem Gerät über Kreuzotter und Eidechsen Brutplätze gefahren um die Verbuschung der Landschaft zu verhindern. Jetzt gedeiht dort der Brombeerstrauch.. und das nicht zu knapp.
Die Liste ist lang und mir fielen noch dutzende mehr Beispiele ein.
Ich bin jedenfalls stark am gesunden Menschenverstand am zweifeln.
Bin mir nicht sicher ob ich mich hier grad lächerlich mache oder ein Großteil des Naturschutz in meiner Region von haarlosen Affen gestaltet wird.
Habt ihr schon ähnliches Beobachten können oder Tipps wie ich als Naturfreund handeln soll? Ich habe leider keinen Garten.. (Ich würde denke ich eine eigene "Arche" einrichten) ^^ Ich wollte letztes Jahr schon Orchideen umsiedeln kam dann aber zu spät. (alles platt) Ich habe als Kind öfters mal Amphibien im AQ aufgezogen und wieder ausgesetzt, allerdings habe ich Sorge vor rechtlicher Verfolgung sollte ich erwischt werden.
Enttäuschte Grüße
Endy